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  • Day 60

    #20 Amazonas

    June 29, 2022 in Peru ⋅ ☀️ 30 °C

    Nach Bergen, Wüste und Küste fehlte noch: Regenwald. Peru hat auch das zu bieten - nur eine weitere Nachtfahrt von Cusco entfernt.

    Aber Ist das wirklich noch das gleiche Land? Die schwüle Hitze Puerto Maldonados sowie die nun flache und tiefgrüne Landschaft ließen uns erstmal daran zweifeln. Der Gegensatz zu den Anden war einfach zu groß. Zumindest am ersten Tag genossen wir die fast vergessene Wärme sehr.

    An diesem ging es auch direkt zu unserem Quartier. Dafür fuhren wir rund zwei Stunden flussabwärts den Madre de Dios - einen Zufluss des Amazonas - entlang. Dann erreichten wir unsere Lodge, die für die nächsten vier Tage unser Zuhause war - fernab jeglicher Zivilisation. Freiwillige Quarantäne im Dschungel quasi.

    Mit unserem Guide Ivan erkundeten wir die folgenden Tage Flora und Fauna des angrenzenden Naturreservats. Bevor er uns aber ins Tier- und Pflanzenreich einführte, erzählte er uns von seiner eigenen Lebenswirklichkeit der vergangenen zwei Jahre. Denn die ausbleibenden Tourist:innen machten ihn vom einen auf den anderen Tag arbeitslos. Und so begann er zwangsläufig - wie so viele - in einer offiziellen Goldmine zu arbeiten. Er erzählte uns von Unfällen, von den Umweltauswirkungen, vom weiterhin grassierenden illegalen Goldabbau in der Region - und von seinem Glück, nun wieder als Guide tätig sein zu können. Puerto Maldonado gilt seit langem als Hotspot des illegalen Goldabbaus und -handels. Auch wir sahen an den Ufern des Madre de Dios Menschen, die im trüben Wasser nach Gold suchten. Wen es näher interessiert: in einer Folge der Netflix-Dokureihe „Dirty Money“ geht es um Ursachen und Wirkungen der illegalen Goldsuche in Peru.

    Aber zurück zu schönerem - und dem puren Leben im Regenwald. Tiere und Pflanzen überall, mal versteckt in Löchern wie die Tarantula, mal weit oben in den riesigen Baumkronen wie die Tucane. Auf zahlreichen Aktivitäten zeigte uns Ivan diese Welt von ganz nah. Ob mit dem Boot auf dem See Sandoval, in einem Baumhaus in luftiger Höhe oder auf etlichen Wanderungen nachts und tagsüber durch den Wald. Dabei forderte die Natur stets alle unsere Sinne. Etwa bei dem Versuch, die zahlreichen Vögel durch die dichten Zweige zu entdecken, den Duft von Schlangen zu verfolgen - oder für fünf Minuten inmitten der Nacht und ohne Licht den Geräuschen des Waldes zu lauschen. Wahrscheinlich der magischste, wenngleich auch gruseligste Moment.

    Was ein Naturerlebnis. Und was für eine Katastrophe, dass dieser Lebensraum so gefährdet ist. Mit diesem Gefühl aus Bewunderung und Besorgnis ging es ein letztes Mal zurück nach Cusco.
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