• Abenteuerlustig in Matema

    15. november 2024, Tanzania ⋅ ☁️ 26 °C

    Früh am Morgen scheint die Sonne durch mein Fenster. Die wärmenden Sonnenstrahlen wecken mich, und ich fühle mich erstaunlich gut. Die Medikamente und der Schlaf haben ganze Arbeit geleistet. Für heute hatte ich einen Strandtag geplant, um mich richtig zu erholen. Zuerst aber gibt es Frühstück. Als ich aus meiner Banda gehe, sehe ich über dem See am Horizont etwas, das aussieht wie dunkler Rauch. Ich bin völlig verwirrt, weil die schwarze Wolke mal nach oben, mal nach unten geht. Dann erzählt mir Emmanuel, der von der Rezeption zu mir gekommen ist, dass es Fliegen sind. Millionen von ihnen kommen vom See in Richtung Land. Er bittet mich deshalb, die Fenster der Banda zu verschließen. Die Fliegen beißen zwar nicht und sind harmlos, aber sie setzen sich auf alles, was weiß ist, und es ist mühsam, diese dann aufzusammeln. Es handelt sich nämlich um Eintagsfliegen. Was für ein Spektakel! Sie fliegen wirklich in riesigen Schwärmen über uns hinweg. Wir warten ein wenig mit dem Frühstück, damit die Fliegen nicht stören. Das Restaurant, das zum Hotel gehört, ist relativ einfach gehalten, hat aber eine hervorragende Küche. Joana hat hier das Sagen, und sie begrüßt mich freundlich. Auch heute gibt es wieder hervorragende Chapati.

    Als ich beim Frühstück so dasitze und mir Gedanken über den Tag mache, packt mich die Abenteuerlust. Von Carla aus Düsseldorf habe ich den Tipp bekommen, die Matema Waterfalls zu besichtigen. Die Wanderung dorthin dauert circa 1 Stunde und ist nichts für bequeme Menschen. Es geht einen Bachlauf entlang bis nach oben zum Wasserfall. Dafür muss ich allerdings einen Guide anheuern, was ich gestern schon getan habe. Golden (ein außergewöhnlicher Name) wird mich durch den Dschungel nach oben begleiten. Wir laufen durch kleinere Siedlungen und Bananenplantagen, ehe wir zum Bachlauf kommen. Jetzt verlassen wir die befestigten Wege und klettern wortwörtlich über Stock und Stein. Golden sagt, dass wir Glück haben. Jetzt zum Ende der Sommerzeit ist der Fluss nur ein kleiner Bach. Wenn der Regen in den Livingstone Mountains einsetzt, dann ist der Wasserfall sehr viel gigantischer und der Fluss so voll, dass man kaum bis nach oben kommt.

    Auf dem Weg nach oben stolpere ich nicht selten. Wir entscheiden, etwas langsamer zu gehen, da auch Golden das ein oder andere Mal stolpert. Das ist der Grund, warum Männer früher sterben als Frauen. Auch wenn es scheinbar nicht weitergeht, packt uns beide der Ehrgeiz. Geht nicht, gibt’s nicht. Ein Satz, den ich bei meiner Ausbildung in der Feuerwehr immer wieder gehört habe. Für mich ist er selbstverständlich, egal, wo ich in den letzten Wochen angekommen bin oder welche Herausforderung vor mir lag. Geht nicht, gibt’s nicht. Und so brechen wir uns zwar fast den Hals, kommen aber nach gut einer Stunde am Wasserfall an. Auch wenn weniger Wasser als sonst hier herunterkommt, ist es ein beruhigendes Gefühl, das Rauschen des Wassers zu hören und einfach dazusitzen. Klatschnaß vom Schweiß. Eine Abkühlung im Wasser wäre jetzt genau das Richtige. Aber aufgrund der Gefahr, sich mit Schistosomen zu infizieren, bleibe ich außerhalb des Wassers. Golden schaut sich immer wieder um. In den steilen Abhängen meint er, höre er immer wieder Geräusche von Affen. Wir können sie leider nicht ausmachen, aber hier müssen Hunderte von ihnen leben. Golden sagt, manche von ihnen sind wirklich groß und bedrohlich. Allerdings haben sie mehr Angst vor Menschen, als dass sie angreifen würden. Ich vertraue auf sein Wort.

    Nach einer guten Dreiviertelstunde entscheiden wir uns, wieder hinunterzugehen. Auch hier bin ich wieder froh, nicht ganz alleine zu sein. Wenn man abrutscht oder stolpert, kann wenigstens einer von beiden Hilfe holen. Als wir unten angekommen sind, bringt Golden mich zu einem kleinen Töpfermarkt. Dieser Markt ist im ganzen Land bekannt für die Tontöpfe, die hier gefertigt werden. Ich habe die Chance, Matilda beim Töpfern kennenzulernen. Sie ist Alteingesessene und töpfert mit einer unglaublichen Ruhe. Gleichzeitig schaut sie beim Sprechen nicht vom Topf weg, denn jedes Produkt soll perfekt werden. Tag für Tag macht sie hier Töpfe für die afrikanischen Kunden.

    Nachdem wir am Mittag zurück sind, bin ich richtig geschafft. Sicherlich noch die Nachwirkungen des kleinen Infekts oder was auch immer ich da ausgebrütet habe. Den restlichen Tag verbringe ich dann doch am Strand und lege mich unter einen der Bäumchen in den Schatten. Von hier aus buche ich den nächsten Bus für morgen und genieße vor dem Abendessen einen traumhaften Sonnenuntergang. Ich werde heute wieder früh schlafen, denn morgen geht es am Nachmittag wieder auf Reisen.
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