• Löwin, bereit zur JagdMein Lieblingsbaum. AkazieEin Impala zieht ihren Kopf ein 😂Seltenes Bild. Hippos tagsüber an LandMännlicher KuduDik Dik - kleinste Antilope der WeltBusch ChickenGut versteckt. Eine Löwin auf der Suche nach fressen

    Wunderschönes Ruaha

    12 listopada 2024, Tanzania ⋅ ☀️ 34 °C

    Nachdem wir das Gate zum eigentlichen Nationalpark und der Schutzzone für die Wildtiere passiert haben, beginnt Leonard, mir zu erzählen, warum es den Ruaha gibt. Mit über 20.000 Quadratkilometern ist dieser Park seit 2008 größer als die Serengeti. „Wir werden einige der kleinsten und größten Tiere sehen, die auf unserem Planeten leben“, erklärt Leonard. „Natürlich ausgenommen von Fischen oder Walen“, fügt er lachend hinzu. Seit zehn Jahren begleitet er Touristen durch die unendlichen Weiten des Ruaha und kennt sich hier aus wie in seiner linken Westentasche. „Welche Tiere möchtest du heute unbedingt sehen?“, fragt er erwartungsvoll.

    Ich habe keine Ahnung, was ich antworten soll. Aus dem Bauch heraus sage ich, dass ich einfach das sehen will, was die Wildnis zu bieten hat. Jedes Tier, egal wie klein oder groß, interessiert mich. Leonard schaut mich an, eine kleine Falte über seinem linken Mundwinkel verrät, dass er innerlich schmunzelt. „Perfekte Antwort! Wir werden sehen, was die Natur uns hier draußen heute zeigt – was der Busch uns bringt.“ Leonard erklärt, dass er zwar jeden Tag hier unterwegs ist, aber jeder Tag einzigartig und anders ist. Mal sind Hunderte von Tieren zu sehen, mal nur einige wenige. Manchmal sieht er tagelang keine Löwen oder Büffel. Wir werden also mit dem arbeiten müssen, was uns begegnet.

    Unser erstes Ziel ist ein Wasserbecken im trockenen Flusslauf des Great Ruaha River. Bosco, unser Fahrer, fährt auf direktem Wege dorthin. Noch ist die Straße recht befestigt und an manchen Tagen viel befahren. Heute sind wir die Einzigen am Wasserbecken, zumindest zu dieser frühen Zeit. Nilpferde verstecken sich im kühlen Wasser. Ich sehe ihre Augen und Nasen. Daneben liegen Krokodile, die sich sonnen und auf kleinere Beute lauern. Ein Hippo tagsüber außerhalb des Wassers zu sehen, ist unüblich, sagt Leonard. Er erzählt ausführlich von den Gewohnheiten und Eigenschaften dieser Tiere. Im Wasser schützen sich die Hippos vor der grellen Sonne, da ihre Haut nicht für starke Sonneneinstrahlung gemacht ist. Die großen, erfahrenen Kälber kreisen die kleinen, unerfahrenen ein, um sie so vor den Krokodilen zu schützen. Große Hippos stehen zwar nicht auf deren Speiseplan, aber ein kleines Kälbchen ist ein gern gesehenes Fressen für die Reptilien.

    An anderen Teilen des Beckens stehen überall Vögel, Reiher und verschiedene Storchenarten. In der Trockenzeit, die sich gerade dem Ende zuneigt, versammeln sich alle möglichen Tiere an solchen Wasserstellen. Nicht alle gleichzeitig, aber über den Tag verteilt kommen hier verschiedenste Arten vorbei, um genug Wasser für den Tag aufzunehmen.

    Unsere Fahrt geht weiter, und wir halten Ausschau. Tatsächlich entdecke ich ein ganz kleines Wesen im Gestrüpp. Leonard lobt mich für meine guten Augen: ein Dik-Dik, die kleinste Antilopenart der Welt. Gerade mal bis zu meinem Knie reicht die Spitze der Hörner. Es sieht wirklich wie eine zu kleine Antilope aus, und das Witzigste daran: Sie hüpfen auch genau so durch die Gegend. Leonard und ich müssen lachen – er, weil ich völlig begeistert bin, ich, weil ich es unfassbar süß finde, wie das Dik-Dik wegspringt. Dik-Diks leben immer zu zweit in ihrem eigenen Revier. Sie urinieren in ihrem Gebiet, das ungefähr der Hälfte eines Fußballfeldes entsprechen kann, und signalisieren anderen Dik-Diks damit, dass sie dort nichts zu suchen haben.

    Nachdem Leonard das Signal „Transit“ an Bosco weitergegeben hat, setzt dieser die Fahrt fort. Leonard und ich stehen im Jeep und schauen aus dem geöffneten Dach. Am Ende des Tages werde ich merken: Es ist ziemlich anstrengend, den ganzen Tag in einem fahrenden Jeep zu stehen und dabei zu versuchen, Bilder zu schießen. Während unseres Game Drives kommen uns immer wieder Elefanten entgegen – mächtige Tiere, die ausgewachsen nur einen einzigen Feind haben: den Menschen. Ihre Bewegungen sehen so leicht und gleichzeitig bedrohlich aus. Die stämmigen Füße mit den Fettpolstern machen bei jedem Schritt weiche, stempelartige Abdrücke im Sand. Auch kleine Elefantenkälber sehen wir. Leonard teilt sein Wissen mit uns: Die Elefantenkälber lernen von den Muttertieren alles, was sie zum Überleben brauchen. Dabei sind sie in kleinen „Elefantenschulen“ unterwegs, meist begleitet von zwei bis drei ausgewachsenen Elefanten. Es braucht rund acht Jahre, bis die kleinen Schwergewichte ihren Rüssel koordinieren können. Dieser ist ihre Allzweckwaffe. Sie trinken damit, atmen hindurch und greifen und reißen die saftigen Zweige von den Bäumen oder Büschen. Wenn die Sonne hoch am Himmel steht und auf die dicke Haut brennt, besudeln sie sich mit Schlamm, der im Nu trocknet. Leonard scherzt: „Das ist das Geheimnis der schönen Haut der Elefanten – jeden Tag eine wohltuende Schlammmaske.“

    Im Dickicht der Zweige sehen wir immer wieder einige Gazellen und Antilopen. Sie sind in kleineren Gruppen unterwegs, in denen es nur ein Männchen gibt. Es führt die Gruppe an. Trifft es auf ein anderes Männchen, kommt es meist zu Revierkämpfen. „The winner takes it all!“ Alle Weibchen wechseln dann zum Sieger, erklärt Leonard. Sie folgen dem Stärkeren, damit ihr Nachwuchs ebenfalls stark wird.

    Schwieriger zu entdecken ist das Kudu. Mit seinen riesigen Ohren hört es jedes Geräusch schon Kilometer im Voraus. Wir bleiben stehen, und Bosco schaltet den Motor aus. Es dauert rund 25 Minuten, bis ein Kudu so nah kommt, dass ich es vor die Linse bekomme. Das Klicken der Kamera irritiert das Kudu. Aufgeregt schaut es mir genau in die Linse. Ich drücke ab, und Leonard freut sich mit mir, dass ich diesen Schnappschuss machen konnte.
    In der ersten Hälfte des Game Drives sehen wir auch immer wieder kleinere Vögel. Ihre schönen bunten Schnäbel erkennt man auch aus der Entfernung. Ich habe Glück, dass sie in unserer Nähe auf den Ästen sitzen. Dann passiert, was passieren musste: Ein platter Reifen. Kein Wunder bei den unbefestigten Wegen. Oft verlassen wir auch die Wege, um den Tieren ganz nah zu sein. Bosco fährt noch einige Meter bis zu einem Camp weiter und macht sich sofort daran, den Reifen auszutauschen. Anscheinend passiert dies öfter, denn gleich zwei Ersatzreifen hängen hinten am Jeep. Leonard nimmt in der Zwischenzeit die Lunchbox. Es ist die perfekte Zeit, um ein kleines Picknick zu machen. Gezwungenermaßen. Wir setzen uns also an einen kleinen Tisch im Camp und öffnen unsere Lunchpakete. Deftiges Hühnchen und gegrilltes Gemüse. Blick in die Ferne, direkt auf grasende Giraffen. Was für ein Lunch! Während ich genüsslich esse, erzählt Leonard immer wieder Details zu den Giraffen. Sie können bis zu 8 Meter groß werden, ihre Blutgefäße im Hals haben spezielle Klappen, damit der Druck im Gehirn beim Trinken an Wasserstellen nicht zu hoch wird. Aber auch, damit das Blut überhaupt bis in den Kopf kommt. Oft sind Giraffen in Gesellschaft von anderen kleineren Tieren. Antilopen und Gazellen suchen die Nähe der gigantischen Späher. Mit ihrer Perspektive sehen Giraffen ihre Feinde deutlich früher als die kleineren Vierbeiner unter ihnen. Rennt eine Giraffe los, wissen alle anderen ebenfalls Bescheid.

    Nach dem hervorragenden Picknick haben wir einen Tipp von den beiden Camp-Rangern bekommen. Ganz in der Nähe liegt ein Löwenrudel unter einem Gebüsch. Wir machen uns mit dem Jeep vorsichtig auf, um einen Blick auf die ruhenden Löwen zu bekommen. Als wir ankommen, pirschen sich zwei Löwenweibchen an die Giraffen und die Antilopen heran. Leonard hofft auf eine Jagd, so etwas Spannendes ist nicht oft zu beobachten. Und tatsächlich rennen die Löwen los. Aber die Beute hat sie längst gesehen. Die Giraffen rennen mit ihren langen Stelzen los. Der Hals wackelt hin und her. Es sieht ein wenig so aus, als würde die Giraffe betrunken wegtorkeln. Nur viel schneller, als man denken würde. Nach ein paar Metern merken die Löwen, dass es nichts wird. Sie brechen die Jagd ab. Auf dem Rückweg läuft eine Löwin direkt auf mich zu. Ihr Gesicht scheint unzufrieden. Der Gang sagt mehr als tausend Worte. Leonard vermutet, dass die Mägen dieses Rudels länger leer sind. Die fehlgeschlagene Jagd – kein Grund zur Freude, weder für uns noch für die Löwen. Ich denke an die Tiere, die entkommen sind. Da muss die Freude groß sein.

    Bei den Löwen ist es ähnlich wie bei den Gazellen: Ein Männchen hat das Sagen über die Weibchen. Selten sind mehrere Männchen in einem Rudel. Ich frage Leonard, wieso die Mähne des Männchens so klein, fast schon zaghaft ausgeprägt ist. Das liegt an der Art. Diese Art hat keine üppige Mähne, und die Rudel sind auch kleiner als bei den uns bekannten Löwen aus dem Dschungelbuch. Verantwortlich für die Jagd sind aber die Weibchen. Sie haben verschiedene Techniken und reißen, wenn es gut läuft, alles, was für das Rudel groß genug ist. Am besten sind Giraffen oder Kudus. Schaffen sie es, eines dieser Tiere zu reißen, so darf als erstes der Herr des Rudels ran. Wenn er satt und stark genug ist, gibt er den Rest für die Weibchen frei und legt sich erschöpft vom Fressen unter einen Baum.

    Wir entdecken ein zweites Rudel auf der anderen Seite des trockenen Flusses. Bosco fährt vorsichtig dorthin. Hier erleben wir so friedliche Tiere, dass selbst Leonard staunt. Die Löwinnen legen sich hinter unser Auto und streifen auf und ab. Dann sehen auch sie eine Gruppe Impalas (Antilopengattung mit geschwungenen Hörnern). Wieder pirschen sich die Weibchen vor. Aber auch diesmal gelingt es nicht. Das Rudel Impalas ist zu weit weg.

    Als wir den Nachmittag weiterfahren, sehen wir eine ganze Gruppe Zebras. Ihr Muster scheint wie gemalt und erstreckt sich perfekt über das glänzende Fell. Leonard erklärt: Zebras stehen, wenn sie grasen, nebeneinander und blicken dabei in entgegengesetzte Richtungen. Ihre Muster machen es Löwen und anderen Feinden schwierig, sie als einzelne Tiere zu identifizieren. Gleichzeitig haben sie alles im Blick. Die gegenseitigen Schwänze verjagen die Fliegen rund um das Gesicht des anderen. Was für eine perfekte Strategie! Auch hier gelingt es mir, tolle Bilder zu schießen.

    Sehr selten, aber dennoch auf meinen Bildern: Ein Warzenschwein. Leonard nennt sie alle nur „Pumba“, Europäer wissen dann sofort, was er meint, lacht er. Diese wunderbaren Tiere rennen, als wären sie froh, und hoppeln regelrecht. Ihre kleinen Stoßzähne sind dazu da, um im Boden alles Mögliche an Essbarem zu finden. Auch sie leben in Pärchen zusammen und fliehen vor allem, was sich bewegt.

    Am Ende des Tages sitzen Bosco, Leonard und ich zufrieden im Jeep. Wir tauschen uns ein wenig aus und bestaunen meine Bilder auf der Kamera. Ich bin bei Gott kein guter Fotograf. Aber die Kamera und meine Experimentierfreude beim Fotografieren werden mit einem außergewöhnlichen Lob von Leonard belohnt. Er hat schon tausende Menschen hierher begleitet. Aber so viele Tiere wie heute, deren Neugier und meine tollen Bilder – das hat er noch nicht oft erlebt. Ich kann mich glücklich schätzen, dass der Tag so ereignisreich war, sagt er. Eigentlich sieht man diese Fülle an Tieren und vor allem deren Aktivitäten, wie ich es heute erlebt habe, nur, wenn man mehrere Tage bleibt. Dafür aber reicht mein Budget nicht. Noch habe ich Zanzibar auf der Liste. Dafür muss noch etwas in der Reisekasse zurückgehalten werden.

    Hakuna Matata!
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