• Schlafen wie ein Prinz

    2024年11月9日, タンザニア ⋅ 🌙 19 °C

    Um 5:15 klingelt der Wecker. Meine Abreise steht an. Ich habe am Abend alles so weit gepackt und vorbereitet, dass ich morgens nur noch die Zähne putzen muss und los kann. Es fällt mir richtig schwer, die Tür des Doctors’ House hinter mir zu schließen. Zumindest fürs Erste werde ich Litembo verlassen und meine Reise durch ein wundervolles Land beginnen.
    Meine Fahrt startet vor dem Gelände des Hospitals. Um 6:00 Uhr fährt der erste Kleinbus nach Mbinga. Den muss ich erwischen, damit ich dort den Reisebus nach Iringa bekomme. An diesem Morgen stellen wir einen neuen Rekord auf. Der Kleinbus, dessen beste Jahre längst vorbei sind, hat heute Platz für 14 Menschen. Wir sitzen wie die Hühner auf der Stange. Umfallen kann hier keiner – es gibt schlicht keinen Platz. Die Mittelkonsole vorne ist mit einem einfachen Kissen zu einem Sitzplatz umfunktioniert. Mit dem Fahrer sitzen vier Menschen gequetscht auf der schmalen Bank. Ich hoffe, dass der Fahrer noch gut an die Pedale kommt – auf den ersten Blick sieht es nicht so aus.
    Die einstündige Fahrt ist wie immer ein Erlebnis. Ich glaube, ich habe noch nie in einem Auto gesessen, das sich so sehr zur Seite neigte wie dieses in den vielen Kurven des Hinterlands. Über die Schlaglöcher müssen wir gar nicht reden. Was hier als Straße bezeichnet wird, wäre in Europa die perfekte Strecke für ein Mountainbike-Rennen. Doch im Bus herrscht eine familiäre Stimmung. Die Menschen sprechen miteinander, lachen und haben eine gute Zeit – bis am Busbahnhof in Mbinga die Türen aufgehen und alle ihrer Wege gehen.
    Für mich besteht die Herausforderung nun darin, den richtigen Reisebus unter den vielen Bussen zu finden. Erstaunlich gut meistere ich das jedes Mal. Ich nutze die Aufmerksamkeit, die ich als Weiße automatisch auf mich ziehe, und rufe mehrmals den Namen der Stadt, in die ich will: „Iringa! Iringa!“ Sofort kommen hilfsbereite junge Männer, schnappen sich mein Gepäck und bringen mich zum richtigen Bus. Sie wünschen mir eine gute Reise, berühren meine Arme oder Hände und verabschieden sich freundlich. Diese Situationen sind mir immer etwas unangenehm, doch da ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist, lächle ich und bedanke mich: „Asante sana! Kwaheri!“
    Die Busfahrt von Mbinga nach Iringa reiht sich nahtlos in die besonderen Momente der letzten Wochen ein. Sobald wir Mbinga hinter uns lassen, durchqueren wir eine Landschaft, die sich ständig wandelt. Üppige, grüne Hänge und dichte, mystisch wirkende Wälder säumen die Strecke, bevor die Weiten der tansanischen Hochländer auftauchen. Immer wieder passieren wir kleine Dörfer mit Lehm- und Holzhäusern, in denen Kinder, Ziegen und Hunde umherstreifen. Die Menschen am Straßenrand winken freundlich, ihre Gesichter scheinen Geschichten vom Leben, von der Natur und von der Gemeinschaft zu erzählen.
    Im Bus ist die Stimmung heiter und lebendig. Die Menschen, dicht an dicht gedrängt, reden lautstark miteinander, lachen und teilen Snacks, die sie bei Zwischenstopps gekauft haben. Händler mit Körben voller gegrillter Maiskolben oder Mangospieße steigen gelegentlich ein, um ihre Waren anzubieten. Trotz der Enge und der langen Fahrt herrscht eine entspannte Atmosphäre – ein Spiegel der tansanischen Lebensfreude, die mich immer wieder beeindruckt.
    In einem kleinen Städtchen legen wir eine kurze Pause ein. Ich nutze die Gelegenheit, mir die Beine zu vertreten und die Atmosphäre des Marktes zu genießen. Doch ich verliere die Zeit aus den Augen, bis ich plötzlich das laute Hupen unseres Busses höre. Zu meinem Schrecken sehe ich, wie er langsam anfährt! Mein Gepäck ist noch im Bus (zum Glück trage ich Reisepass und Kreditkarte immer bei mir). Ich renne dem Bus hinterher, klopfe wild winkend gegen die Seitenwand – und tatsächlich hält der Fahrer lachend an. „Pole sana“ („Entschuldigung“), sagt er grinsend, während die anderen Passagiere schmunzeln. Ich bin mir sicher, dass er das nur als Scherz gemacht hat, um die Mitreisenden zu amüsieren.
    Die Landschaft, die sich vor uns ausbreitet, ist atemberaubend. Wir fahren an kilometerlangen Teeplantagen bei Njombe vorbei. Die saftigen, grünen Büsche erstrecken sich wie ein flauschiger Teppich bis zum Horizont. Zu gerne würde ich hier anhalten und eine Plantage besuchen, doch leider fehlt mir die Zeit. Vielleicht klappt es an einem anderen Ort auf meiner Reise.
    Die letzte Etappe der zehnstündigen Fahrt führt uns durch das Ngwasi Forest Reserve. Zwischen den dichten Nadelbäumen entdecke ich kleine Affen, die neugierig dem Treiben auf der Straße zusehen. Als der Bus hinter einem LKW langsamer wird, habe ich Zeit, die Tiere genauer zu beobachten. Ich lehne mich zurück und realisiere, wie sehr mich dieses Land fasziniert: die Herzlichkeit der Menschen, die Vielfalt der Landschaft und die kleinen, unerwarteten Abenteuer – all das macht Tansania zu einem Ort, der mich tief beeindruckt.
    Gegen 20 Uhr, längst im Dunkeln, erreichen wir Iringa. Die Straßen sind belebt, und ein Bajaji (motorisierte Rikscha) reiht sich an das nächste. Ich steige in eines der Bajajis, das mich zu meinem Hotel bringt.
    Im „Neema Crafts“ werde ich herzlich empfangen. Alles ist vorbereitet. Erschöpft von der langen Fahrt betrete ich mein Zimmer – und stelle überrascht fest, dass hier wohl das britische Königshaus Geld investiert hat. Wahrscheinlich, um historische Schuldgefühle zu kompensieren, denke ich schmunzelnd. Iringa gehörte einst zum britischen Kolonialgebiet.

    Über „Neema Crafts“ und warum ich hier bin, erzähle ich morgen mehr. Jetzt falle ich wie ein Prinz in das King-Size-Bett und freue mich auf den neuen Tag.
    もっと詳しく