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  • Hari 97

    Iguazú

    6 Februari 2017, Brazil ⋅ 🌙 25 °C

    Iguazú kommt aus dem Guaraní und bedeutet soetwas wie „großes Wasser“. Tatsächlich handelt es sich mit bis zu 13.000 m³/s in der Regenzeit um einen der wasserreichsten Fälle der Welt. Das entspricht etwas mehr als fünf Wettkampfschwimmbecken nach olympischen Vorgaben… pro Sekunde.

    Die Guaraní haben einen schönen Entstehungsmythos. Demnach sollen die Wasserfälle vom Gott „Mboi“, einer gewaltigen Schlage, erschaffen worden sein. Mboi verlangte jedes Jahr nach einer Jungfrau. Eine von ihnen versuchte mit ihrem Gebliebten in einem Boot den Fluss hinab zu fliehen. Darauf wurde Mboi rasend und schlug eine gewaltige Schlucht in den Boden. Die Seele des Mädchens sperrte er in einen Stein am Fuße des Wasserfalls. Ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin vor Schmerz in einen Baum, der am Ufer stand, um sie für immer beobachten zu können.

    Die Fälle liegen in einem Nationalpark, der einen brasilianischen und einen argentinischen Teil hat. Kurz neben der Stadt, in der wir wohnten (Puerto Iguazú) liegt auch die Grenze zu Paraguay, so dass man von hier aus alle drei Länder bereisen kann.

    Wir machten uns auch gleich am ersten Tag auf, um einen kleinen Eindruck dieses Dreiländerecks zu erhalten. Als erstes wurden wir nach Ciudad del Este in Paraguay gebracht. Ein furchtbarer Ort, der ausschließlich aus Kaufhäusern besteht. Paraguay gilt als das Einkaufsparadies der Region. So ziemlich alles ist günstiger als in den Nachbarländern. Aus diesem Grunde entstand hier ein gigantischer Einkaufstourismus, der die Stadt in eine Art Konsumwasteland verwandelt hat. Es ist wirklich furchtbar…
    https://www.youtube.com/watch?v=yAhhITkI0gU

    Wir kauften auch etwas, ließen uns ein wenig mit dem Umrechnungskurs bescheißen, übergingen die merkwürdigen Kommentare des Verkäufers über die Berliner Mauer, von der er glaubte, dass sie immer noch stünde und seine Fragen, ob wir Hitler nicht aus super finden würden und tranken dann einen Kaffee, um die Zeit zu überbrücken, bis wir endlich weiter konnten.

    Die Paraguayaner haben historisch bedingt ein komisches Verhältis zu Deutschland und insbesondere zu den Nazis. Das Land wurde Jahrzehnte lang von dem deutschstämmigen Diktator Alfredo Stoessner beherrscht. Zugleich gibt es eine große deutsche Aussiedlercommunity. Wir fahren als nächstes nach San Ignacio, in dem Beitrag erzähle ich etwas mehr dazu, weil wir auch planen uns einige der Reduktionen in Paraguay anzuschauen, die ich im Artikel über Posadas erwähnt habe.

    Unser nächster Halt war ein gigantisches Mittagessen in Brasilien. Ich habe noch nie ein Bufet gesehen, dass so reichhaltig war. Auf mehreren gigantischen Tischen waren rundherum alle möglichen Speisen angerichtet. Man konnte sich durch die halbe südamerikanische Küche essen, obwohl der Schwerpunkt auch hier auf der sehr fleischlastigen, deftigen Küche der Region lag. Ich kam trotzdem nicht zu kurz. Am Ende konnte man sich noch am ebenfalls gigantischen Dessertbuffet bedienen. Das schönste war hier, dass man sich selbst Eis in super spannenden Geschmacksrichtungen auftun konnte. Ich kleckerte dabei etwas von dem Avodacoeis auf den Rand der Anrichte und machte mich auf die Suche nach einer Serviette. Genau in diesem Moment kam eine kleine, ältere Frau mit wirklich großen Brüsten, die genau bis zum Rand der besagten Theke reichten. Sie hat nicht gemerkt, dass sich nun ein großer grüner Fleck auf einer von ihnen ausgebreitet hat…

    Bevor wir uns die Wasserfälle anschauten, gingen wir noch in den Vogelpark auf der brasilianischen Seite. Ein Großteil der Vögel hier ist vor Tierfängern und privten Sammlern gerettet worden. So hatten wir die Chance Einblicke in die heimische Vogelwelt zu bekommen. Wir sahen Tucane, hsePapageien, Harpyen und allerlei Federvieh, dass wir nicht benennen konnten. Zusätzlich waren auch noch einige Schmetterlinge und Reptilien ausgestellt. Einmal lief uns eine gigantische Echse von bestimmt einem Meter Kopf-zu-Schwanzspitzen-Länge direkt vor die Füße. Ob das so gehörte oder ob sie ausgebüchst war, wussten wir nicht genau. Den Tierpfleger der in der Nähe stand hat es aber recht kalt gelassen, so dass wir davon ausgingen, dass das alles schon so passte. Ein tolles Tier, unheimlich groß und wieselflink.

    Auch bei den Wasserfällen begrüßten uns einige Tiere. Das Gelände war voll von Nasenbären, die unheimlich niedlich aussehen, die aber auch unheimlich verfressen waren. Jede Tüte mit Essen musste vor den kleine Biestern mit den unheimlich scharfen Krallen, die sie normalerweise zum Buddeln benutzten in Sicherheit gebracht werden. Trotzdem gehören sie definitiv in die Kategorie „Tiere die man gern haben muss“:
    https://www.youtube.com/watch?v=RrjjRCBOXUc

    Daneben haben wir hier das erste Mal die gigantischen Webspinnen der Selva gesehen. Ihre Beinspannweite betrug bestimmt 10 cm und ihr Körper erreichte eine Länge von etwa 4-5 cm. Sie hingen vermehrt direkt über dem Wasser in großen mehrdimensionalen Netzen. Ich habe versucht sie anhand von unseren Fotos zu bestimmen, bin aber bisher gescheitert. Ich wollte in Hamburg nochmal in die Unibibliothek dafür.

    Die Wasserfälle selbst waren gigantischen. So als habe die Welt einen Riss bekommen und nun fließe ein Ozean darüber. Man konnte, stand man in der Mitte, nach links und rechts schauen und sah nur herabfließendes Wasser.
    An einigen Stellen konnte man auf langen Steegen direkt an die Fälle herangehen. Hier wurde man von dem dabei entstehenden Sprühnebel durchgeweicht bis auf die Knochen, man konnte über den Rand des Wassrfalls in die Tiefe schauen und hinter einem bildete sich ein Regenbogen, der eine perfekte Kreisform annahm.

    Nach diesem Erlebnis planten wir natürlich gleich in den nächsten Tagen auf die argentinische Seite zu fahren. Nach unserer Rückkehr tranken wir nach unserer Rückkehr aber noch einen Cocktail, um einen kleinen dekadenten Plan von uns zu verwirklichen:
    Kaffee am Morgen in Paraguay, Mittagessen in Brasilien und am Abend Drinks in Argentinien.

    Einen Tag schauten wir uns auch in Puerto Iguazú um und mussten nach einem ewigen Spaziergang durch den Ort feststellen, dass eine Art Regenwaldpark, den man besichtigen sollten hätte können, seit einem guten Jahr geschlossen hatte, obwohl er noch auf den offiziellen Karten eingezeichnet war. Stattdessen besuchten wir einen kleinen privat betriebenen Kolobrigarten. Der Besitzer hatte in seinem Garten mehrere Kolibritränken aufgestellt. Die sehen aus, wie Trinkfläschchen für Hamster oder Mehrschweinchen, haben an ihrem Ende aber kein Metallrohr, sondern eine Plastikblüte, in die ein Loch eingelassen ist. Mit ihren langen Schnäbeln können nur die Kolibris an die Zuckerlösung in der Tränke gelangen. Alle anderen Vögel und selbst die Bienen scheitern beim Versuch, etwas davon zu trinken. Die Kolibris schweben dann für eine Weile vor den vermeintlichen Blüten, die Flügel kaum sichtbar, so schnell schlagen sie. Dann plötzlich verschwinden sie, blitzartig, man sieht sie kaum, wenn sie ihre Position wechseln. Dann aber stehen sie erneut in der Luft, an einer anderen Stelle.

    Auch auf der argentinischen Seite der Wasserfälle soll man welche sehen können. Uns ist das allerdings nicht gelungen. Stattdessen sind wir erneut zahlreichen Nasenbären begegnet. Einer von ihnen hätte auch fast unser Essen geklaut. Grade noch rechtzertig habe ich es vom Tisch gezogen, aber seine Krallen hatten sich schon in die Tüte geschlagen, so dass wir sie danach wegschmeißen konnten. Auch Affen haben wir gesehen. Sie lauern beim Eingang und hoffen auch darauf, etwas zu essen ergattern zu können. Die wohl spektakulärsten Tiere, die wir hier gesehen haben, waren wohl die Kaimane, die in den ruhigen Abschnitten des Flusses lagen. Urprünglich hatten wir noch vor, einen der Waldpfade zu nehmen, in der Hoffnung, auch Ameisenbären und Tapire sehen zu können. Hier streunte aber grade ein Jaguar umher, so dass man nicht tiefer in den Wald gehen durfte.

    Die Wasserfälle waren auch von hier aus unglaublich. Hinter ihnen nisten die Rußsegler, kleine Vögel, die in der Lage sind fliegend Wasserfälle zu durchstoßen und dahinter ihre Nester anzulegen.
    Grade das Ende des oberen Besichtigungspfades eröffnet einem einen Einblick in die Wassermassen, die hier hinabstürzen.

    Unseren letzten Tag in Iguazú wollten wir eigentlich am Itaipú-Damm verbringen, einem Wasserkraftwerk, dass zwischen Brasilien und Paraguay liegt. Er war lange Zeit der Leistungsstärkste Staudamm der Erde und ist heute noceih führend in Bezug auf die Jahresenergieproduktion. Der Damm ist, wie es die meisten Dämme sind, hoch umstritten. Er stellt zwar für eine normalerweise enorm umweltschädliche Region, eine ungemein Klimaschonende Energiequelle dar, dafür musste allerdings ein nicht unerheblicher Teil des Regenwalds abgeholzt werden und viele Guaraní wurden umgesiedelt. Da der Touranbieter aber unheimlich unfreundlich war, hattem wir keine Luste mehr und planten stattdessen eine Regenwaldtour.

    Die fiel allerdings, im Wortsinne, auch ins Wasser und so verbrachten wir unseren letzten Tag im Dreiländereck damit, dem Regen zuzuhören, zu lesen und zu entspannen.
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