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- Day 3
- Thursday, December 12, 2024 at 10:22 AM
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 1,396 m
NepalSwayambhunāth27°42’54” N 85°17’26” E
Sieben auf einen Streich
December 12, 2024 in Nepal ⋅ ☀️ 17 °C
Mein erster Tag in Kathmandu: Eine Reise durch Geschichte, Kultur und Spiritualität
Obwohl die Nacht lang war und ich wirklich gut geschlafen habe, merke ich den langen Flug. Ich bin kaum erholt und müde. Da ich aber möglichst viel erleben will, habe ich um 8:30 einen Termin mit Buphin. Vorher muss ich mich am Frühstücksbuffet ordentlich stärken. Der Tag wird lang. Ich möchte in kurzer Zeit möglichst viel sehen. Buphin ist Guide und lebt in Nepal mit seiner Frau und Tochter. Nach einem kurzen kennenlernen geht es auch schon los. Der Zeitplan ist eng.
Kathmandu – die Hauptstadt Nepals – ist ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise miteinander verschmelzen. Der Tag war besonders beeindruckend, denn ich habe alle sieben UNESCO-Welterbestätten des Kathmandutals besucht. Jede dieser Stätten erzählt eine Geschichte von Spiritualität, kultureller Vielfalt und Widerstandsfähigkeit. Buphin kennt sich nicht nur geschichtlich, sondern auch spirituell sehr gut aus. Es ist sehr interessant ihm zuzuhören und tief in die verschiedenen religiösen Stätten einzutauchen. Die sieben UNESCO-Welterbestätten umfassen Tempel, Paläste und Stupas, die alle ihren eigenen Charakter haben. Besonders beeindruckt hat mich, wie hier verschiedene religiöse Gemeinschaften – Hindus und Buddhisten – seit Jahrhunderten friedlich zusammenleben und miteinander ihre Rituale pflegen. Die Menschen um uns sind sehr freundlich und grüßen freundlich. Sie laden mich immer wieder ein an den verschiedenen Tempeln die Gebetsrollen anzustoßen und im Kreis um die Tempel zu laufen. Eine Einladung schlage ich selten aus und so laufe ich immer wieder mit Buddhisten oder Hindus um die heiligen Stätten. 80% der nepalesischen Bevölkerung gehört dem hinduistischem Glauben an. Interessant war der Fakt, dass an der Außenseite vieler Tempel Kamasutra-Schnitzereien zu sehen sind. Es sind hunderte verschiedene. Man sagt, dass es eine Aufforderung an die Menschen ist, sich fortzupflanzen und so die Population aufrechtzuerhalten. Spannende These, aber durchaus sehr interessant.
Am Durbar Square von Kathmandu trifft man auf prachtvolle Pagoden, die von hinduistischer Architektur geprägt sind. Gleichzeitig liegt nicht weit davon entfernt die Boudhanath-Stupa, eines der größten buddhistischen Heiligtümer der Welt. Hier haben sich tibetische Flüchtlinge niedergelassen und einen lebendigen Ort geschaffen, der mit Gebetsfahnen und dem rhythmischen Klang von Gebetsmühlen erfüllt ist. Die Gebetsfahnen flattern friedlich im Wind. Es hat schon etwas meditatives.
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Swayambhunath-Tempels, der aufgrund der vielen Affen, die ihn bevölkern, auch als „Affentempel“ bekannt ist (nur Kulturbanausen nennen ihn so). Von hier aus bietet sich ein spektakulärer Blick über die Stadt – ein Moment der Ruhe und Besinnung inmitten des geschäftigen Treibens; perfekt für ein Erinnerungsfoto.
Während meiner Besichtigungstour wurde ich immer wieder daran erinnert, wie verheerend das Erdbeben von 2015 für diese Region war. Viele Gebäude tragen noch heute die Narben dieser Katastrophe. Besonders am Patan Durbar Square und in Bhaktapur konnte man die provisorischen Stützen aus Holzbalken sehen, die beschädigte Tempel und Paläste vor dem Einsturz bewahren. Trotz der Zerstörung ist die Hoffnung und der Stolz der Menschen hier deutlich zu sehen. Restaurierungsarbeiten sind immernoch im Gange, und es ist inspirierend zu sehen, wie die Bevölkerung ihr kulturelles Erbe bewahrt.
Das öffentliche Krematorium in Pashupatinath
Ein weiterer faszinierender, wenn auch emotionaler Ort war das Pashupatinath-Tempelgelände, Nepals wichtigster hinduistischer Tempel am Ufer des Bagmati-Flusses. Hier finden die traditionellen Feuerbestattungen statt, ein Ritual, das Leben, Tod und Wiedergeburt symbolisiert.
Auf den Ghats, den Treppen am Fluss, beobachtete ich, wie Verstorbene von ihren Familienmitgliedern vorbereitet und anschließend auf den Holzscheiten verbrannt wurden. Während die Angehörigen beteten und Abschied nahmen, treibt die Asche der Verstorbenen im Fluss davon – ein symbolischer Übergang in den Zyklus der Wiedergeburt.
Dieses Ritual hatte eine stille Würde, und obwohl es für Außenstehende ungewohnt sein mag, vermittelte es einen tiefen Einblick in die hinduistische Vorstellung von Leben und Tod. Auch, dass diese Rituale öffentlich sind und das Fotografieren und Filmen erlaubt und sogar gewünscht ist, gehört zu der offenen und einladenden Religion der Hindus hinzu. Allerdings ist der Zutritt in den Tempel nur Hindus gestattet. Ich muss also draußen bleiben, was aber auch sehr spannend ist. Das Ritual an sich ist wirklich nichts für schwache Nerven. Der Leichnam wird zuerst durch die Familienangehörigen aufgebahrt und auf einen leicht abschüssigen Stein direkt am Ufer gelegt. Nacheinander wäscht jedes Familienmitglied die Füße des Körpers und immer wieder werden Gebete und Rituale mit Feuer und Farben durchgeführt. Nach der intensiven Verabschiedung wird der Körper in ein Tuch gewickelt und auf die vorbereiteten Holzschichten gelegt. Wichtig ist, dass der älteste Sohn das Feuer nun entzündet. Gibt es keinen Sohn, so ist der Sohn der Schwester oder des Bruders der/des Verstorbenen gefragt. Gibt es auch dort keine Söhne, so ist es einer Person gestattet, die für den/die Verstorbene so wichtig wie ein eigener Sohn ist. Die sterblichen Überreste werden in der Nähe des Mundes zuerst entzündet und nun brennt das Holz um die 4 Stunden. Anschließend wird der Aschehaufen in den Fluss geschoben und so schließt sich der Kreis des Lebens. Alle 5 Elemente des Hindu Glaubens sind am Flussufer repräsentiert. Die ganzen Informationen umfassen noch einiges mehr, würde aber leider den Rahmen hier sprengen.
Kathmandu ist eine Stadt, voller Gegensätzen und Hatmonie, die mich mit ihrer Vielfalt und Energie in ihren Bann gezogen hat. Es ist faszinierend, wie hier jahrhundertealte Traditionen in einer modernen, manchmal chaotischen Welt weiterleben. Die friedliche Koexistenz der verschiedenen religiösen Gemeinschaften, die Entschlossenheit der Menschen nach der Tragödie von 2015 und die tief verwurzelte Spiritualität machen Kathmandu zu einem unvergesslichen Ort. Es ist nicht verwunderlich, dass hier gleich sieben Weltkulturerbestätten beheimatet sind.
Mein Tag war ein Streifzug durch Geschichte, Glauben und Menschlichkeit – und morgen tauche ich in das kulinarische Nepal ein.
Die Sehenswürdigkeiten zusammengefasst:
- Pashupathinath-Tempel
- Swayambhunath-Tempel
- Boudhanath-Stupa (eine der größten Weltweit)
- Durbar Square (ehem. Königspalast)
- Patan Durbar Square
- Bhaktapur Durbar Square
- Changunarayan-TempelRead more






















