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- День 174
- воскресенье, 23 января 2022 г.
- ⛅ 21 °C
- Высота: 766 м
КолумбияMinca11°7’27” N 74°7’2” W
Mit einem Schamanen auf dem Roten Weg

I feel the Fire (Originaltitel in Quechua: Pachamama)
In the Sky and on the Earth
With the Sun and the Stars
In the Sky and on the Earth
The Moon and the Stars
I feel the fire inside inside
I feel the fire here I meet you
Pacha Mama, in this fire
Pacha Mama, here I meet you
Fly, fly Eagle
Fly, fly Condor
They fly freely for us
They watch, protect everything, everything
An jenem Tag im Januar sollte ich den „Roten Pfad“ betreten, den „Camino Rojo“, auf den so viele Zufälle mich führten, dass ich sie nicht ignorieren konnte. Carla, die Frau des Schamanen, meinte „die Medizin hätte mich gerufen“, aber so weit würde ich nun wirklich nicht gehen... Welche Zufälle? Ich war zu einem Zeitpunkt in Medellin, an dem ich diese Stadt eigentlich schon verlassen hätte, und dort befand ich mich in einem Hostel, in das mich ebenfalls weitere Verkettungen führten. In diesem Ort also treffe ich auf den Deutschen Kolja, der mir von seinen Erfahrungen mit Ayahuasca berichtet. Wir vereinbaren, uns dazu umhören und in Kontakt zu bleiben. Ich höre mich jedoch nicht um, genauso wie Kolja. Aber dann trifft er zufällig in Santa Marta auf seinen alten Schamanen aus Deutschland: Carlos, dessen kleine Finca sich in Minca befindet. Und wo bin ich zu diesem Zeitpunkt, als er mir dies berichtet? Dreimal dürft ihr raten!
Es war also quasi beschlossen – ob vom Schicksal oder mir – ich würde die nächsten Tage bei diesem Schamanen im Dschungel verbringen und den „Roten Pfad“ betreten: auf der gesegneten Erde der „Pachamama“ (Quechua oder Aymara für „Muttererde“), vor „dem Opa Feuer“, mit „der Mama Coca“, in geweihten Hütten und vom Stamm der Wiwa konstruierten Zeremonie-Orten, deren Namen mir längst wieder entfallen sind, an einem erwählten Ort bei einem „Baum, der eine Höhle im Bauch hat“. Ich denke nicht, dass ich all das, was ich hier erlebt habe, ansatzweise verstanden und darstellen kann, weder die Mambeado- noch die Ayahuasca-Zeremonie. Auch hat es mir mein kritischer Verstand verboten, in dieser Welt voll und ganz aufzugehen. Dennoch kann ich sagen, dass ich meiner immer größer werdenden Neugierde gefolgt bin und etwas Fremdes vorgefunden habe, das sich in manchen Aspekten vertraut anfühlte, und dann doch so fremd, dass ich verwundert und auch empört zurückbleibe.
Die vielen Stunden, die wir unter dem Blätterdach des Dschungels um das Feuer sitzen und Zeremonien hielten, mit Rappe, Tabak und Coca-Blättern, die meine Backe betäubten, bereiteten uns lediglich vor; auch die Ernährungs-Diät, die mir einiges abverlangte. Was dann folgte, eine ganze Nacht voller schamanischer Rituale und Musik, kann hier nicht niedergeschrieben werden. Der letzte Teil aber wird jeweils zu zweit durchgeführt und Carlos vollzieht an jedem von uns eine „Heilung“, wie er es nennt. Er singt in indigenen Rhythmen unverständliche Zauberformeln, umkreist uns mit Fächern und Rauch, tanzt um uns herum, mundharmonikaspielend, reibt uns mit einer leicht faulig-fruchtig-riechenden Flüssigkeit ein, berührt uns an Bauch, Rücken, Nacken und Kopf. Er segnet uns und betet, sein Tanz wird schneller. Wir sitzen dort regungslos, die Handflächen auf unseren Schenkeln, sie müssen nach oben gen Himmel gerichtet sein, denn wir empfangen etwas. Als Carlos Gebären noch wilder und lauter wird, sein Tanz noch ausdrucksstärker, als er mir die Hände auf Kopf und Nacken legt und mich segnet, ist es mir plötzlich, als flögen schwarze Raben aus mir heraus und ich selbst verwandle mich in einen riesigen grau-weißen Vogel, der in die Welt hinausfliegt. Dann ist meine Zeremonie zuende und ich fühle mich tatsächlich auf merkwürdige Art und Weise verändert und „erhoben“, als ich zum Morgengrauen in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.
Auf jeden Fall verlasse ich nach einigen Tagen den Dschungel mit einigen Mückenstichen mehr, hungrig, aber auch mit einer neugewonnenen, profunden Stärke, die sich in mir ausgebreitet hat, aber auch mit hunderten Frage- und Ausrufezeichen, die Kolja und ich noch lange bei einem riesigen, fleischhaltigem Essen diskutieren werden. Und wir verlassen den Camino Rojo mit sehr ambivalenten Gedanken und viel Kritik, jedoch auch starken Gefühlen für uns und unser ganz und gar einzigartiges Leben. Ob ich es wieder machen würde: Nein, ich denke nicht, aber ich bereue es überhaupt nicht, freue mich über diese neugewonnene Erfahrung und fühle immer noch in einen großen, kraftvollen Vogel verwandelt, der um die Erde fliegt.
Eine Wortkaskade aus dem Dschungel: die mich rufende Medizin – Gemüsesuppendiät - Opa Feuer – Wortschwerter – Seestern und Tod – Rappé, Coca und Tabak – Wiwa – Amazonas Wälder – die Höhle des Baumes – die Federn des Papageien – Pachamamas Erde – die Geister des Dschungels – die Tarotkarten - Aho – der Biss eines Tieres im Bauch der Schlange – Entwaffnung - die Windstimmen der Brüllaffen – anstehen, trinken und sich übergeben - bunte Muster, Farben und Tiere - der Gesang der Schamanenfrau – der verschwindende Körper - die innere Freiheit – der Tanz des Schamanen - die Transformation der schwarzen Vögel - mein Krafttier - die Stärke und das Leben einer KöniginЧитать далее