• Im Land der Wiwa

    January 30, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 31 °C

    Tag 2: Camp 1 – Camp 3 – ca. 5,5 Stunden Wanderung
    Als ich um 5 Uhr aufstehe, ist der Himmel noch violett-rosafarben. Aber die Sonne schiebt sich schnell über den Horizont und als es nach einem zügigen Frühstück um 6 Uhr losgeht, entledigen wir uns schnell unserer Jacken und Pullis. Die Morgenstunden zeigen die Sierra Nevada von ihrer schönsten Seite und die einzelnen Hügelketten sehen aus, als wären blaue Seidenpapierschablonen hintereinander aufgereiht und würden von dem satten Grün des Dschungels perfektioniert. Gegen halb 8 erreichen wir die indigene Wiwa-Siedlung Mutanshi, treffen den Stammesführer jedoch nicht an und begeben uns daher direkt zum dortigen Wasserfall, vorbei an hochgewachsenen Kakaobäumen. Wir wünschten alle, dass wir langsamer gewesen wären, denn es war noch schattig und nicht besonders heiß. Ahhhhhh, das Wasser ist so kalt, dass ich mich an unsere Ausflüge in die Schweizer Alpen erinnert fühle (Funfakt: Hier wurde unser Dackel Daisy einmal von einem eisigen, reißenden Gebrigsbach mitgerissen – aber unser Hund hatte 7 Leben!). Während die anderen Damen der Patacones nur mit den Füßen in den Pool steigen, habe ich mich mit Oli und Oli, Tanner und Sebastien ins kühle Nass getraut. Das Motto des Jahres ist schließlich: Just do it!

    Danach geht es vorbei an einer weiteren indigenen Siedlung, deren Palmdächer mit ihren Spitzen die zwei höchsten Gipfel der Sierra Nevada symbolisieren – heilige und daher „verbotene“ Berge für die Wiwa und Touristen. Weiter führt uns der Weg durch das Tal des Buritaca-Flusses, dessen Flusslauf wir lange folgen. Wir erreichen das Camp 2 schon gegen 9 und nehmen das früheste Mittagessen meines Lebens (9:52 Uhr!) ein, bevor wir uns auch hier in den eiskalten Fluss erfrischen. Und hier endlich suche ich eine Schlange! Abgesehen von den domestizierten Papageien, den Schweinen und Hühnern das erste wilde Tier, das ich entdecke!

    Dann folgen weitere gute 4 Stunden durch den Dschungel, wieder mit herrlichen Früchten bei den Zwischenstationen, bis wir (bzw. die meisten von uns) um viertel vor 3 schließlich im Camp Paraiso ankommen – bereit für ein weiteres kühles Bad im klaren Wasser des Buritacas und diesmal wirklich erschöpft von der Wanderung. Durch die entspannende Pause haben wir abends noch ein wenig Energie, gönnen uns noch Rum und Bier, spielen ein paar Würfelspiele und verbringen ein paar ausgelassene Stunden, bis wir erneut in unsere Betten verschwinden, von denen aus wir noch das entfernte Brüllen der Affen vernehmen. Hier herrscht zudem stricktes Ausgehverbot, denn so harmlos unser Dschungelcamp auch wirkt, nachts sind wir von Jaguaren umgeben!

    Wir schlafen voller Vorfreude ein, denn am darauffolgenden Tag sollte DER Tag sein: Wir würden finden, was niemals verloren, wir würden sehen, was lange durch den Dschungel verborgen und behütet wurde: Tayuna, die heilige Stadt, die auf bis zu 1200 MM über dem Blätterdach der Sierra thront.
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