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- Dzień 7
- poniedziałek, 16 grudnia 2024 08:19
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NepalSammitara28°14’9” N 83°59’49” E
Wettlauf gegen die Zeit

Die Nacht war ziemlich mäßig. Mitten in der Nacht wache ich mit starken Kopfschmerzen auf. Ich vermute, dass ich gestern zusammen mit Prakash beim Abstellen der Gastherme einfach zu viel eingeatmet habe. Schon am Abend hatte ich mäßige Kopfschmerzen. Da aber das Gas abgedreht ist und die Badtür geschlossen war, kann es nicht wieder ausgetreten sein. Doch die Kopfschmerzen lassen mich um 2 Uhr nachts nicht wieder einschlafen. Also greife ich zu IBU-Lysin (Wirkeintritt innerhalb von 5–10 Minuten) und schlafe wieder ein wie ein Baby.
Gegen 7:30 Uhr klingelt mein Wecker. Ich frühstücke noch schnell und mache mich auf den Weg zum Manipal Teaching Hospital. Der Versuch, mit dem Bus zu fahren, gestaltet sich äußerst schwierig. Es gibt von Lake Side keine direkte Busverbindung. Ich rufe mir über die InDrive-App ein Motorrad-Taxi und lasse mich bis vor die Tür bringen. Das Gebäude des Krankenhauses ist sehr groß und massiv gebaut – (fast) alle Departments unter einem Dach, wie es sich für ein Krankenhaus gehört. Mit 750 Betten ist es das größte in Pokhara und eines der größten in Nepal. Die Klinik hat auch eine Radiologie mit CT und MRT, was mein Herz als gelernter MTR höher schlagen lässt.
Zuerst bin ich aber mit Jivnath Niure (im Bild links) verabredet. Er koordiniert die Famulanten aus aller Welt. Nach einigen Formalien händigt er mir mein Namensschild aus und bringt mich zu Prof. Dr. Maskey (im Bild rechts). Prof. Maskey ist der ärztliche Direktor. Er begrüßt mich, bietet mir einen Kaffee an, und wir quatschen ein wenig – erst über mich und dann über das Krankenhaus. Er reißt kurz die Geschichte des Hauses an und ist immer wieder stolz darauf, dass Famulanten aus der ganzen Welt hierherkommen, um zu lernen. Was er auch sagt, ist, dass die ärztlichen Mitarbeitenden und Studierenden vor Ort von uns lernen sollen. Für ihn bedeutet internationaler Austausch auch die Erweiterung des Wissens seiner Kolleginnen und Kollegen. Keine zwei Stunden später in der Notaufnahme werde ich noch hautnah miterleben, was er damit meinte.
Wir sprechen rund 15 Minuten miteinander. Immer wieder fragt er, wie das Studium in Deutschland abläuft und wie es aufgebaut ist. Alles in allem ist es ein sehr herzliches und angenehmes Gespräch. Nachdem wir uns ausgetauscht haben, unterzeichnet er ein Schreiben mit meinem Namen und allen Daten, das Jivnath ihm hinhält, und damit bin ich offiziell als Famulant im Haus tätig.
Ich werde von ihm zum Leiter der Notaufnahme gebracht. Hier werde ich die nächsten zwei Wochen verbringen. Vor der Notaufnahme steht ein Security-Mitarbeiter. Auch hier scheint das nötig zu sein. Ich werde durchgewunken und direkt zu Dr. Nav gebracht, einem kleinen, rüstigen Mann Ende 40. Auch er begrüßt mich sehr herzlich und steigt mit mir direkt in die Patientenversorgung ein.
Die Notaufnahme besteht aus einem sehr großen Raum. In der Mitte steht eine Kanzel, und auf der einen Seite ist Platz für vier Patienten der Kategorie Grün (kein Notfall). Auf der anderen Seite gibt es drei Plätze für die Kategorien Gelb und Rot (Überwachung und absoluter Notfall). Zwischen den Tragen gibt es Vorhänge, die zugezogen werden können. Alles erinnert an eine amerikanische Emergency-Serie, zumindest was die Raumaufteilung betrifft.
Da es in Nepal keinen Rettungsdienst – geschweige denn Notärzte – gibt wie bei uns, lässt der erste echte Notfall auch nicht lange auf sich warten. Es gibt zwar Krankenwagen, diese dienen aber lediglich dem Transport. Medizinisches Personal fährt nicht mit. Das Prinzip lautet hier „Load & Go“ (Einladen und ab ins Krankenhaus – in Deutschland haben wir zum Glück Rettungsdienst, Notärzte und das Prinzip „Stay & Play“). Erst hier im Krankenhaus beginnt die Suche nach dem Problem und im besten Fall die Behandlung.
Plötzlich wird es hektisch. Ein bewusstloser Patient wird mit dem Krankenwagen gebracht. Laut Aussagen der Angehörigen soll dieser Zustand vor rund einer Stunde eingetreten sein. Nach wenigen Sekunden ist klar: Herz-Kreislauf-Stillstand. Dr. Nav beginnt mit der Reanimation. Die Nurses versuchen, einen Zugang zu legen, und die Interns fangen an, den Patienten zu beatmen. Mir fallen nach und nach immer mehr Dinge auf, die wir anders gelernt haben. Natürlich gehen in meinem Kopf alle Alarmglocken an, aber man muss sich in diesem Moment auch immer wieder sagen, dass man erstens Gast ist und zweitens die Ärzte und das Personal hier gar nicht unbedingt die Möglichkeiten haben, es so auszuführen, wie die Leitlinien in Deutschland es vorgeben.
Als der erste Intern Dr. Nav bei der Kompression des Oberkörpers ablöst, traue ich meinen Augen kaum. Der Intern drückt mit beiden Händen fest auf der linken Seite des Brustkorbs, ungefähr auf Höhe der Brustwarze des Patienten. Auch Dr. Nav bemerkt das, korrigiert den Intern und fordert ihn auf, in der Mitte der Brust auf das Brustbein zu drücken. Immer wieder muss er Frequenz und Tiefe korrigieren. Als der Intern nach ein oder zwei Minuten sichtlich ins Schwitzen kommt, stelle ich mich zur Verfügung, um abzulösen. Wir tauschen durch, und ich starte so, wie ich es gelernt habe. Dr. Nav ist zufrieden und lobt mich: „This is a perfect technique, you see what Dr. Denis is doing“, sagt er in Richtung der Interns.
Wenn Dr. Nav wüsste, dass ich in meinem Kopf ständig „Ha ha ha ha Stayin’ Alive“ von den BeeGees singe, wüsste er, warum ich zumindest bei der Frequenz recht gleichmäßig bin. Für alle Umstehenden besser, dass ich es nicht laut tue. Spätestens dann hätten wir noch mehr Notfälle.
Nach knapp fünf Minuten Reanimation wird es zu einer Fortbildung. Weil der Patient wahrscheinlich so lange ohne Kreislauf war, sind die Chancen gleich null, dass er diesen Tag überlebt. Dr. Nav nutzt das Momentum, um den Interns praktische Fertigkeiten mitzugeben. Jeder von ihnen muss nochmal ran, und ich soll korrigieren. Für mich als Famulant ist das eine unangenehme Aufgabe. Ich bin mir aber sicher, dass Prof. Maskey genau das meinte, als er gesagt hat, dass seine Mitarbeiter auch von den Famulanten lernen können.
Wir versuchen noch rund 15 Minuten, den Patienten zurückzubekommen – vergeblich. Todeszeitpunkt: 10:05 Uhr. Der 39-jährige Patient wird von der anwesenden Kriminalpolizei in die forensische Abteilung gebracht.
Später, als ich schon auf dem Weg nach Hause bin, bekomme ich einen Anruf, ob ich bei der Obduktion dabei sein wolle. Ich weise meinen Fahrer direkt an, umzudrehen. Das lasse ich mir nicht entgehen.
Die nächste Stunde verbringe ich dann in der Postmortem Hall. Ein kalter, gefliester Raum. In der Mitte steht ein silberner Tisch. Darauf erkenne ich den Patienten vom Morgen wieder. Zusammen mit dem Forensiker widmen wir uns dem leblosen Körper.
Er zeigt mir, welche Schnitte ich machen soll. Dann nehme ich das Skalpell und schneide vom Kinn hinunter bis zum Schambein. Wir arbeiten uns bis zum Brustkorb gemeinsam durch. Mit einer Rosenschere (!) schneidet er durch die Rippenknorpel und hebt das Brustbein ab. Am Ende liegen alle inneren Organe neben dem Körper. Ein Assistent kümmert sich um den Kopf und entnimmt das Gehirn.
Für mich ist das alles ziemlich neu. Im Studium hat jeder deutsche Student Körperspenden bearbeitet und den Geruch von Formalin noch gut in Erinnerung. Aber einen kürzlich Verstorbenen habe ich bisher noch nicht vor mir liegen gehabt – schon gar nicht mit dem Ziel, alle Organe zu entnehmen. Der Geruch, der einem in die Nase steigt, ist eine Mischung aus Metzgerei und frischem Blut. Bis der Darminhalt inspiziert wird. Darauf muss ich, glaube ich, nicht näher eingehen.
Die Todesursache laut Forensiker: akutes Herzversagen (Herzkranzgefäße verkalkt).
Damit endet mein erster Tag im Manipal Teaching Hospital um 17 Uhr. Ich freue mich auf das Abendessen mit Bina und Prakash. Am Abend gibt’s dann noch zwei wundervolle Telefonate in die Heimat, ehe ich mich jetzt erhole. Czytaj więcej
PodróżnikEs war doch wirklich Horrorbeginn deiner Famulatur🥺
PodróżnikEhrlich gesagt ist genau das die spannende Abwechslung. In Deutschland hätte ich das alles nicht an einem Tag gesehen.
PodróżnikDas muss wohl ein wahrer Mediziner sein, der sich nach einer Obduktion aufs Abendessen freut 😅
Podróżnikich hätte schon während dessen essen können wenn es möglich wäre 😂