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  • Day 12

    Tag 12 - Sei gegrüßt, jüngeres Ich 🙋🏽

    May 13, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 20 °C

    Nach einer erholsamen Nacht mit einem gratis Froschkonzert de luxe packe ich flott zusammen, denn es ist frisch.
    Als ich aus dem Wald trete erwartet mich ein toller Anblick von blauem Himmel und leuchtend grünen Feldern. Dahinter liegt direkt das hübsche Örtchen Greverath.
    Wanderer werden mit einer Infotafel begrüßt, was es alles zu sehen gibt. Z. B. die alte Schmiede kann besichtigt werden (ich war zu früh, aber durch das Gitter gab es auch schon einiges zu sehen), das Kneippbecken lädt zum Nutzen ein. Es gibt einen Dorfbrunnen mit Trinkwasser und im Wald einen idyllischen Rastplatz (Steinesseberchen) an einer Trinkquelke (leider auch ein Mückentanzplatz).
    Hier wird sich wirklich Mühe gegeben, den Ort lebens- und liebenswert zu gestalten. 👍🏼

    Immer weiter geht es bei strahlendem Sonnenschein über hübsche Feld- und Wiesenwege. Sie sind zum Teil geschottert, aber so gering, dass es nicht stört.
    Die Orte Zemmer und Rodt finde ich nicht so spannend, aber vor Rodt gibt es ein paar interessante Stellen (Keltische Familienhügelgrab, Bodenaufschluss mit 225 Millionen Jahre alter Schicht 😱 und eine Pferdetränke aus dem Krieg - wie kamen die Pferde durch die Tür? 🤔).
    Vor Rodt gibt es außerdem Relaxbänke, perfekt zum Schokiverzehr und einen tollen Aussichtsturm. Der Aufstieg lohnt sich auf jeden Fall.

    Und plötzlich ist es da - der erste Wegweiser mit dem Hinweis auf Trier, das noch 26,3 Kilometer entfernt ist. Ich atmen tief durch und freue mich auf das, was da noch kommt.

    Der Abstieg durch einen schönen Wald führt mich in die Nähe von Daufenbach, dort wird mich eine Brücke über die Kyll führen... also, eigentlich, wenn sie nicht komplett von der Flutwelle hinfortgerissen worden wäre!
    Ich stehe ein wenig ratlos vor dem Abgrund. Queren ohne Rucksack würde ich wagen, aber so ist mir das viel zu riskant. An den ruhigen Stellen ist es richtig tief, das ginge gar nicht und dort wo Steine liegen ist die Strömung sehr stark. Ich bin mir sicher, dass ich ihr mit dem Rucksack nicht standhalten könnte.
    Ein Blick auf die Karte zeigt mir keine weitere Brücke für Fußgänger oder Autos. Also befrage ich die offizielle Eifelsteigseite. Ich muss nach Daufenbach und mit dem Bus die restlichen 5 Kilometer nach Kordel fahren! Ziemlich unglücklich stapfe ich also in glühender Sonne (meine Haut leidet sehr unter der Sonne, daher ist auch um diese Jahreszeit für mich 'glühend' 🥴) über den Betonweg die zwei Kilometer bis zum Bahnhof und nehme den Bus.

    In Kordel angekommen, das auch schlimm unter der Flut gelitten hat, nehme ich mir kurzentschlossen eine Pension. Ich möchte den letzten Abend mit einem alkoholfreien Weizen und frischen Salat ausklingen lassen.
    Von der netten Wirtin der Pension Reichert erfahre ich, dass ich sehr wohl über die Kyll gekommen wäre! Es gibt noch eine intakte Eisenbahnbrücke. Mist, darauf habe ich Trottelin auf der Karte nicht geachtet.
    Alsooo, mache ich mich auf den Weg und laufe nun den Eifelsteig in entgegengesetzte Richtung bis zur defekten Brücke, so habe ich das Wegstück nicht übersprungen 😁

    Ich bin so froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe, denn so kam ich noch in den Genuss der herrlichen Buntsandsteinfirmationen,die mir sonst entgangen wären. Dazu gehören auch der tollen Ausblick auf Kordel vom Kauley und die Eremitage Bruderhäuschen in der Hexenley.
    Während ich weiter an der Kyll entlang laufe bekomme ich eine Ahnung davon, welche Wassermassen sich hier hindurch gewälzt haben. Das letzte Stück ist anstrengend zu laufend über all das kreuz und quer liegende Gehölz und die tiefen Fahrspuren der Forstfahrzeuge.
    Endlich komme ich an der Brücke an und winke in Gedanken amüsiert meinen ca. drei Stunden jüngerem Ich auf der anderen Seite der Brücke entgegen.

    Zurück in der Pension schlemme ich Pommes, Salat und Weizenbier. Die Wirtin sitzt bei mir und erzählt von ihren Wanderungen, dem Hochwasser, das kurz vor ihrer Pension zum Stillstand kam (sie zeigt mir ein Luftbild des Ortes, der zur Hälfte von braunem Wasser geflutet ist 😞) und gibt mir dann einen Tipp, für den ich ihr sehr dankbar bin. Am morgigen Tag komme ich in das Butzerbachtal mit seinen Wasserfällen. Die Strecke sei zwar noch gesperrt, aber ich könne dennoch bedenkenlos dadurch gehen. Dieses Teilstück gehört zu den Highlights des gesamten Eifelsteigs und nun kann ich es also doch erwandern 🥰

    Pappsatt, sauber und zufrieden mit der Welt falle ich wie ein Stein in's Bett.
    Morgen werde ich Trier erreichen!
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