• Abschied aus Litembo

    2024年11月8日, タンザニア ⋅ ⛅ 20 °C

    Mein letzter Tag im Litembo Diocesan Hospital

    Am Morgen klingelt der Wecker um 0:30. Da wir eine andere Zeitrechnung haben, beginnt der Tag mit der Stunde 0 (also 6 Uhr morgens). Es ist mein letzter Tag der Famulatur im Litembo Hospital. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit meinen Mädels, die noch 10 Monate bleiben werden, und dem Team von Interplast Germany, das Tag für Tag Kinder und Erwachsene mit Fehlbildungen und Verletzungswunden operiert, schlüpfe ich ein letztes Mal in meinen hellblauen Kasack. Mit dem Stethoskop um den Hals – so wie ich es aus den besten amerikanischen Serien gelernt habe – und der Pupillenleuchte in der Kasacktasche schlendere ich in Richtung Innere Station.

    Die Luft ist über Nacht abgekühlt, sodass es ein herrlicher Morgen ist. Nicht zu warm, aber auch nicht kalt – angenehm. Der Blick in den Himmel ist von dicken Wolken versperrt. Es sieht nach Regen aus, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich ist. Ende November bis Ende Dezember fällt hier viel Regen, aber zu dieser Zeit ist es untypisch. Meiner Erfahrung nach klart es mittags oft auf. Wenn der Wind am Vormittag zunimmt und bis zum Abend nachlässt, verschwinden die Wolken häufig.

    Schon beim Betreten der Klinik beginne ich, mich beim Personal zu verabschieden. Ich kenne nicht alle Namen, aber mittlerweile kennen mich alle. Das liegt auch daran, dass ich in der Semesterzeit hier bin. Meine Kommilitonen drücken die Unibank, und Erik schreibt sogar Klausur. Ich aber habe das Gefühl, als wäre ich im Urlaub. Obwohl die Erlebnisse und Erfahrungen nicht immer einfach sind, bleibt am Ende des Tages – mit wenigen Ausnahmen – ein sehr positives Gefühl zurück.

    Wie immer sind Dr. Riziki und Dr. Elaine früh auf der Station. Als ich pünktlich um 2 Uhr (8 Uhr morgens) auftauche, starten wir mit der Visite. Das übliche Klientel: Gastritis, Enteritis, Malaria, Schlaganfall. Alles, was nicht zu den Chirurgen oder Kinderärzten geht, landet hier. Wir sind schnell fertig, da es nur wenige Neuaufnahmen gibt. Anschließend beginnen wir, die Medikamente zu verteilen. Die meisten werden intravenös verabreicht. Zugänge, die älter als drei Tage sind, werden gezogen und von mir erneuert. Dr. Riziki hängt die Infusionen an.

    Alle Zeichen stehen auf Abschied, und so kommen viele Kolleginnen und Kollegen aus der Chirurgie und der Geburtshilfe vorbei, um mir eine gute Reise zu wünschen. Der Zusammenhalt ist wirklich großartig. Den Menschen ist es ein wichtiges Anliegen, mir gute Wünsche mitzugeben – das ist Teil ihrer Kultur. „Karibu za Tanzania“, Willkommen in Tansania. Viele Nummern werden ausgetauscht, und ich verspreche, mich ab und zu zu melden. Es ist richtig schön, so verabschiedet zu werden. Ich verschenke bei jeder Gelegenheit auch meine deutsche Schokolade, Haribo und alles, was ich noch übrig habe. Auch Timothy kommt vorbei und bedankt sich für meine Zeit als Famulantin hier.

    Mit den Mädels mache ich noch ein Foto vor der Klinik – wenigstens als Erinnerung. Spätestens im Februar werden neue Famulanten aus Stadtlohn eintreffen und meinen Posten hier übernehmen.

    Am letzten Tag liegt im Doctors’ House ein Brief auf dem Tisch. Ein Patient, den wir behandelt haben, hat sich besonders viel Mühe gemacht, um sich zu bedanken. Er hat einen Brief an Dr. Thomas geschrieben. Damit dankt er dem gesamten Team aus Deutschland. Am Abend lesen wir gemeinsam den Brief, der uns allen im Doctors’ House gewidmet ist.

    Die Sonne geht hinter dem großen Felsen unter, und der Himmel färbt sich in ein tiefes Orange. Während Dr. Thomas die Zeilen vorliest, erinnere ich mich an die vielen Tage im Hospital. Die vielen Knochenbrüche, das rostige OP-Besteck. Die Prostataoperation, die sehr brutal war. Der Kaiserschnitt in der ersten Woche. Die Säuglingsreanimation, die mich an die Grenze meiner emotionalen Kräfte brachte. Die natürliche Geburt, die ich unter Anleitung von Dr. Aikidu durchführen durfte. Die schwierigen Fälle der letzten Woche – allen voran der junge Mann, der an Meningitis verstarb, weil die Medikamente zu teuer waren. Erinnerungen, die sicherlich für immer bleiben. Mit der Zeit werden sie ein wenig verblassen und im Alltag weniger präsent sein. Aber wenn ich mich erinnern möchte, dann schaue ich hier hinein.

    Um 0 Uhr morgen früh geht mein Bus nach Mbinga. Von dort aus starte ich meine Rundreise durch Tansania. Mein erster Stopp wird Iringa sein – eine vielversprechende Stadt, die stetig wächst. Die Fahrt wird mich zehn Stunden mit dem Bus kosten. Aber so, wie ich die Menschen hier kenne, erwarten mich tolle Begegnungen und viele unvorhergesehene Erlebnisse. Ich freue mich riesig, in das nächste Abenteuer zu starten. Ganz alleine, ohne wirkliche Sprachkenntnisse, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Es wird schon funktionieren. Pole Pole!
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