• Von Chame nach Upper Pisang

    January 16 in Nepal ⋅ ☁️ 1 °C

    Nach der bitterkalten Nacht war das Frühstück am knisternden Feuer eine wahre Wohltat. Es fühlte sich an wie ein kleiner Luxus, der uns neue Energie für die Etappe gab. Der Weg führte uns durch einige der beeindruckendsten Landschaften, die wir bisher auf der Annapurna-Umrundung erlebt haben, aber wir sind uns auch bewusst, dass wir das jetzt jeden Tag so sehen werden. Schließlich geht es stetig bergauf. Ein Abschnitt bleibt mir besonders im Gedächtnis: Über uns ragten massive Felswände empor, links bot sich ein Blick auf den Fluss, der sich durch das Tal schlängelte. Wie ein Tunnel durch den wir liefen, der an einer Seite offen war. Was für ein Gewicht da gerade über unseren Köpfen hängen muss. Immer wieder hatten wir eine klare Sicht auf den majestätischen Annapurna II, dem wir immer näher kamen. Mit dem Wetter haben wir einfach Glück. Zwar ist es kalt aber die Sicht ist klar und die Sonne scheint. Das ist der Vorteil, wenn man im Winter und somit der Trockenzeit wandert. Allerdings ist es deutlich kälter.

    Meiner Blase an der linken Ferse ging es heute etwas besser – die Blasenpflaster leisten weiter ganze Arbeit. Trotzdem war ich froh bei der ein oder anderen Gelegenheit, kurz anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Das größte Problem ist bergauf. Immer wieder kommen kleinere Abschnitte bergab. Aber solange man unter dem Blasenpflaster den Knochen noch nicht sieht, ist es halb so wild. Wie sagte ein Politiker einst (der mit seiner Partei zum Glück gnadenlos gescheitert ist und bei unter 5% dümpelt): „Probleme sind nur dornige Chancen.“

    Als wir am Nachmittag Upper Pisang erreichen, begrüßt und ein eingeschlafenes Dorf mit einigen wenigen älteren Bewohnern. Einige Kühe schlendern durch die schmalen Gassen und lassen es sich gut gehen. Um den Nachmittag noch zu nutzen besuchten wir das Kloster. Leider sind die Mönche alle nach Indien gereist, um dort den Dalai Lama zu sehen. Eine nette Dame machte uns die Stupa auf und zeigte uns diese Heilige Stätte. So bunt und einladen. Wirklich ein mystischer Ort. Die Ruhe tut gut und mir kommt es so vor, als würde ein wenig Energie zurück kommen.
    Danach ging es zurück in unser Teahouse für diese Nacht. Wir hatten uns schon auf eine heiße Dusche gefreut, aber bei den frostigen Temperaturen hier scheint es unmöglich – die Leitungen würden schlichtweg einfrieren. Stattdessen gab es eine “Hot Bucket Shower”: Ein Eimer mit heißem Wasser direkt vom Feuer und ein Eimer kaltes Wasser. Das richtige Mischungsverhältnis? Da war jeder selbst für verantwortlich. Es war eine echte Grenzerfahrung, sich so zu duschen, besonders ohne Heizung. Aber es macht die Erfahrung noch authentischer, denn so läuft das hier in den Bergen.

    Nach dem Abendessen haben wir uns gemütlich mit Anjan zusammengesetzt, ein paar Runden Uno gespielt und mehr über sein Leben und die Region erfahren. Solche Momente sind es, die diese Reise unvergesslich machen. Die Nacht war überraschend warm, denn unsere Schlafsäcke sind wirklich hervorragend – ein Segen bei diesen Temperaturen.
    Read more