Gestrandet in Mbeya
13 November 2024, Tanzania ⋅ 🌩️ 31 °C
Ich hatte mir vorgenommen, in der Hilltop Lodge auszuschlafen, den Tag mit einem herrlichen Frühstück mit Blick in den Ruaha-Nationalpark zu beginnen und dann langsam den Tag zu planen. Gegen 5:30 Uhr allerdings höre ich lauten Tumult vor oder neben meiner Banda. Ich habe diese Nacht alle Schiebefenster geöffnet, weil es gestern sehr heiß war. Die Netze in den Fenstern halten Mücken und andere Insekten draußen. Schafft es doch mal eine hinein, liege ich unterm Moskitonetz und hoffe, dass die kleinen Geckos, die an den Wänden umherlaufen, die Mücken mit ihren langen, klebrigen Zungen verspeisen. Ich höre also immer wieder ein Aufschreien. Ich brauche nicht lange, um zu verstehen, dass es Affen sein müssen. Ich kämpfe mich unter dem Netz hervor und gehe zum Fenster. Tatsächlich ist ein ganzes Affenrudel zwischen den Bandas unterwegs. Sie suchen alles Mögliche Essbare. Es scheint, als würde der Anführer einen Streit mit einem der anderen Affen austragen. Sie rennen umher und schreien wie wild. Ich hole die Kamera, aber die Affen sehen die Bewegungen in meiner Banda und suchen das Weite. Jetzt, wo ich sowieso wach bin, nutze ich die Gelegenheit. Schnell in meine Klamotten und raus zur Frühstücksterrasse. Die Sonne geht auf und ich will mir diesen magischen Moment ganz in Ruhe anschauen.
Als ich auf der Terrasse ankomme, ist Donald bereits fleißig und bereitet das Frühstück vor. Er ist wie immer überfreundlich, fragt, ob alles in Ordnung sei und ob er mir eine Freude bereiten kann. Ich bitte ihn um eine Tasse Kaffee. Ich setze mich auf einen der Stühle und genieße die Aussicht.
Der Himmel färbt sich feuerrot und sorgt für eine unglaubliche Atmosphäre. Hinter dem Berg, wo die Sonne sich am Horizont hinaufzieht, sieht es aus, als brenne das Land. Nach und nach wird aus dem tiefen Rot ein angenehm warmes Orange. Die Farben verlaufen ineinander. Der Nationalpark erwacht langsam zum Leben. Mehr und mehr Geräusche sind hörbar. Die dazugehörigen Tiere im Gehölz auszumachen, ist gar nicht einfach. Unterhalb der Terrasse säubert Askari Maasai ein Wasserbecken. Donald sagt, dass sie es gleich mit frischem Wasser füllen werden, damit die Affen hier trinken können. Heute frühstücke ich also mit einem Rudel Affen. Eine willkommene Abwechslung. Als die Sonne es über den Berg geschafft hat, kommt Donald auf mich zu. Er macht noch einige Fotos für mich als Erinnerung. Anschließend schlendere ich noch einmal zu meiner Banda.
Gegen 8 Uhr, nachdem ich meine Taschen fertig gepackt habe, gehe ich wieder zurück, um zu frühstücken. Ich staune nicht schlecht, als ich ankomme. Unterhalb der Terrasse sitzen dutzende Affen. Ganz kleine Affenbabys hängen am Fell der Mütter und lassen sich zur Wasserstelle tragen. Hier und da jagen sich die Affen und spielen. Abwechselnd und ich vermute nach Rangordnung, trinken sie am Wasserbecken. Donald lacht und sagt, ich solle ab und zu etwas essen. Das Buffet sei nämlich für mich und nicht für die Affen. Ich muss sagen, das Fotografieren macht echt Spaß. Ich erwische mich immer wieder mit der Kamera in der Hand. Das Frühstück allerdings ist hervorragend. Es gibt alles, was man braucht. Frisches Obst am Morgen tut richtig gut. Ich hatte rundum eine fantastische Zeit hier. Bosco, mein Fahrer, steht schon bereit. Er wird mich zurück nach Iringa bringen. Nachdem ich die finanziellen Angelegenheiten mit Donald geklärt habe, bringen mir zwei Mitarbeiterinnen aus der Küche großzügige Lunchpakete. Ich hatte gestern erzählt, dass ich bis nach Matema weiterfahren möchte. Daraufhin hat Donald ein Mittagessen und ein Abendessen für mich fertig machen lassen. Einfach klasse.
Die Fahrt mit Bosco ist wie ein kleines Rennen. Er kennt diesen Weg wahrscheinlich blind. Immer wieder bremst er an den bekannten schwierigen und unwegsamen Stellen. Dann gibt er Gas und holt alles aus dem Jeep heraus. Im Spiegel sehe ich schwarzen Staub aufsteigen. Für diese Geschwindigkeiten ist ein Jeep sicher nicht unbedingt ausgelegt. Nicht dieses Modell.
Wir kommen zügig, aber sicher in Iringa an. Bosco setzt mich am Neema Crafts ab. Hier plane ich die weitere Strecke, die vor mir liegt. Es ist gerade erst 10:30 Uhr. Noch 6,5 Stunden Fahrt bis Mbeya. Von da könnte ich ein Fahrzeug bis Matema bekommen, welches weitere 3 Stunden unterwegs ist. Da ich ungern im Dunkeln unterwegs sein möchte, schaue ich erst einmal, wie ich nach Mbeya komme. Vorher jedoch gehe ich wieder in den Shop von Neema Crafts. Die Kinder meiner Cousine waren so sehr von den Bildern aus dem Ruaha begeistert, dass ich mich entschließe, ganz besondere Mitbringsel zu holen. Mit Lia, der Tochter meiner anderen Cousine, habe ich sogar schon zweimal videofoniert. Ihr Lächeln ist einfach Zucker. Da zwei von den insgesamt vier Kindern auch meine Patenkinder sind, Maxim und Levi, ist es sowieso eine gute Idee. Ruckzuck habe ich 4 Mitbringsel eingekauft. Gabriel, Maxim, Lia und Levi werden sich hoffentlich riesig freuen. Dann muss ich aber langsam wirklich los. Ich nehme ein Bajaji und fahre zum Busbahnhof. Wieder tummeln sich die vielen jungen Männer um mich, die Tickets der Busgesellschaften verkaufen. In diesen Momenten ist es wichtig, selbstbewusst zu wirken. Mit einem „Thank you“ abzuwinken, falls der Name einer anderen Stadt fällt. Ich frage auf Englisch, ob ein Bus nach Mbeya fährt. Keine 2 Minuten später sitze ich in einem Kleinbus. Der ist natürlich so überladen, dass die vielen Menschen stehen und sogar aus den Fenstern hängen. Wir fahren rund 15 Minuten aus Iringa raus, zum Fernbusbahnhof. Dort muss ich ein wenig warten. Es dauert nicht lange, bis mich wieder ein junger Mann anspricht. Er heißt Emmanuel und muss nach Dar es Salaam. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, dass er ein Lehramtsstudium macht, viel lieber würde er aber Medizin studieren. Ich muss lächeln. Es scheint überall auf der Welt schwierig zu sein, in dieses Studium zu kommen. Entweder ist man der Schulbeste, oder man hat reiche Eltern, um im Ausland zu studieren. Ich ermutige ihn, an seinem Traum festzuhalten. Wir tauschen Nummern aus und dann kommt mein Bus. Ich muss meinen großen Backpack mit nach oben nehmen. Alle Plätze sind belegt. Der Backpack wird die Fahrt über im Gang liegen, ich sitze auf der kleinen Stufe vor der letzten Reihe. Bei jedem Drempel und davon gibt es unfassbar viele, weil es sonst keine Verkehrsregeln gibt, fliege ich in die Luft. Nach einigen unsanften Landungen auf meinem Steißbein, entscheide ich mich, auf meinem Backpack zu sitzen. Besser als 6 Stunden stehen, wobei ich immer wieder aufstehe, damit die Durchblutung meiner Zehen nicht so leidet. Ein Kribbeln in diesen verrät immer wieder, dass die Sitzposition nicht gerade optimal ist.
Die Straße Richtung Mbeya ist unfassbar voll. Unser Busfahrer will aber zeitig ankommen. Die Verspätung, die wir mittlerweile nach einigen Stunden haben, ist beachtlich. Rund 1,5 Stunden Verspätung. Der Busfahrer aber gibt alles. Hupt und macht aus einer einspurigen Straße gern mal zwei. Ich glaube, so viele Beinahe-Unfälle habe ich noch nicht erlebt. Aber der Thrill macht auch irgendwie Spaß. Wenn ich schon PikiPiki ohne Helm fahre, dann brauche ich auch keinen Sitzplatz mit Gurt, denke ich.
Als es zu dämmern beginnt und ich bei Google Maps die Strecke checke, wird mir klar, dass Mbeya für heute mein Etappenziel wird. Ich buche über Booking.com ein Hotel in der Nähe des Fernbahnhofs. 30$ wird mich die Nacht kosten, Bezahlung direkt im Hotel. Als ich im Hotel ankomme, werde ich begrüßt und ein Page bringt mein Gepäck auf das Zimmer. Zu meiner Überraschung berechnet die Dame an der Rezeption nur 10.000 Schilling (4,50€). Ich frage nach und zeige ihr meine Buchung. Dort stehen 30$. Sie lächelt und sagt „Karibu“. Na gut, man muss auch mal etwas annehmen und nicht immer nur geben.
Ich lade wie üblich alle meine elektronischen Geräte und die Powerbank, um früh am nächsten Morgen aufzubrechen. Matema Beach wird mein Ziel. Am Lake Nyassa möchte ich neue Energie tanken, um Anfang der nächsten Woche das große Ziel Zanzibar zu erreichen.Baca lagi
















