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- Day 110
- Feb 24, 2025, 9:37am
- ☀️ 12 °C
- Altitude: 453 m
ItalyCretto Burri37°47’21” N 12°58’14” E
Gibellina Vecchia

Gestern, als wir in Gibellina Vecchia ankamen, hingen tief schwarze Wolken am Himmel – es sah ganz nach Weltuntergang aus. Also Plan B: erstmal in Ruhe einen Kaffee trinken und das Wetter machen lassen, was es will. Kurz vor Sonnenuntergang klärte es tatsächlich etwas auf. Zeit für mich, das alte Gibellina zu erkunden.
Mein erster Stopp: das Grande Cretto von Alberto Burri. Dieses riesige Betonlabyrinth wirkt auf den ersten Blick wie eine moderne Kunstinstallation, aber es ist viel mehr als das. Das Grande Cretto wurde von Burri geschaffen, um an das verheerende Erdbeben von 1968 im Belice-Tal zu erinnern. Damals zerstörten die Erdstöße das alte Gibellina vollständig. Viele Menschen verloren alles – ihre Häuser, ihre Existenz, geliebte Angehörige. Ganze Familien mussten umgesiedelt werden. Während die Region versuchte, sich von dieser Katastrophe zu erholen, wurde Gibellina an einem neuen Ort (Gibellina Nuova) wieder aufgebaut.
Burri schuf das Grande Cretto als Mahnmal gegen das Vergessen. Auf den Ruinen der zerstörten Stadt goss er breite Betonplatten, die den Grundriss der ehemaligen Straßen und Gassen nachbilden. Wenn man durch die 1,6 Kilometer langen weißen Betonlinien läuft, bekommt man ein Gefühl für die Größe der Stadt – und die Leere, die das Erdbeben hinterließ. Es ist, als würde man durch das Skelett einer verlorenen Stadt wandern. Die weißen Flächen wirken friedlich, aber der Gedanke daran, was hier einmal stand und verloren ging, ist überwältigend.
Heute Morgen bin ich noch einmal zurückgekehrt, um das Grande Cretto im Sonnenschein zu sehen. Es war fast surreal – die weißen Betonflächen leuchteten in der Morgensonne, als ob sie die Erinnerung an das Vergangene bewahren und gleichzeitig Hoffnung ausstrahlen wollten. Ein Ort, der trotz seiner Stille eine laute Botschaft hat: Vergesst nicht, was hier passiert ist.
Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis ging es weiter, vorbei an den noch in Ruinen stehenden Häusern. Es ist schwer vorstellbar, was die Menschen damals durchmachen mussten – plötzlich obdachlos, entwurzelt, die Heimat verloren. Das Grande Cretto erzählt ihre Geschichte ohne Worte, aber eindringlicher, als es Worte je könnten.Read more
Traveler
Gut erholt siehst du aus 😉🤗
Womo TravelerVielen Dank 😘
TravelerDanke für den tollen Film und den sehr berührenden Bericht.