Südamerika 2016-2017

November 2016 - February 2017
A 112-day adventure by Tobias Read more
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  • Day 1

    Hamburg Airport

    November 2, 2016 in Germany ⋅ ⛅ 6 °C

    Nach langem Warten treten wir endlich die Hauptetappe unseres Jahres an: 4 Monate Südamerika. Silkes Eltern waren so nett, uns vor unserem Flug bei sich aufzunehmen und uns am frühen Morgen zum Flughafen zu fahren. Dabei ließ sich es ihr Vater nicht nehmen, nochmal ein Abschiedsfoto von uns mit Sack und Pack in hundemüdem Zustand zu machen, das wir 2 Tage später auf Facebook entdecken sollten. Wir wurden organisatorisch ein wenig vom Pech verfolgt. Erst erhielt ich am Dienstagabend eine Email von der Stadtbibliothek, dass sie meinen Impfpass in einem Buch gefunden hätten, dass ich am Vormittag zurück gebracht hatte. Ich könne ihn dann am nächsten Tag abholen, da man kurz vor der Schließung sei. Da wir aber am Mittwoch schon im Flugzeug saßen und ich das Gelbfieberimpfsiegel für die Einreise nach Bolivien brauchte, bekam ich kurz Panik, fand dann aber am Telefon eine Bibliothekarin, die sich netterweise bereit erklärte, auf mich zu warten. Insofern also Glück im Unglück.
    Beim Flug selbst hatten wir zunächst Probleme mit der Gepäckaufgabe, weil der Automat Silkes Gepäck annahm, dann aber ein Softwareproblem hatte. In Frankfurt solten wir dann erfahren, dass unsere Sitze umgebucht wurden, da man einen anderen Flugzeugtyp einsetzen würde.
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  • Day 1

    Frankfurt Airport

    November 2, 2016 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    Unser Flug nach Frankfurt ging schnell: Nur etwas über 35 Minuten waren wir in der Luft. Noch vor zwei Wochen haben wir mit dem Bulli für fast die gleiche Strecke zwei Tage gebraucht und haben in Hildesheim einen Stopover gemacht. Von oben fällt auf, dass die Gebäude der Skyline gar nicht so dicht stehen, wie von der Autobahn aus gesehen.Read more

  • Day 1

    Panama Airport

    November 2, 2016 in Panama ⋅ ⛅ 27 °C

    Den Flug haben wir, trotz der Tatsache, dass wir nicht mehr unsere gewählten Plätze, sondern zwei Sitze in der letzten Reihe im Mittelgang hatten ganz gut überstanden. Ich habe die Zeit dafür genutzt Filme zu schauen, für die ich Zuhause niemals Geld ausgegeben hätte. Der Warcraft-Film war ok, der neue Indypendence-Day und Tarzan eine Katastrophe. Ich habe mich hinterher etwas geärgert, dass ich erst zwei Stunden vor Ende des Fluges auf die Dokumentationen aufmerksam geworden bin. Absolut empfehlenswert sind die Round-Planet-Reihe (http://www.bbcasia.com/shows/round-planet#), gesprochen von Matt Lucas und Human - Die Menschheit (https://www.youtube.com/watch?v=D10UKEQ5qC0).

    Von Panama haben wir leider nicht allzuviel mitbekommen. Der Flughafen riecht etwas feucht, wir vermuten, dass das an der Luftfeuchtigkeit liegt, und er ist erstaunlich groß. Wegen des Panamakanalabkommens und diverser militärischer Interventionen der USA wird der US-Dollar hier vollumfänglich als Zahlungsmittel angenommen. Die Preise sind entsprechend hoch. Wir haben versehentlich 14 Euro für einen Schokoriegel, zwei 50g Tüten Chips und eine Flasche Wasser bezahlt, weil wir einfach nicht mit so horenden Preisen gerechnet hatten. Alleine die Chips haben jeweils 4 Euro gekostet. Das macht beinahe 10 Cent pro Gramm...

    Im Flugzeug saßen wir dann neben einem älteren Mann mit spitzen Ellenbogen und Armen, die von Natur aus zur Seite ausgeklappt waren, der zudem etwas verwirrt wirkte und uns fragte, ob das auch wirklich das Flugzeug nach Lima sei. Er wirkte etwas schockiert als er mitbekam, dass unser Spanisch eher leidlich ist. Er sagte darauf hin: "Espaniol es nessesario", Silke raunte mir danach zu, dass es auch "nessesario" sei, zu wissen, in welchem Flugzeug man sitzt.

    Aber er hat natürlich nicht unrecht. In zwei Wochen beginnt unser Spanischkurs in Cusco. Bis dahin werden wir uns wohl so durchschlagen müssen.
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  • Day 1

    Lima

    November 2, 2016 in Peru ⋅ 🌙 16 °C

    Nach etwa 24 Stunden Wachsein sind wir in Lima angekommen. Hier lief alles reibungslos. Ein wirklich netter Taxifahrer holte uns vom Flughafen ab und brachte uns in unser Hostel, das nach dem Haushund, einem mexikanischen Nackthund benannt ist.Read more

  • Day 3

    Lima II

    November 4, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich muss mich korrigieren: Bei Pisco (er heißt wirklich so) handelt es sich nicht um einen mexikanischen, sondern um einen peruanischen Nackthund. Beide Rassen sind jedoch eng verwand. Nackthunde gelten in Peru seit der Zeit der Inka und vermutlich sogar noch darüber hinaus als Kulturgut, da ihnen neben ihren sehr treuen und verlässlichen Eigenschaften als Begleieiter und Freund auch Heilkräfte zugesprochen wurden. Die andinen Staaten gelten ja gemeinhin auch heute noch als Mekka der esotherischen Medizin. Pisco trägt übrigens an kalten Tagen ein Hawaiihemd, das ihn vor der Kält schützen soll (Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Peruanischer_Nack…).

    Wir haben unseren ersten Tag in Lima dazu genutzt, den Stadtteil, der uns beherbergt zu erkunden. Miraflores ist eine recht moderne, wohlhabende und gepflegte Gegend. Sie gilt als eines der Zentrene des Limaer Nachtlebens und grenzt direkt an die Steilküste der Stadt, die man kilometerlang entlangflanieren kann. Hier haben wir auch Andreas aus Hamburg kennen gelernt. Er erzählte uns, dass er von einem Taxifahrer bestohlen wurde, der mit all seinem Hab und Gut davon gefahren sei. Er säße nun in Lima fest, bis die Botschaft ihm einen neuen Pass ausgestellt hat und er das Land verlassen kann. Zudem erzählte er, dass man ihm zwar ein Hotelzimmer organisiert, ihm aber keine finanziellen Soforthilfen gewährt habe. Kurz: Er bat uns um Geld, um etwas zu Essen einkaufen zu können.
    Das war eine ungemein schwierige Entscheidung, denn auf der einen Seite klingt seine Geschichte so, wie 1000 andere Betrugsmaschen, auch kannten wir uns nicht mit der Gepflogenheiten von Botschaften in Bezug auf finanzielle Soforthilfe nach Diebstählen aus. Auf der anderen Seite ist es uns wichtig, Solidarität mit in Not geratenen Reisenden zu zeigen. Wir baten ihn darum, uns kurz etwas Zeit zur Beratung zu geben und entschieden uns dann dazu, ihm 50 Soles, was etwa 12,50 entspricht, zu geben. Ausschlaggebend war, dass wir dachten, dass er auf das Geld angewiesen sein müsse, selbst wenn seine Geschichte erfunden gewesen sein sollte. Für Andreas spricht übrigens, dass ich mal ins Konsularvertretungsgesetz geschaut habe und dort steht, dass finanzielle Soforthilfe nur in ausgewählten Ausnahmefälle gewährt wird. Auch wenn wir natürlich anhaltend unsere Zweifel haben (wie auch nicht, wenn man jemandem Geld gibt, der sich nicht ausweisen kann?), glauben wir, dass das Ganze bestimmt nicht schlecht für unser Reise-Karma gewesen ist.

    In Lima fällt besonders der Verkehr auf. Ampeln gelten scheinbar sowohl für die meisten Fußgänger als auch für so manche Autofahrer weniger als Vorschrift und mehr als Empfehlung. Man hört selbst als „ordentlicher Deutscher“ schon nach wenigen Straßenüberquerungen auf, dem Ampelsystem zu vertrauen und nimmt sie von mal zu mal weniger wahr. Gegangen wird, wenn die Gelegenheit sich bietet und die Überquerung der Straße sicher ist. Außerdem ist auch das Hupen als Kulturgut anzusehen. Einige Autos sind mit Sirenen ausgestattet, mit denen Sie andere Verkehrsteilnehmer zum schneller Fahren ermahnen. Auch ein Taxi mit Blaulicht haben wir gesehen.

    Peruaner gelten als sehr gepflegt, insbesondere in Bezug auf ihre Kleidung. Selbst bei den meisten bettelnden Menschen merkt man, dass sie auf ihre Gaderobe achten. Etwas aus der Art schlagen hingegen die Horden junger Mädchen, die irgendwelchen schrecklichen Moden verfallen sind. Mehr dazu aber beim nächsten Mal.
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  • Day 4

    Lima III

    November 5, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 17 °C

    Die Tatsache, dass wir sozusagen 6 Stunden nach Europa „leben“, führte zu der Situation, dass mein Geburtstag in diesem Jahr 30 Stunden lang war. Die ersten Glückwünsche kamen hier bereits um 18 Uhr am 3.11., das war so eigentlich ganz schön – können wir jetzt jedes Jahr so machen. Vielen Dank an dieser Stelle also nochmal an alle :-)

    Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück schon recht früh aufgebrochen, um an einer Free Walking Tour teilzunehmen. Das Prinzip dieser Touren basiert auf Spenden, im Grunde ist es aber ansonsten eine konventionelle Stadtführung. Da die Guides häufig junge Menschen sind, die sich mit dem „Trinkgeld“ etwas dazu verdienen, fallen Free Walking Tours oftmals etwas dynamischer und alternativer als eine klassische Stadtführung. Wir trafen uns dazu im Kennedy-Park, einer kleinen Grünanlage im Zentrum von Miraflores. Hier leben ein paar Dutzend Katzen, die vor Jahren einmal von umligenden Kirchen zur Mäusejagt angeschafft wurden und jetzt den Park zu ihrem Revier gemacht haben. Noch während wir uns gesammelt haben, wurden wir von einem anderen Tourteilnehmer angesprochen: Wer wir seien, wo wir herkämen,…
    Vlad (ja, auch er heißt wirklich so) war ein sehr aufgeschlossener Rumäne, der inzwischen in Cleveland lebt und derzeit auf einer zweimonatigen Weltreise ist. Das besondere an ihm ist seine unermüdliche Energie. Während der Tour freundete er sich mit jedem an, organisierte ein gemeinsames Programm für den Nachmittag und ließ keinen Zweifel daran, dass er „sich um alles kümmern würde“.
    Um die Stadtführung beginnen zu können mussten wir allerdings ersteinmal ins Zentrum von Lima gelangen. Da ca. 13 Millionen Menschen hier leben, was ein gutes Drittel der peruanischen Bevölkerung ausmacht, und der Verkehr ein kleines Desaster für sich ist, ist das problematischer als man denkt. Ricardo, unser Guide, erzählte uns, dass es von Miraflores aus mit einem regulären Bus oder einem Taxi gute zwei Stunden dauern kann, bis man beim Plaza de Armas sei. Er führte uns also zur „Metro“, einem Schnellbussystem für das eigene Spurn eingerichtet sind, die auf einer Art Stadtautobahn in der Mitte verlaufen. Ist hier zur Rushhour kilometerlanger Stau, passiert man disesen einfach mit dieser Speziallinie. Man benötigt eine spezielle Karte, um die Metrobusse nutzen zu können. Dies führt dazu, dass man an den Haltestellen oftmals Touristen sieht, die Einheimische ansprechen, ob diese sie auf ihrer Karte mitnehmen können. Die „nativos“ melden sich dann einfach mehrfach an der Schranke an und kassieren die Fahrtkosten dann vom Bittsteller.
    Mit der Metro waren wir innerhalb von 20 Minuten am Ziel. Plazas de Armas gibt es in den meisten südamerikanischen Städten, am ehesten kann man den Namen wohl mit „Rathausmarkt“ übersetzen. Am Plaza del Arma in Lima liegt nebem dem Rathaus, auch der Regierungssitz und eine große Sakristei, in der die Überreste von Francisco Pizarro, dem Eroberer Perus, begraben liegen. Der letzte wirkliche Inka(könig), Atahualpa unterschätzte die Spanier, von denen ein Großteil bereits kurz nach ihrer Landung in Südamerika an in Europa unbekannten Krankheiten verstorben war, und konnte so von Pizarro gefangen genommen und letztendlich hingerichtet werden.
    Die meisten Gebäude in Lima sind farbig angemalt, so präsentiert sich das Rauthaus in einem matten Gelb. Ricardo erzählte uns, dass diese Tradition darin begründet liege, dass Lima eine Wüstenstadt sei und man auf diese Weise Kontraste zur grauen Farbe des Sandes setzen wollte. Da das Rauthaus und diverse andere Gebäude in Lima in regelmäßigen Abständen Erdbeben und Feuern zum Opfer gefallen sind, existieren verschiedene Versionen von ihnen, die man sich in den Souvenirläden von Lima auf Ansichtskarten anschauen kann. Nachdem wir noch eine etwas abgelegenere Kirche besichtigt hatten und man, trotz des intensiven katholisch-geprägten Glaubens in diesem Land, ganz schamlos ein Gruppenfoto mit uns vorm Altar gemacht hat, sind wir nochmal zurück zum Plaza, um uns die Wachablösung am Regierungspalast anzusehen. Diese hat, nachdem sie früher ein reiner militärischer Brauch war, heute allerdings kaum mehr als touristische Bedeutung. So spielt die Blaskapelle während des Aufmarsches der Wachleute Filmmusik, etwa aus Starwars oder Indiana Jones.
    Als wir noch einen weiteren Punkt ansteuern wollten, hörten wir etwas entfernt lautes Knallen. Ricardo erklärte uns, dass es sich dabei um eine der vielen Demonstrationen handele, die zur Zeit in Lima stattfänden. Das Knallen rührte wohl von Tränengaswerfern her, was wir nur merkten, weil der Wind zu unseren Ungunsten stand. Von der Demonstration an sich haben wir dennoch nichts mitbekommen. Wir änderten also kurzerhand die Route und gingen zum Casa de la Literatura, einem Austauchort der perunaischen Inteligencia, die -ähnlich einer Bibliothek- aber jedem Bürger offen steht. Nachdem wir uns alle die Gesichter abgespült hatten, erzählte uns Ricardo noch etwas über das kulturelle Leben in Lima und die politische Situation des Landes. Besonder spannend fand ich, dass Vollverschleierung von Frauen noch bis von einhundert Jahren an der Tagesordnung stand und das obwohl der Islam de facto nie einen Einfluss auf den südamerikanischen Kontinent gehabt hat. Dabei blieb nur ein Auge frei, welches auch mit einem Fächer bedeckt werden konnte. Die Verschleierung ging auf eine sehr konservative christliche Grundhaltung zurück. Sie wurde übrigens irgendwann auch auf Drängen der männlichen Bevölkerung aufgegeben, da es, neben der Möglichkeit, dass Spione die Verschleierung als Tarnung nutzen konnten, wohl regelmäßig dazu gekommen sein soll, dass ein potentieller Ehebrecher Freundinnen seiner Frau oder gar seine Schwiegermutter höchstselbst, von seinen Qualitäten als Liebhaber überzeugen wollte. So zumindest die Folklore. Im Anschluss daran wurde uns noch das trockene Flussbett der Stadt gezeigt, neben das vorsorglich ein Kanal gebaut war, um auch in der regenarmen Zeit das wenige Wasser aufnutzen zu können, bevor wir zu einer Pisco-Verkostung eingeladen wurden.
    In der Zwischenzeit hatte Vlad schon seine Netze ausgeworfen und so ist fast die gesamte Truppe der Stadtführung auf eigene Faust noch gemeinsam in ein kleines Restaurant und im Anschluss daran in ein Kirche mit darunter liegenden Katakomben gegangen. Früher wurden die Verstorbenen hier immer unter Gotteshäusern begraben, so dass sich dort heute Berge von Knochen und Gebeinen auftun. Vlad wollte uns alle noch zu einem Museumsbesuch in Gastronomiemuseum (klingt langweiliger, als es sein soll) überreden, aber hierfür fand sich dann keine Mehrheit mehr. Stattdessen fuhren wir nach Miraflores zurück und setzten uns, mit einer inzwischen etwas kleiner gewordenen Gruppe, zum Sonnenuntergang in ein Kaffee an die Steilküsten. Wir verabredeten uns für den Abend, um gemeinsam etwas Trinken zu gehen – Bei dieser Gelegenhet verpetzte Silke mich auch in Bezug auf meinen Geburtstag. Gemeinschaftliches Singen bliebt mit zu diesem Zeitpunkt jedoch erspart.

    Nachdem wir uns getrennt hatten und zum Umziehen für den Abend in unsere Hostels zurückgegangen waren, trafen wir uns wieder im Kennedypark und gingen in ein Restaurant in der Nähe. Hier wurde mir von den Betreibern ein Mariachi-Gitarrist auf den Hals gehetzt, nachdem sie mitbekommen gehabt hatten, dass ich Geburtstag hatte. Hiervon existiert sogar ein Video…
    Außerdem bekam ich einen Pisco Sour auf‘s Haus. Ich habe auch versucht, eine Runde Schnaps auszugeben. Das scheint hier aber nicht so recht üblich zu sein. Ich erklärte dem Kellner das Konzept und er brachte 8 halbvolle Wassergläser mit purem Pisco, einem Getränk von immerhin 42% Vol., dass meine „Gäste“ jetzt zu bewältigen hatten. Nach dem Essen machten wir uns auf in das Loki Hostel, welches einen recht zweifelhaften Ruf, als Partyhostel genießt, so zumindest erzählte man mir. Es war tatsächlich etwas furchtbar dort. Silke bezeichnete das dortige Spektakel im Nachhinein als Single Market, ich verstand aber Xeno Market, was ebenfalls gepasst hätte. Ziel der Veranstaltung war wohl ein Akt der, sagen wir, Völkerverständigung. Hier trafen wir auch auf eben jene jungen Peruaerinnen, die ich im letzten Beitrag schon erwähnte. Merkwürdig bekleidet und dunkel geschminkt.

    Als die Party um 1 beendet wurde, überzeugte und Vlad, noch mit einen als „Partybus“ bezeichneten amerikanischen Schulbus zu steigen, da dieser Wohl zu einer Disko fahren würde, die bei unserem Hostel in der Nähe sei.

    Nachdem man uns abgesetzt hatte, waren wir kurz davor noch mit in die Disko zu gehen. Uns rettete allerdings die Tatsache, dass wir unsere Ausweise wohlweislich im Hotel gelassen hatten und trotz der Tatsache, dass wir beide in den 30ern sind (fühlt sich gut an, das zu schreiben), wären wir ohne sie nicht reingekommen. Also eine willkommene Ausrede, um den Abend für uns zu beenden.

    Den nächsten Tag verbrachten wir etwas ruhiger. Wir schlenderten etwas in Miraflores herum, kauften für unsere Reise nach Paracas am nächsten Tag ein und schauten uns den „Park der Liebe“ an den Steilklippen an, von dem aus die Gleitschirmflieger immer starteten. Nachdem wir noch einmal im Kennedypark gesessen hatten, der übrigens viel kleiner ist, als es dieser Text bisher vermittelt hat und dort Papas Fritas gegessen hatten, gingen wir zum Hostel zurück. Dort wartete schon eine Facebooknachricht von Vlad auf uns. Er ist direkt nach der Disko zum Hostel gefahren, hat sich umgezogen und den Flieger nach Buenos Aires genommen. Auf einem Foto von ihm, sahen wir ihn mit einer rumänischen Flagge in einem argentinischen Fußballstadion stehen...
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  • Day 6

    Paracas

    November 7, 2016 in Peru ⋅ 🌙 19 °C

    Am Sonntag sind wir dann nach Paracas aufgebrochen. Berühmt ist die die kleine Küstenstadt zum einen für seinen Artenreichtum im Nationalpark und die Paracas-Kultur, die weit vor den Inkas existierte. Typisch für diese Kultur waren länglich verformte Schädel, bei denen man annimmt, dass sie teilweise durch die Verformung im Kindesalter durch Abbinden geformt wurden und eine Art sozialen Status ausdrücken. Spannenderweise schien es aber auch natürliche längliche Schädel bei dieser Kulturgruppe zu geben, da ein entsprechend geformter Fötus in einer weiblichen Mumie gefunden wurde. Wir waren allerdings hauptsächlich für den Nationalpark dort. Er umfast sowohl einen Landabschnitt, als auch einen Seeabschnitt mit großen daraufliegenden Inseln.

    Die Fahrt von Lima aus lief ohne größere Probleme. Wir haben den Bus genommen, da das Zugnetz in Peru kaum ausgebaut ist. Dafür verfügen die meisten besseren Busgesellschaften über einen VIP-Bereich, den wir auch gleich ausprobiert haben. Ähnlich der Business-Class in einem Flugzeit hat man einen gigantischen Sitz und einen eigenen kleinen Bildschirm mit Unterhaltungsprogramm vor sich. Auch wird während der Fahrt eine Mahlzeit serviert.

    Verlässt man Lima, wird einem nochmal bewusst, dass man sich eigentlich permanent in einer Wüste beweget. Die Orte zwischen Lima und Paracas scheinen teilweise verlassen und verfügen offenbar kaum über eine angemessene Infrastruktur. Die Landflucht ist auch in Peru ein großes Problem, so dass es vielerorts halbfertige Häuser oder Wohnanlagen gibt, die aussehen, als befänden sie sich noch im Bau, von denen aber keines mehr eine Zukunft zu haben scheint. Bei unserem Spanienaufenthalt vor einigen Wochen haben wir vergleichbares gesehen. Hinzu kommt eben die sehr trockene und lebensfeindliche Wüste, die einen umgibt. Auch Paracas ist kein schöner Ort zum Leben, zumindest nicht aus unserer Perspektive. Die Straßen sind kaum befestigt und die Häuser sind zum Teil nur einfache Wellblechhütten. Unser Hostel hat mit einem Stadtblick geworben, der, wie sich herausstellte, ein Blick auf eine Art Slum oder zumindest eine sehr arme Gegend ist. Im Gegensatz zu dieser ungastlichen Atmosphäre, sind die Menschen, die wir in Paracas getroffen haben sehr zuvorkommend und zugewandt. An unserem ersten Abend aßen wir mit ein paar Schweden und einem Schweizer, der, wie sich herausstellte, noch ein paar weitere Tage mit uns verbringen sollte. Silke und ich hatten eine Palta Rellena, bei der man das Fleisch weggelassen hat, eine Avocado, die normalerweise mit einer Mischung aus Mayonaise, Erbsen, Mais, Limettensaft, Karotten und Huhn gefüllt wird. Ich hatte mir ja im Vorfeld etwas sorgen um die Nahrungssituation hier gemacht, bin bis jetzt aber sehr glücklich über das Angebot und die Flexibilität unserer Gastgeber. Wir hatten noch am Morgen einen Quinoasalat gemacht und einige Eier gekocht, um etwas in der Hinterhand zu heben, falls man für meine, zugegebenermaßen sehr speziellen, Ernährungsgewohnheiten keine Gerichte finden würde. Zuerst wollte ich daher nichts essen, weil ich unseren Salat nicht verderben lassen wollte. Silke hat dann aber ihr Gericht ganz brüderlich mit mir geteilt...

    Am nächsten Morgen sind wir mit einem Touristenboot rausgefahren, um den Nationalpark zu erkunden. Als ersten machten wir beim „Candelabro“ halt, einer großen Zeichnung in der Form eines Kerzenhalters in der windabgewandten Seite eines Felsens. Weder die genaue Bedeutung der Zeichnung, noch ihr exaktes Entstehungsdatum sind bekannt. Sie wird jedoch von vielen Quellen der Paracas-Kultur zugeschrieben, was sie auf eine Zeit vor Christus datieren würde. Eine andere Theorie bringt sie mit dem Freimauertum in Verbindung, was ihre Anfertigung deutlich nach Christus verlagern würde. Die Linien sind nur zwei Fuß tief und lediglich die Tatsache, dass der Wind immer aus der selben Richtung kommt und es in der Wüstenregion so gut wie nie regnet, konnten ihn für die Nachwelt erhalten. Schon während der Fahrt dorthin vielen uns die vielen Vögel auf, es müssen Hunderte gewesen sein, die über dem Meer zu sehen waren. Einige von ihnen, wir vermuten, dass es sich bei ihnen um Tölpel handelte, schossen aus großer mit dem Kopf voran ins Wasser, um einen erspähten Fisch zu ergattern. Nach dem Candelabro sahen wir noch dutzende weitere Vogelarten: Pelikane, Reiher, Kraniche und die kleinen Humboldpinguine, die nördlichste Pinguinfamilie überhaupt. Auf die Küste bei Paracas trifft der Humboldstrom, was zu verhältnismäßig kaltem Wasser führt und ihnen ein Leben nur wenige Breitengrade unterhalb des Äquators erst ermöglicht. Die Sonne steht hier am Mittag so zentral über einem, dass der eigene Schatten fast senkrecht auf den Boden geworfen wird und nicht mehr ist, als eine von oben gestauchte Version des eigenen Körper. Bei den Humboldpingunen gab es im Zoo am Meer übrigens die ganz witzige Begebenheit, dass sich kein nennenswerter Zuchterfolg einstellen, weil ein großer Teil der Männchen untereinander homosexuelle Beziehungen eingegangen ist. Diese blieben auch bestehen, nachdem man weitere Weibchen beschafft hatte.
    All die Vögel produzieren unmengen an Ausscheidungen, die einen enormes Potential als Dünger haben. Alle 8 Jahre, kommen Bergarbeiter für 3 Monate auf die Inseln und bauen das Guano ab. Diverse Krankonstruktionen und Gerüstanlagen (die natürlich auch mit Guano bedeckt sind), zeugen von dieser Tradition. Bei der Abbau soll sich eine metertiefe Schicht gebildet haben.

    Neben den Vögeln und ihren Ausscheidungen war das wohl spektakulärste an der Bootsfahrt die Beobachtung der Seelöwen. In einer kleinen Grotte lagen sie in großer Zahl neben,-, über- und untereinander. Ab und zu reckte ein bulliges Seelöwenmännchen im Kreise seiner Damenhorde den Kopf heraus und stieß einen Schrei aus. Die Männchen haben einen haarbesetzten dicken Hals, der als Schutz gegen die Bisse anderer Männchen beim Rivalenkampf dient und aufgrund seiner Form zur Namensgebung beigetragen hat.

    Nach der Bootsfahrt sind wir noch mit dem Bus in den Landabschnitt des Nationalparks gefahren. Neben kleineren Geiern mit rotem Halsgefieder, konnten wir dabei Flamingos beobachten und uns die Steilküste anschauen mit dem vom Eisenoxid rotgefäbrten Strand anschauen.
    Wir wussten im Vorfeld, dass die Tour eine lange Pause bei einem "Vertragsrestaurant" machen würde, und kalkulierten das mit ein. Die Schweden und Michael, unser Mitreisender aus der Schweiz waren zwar etwas genervt davon, nutzten die Zeit aber für ein Bad im Meer. Bei dieser Gelegenheit schaarte sich ein Haufen peruanischer Kinder um den blonden und recht hellhäutigen Michael und pendelte dabei zwischen Neckereien wegen seiner Blässe und aufrichtiger Begeisterung von ihm.

    Wir hatten usprünglich nicht vor nach Nasca zu weiterzureisen, sondern es zu überspringen und direkt nach Arequipa durchzufahren. Da man, um die berühmten Nasca-Linien, sehen zu können, einen Rundflug buchen musste und wir das Geld dafür nicht ausgeben wollte, erschien uns der Ort nicht so recht einladend, zumal wir nach Paracas nicht nochmal in eine ungastliche Wüstenstadt wollten. Da Michael aber einen Zwischenhalt dort einplante und wir die recht lange Fahrt so etwas stückeln konnten, haben wir uns dazu entschieden, dort doch einen Stop einzulegen...
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  • Day 8

    Nasca

    November 9, 2016 in Peru ⋅ ⛅ 8 °C

    Wir sind also am nächsten Tag mit Michael nach Nasca gefahren. Nasca ist weltberühmt für die sogenannten „Nasca-Lines“ - Große, in den Wüstenboden gearbeiteten Linien, die bestimmte Formen, etwa die von Tieren, ergeben. Angefertigt wurden sie von der Nasca-Kultur, die -ähnlich der Paracas-Kultur- schon vor den Inka existierte. Sie sind UNESCO-Weltkulturerbe und wurden maßgeblich durch eine deutsche Auswanderin berühmt gemacht.

    Unser Bus hatte Verspätung, was hier allerdings sehr gleichmütig aufgenommen wird. Bei der Gelegenheit erfuhr ich von Michael, der ebenfalls sehr gleichmütig war, dass den Schweizer Bahnen eine enorme Pünktlichkeit nachgesagt wird, außerdem hat er uns seinen Pass gezeigt. Er ist natürlich rot und trägt das weiße Kreuz der Schweiz, von innen aber, ist er mit bunten Bildern der einzelnen Kantone bedruckt. Deutlich schöner als der EU-Pass, wie wir fanden.

    Wir saßen diesesmal nicht im VIP-Abteil. Die einzelnen kleinen Bildschirme sind im oberen Busbereich durch große Bildschirme, die von der Decke hängen ersetzt. Wir sahen mehre Filme auf Spanisch, die in einer Höllenlautstärke abgespielt wurden. Der wohl verrückteste von ihnen war „Sneezing Baby Panda“ (https://www.youtube.com/watch?v=TJm9Q7ksohg), dessen Trailer ich hier nochmal ausdrücklich empfehlen möchte. Wohlgemerkt, nur den Trailer, nicht den Film.

    Die Fahrt führte uns im Verlauf durch das chaotische Ica, das in der Nähe von Sanddünen liegt und daher von vielen jungen Backpackern zum Sandboarding angefahren wird. Wir waren ganz froh, das übersprungen zu haben, als wir die Verkehrlage vor Ort hautnah mitbekamen. 6 Meter breite Straßen werden hier vierspurig befahren. In einer besonders engen Straße stand auf einmal ein anderer Reisebus vor uns. Beide Busse hupten sich eine Weile an, während ihre Fahrer wild gestikulierten, bis sie beide auf die Bürgersteige auswichen. Dabei krazten die Äste der Bäume auf unserem Dach, wie Fingernägel auf einer Schultafel.

    Ich glaube, dass ich inzwischen etwas von dem Hup-System der Peruaner durchschaut habe. Es ist sogar ein recht ausgefeiltes Kommunikationssystem. Verändert werden immer die Intensität des einzelnen Hupens, dessen Länge und die Frequenz der Abfolge. Taxis hupen Fußgänger kurz aber kräftig an, um sie zu fragen, ob sie mitfahren wollen. Will man ein Auto überholen wird kurz und verhältnismäßig sanft gehupt, woraufhin der Vordermann den Blinker nach Links setzt, um dem Überholwunsch statt zu geben. Langes oder hektisches Hupen entspricht, wie bei uns, einem Fluchen auf andere Verkehrsteilnehmer.

    Wir fuhren die ganze Zeit auf der Panamerikana, die mit einer unterbrechung bei Panama, den gesamten amerikanischen Kontinent durchzieht. Da die Nasca-Linien so ausnehmend groß sind, dass man sie nur aus der Luft erkennen kann, wurde die Panamerikana quer durch sie hindurch gebaut. Dass man die Lininen nur aus der Luft sehen konnte, war für uns auch der Grund, dass wir erst nicht nach Nasca reisen wollten, da wir keine Lust hatten viel Geld für einen Rundflug zu bezahlen, bei dem im Schnitt 50 % der Passagiere schlecht wird, weil die Piloten über den Figuren Achten drehen, während das Flugzeug auf der Seite liegt. Wir entdeckten allerdings am Abend ein kleines Planetarium, dass genau in dem Hotel aufgebaut war, dass Maria Reichel, eben jener deutschen Auswanderin, die letzten Lebensjahre als Heim gedient hat. Bezahlt hat sie für ihr Zimmer nichts und nach ihrem Tode wurde es dauerhaft versiegelt. Sie kam ursprünglich als Botschaftsangehörige nach Peru und war studierte Mathematikerin. Als sie die Linien entdeckte, begann eine lebenslang währende Obsession. Sie zeltete über Monate in der Wüste und reinigte die nur wenige Zentimeter tiefen Linien mit Schaufel und Kehrblech. Sie entwickelte Theorien über astronomische Konstellationen und die Linienführung und brachte die Linien so zu Weltruhm. Trotz der Tatsache, dass sie ein offenbar sehr entbehrungsreiches Leben geführt hat, wurde Maria Reichel 95 Jahre alt. Noch mit über 50 Jahren soll sie angeblich das Peruanische Militär dazu überrdet haben, sich an die Kufen eines Hubschraubers binden lassen zu dürfen, damit sie die Linien aus der Luft besser erkennen konnte. Bis sie 70 war lebte sie in einem Zimmer in der Wüste, nahe bei ihren Linien. Das Gratishotelzimmer, indem sie die letzten 25 Lebensjahre verbracht hatte, erhielt sie wohl aufgrund der Tatsache, dass sie in Nasca wie eine Heilige verehrt wird. Nasca ist deutlich schöner als Paracas, was wohl maßgeblich mit dem Tourismus zusammenhängt, den es ohne die Linien nicht geben würde.

    Bei der Planetariumsshow wurden uns unter anderem die Theorien Maria Reichels vorgestellt. Die wohl eingängigste ist die, dass viele der Bilder so ausgerichtet sind, dass die Sonne an bestimmten Tagen, zum Beispiel der Sommersonnenwende, genau über ihrer Grundlinie aufgeht. Auch die Ausrichtung nach Sternenbildern will sie erkannt haben.

    Am nächsten Tag machten wir eine Tour mit einem roten Stahlrohrbuggy, der uns zu einigen interessanten Punkten in der Nähe von Nasca und am Ende auch nochmal in die Sandwüste bringen sollte. Das Motto des Tourbetreibers, eines wirklich netten Mannes namens Eduardo war „Nasca is more than enigmatic lines“, was ungemein passend war. Viele Reisende lassen Nasca wegen der selben Vorurteile, die wir hatten aus. Wir aber, würden jederzeit nochmal herkommen.

    Zuerst brachte er uns an eines der Aquädukte der Nasca-Kultur. Verschlungenen Stufengebilden, die manchmal wirbelartig und manchmal in Form von Terassen in die Erde führten. Nascar war schon immer trocken. In den letzten 3 Jahren hat es hier kein einziges Mal geregnet. Die Idee der Aquädukte war eine Kombination aus der Schaffung eines Gefäßes, falls es doch einmal regnen sollte und einem Weg an mögliches Grundwasser heranzukommen. Ganz in der Nähe fuhren wir an riesigen Kaktusfeldern vorbei. Eduardo erklärte uns, dass es dabei weniger um die die Kakteen, als um die auf ihnen lebenden Schildläuse ginge. Aus Schildläusen wird der Farbstoff Karmin gewonnen, der früher auch in Campari drin war.
    Kurz danach erreichten wir die Nasca-Pyramiden in Cahuáchi, die vermutlich zur lobpreisung der Götter angefertigt wurden. Sie sind etwa 500 Jahre vor unserer Zeitechnung entstanden und sind zum Teil bis heute, trotz der Tatsache, dass sie nur aus luftgetrockneten Lehmziegeln erbaut wurden, erhalten. Ähnlich wie bei dem Candelabro in Paracas und den Nascalinien liegt dies an der Tatsache, dass Regen hier kaum eine Rolle spielt und ein nachhaltiges Aufweichen der Ziegel kaum möglich ist. Auch waren hier große unterirdische Kühlkammern für Nahrungsmittel angelegt, aus denen, so glaubt man, die Priester immer dann, wenn die Bevölkerung hungerte, Lebensmittel freigab.
    Unsere letzte Station vor den Sanddünen führte uns zu einem Nasca-Friedhof, von dem wir glauben, dass er für uns Touristen nochmal hübsch zurechtgemacht wurde. Die Nasca haben ihre Toten die Organe entnommen, sie dann in einer fetalen Haltung zusammengebunden und mit Blick auf die aufgehende Sonne in die Wüste gesetzt. Dies führte zunächst zu einer Mumifizierung und über einen längeren Zeitraum dann auch zu einer teilweisen Skelettierung. Um die Toten herum wurden Tongefäße verstreut, die die Nasca bei allen ihren Ritualen verwendeten. So zum Beispiel wurden auch Unmengen von Scherben auf dne Linien selbst gefunden, von denen man annimmst, dass sie auch aus rituellen Gründen entstanden seien. Da man für die Arbeit mit Ton unweigerlich auch Wasser braucht, wird deutlich, welchen hohen Stellenwert diese Rituale gehabt haben müssen. Ansonsten würde es wohl kaum sinnhaft erscheinen, diese mit wertvollem Wasser angefertigten Gefäße in der Wüste zurückzulassen oder sie auf den Linien zu zerschlagen.
    Ganz am Ende der Tour erreichten wir die Sanddünen. Bevor wir mit dem Buggy in sie Hineinfuhren, ließ Eduardo einen Teil der Luft aus den Reifen, damit die Bodenhaftung verbessert wurde. Die Fahrt in der Wüste selbst ist ziemlich schwer zu beschreiben. Es ist ein bisschen, wie Karusselfahren. Eduardo fuhr die Dünen im ersten oder zweiten Gang hoch, nur um auf ihrem Scheitelpunkt nach vorne zu kippen und in eine Mischung aus herunterfahren und herunterstürzen zu verfallen. Nach einer Weile hielt er auf einer besonders hohen Düne an und holte die Sandboards heraus, mit denen wir dann, ähnlich wie mit Snowboards die Abhänge hinunterfahren konnten. Noch Tage später sollten wir Sandreste in unserer Kleidung und sonst überall finden.

    Kurz bevor es Dunkel wurde, traten wir den Rückweg an. Dabei sahen wir als letzten Eindruck aus der Sandwüste einen streunenden Hund, der uns neugierig beäugte.
    Auf der Fahrt nach zurück ging die Sonne dann endgültig unter, so dass Eduardo den Wagen, im Dunkeln etwa eine halbe Stunde durch die Wüste (die Sandwüste ist von einer Kieswüste umgeben) in Richtung der Hauptstraße steuerte.

    Am Abend sind wir dann nocheinmal mit Michael essen gewesen und haben uns dann von ihm verabschiedet, da wir den Nachtbus nach Arequipa nehmen wollten. Vorher allerdings fiel uns noch auf, wie schön der Plaza de Armas in Nasca am Abend ist. Alles scheint auf den Beinen. Eltern sind mit ihren Kindern hier, ein Salsalehrer übt mir einer Gruppe kleiner Mädchen tanzen und von überall her kommt Essensgeruch...
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  • Day 10

    Arequipa I

    November 11, 2016 in Peru ⋅ 🌙 13 °C

    Nach unserem Abendessen in Nasca sind wir gegen halb 11 zum Busbahnhof gefahren. Dort wollten wir den Nachtbus nach Arequipa nehmen, der eine Stunde später ankommen soll. Wir sind ziemlich darauf bedacht, immer überpünklich loszufahren, da wir weder den Verkehr noch die Gegebenheiten vor Ort einschätzen können. So zum Beispiel gehört es in Peru inzwischen zum Standard, dass man bei Busreisen seinen Pass vorlegt, mit einer Kamera mehr oder minder direkt ins Gesicht gefilmt wird und mehr oder minder ungenau mit einem Metalldetektor untersucht wird. Hintergrund hierfür waren gehäufte Busüberfälle in der Vergangenheit, bei der ein Komplize im Bus saß und den Fahrer dann zum Anhalten in der Pampa zwang, wo andere Diebe auf den Bus warteten. Da unser Bus allerdings um eine Weile verspätet war, unterhielten wir uns mit einem belgischen Pärchen, dass unsere Begeisterung über die Kulturschätze ihres Landes nicht so recht teilen konnte und schauten den Hunden beim Herumstromern zu, die auf dem Busterminal zum Inventar zu gehören schienen. Ganz im Allgemeinen gibt es hier viele Straßenhunde und die meisten sind ungemein nett und an das hektische Leben in den Städten und Orten gewohnt. Nur einmal wurden wir von einem Hund lautstark vertrieben, der seinen Besitz verteidigen wollte. Bei ihm handelte es sich aber um einen Privathund. In dem Buch „Wolkenpfad“ von John Harrison, dass ich vor unserer Reise gelesen habe, berichtet er mehrfach davon, von Hunden angegriffen worden zu sein. Ich hoffe sehr, dass uns das nicht auch noch bevorsteht, bin aber bisher sehr zuversichtlich. Ich habe versucht etwas im Internet zu recherchieren, wie man mit aggressiven Hunden umgeht. Den besten Tipp fand ich, dass man immer ein Stück Fleisch oder eine Hundespielzeug zum Ablenken bei sich tragen sollte…

    Die Fahrt selbst war durchwachsen, aber besser als erwartet. Wir haben uns für die 10-stündige Tour extra wieder im VIP-Abteil eingemietet und verhältnismäßig gut geschlafen, obwohl ich immer mal wieder aufgewacht bin. Als wir dann in Arequipa angekommen sind, erwartete uns der größte Busterminal, den wir bisher gesehen hatten. Auf der einen Seite waren dutzende Kabinen von Busanbietern, die marktschreierisch die nächsten Ziele anprisen, auf der anderen Seite waren Verkaufsläden, die alle über das selbe Inventar verfügten (Wasser, Chips, Schokolade, Brötchen, Cola, …) und ebenfalls um Kunden warben.

    Unser Unterkunft lag 10 Gehminuten von Plaza de Armas entfernt im Stadtteil Vallecito und war ein ganz beschauliches, familiär gefühtes Hostel. Aufgemacht wurde uns von einem alten Mann, möglichweise dem Großvater der Familie. Er war sehr aufgeschlossen, aber eben auch ein wenig alt und so entwickelten sich in den nächsten Tagen oftmals komische Gesprächssituationen, die in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch bewältigt wurden. Er freute sich immer, wenn er seine rudimentären Deutschkenntnisse anbringen konnte, ähnlich wie es uns freut, wenn man hier mit uns Spanisch spricht. Sein Lieblingssatz war „Entschuldigen Sie mich“, wenn er den Raum verließ. Er sagte uns auch, dass wir ihn unbedingt googeln sollten, ohne uns zunächst seinen Namen zu verraten. Nachdem wir ihn herausbekommen haben, erfuhren wir, dass er als Physiker tätig war und Inca-Stätten untersucht hatte.

    Die ersten Stunden in Arequipa verschliefen wir. Am Nachmittag sind wir dann noch zum Plaza de Armas gegangen, der von schönen Balkonbauten und der Hauptkirche der Stadt, die aus Vulkangestein gebaut wurde, eingerahmt ist. Auf einem der Balkone tranken wir einen Kaffee (der wirklich entsetzlich geschmeckt hat) und schauten etwas dem Treiben zu. Der Platz ist, wie in Rom oder Vendig voll mit Tauben. Wir sahen zum Beispiel einen alten Mann, der von oben bis unten mit Tauben bedeckt war, während er sie füttete. Er saß auf einer Bank, die auch voll mit den Vögeln war. Nur seine Hutkrempe schien herauszuschauen. Eigentlich wollten wir an dem Tag noch in ein Museum gehen, nachdem wir aber so erledigt von der Busfahrt waren, entschieden wir uns nur für ein gutes Essen und einen Spaziergang kleinen Spaziergang durch die Straßen des Zentrums, mit all ihren Kolonialbauten, bevor wir nach Hause gingen.

    Gegessen haben wir in einem Kartoffel-Laden, dessen Konzept es war peruanische Kartoffeln mit bestimmten Belägen anzubieten. Lange wurde Peru als Ursprungsland der Kartoffel gehandelt. So heißt sie im finnischen auch „Peruna“. Inzwischen geht man aber davon aus, dass sie aus dem gesamten Andenhochland stammt. Arequipa liegt im Übrigen auch schon etwa 2300 Meter hoch, was sich bei mir bereits in einer leicht geringeren Belastbarkeit bemerkbar gemacht hat.

    Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich wieder an einer Free-Walking-Tour teilnehmen. Die war dann aber so furchtbar aufgemacht, dass wir uns nach dem ersten Punkt der Tour heimlich absetzten und in das alte Kloster gingen, dass eine Hauptattraktion von Arequipa ist. Das Kloster ist wirklich eine Stadt für sich, mit bunten Wänden und vielen Orangenbäumen, die auf kleinen ummauerten Plätzen wuchsen. Auch schöne Gärten waren innerhalb der Mauern angelegt. Am beeindruckensten war allerdings ein zerstörter Abschnitt des Klosters, der an ein großes Erdbeben erinnert. Im Verhältnis zur Stärke des Bebens war dieser Abschnitt ungemein klein und dennoch hat er uns daran erinnert, dass wir uns derzeit in einer der seismisch aktivsten Zonen der Erde befinden. Im letzten Monat hat es hier 18 detektierte Beben gegeben, von denen fast alle keine Zerstörung verursacht haben.

    Nach dem Kloster gingen wir noch in das Museum, in dem die Mumie von Juanita verwart wird. Juanita war ein Menschenopfer der Inca, die dafür bekannt waren, inbesondere Kinder zu Opfern. Um Arequipa herum befinden sich mehrere Vulkane, die mit Hilfe dieser Opfer beschwichtigt werden sollten. Die Kinder ließen sich dabei, so zumindest wird es vermutet, freiwillig opfern, da sie ihr Leben lang auf diese Rolle vorbereitet waren. Für sie und ihre Familien war dies eine große Ehre, da das geopferte Kind seinen Platz bei den Göttern einnehmen sollte. Juanita wurde zufällig auf der Spitze von Mount Ampato gefunden. Im Gegensatz zu den Nasca mumifizierten die Inca ihre Toten allerdings nicht. Allein die Kälte hat dafür gesorgt, dass Juanita und noch andere gefundene Kinder so gut erhalten sind. Gefunden wurde sie übrigens nachdem die Eisschicht durch das Ausbrechen des Vulkanes Sabancaya, der ganz in der Nähe liegt, geschmolzen war. Die Führung, bei der uns zunächst einige Relikte aus der Incazeit vorgestellt wurden, etwa silberne und goldene Artefakte und wollene Kleidungsstücke endete bei der Präsentation des Leichnams. Natürlich ist Juanita nicht ihr richtiger Name. Er wurde ihr von den Forschern, die sie entdeckten gegeben. Heute liegt sie in einem speziellen mehrwandigen und durchsichtigen Gefrierschrank in besagtem Museum und starrt in einem abgedunkelten Raum in die Ferne. Eisblumen haben sich an den Scheiben gebildet und auch ihr Körper ist stellenweise von einer Frostschicht überzogen.

    Ich bin mir, immer wenn ich Museen oder Ausgrabungsstätten besichtige, immer nicht ganz sich, ob diese Form der „Ausstellung“ im Sinne der Verstorbenen gewesen wäre. Immerhin war ihnen niemals bewusst, dass ihr Körper jemals ein eine solche Lage kommen könnte. Ich frage mich dann oftmals, inwieweit das Konzept der Menschenwürde hier anwendbar sein kann und vielleicht sogar muss. Dazu habe ich, nachdem wir Juanita besucht haben, einen schönen Beitrag von der HU-Berlin gefunden. Er ist recht lang, die Lektüre lohnt aber:
    http://www2.rz.hu-berlin.de/nilus/net-publicati…

    Auf dem Nachhauseweg machten wir noch eine witzige Entdeckung. In Arequipa spielen die Müllwagen laut „Für Elise“ und wohl auch andere Lieder, während sie durch die Straßen fahren. Ich habe im Netz ein Video gefunden, bei dem man das ganz gut hören kann:
    https://mosereien.wordpress.com/2016/08/24/elise/

    Den Abend verbrachten wir entspannt im Hostel, da wir am nächsten Morgen schon früh zu unserer zweitägigen Tour in den Colca Canyon abgeholt werden sollten...
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  • Day 11

    Colca Valley

    November 12, 2016 in Peru ⋅ ☀️ 18 °C

    Während wir morgens auf den Bus zur Colca-Tour warten, unterhielte wir uns wieder mit dem netten Abuelo. Aktuell haben wir das Gefühl seine Lieblingsgäste zu sein, zumindest aber verwendet er viel Zeit auf uns. Die Tochter des Hauses kann uns aus irgendeinem Grunde nicht leiden. Sie hat bisher kein wirkliches Wort mit uns gesprochen und ignoriert uns gekonnt.

    Der Bus kommt mit etwas Verspätung, dafür sind wir fast die letzten Passagiere. Touren laufen hier zumeist so, dass der genutzte Bus in der Stadt herumfährt und alle Teilnehmer bei ihren Hotels einsammelt. Entgegen unseren Erwartungen waren neben uns nur vier andere ausländische Touristen dabei, der Rest waren Einheimische. Ähnlich, wie wir es schon in den anderen Städten beobachtet haben, ist der Stadtrand von Arequipa eher heruntergekommen.

    Um das Colca-Tal zu erreichen, muss man zunächst über die es einfassenden Gebirgsketten fahren und aufgrund des besonderen Schutzstatus der Region eine Touristengebür entrichten. Bereits kurz nach dieser Bezahlgrenze, sahen wir die ersten Vicuñas, die mit den Kamelen verwand sind. Erst ab 3200 Metern Höhe wächst das in den Anden häufig vorkommende Ichu, eine Grassorte, die den Meschen geerntet als Heu oder als Dachbelag und vielen Tieren als Nahrung dient. Ich schätze also, dass wir die ersten Vicuñas in 3500 Metern Höhe beobachten konnten. Die Tiere sind sehr scheu und können nur aus der Ferne beobachtet werdem. Im Gegensatz zu den domestizierten Alpacas und Lamas leben sie und ihre Verwandten, die Guanakos fast ausschließlich in freier Wildbahn. Dieser 4 Tiere bilden die Gruppe der Neuweltkamele. Im Gegensatz zu ihren Verwandten sind die Vicuñas klein und haben sehr kurzes Haar. Sie erinnern an Rehe mit langen Hälsen. Schon die Incas nutzen ihre Wolle, die heute einen Kilopreis von mehreren hundert Euro hat. Ein paar Socken aus ihr kosten etwa 500 Euro, Mäntel können bis zum 15.000 Euro kosten. Dies liegt daran, dass man sie nur alle zwei Jahren schären kann und von jedem Vicuña nur etwa 150 g Wolle verwendet werden können. Die feinen Haare sind die dünnsten Säugetierhaare, nur Seide und Muschelseide ist dünner. Die Inca wussten, dass die Tiere in einem sensiblen Gleichgewicht mit der Natur leben und fingen sie lediglich für das Scheren ein, um sie danach wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Die Spanier waren da, ganz im Sinne des kirchlichen Gedankens, die Erde sei Untertan des Menschens, deutlich rabiater und dezimierten den Vicuña-Bestand durch Jagt und Vergiftung erheblich. Auch heute gelten die eleganten Tiere noch als bedroht und werden daher, ähnlich der Vorgehensweise der Incas, nur zu Wollgewinnung eingefangen und danach wieder frei gelassen.

    Kurz darauf sahen wir die ersten Alpacas, genügsame und gemütliche Hauslamas, die hier, ähnlich wie Schafe in Europa, zur Wollgewinnung enthalten werden. Alpacas sind so sehr in sich ruhende Tiere, dass sie liegend oder langsam unhertrottend und mit gleichmütigen Kaubewegungen alle touristischen Fotosafaris über sich ergehen lassen. Ihre Hirten nutzen dies als zusätzliche erwerbsquelle. Wer ein Foto möchte, muss zahlen.

    Unser nächster Halt war eine Gaststätte auf etwa 4000 Metern Höhe. Man riet uns hier zur Bekämpfung der Höhenauswirkungen dazu einen Becher "mate de coca", einen Aufgruss auf Kokablättern zu trinken. Die andinen Völker nutzen den Cocastrauch, der in Europa hauptsächlich, wegen des aus ihm, durch komplizierte chemische Prozesse, hergestellten Kokains bekannt ist, schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze zur Schmerzstillung und zur Abmilderung der Höhenkrankheit, die hier „Sorochi“ genannt wird. Die Blätter werden entweder als Tee aufgekocht oder mit einem Katalysator aus der Asche des Quinoastrauches zusammen gekaut. Im Vorfeld habe ich mich, aus professionellem Interesse heraus etwas informiert. Das in den Blättern enthaltene Kokain ist so gering, dass für einen Rausch, der eine Bedingung für eine Suchtentwicklung ist, eine gigantische Anzahl an Blättern genutzt werden müsste. Es ist kaum mölich, soviel Tee zu trinken, um dieses Maß zu erreichen. Wie aber, ist es beim Kauen von Kokablättern mit einem Katalysator. Hier ist es sogar noch ein wenig spannender. Das Kokain wird durch die Asche, die mit Zucker gesüßt ist, in das nicht suchterregende Ecgonin umgewandelt. Vor dem Hintergrund dieses Wissens, haben wir das Angebot eines Tees natürlich gerne angenommen. Er schmeckt etwas wie Brenesseltee oder grüner Tee und ist auch in etwa so anregend, wie eine Tasse Kaffee.
    Der Präsident von Bolivien, Evo Morales, der erste indigene Landesführer Südamerikas, der einst selbst Kokabauer war, setzt sich seit jeher für die Anerkennung des Kokastrauches als kulturelles Erbe der Anden ein. Als der Papst La Paz im Jahr 2015 besuchte, verkündete Evo Morales, dass er mit Sicherheit Kokablätter kauen würde, um gegen die Höhenbeschwerden anzugehen. Franziskus, der einen bekannten Lungenschaden hat, trank tatsächlich einen Kokatee, bevor er in etwa 4.000 Metern gelandet ist. Bei seinem Besuch entstand dieses Bild:
    http://bilder1.n-tv.de/img/incoming/origs154743…
    Es zeigt Papst Franziskus, von der Höhe sichtlich mitgenommen, nebem Morales, der ihm einen kleinen Beutel mit Kokablättern um den Hals gehängt hat.

    Ähnlich wie der Papst, merkte auch ich, trotz des angepriesenen Getränks, die Höhe ziemlich deutlich als wir den höchsten Punkt unserer Reise auf 4.900 Metern erreichten. Die Luft war so dünn, dass man nach nur wenigen Schritten kurzatmig wurde. Eine beeindruckende Erfahrung. Auch ein wenig Kopfschmerz, der leitsymptomatisch für die Höhenkrankheit ist, stelle sich ein. Alles in allem haben wir den Ausflug aber beide gut vertragen. Etwas erfreut war ich darüber, dass auch die einheimische Bevölkerung nicht ganz unbeeindruckt vom abnehmenden Luftdruck geblieben war.

    Unser nächster Halt war Chivay, das als Hauptstadt des Colca-Tals gilt. Hier wollten wir uns am nächsten auf dem Rückweg auch absetzen lassen, um weiter nach Cusco fahren zu können. Wir planten dafür einfach eine weitere Nacht in dem abgenutzt wirkenden Ort ein. Wir checkten kurz in unserem Hotel ein und fuhren dann weiter zu den heißen Quellen. Dort gab es auch eine schöne hölzerne Hängebrücke, über einen Fluss, die nach einem Indiana-Jones-Film aussah. Rund um Arequipa und das Colca-Tal liegen eine Vielzahl an Vulkanen, unter anderem der, auf dem Juanita gefunden wurde, von deinen einige noch aktiv sind und so die heißen Quellen speisen. Die Becken lagen draußen und verfügten über einen Heiß- und einen Kaltwasserzufluss, der in den Stein getrieben wurde. Die Umkleidekabinen waren kleine Holzverschläge, die neben den Becken aufgebaut waren.
    Die aktiven Vulkane sind auch der Grund, warum viele Orte im Colca-Tal so kaputt aussehen. Ihre seismische Aktivität verursacht in regelmäßigen Abständen Erdbeben. Auch akuell steigt Rauch aus dem Sabancaya auf, was die einheimische Bevölkerung sehr in Sorge versetzt. Uns hat etwas beruhigt, dass unser Hotel über Erdbeben-Zonen verfügte, in denen die Gebäudestatik besonders belastbar ist. Normalerweise gilt bei Erdbeben ja der Grundsatz, dass man sich in einen Türrahmen stelle solle, diese sind hier aber nicht alle so vertrauenserweckend, wie in Altbremerhäusern.

    Noch während wir badeten, kam unser Guide auf uns zu, und erzählte uns, dass der Bus, den wir eigentlich am Montag von Chivay nach Cusco nehmen wollten, nicht fahren würde. Er wäre grade von der Travelagency über die wir gebucht hatten agerufen worden. Das war ziemlich schade. Wir hatten uns darauf gefreut, einen Tagesbus nehmen zu können, um die Landschaft beobachten zu können, zumal Colca schon ein ganzes Stück in Richtung Cusca lag. Wir baten ihn infolgedessen darum, unser altes Hostel in Arequipa anzurufen und zu fragen, ob wir am nächsten Tag nochmal dort übernachten konnten.

    Als wir am Abend bei der Folkloreshow ankamen, stellen wir fest, dass neben uns nur noch zwei weitere Ausländer vor Ort waren, die wir zudem noch nichteinmal kannten. Die anderen vier von unserer Tour hatten sich wohl gedrückt.

    Eine Band, bewaffnet mit einer großen Trommel, Panflöten und Gitarren spielte andine Musik und eine Folkloregruppe zeigte dazu traditionelle Tänze. Die Perunaner waren allesamt begeistert, klatschten im Takt mit, was als von der Gruppe mit dem Schlachtruf „las palmas“ auch aktiv eingefordert wurde, „palmar“ sind dabei die Handinnenflächen.

    Der eindeutig merkwürdigste Tanz war eine Art Verfürungsspiel. Es tanzten immer drei Jungs und drei Mädchen. Zunächst umkreisten sie sich, während die Jungs mit einem Apfel vor den Gesichtern der Mädchen herumwedelten. Sie trugen dabei seltsame sturmhaubenartige bunte Masken aus Wolle (https://thumbs.dreamstime.com/x/woven-mask-mark…). Kurz darauf schubsten sie die Mädchen zu Boden, die sich auf den Rücken legten und mit wackelden Beinen ausharrten. Die Jungs nahmen darufhin dicke Stricke aus Wolle, die sie zunächst wie offene Krawatten um ihre Hälse gehängt hatten und schlugen damit die Mädchen auf ihre Körper. Sehr zum Missfallen des Publikums, insbesondere der anwesenden Frauen, die die Jungs lautstark ausbuhten. Evelin, eine Mitreisende aus Lima, erklärte uns, dass sie wohl früher eine traditionelle Art der Betrafung gewesen sei. In modernen Zeiten aber, schein auch hier Gleichberechtigung eingekehrt zu sein. Die Jungs halfen den Mädchen hoch, die daraufhin den Apfel und die Wollpeitsche an sich nahmen, nur um kurz darauf die Jungs auf den Boden zu schubsen und sie ihrerseits mit Schlägen zu bedenken. Das Publikum war hier eindeutig auf Seiten der Mädchen. Nach jedem Schlag wurde „uno más“, „einer mehr“, eingefordert.

    Auch mussten wir das ein oder andere Mal mittanzen. Vermutlich um das Trinkgeld nicht zu schmälern, wurde aber auf Gerwalt gegen uns verzichtet...
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