- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 1
- Wednesday, November 2, 2016 at 5:00 AM
- ⛅ 6 °C
- Altitude: 10 m
GermanyFlughafen Hamburg-Fuhlsbüttel53°38’1” N 9°59’51” E
Hamburg Airport

Nach langem Warten treten wir endlich die Hauptetappe unseres Jahres an: 4 Monate Südamerika. Silkes Eltern waren so nett, uns vor unserem Flug bei sich aufzunehmen und uns am frühen Morgen zum Flughafen zu fahren. Dabei ließ sich es ihr Vater nicht nehmen, nochmal ein Abschiedsfoto von uns mit Sack und Pack in hundemüdem Zustand zu machen, das wir 2 Tage später auf Facebook entdecken sollten. Wir wurden organisatorisch ein wenig vom Pech verfolgt. Erst erhielt ich am Dienstagabend eine Email von der Stadtbibliothek, dass sie meinen Impfpass in einem Buch gefunden hätten, dass ich am Vormittag zurück gebracht hatte. Ich könne ihn dann am nächsten Tag abholen, da man kurz vor der Schließung sei. Da wir aber am Mittwoch schon im Flugzeug saßen und ich das Gelbfieberimpfsiegel für die Einreise nach Bolivien brauchte, bekam ich kurz Panik, fand dann aber am Telefon eine Bibliothekarin, die sich netterweise bereit erklärte, auf mich zu warten. Insofern also Glück im Unglück.
Beim Flug selbst hatten wir zunächst Probleme mit der Gepäckaufgabe, weil der Automat Silkes Gepäck annahm, dann aber ein Softwareproblem hatte. In Frankfurt solten wir dann erfahren, dass unsere Sitze umgebucht wurden, da man einen anderen Flugzeugtyp einsetzen würde.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 1
- Wednesday, November 2, 2016 at 9:00 AM
- ⛅ 7 °C
- Altitude: 98 m
GermanyFlughafen Frankfurt am Main50°2’17” N 8°33’44” E
Frankfurt Airport

Unser Flug nach Frankfurt ging schnell: Nur etwas über 35 Minuten waren wir in der Luft. Noch vor zwei Wochen haben wir mit dem Bulli für fast die gleiche Strecke zwei Tage gebraucht und haben in Hildesheim einen Stopover gemacht. Von oben fällt auf, dass die Gebäude der Skyline gar nicht so dicht stehen, wie von der Autobahn aus gesehen.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 1
- Wednesday, November 2, 2016 at 3:30 PM
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 61 m
PanamaLa Colorada9°6’4” N 79°24’10” W
Panama Airport

Den Flug haben wir, trotz der Tatsache, dass wir nicht mehr unsere gewählten Plätze, sondern zwei Sitze in der letzten Reihe im Mittelgang hatten ganz gut überstanden. Ich habe die Zeit dafür genutzt Filme zu schauen, für die ich Zuhause niemals Geld ausgegeben hätte. Der Warcraft-Film war ok, der neue Indypendence-Day und Tarzan eine Katastrophe. Ich habe mich hinterher etwas geärgert, dass ich erst zwei Stunden vor Ende des Fluges auf die Dokumentationen aufmerksam geworden bin. Absolut empfehlenswert sind die Round-Planet-Reihe (http://www.bbcasia.com/shows/round-planet#), gesprochen von Matt Lucas und Human - Die Menschheit (https://www.youtube.com/watch?v=D10UKEQ5qC0).
Von Panama haben wir leider nicht allzuviel mitbekommen. Der Flughafen riecht etwas feucht, wir vermuten, dass das an der Luftfeuchtigkeit liegt, und er ist erstaunlich groß. Wegen des Panamakanalabkommens und diverser militärischer Interventionen der USA wird der US-Dollar hier vollumfänglich als Zahlungsmittel angenommen. Die Preise sind entsprechend hoch. Wir haben versehentlich 14 Euro für einen Schokoriegel, zwei 50g Tüten Chips und eine Flasche Wasser bezahlt, weil wir einfach nicht mit so horenden Preisen gerechnet hatten. Alleine die Chips haben jeweils 4 Euro gekostet. Das macht beinahe 10 Cent pro Gramm...
Im Flugzeug saßen wir dann neben einem älteren Mann mit spitzen Ellenbogen und Armen, die von Natur aus zur Seite ausgeklappt waren, der zudem etwas verwirrt wirkte und uns fragte, ob das auch wirklich das Flugzeug nach Lima sei. Er wirkte etwas schockiert als er mitbekam, dass unser Spanisch eher leidlich ist. Er sagte darauf hin: "Espaniol es nessesario", Silke raunte mir danach zu, dass es auch "nessesario" sei, zu wissen, in welchem Flugzeug man sitzt.
Aber er hat natürlich nicht unrecht. In zwei Wochen beginnt unser Spanischkurs in Cusco. Bis dahin werden wir uns wohl so durchschlagen müssen.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 1
- Wednesday, November 2, 2016 at 10:40 PM
- 🌙 16 °C
- Altitude: 135 m
PeruLima12°2’47” S 77°2’34” W
Lima

Nach etwa 24 Stunden Wachsein sind wir in Lima angekommen. Hier lief alles reibungslos. Ein wirklich netter Taxifahrer holte uns vom Flughafen ab und brachte uns in unser Hostel, das nach dem Haushund, einem mexikanischen Nackthund benannt ist.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 3
- Friday, November 4, 2016
- ⛅ 20 °C
- Altitude: 126 m
PeruCoronel12°3’0” S 77°3’0” W
Lima II

Ich muss mich korrigieren: Bei Pisco (er heißt wirklich so) handelt es sich nicht um einen mexikanischen, sondern um einen peruanischen Nackthund. Beide Rassen sind jedoch eng verwand. Nackthunde gelten in Peru seit der Zeit der Inka und vermutlich sogar noch darüber hinaus als Kulturgut, da ihnen neben ihren sehr treuen und verlässlichen Eigenschaften als Begleieiter und Freund auch Heilkräfte zugesprochen wurden. Die andinen Staaten gelten ja gemeinhin auch heute noch als Mekka der esotherischen Medizin. Pisco trägt übrigens an kalten Tagen ein Hawaiihemd, das ihn vor der Kält schützen soll (Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Peruanischer_Nack…).
Wir haben unseren ersten Tag in Lima dazu genutzt, den Stadtteil, der uns beherbergt zu erkunden. Miraflores ist eine recht moderne, wohlhabende und gepflegte Gegend. Sie gilt als eines der Zentrene des Limaer Nachtlebens und grenzt direkt an die Steilküste der Stadt, die man kilometerlang entlangflanieren kann. Hier haben wir auch Andreas aus Hamburg kennen gelernt. Er erzählte uns, dass er von einem Taxifahrer bestohlen wurde, der mit all seinem Hab und Gut davon gefahren sei. Er säße nun in Lima fest, bis die Botschaft ihm einen neuen Pass ausgestellt hat und er das Land verlassen kann. Zudem erzählte er, dass man ihm zwar ein Hotelzimmer organisiert, ihm aber keine finanziellen Soforthilfen gewährt habe. Kurz: Er bat uns um Geld, um etwas zu Essen einkaufen zu können.
Das war eine ungemein schwierige Entscheidung, denn auf der einen Seite klingt seine Geschichte so, wie 1000 andere Betrugsmaschen, auch kannten wir uns nicht mit der Gepflogenheiten von Botschaften in Bezug auf finanzielle Soforthilfe nach Diebstählen aus. Auf der anderen Seite ist es uns wichtig, Solidarität mit in Not geratenen Reisenden zu zeigen. Wir baten ihn darum, uns kurz etwas Zeit zur Beratung zu geben und entschieden uns dann dazu, ihm 50 Soles, was etwa 12,50 entspricht, zu geben. Ausschlaggebend war, dass wir dachten, dass er auf das Geld angewiesen sein müsse, selbst wenn seine Geschichte erfunden gewesen sein sollte. Für Andreas spricht übrigens, dass ich mal ins Konsularvertretungsgesetz geschaut habe und dort steht, dass finanzielle Soforthilfe nur in ausgewählten Ausnahmefälle gewährt wird. Auch wenn wir natürlich anhaltend unsere Zweifel haben (wie auch nicht, wenn man jemandem Geld gibt, der sich nicht ausweisen kann?), glauben wir, dass das Ganze bestimmt nicht schlecht für unser Reise-Karma gewesen ist.
In Lima fällt besonders der Verkehr auf. Ampeln gelten scheinbar sowohl für die meisten Fußgänger als auch für so manche Autofahrer weniger als Vorschrift und mehr als Empfehlung. Man hört selbst als „ordentlicher Deutscher“ schon nach wenigen Straßenüberquerungen auf, dem Ampelsystem zu vertrauen und nimmt sie von mal zu mal weniger wahr. Gegangen wird, wenn die Gelegenheit sich bietet und die Überquerung der Straße sicher ist. Außerdem ist auch das Hupen als Kulturgut anzusehen. Einige Autos sind mit Sirenen ausgestattet, mit denen Sie andere Verkehrsteilnehmer zum schneller Fahren ermahnen. Auch ein Taxi mit Blaulicht haben wir gesehen.
Peruaner gelten als sehr gepflegt, insbesondere in Bezug auf ihre Kleidung. Selbst bei den meisten bettelnden Menschen merkt man, dass sie auf ihre Gaderobe achten. Etwas aus der Art schlagen hingegen die Horden junger Mädchen, die irgendwelchen schrecklichen Moden verfallen sind. Mehr dazu aber beim nächsten Mal.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 4
- Saturday, November 5, 2016 at 8:00 PM
- ⛅ 17 °C
- Altitude: 135 m
PeruLima12°2’47” S 77°2’34” W
Lima III

Die Tatsache, dass wir sozusagen 6 Stunden nach Europa „leben“, führte zu der Situation, dass mein Geburtstag in diesem Jahr 30 Stunden lang war. Die ersten Glückwünsche kamen hier bereits um 18 Uhr am 3.11., das war so eigentlich ganz schön – können wir jetzt jedes Jahr so machen. Vielen Dank an dieser Stelle also nochmal an alle :-)
Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück schon recht früh aufgebrochen, um an einer Free Walking Tour teilzunehmen. Das Prinzip dieser Touren basiert auf Spenden, im Grunde ist es aber ansonsten eine konventionelle Stadtführung. Da die Guides häufig junge Menschen sind, die sich mit dem „Trinkgeld“ etwas dazu verdienen, fallen Free Walking Tours oftmals etwas dynamischer und alternativer als eine klassische Stadtführung. Wir trafen uns dazu im Kennedy-Park, einer kleinen Grünanlage im Zentrum von Miraflores. Hier leben ein paar Dutzend Katzen, die vor Jahren einmal von umligenden Kirchen zur Mäusejagt angeschafft wurden und jetzt den Park zu ihrem Revier gemacht haben. Noch während wir uns gesammelt haben, wurden wir von einem anderen Tourteilnehmer angesprochen: Wer wir seien, wo wir herkämen,…
Vlad (ja, auch er heißt wirklich so) war ein sehr aufgeschlossener Rumäne, der inzwischen in Cleveland lebt und derzeit auf einer zweimonatigen Weltreise ist. Das besondere an ihm ist seine unermüdliche Energie. Während der Tour freundete er sich mit jedem an, organisierte ein gemeinsames Programm für den Nachmittag und ließ keinen Zweifel daran, dass er „sich um alles kümmern würde“.
Um die Stadtführung beginnen zu können mussten wir allerdings ersteinmal ins Zentrum von Lima gelangen. Da ca. 13 Millionen Menschen hier leben, was ein gutes Drittel der peruanischen Bevölkerung ausmacht, und der Verkehr ein kleines Desaster für sich ist, ist das problematischer als man denkt. Ricardo, unser Guide, erzählte uns, dass es von Miraflores aus mit einem regulären Bus oder einem Taxi gute zwei Stunden dauern kann, bis man beim Plaza de Armas sei. Er führte uns also zur „Metro“, einem Schnellbussystem für das eigene Spurn eingerichtet sind, die auf einer Art Stadtautobahn in der Mitte verlaufen. Ist hier zur Rushhour kilometerlanger Stau, passiert man disesen einfach mit dieser Speziallinie. Man benötigt eine spezielle Karte, um die Metrobusse nutzen zu können. Dies führt dazu, dass man an den Haltestellen oftmals Touristen sieht, die Einheimische ansprechen, ob diese sie auf ihrer Karte mitnehmen können. Die „nativos“ melden sich dann einfach mehrfach an der Schranke an und kassieren die Fahrtkosten dann vom Bittsteller.
Mit der Metro waren wir innerhalb von 20 Minuten am Ziel. Plazas de Armas gibt es in den meisten südamerikanischen Städten, am ehesten kann man den Namen wohl mit „Rathausmarkt“ übersetzen. Am Plaza del Arma in Lima liegt nebem dem Rathaus, auch der Regierungssitz und eine große Sakristei, in der die Überreste von Francisco Pizarro, dem Eroberer Perus, begraben liegen. Der letzte wirkliche Inka(könig), Atahualpa unterschätzte die Spanier, von denen ein Großteil bereits kurz nach ihrer Landung in Südamerika an in Europa unbekannten Krankheiten verstorben war, und konnte so von Pizarro gefangen genommen und letztendlich hingerichtet werden.
Die meisten Gebäude in Lima sind farbig angemalt, so präsentiert sich das Rauthaus in einem matten Gelb. Ricardo erzählte uns, dass diese Tradition darin begründet liege, dass Lima eine Wüstenstadt sei und man auf diese Weise Kontraste zur grauen Farbe des Sandes setzen wollte. Da das Rauthaus und diverse andere Gebäude in Lima in regelmäßigen Abständen Erdbeben und Feuern zum Opfer gefallen sind, existieren verschiedene Versionen von ihnen, die man sich in den Souvenirläden von Lima auf Ansichtskarten anschauen kann. Nachdem wir noch eine etwas abgelegenere Kirche besichtigt hatten und man, trotz des intensiven katholisch-geprägten Glaubens in diesem Land, ganz schamlos ein Gruppenfoto mit uns vorm Altar gemacht hat, sind wir nochmal zurück zum Plaza, um uns die Wachablösung am Regierungspalast anzusehen. Diese hat, nachdem sie früher ein reiner militärischer Brauch war, heute allerdings kaum mehr als touristische Bedeutung. So spielt die Blaskapelle während des Aufmarsches der Wachleute Filmmusik, etwa aus Starwars oder Indiana Jones.
Als wir noch einen weiteren Punkt ansteuern wollten, hörten wir etwas entfernt lautes Knallen. Ricardo erklärte uns, dass es sich dabei um eine der vielen Demonstrationen handele, die zur Zeit in Lima stattfänden. Das Knallen rührte wohl von Tränengaswerfern her, was wir nur merkten, weil der Wind zu unseren Ungunsten stand. Von der Demonstration an sich haben wir dennoch nichts mitbekommen. Wir änderten also kurzerhand die Route und gingen zum Casa de la Literatura, einem Austauchort der perunaischen Inteligencia, die -ähnlich einer Bibliothek- aber jedem Bürger offen steht. Nachdem wir uns alle die Gesichter abgespült hatten, erzählte uns Ricardo noch etwas über das kulturelle Leben in Lima und die politische Situation des Landes. Besonder spannend fand ich, dass Vollverschleierung von Frauen noch bis von einhundert Jahren an der Tagesordnung stand und das obwohl der Islam de facto nie einen Einfluss auf den südamerikanischen Kontinent gehabt hat. Dabei blieb nur ein Auge frei, welches auch mit einem Fächer bedeckt werden konnte. Die Verschleierung ging auf eine sehr konservative christliche Grundhaltung zurück. Sie wurde übrigens irgendwann auch auf Drängen der männlichen Bevölkerung aufgegeben, da es, neben der Möglichkeit, dass Spione die Verschleierung als Tarnung nutzen konnten, wohl regelmäßig dazu gekommen sein soll, dass ein potentieller Ehebrecher Freundinnen seiner Frau oder gar seine Schwiegermutter höchstselbst, von seinen Qualitäten als Liebhaber überzeugen wollte. So zumindest die Folklore. Im Anschluss daran wurde uns noch das trockene Flussbett der Stadt gezeigt, neben das vorsorglich ein Kanal gebaut war, um auch in der regenarmen Zeit das wenige Wasser aufnutzen zu können, bevor wir zu einer Pisco-Verkostung eingeladen wurden.
In der Zwischenzeit hatte Vlad schon seine Netze ausgeworfen und so ist fast die gesamte Truppe der Stadtführung auf eigene Faust noch gemeinsam in ein kleines Restaurant und im Anschluss daran in ein Kirche mit darunter liegenden Katakomben gegangen. Früher wurden die Verstorbenen hier immer unter Gotteshäusern begraben, so dass sich dort heute Berge von Knochen und Gebeinen auftun. Vlad wollte uns alle noch zu einem Museumsbesuch in Gastronomiemuseum (klingt langweiliger, als es sein soll) überreden, aber hierfür fand sich dann keine Mehrheit mehr. Stattdessen fuhren wir nach Miraflores zurück und setzten uns, mit einer inzwischen etwas kleiner gewordenen Gruppe, zum Sonnenuntergang in ein Kaffee an die Steilküsten. Wir verabredeten uns für den Abend, um gemeinsam etwas Trinken zu gehen – Bei dieser Gelegenhet verpetzte Silke mich auch in Bezug auf meinen Geburtstag. Gemeinschaftliches Singen bliebt mit zu diesem Zeitpunkt jedoch erspart.
Nachdem wir uns getrennt hatten und zum Umziehen für den Abend in unsere Hostels zurückgegangen waren, trafen wir uns wieder im Kennedypark und gingen in ein Restaurant in der Nähe. Hier wurde mir von den Betreibern ein Mariachi-Gitarrist auf den Hals gehetzt, nachdem sie mitbekommen gehabt hatten, dass ich Geburtstag hatte. Hiervon existiert sogar ein Video…
Außerdem bekam ich einen Pisco Sour auf‘s Haus. Ich habe auch versucht, eine Runde Schnaps auszugeben. Das scheint hier aber nicht so recht üblich zu sein. Ich erklärte dem Kellner das Konzept und er brachte 8 halbvolle Wassergläser mit purem Pisco, einem Getränk von immerhin 42% Vol., dass meine „Gäste“ jetzt zu bewältigen hatten. Nach dem Essen machten wir uns auf in das Loki Hostel, welches einen recht zweifelhaften Ruf, als Partyhostel genießt, so zumindest erzählte man mir. Es war tatsächlich etwas furchtbar dort. Silke bezeichnete das dortige Spektakel im Nachhinein als Single Market, ich verstand aber Xeno Market, was ebenfalls gepasst hätte. Ziel der Veranstaltung war wohl ein Akt der, sagen wir, Völkerverständigung. Hier trafen wir auch auf eben jene jungen Peruaerinnen, die ich im letzten Beitrag schon erwähnte. Merkwürdig bekleidet und dunkel geschminkt.
Als die Party um 1 beendet wurde, überzeugte und Vlad, noch mit einen als „Partybus“ bezeichneten amerikanischen Schulbus zu steigen, da dieser Wohl zu einer Disko fahren würde, die bei unserem Hostel in der Nähe sei.
Nachdem man uns abgesetzt hatte, waren wir kurz davor noch mit in die Disko zu gehen. Uns rettete allerdings die Tatsache, dass wir unsere Ausweise wohlweislich im Hotel gelassen hatten und trotz der Tatsache, dass wir beide in den 30ern sind (fühlt sich gut an, das zu schreiben), wären wir ohne sie nicht reingekommen. Also eine willkommene Ausrede, um den Abend für uns zu beenden.
Den nächsten Tag verbrachten wir etwas ruhiger. Wir schlenderten etwas in Miraflores herum, kauften für unsere Reise nach Paracas am nächsten Tag ein und schauten uns den „Park der Liebe“ an den Steilklippen an, von dem aus die Gleitschirmflieger immer starteten. Nachdem wir noch einmal im Kennedypark gesessen hatten, der übrigens viel kleiner ist, als es dieser Text bisher vermittelt hat und dort Papas Fritas gegessen hatten, gingen wir zum Hostel zurück. Dort wartete schon eine Facebooknachricht von Vlad auf uns. Er ist direkt nach der Disko zum Hostel gefahren, hat sich umgezogen und den Flieger nach Buenos Aires genommen. Auf einem Foto von ihm, sahen wir ihn mit einer rumänischen Flagge in einem argentinischen Fußballstadion stehen...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 6
- Monday, November 7, 2016 at 9:00 PM
- 🌙 19 °C
- Altitude: 8 m
PeruLaguna Paracas13°50’27” S 76°15’3” W
Paracas

Am Sonntag sind wir dann nach Paracas aufgebrochen. Berühmt ist die die kleine Küstenstadt zum einen für seinen Artenreichtum im Nationalpark und die Paracas-Kultur, die weit vor den Inkas existierte. Typisch für diese Kultur waren länglich verformte Schädel, bei denen man annimmt, dass sie teilweise durch die Verformung im Kindesalter durch Abbinden geformt wurden und eine Art sozialen Status ausdrücken. Spannenderweise schien es aber auch natürliche längliche Schädel bei dieser Kulturgruppe zu geben, da ein entsprechend geformter Fötus in einer weiblichen Mumie gefunden wurde. Wir waren allerdings hauptsächlich für den Nationalpark dort. Er umfast sowohl einen Landabschnitt, als auch einen Seeabschnitt mit großen daraufliegenden Inseln.
Die Fahrt von Lima aus lief ohne größere Probleme. Wir haben den Bus genommen, da das Zugnetz in Peru kaum ausgebaut ist. Dafür verfügen die meisten besseren Busgesellschaften über einen VIP-Bereich, den wir auch gleich ausprobiert haben. Ähnlich der Business-Class in einem Flugzeit hat man einen gigantischen Sitz und einen eigenen kleinen Bildschirm mit Unterhaltungsprogramm vor sich. Auch wird während der Fahrt eine Mahlzeit serviert.
Verlässt man Lima, wird einem nochmal bewusst, dass man sich eigentlich permanent in einer Wüste beweget. Die Orte zwischen Lima und Paracas scheinen teilweise verlassen und verfügen offenbar kaum über eine angemessene Infrastruktur. Die Landflucht ist auch in Peru ein großes Problem, so dass es vielerorts halbfertige Häuser oder Wohnanlagen gibt, die aussehen, als befänden sie sich noch im Bau, von denen aber keines mehr eine Zukunft zu haben scheint. Bei unserem Spanienaufenthalt vor einigen Wochen haben wir vergleichbares gesehen. Hinzu kommt eben die sehr trockene und lebensfeindliche Wüste, die einen umgibt. Auch Paracas ist kein schöner Ort zum Leben, zumindest nicht aus unserer Perspektive. Die Straßen sind kaum befestigt und die Häuser sind zum Teil nur einfache Wellblechhütten. Unser Hostel hat mit einem Stadtblick geworben, der, wie sich herausstellte, ein Blick auf eine Art Slum oder zumindest eine sehr arme Gegend ist. Im Gegensatz zu dieser ungastlichen Atmosphäre, sind die Menschen, die wir in Paracas getroffen haben sehr zuvorkommend und zugewandt. An unserem ersten Abend aßen wir mit ein paar Schweden und einem Schweizer, der, wie sich herausstellte, noch ein paar weitere Tage mit uns verbringen sollte. Silke und ich hatten eine Palta Rellena, bei der man das Fleisch weggelassen hat, eine Avocado, die normalerweise mit einer Mischung aus Mayonaise, Erbsen, Mais, Limettensaft, Karotten und Huhn gefüllt wird. Ich hatte mir ja im Vorfeld etwas sorgen um die Nahrungssituation hier gemacht, bin bis jetzt aber sehr glücklich über das Angebot und die Flexibilität unserer Gastgeber. Wir hatten noch am Morgen einen Quinoasalat gemacht und einige Eier gekocht, um etwas in der Hinterhand zu heben, falls man für meine, zugegebenermaßen sehr speziellen, Ernährungsgewohnheiten keine Gerichte finden würde. Zuerst wollte ich daher nichts essen, weil ich unseren Salat nicht verderben lassen wollte. Silke hat dann aber ihr Gericht ganz brüderlich mit mir geteilt...
Am nächsten Morgen sind wir mit einem Touristenboot rausgefahren, um den Nationalpark zu erkunden. Als ersten machten wir beim „Candelabro“ halt, einer großen Zeichnung in der Form eines Kerzenhalters in der windabgewandten Seite eines Felsens. Weder die genaue Bedeutung der Zeichnung, noch ihr exaktes Entstehungsdatum sind bekannt. Sie wird jedoch von vielen Quellen der Paracas-Kultur zugeschrieben, was sie auf eine Zeit vor Christus datieren würde. Eine andere Theorie bringt sie mit dem Freimauertum in Verbindung, was ihre Anfertigung deutlich nach Christus verlagern würde. Die Linien sind nur zwei Fuß tief und lediglich die Tatsache, dass der Wind immer aus der selben Richtung kommt und es in der Wüstenregion so gut wie nie regnet, konnten ihn für die Nachwelt erhalten. Schon während der Fahrt dorthin vielen uns die vielen Vögel auf, es müssen Hunderte gewesen sein, die über dem Meer zu sehen waren. Einige von ihnen, wir vermuten, dass es sich bei ihnen um Tölpel handelte, schossen aus großer mit dem Kopf voran ins Wasser, um einen erspähten Fisch zu ergattern. Nach dem Candelabro sahen wir noch dutzende weitere Vogelarten: Pelikane, Reiher, Kraniche und die kleinen Humboldpinguine, die nördlichste Pinguinfamilie überhaupt. Auf die Küste bei Paracas trifft der Humboldstrom, was zu verhältnismäßig kaltem Wasser führt und ihnen ein Leben nur wenige Breitengrade unterhalb des Äquators erst ermöglicht. Die Sonne steht hier am Mittag so zentral über einem, dass der eigene Schatten fast senkrecht auf den Boden geworfen wird und nicht mehr ist, als eine von oben gestauchte Version des eigenen Körper. Bei den Humboldpingunen gab es im Zoo am Meer übrigens die ganz witzige Begebenheit, dass sich kein nennenswerter Zuchterfolg einstellen, weil ein großer Teil der Männchen untereinander homosexuelle Beziehungen eingegangen ist. Diese blieben auch bestehen, nachdem man weitere Weibchen beschafft hatte.
All die Vögel produzieren unmengen an Ausscheidungen, die einen enormes Potential als Dünger haben. Alle 8 Jahre, kommen Bergarbeiter für 3 Monate auf die Inseln und bauen das Guano ab. Diverse Krankonstruktionen und Gerüstanlagen (die natürlich auch mit Guano bedeckt sind), zeugen von dieser Tradition. Bei der Abbau soll sich eine metertiefe Schicht gebildet haben.
Neben den Vögeln und ihren Ausscheidungen war das wohl spektakulärste an der Bootsfahrt die Beobachtung der Seelöwen. In einer kleinen Grotte lagen sie in großer Zahl neben,-, über- und untereinander. Ab und zu reckte ein bulliges Seelöwenmännchen im Kreise seiner Damenhorde den Kopf heraus und stieß einen Schrei aus. Die Männchen haben einen haarbesetzten dicken Hals, der als Schutz gegen die Bisse anderer Männchen beim Rivalenkampf dient und aufgrund seiner Form zur Namensgebung beigetragen hat.
Nach der Bootsfahrt sind wir noch mit dem Bus in den Landabschnitt des Nationalparks gefahren. Neben kleineren Geiern mit rotem Halsgefieder, konnten wir dabei Flamingos beobachten und uns die Steilküste anschauen mit dem vom Eisenoxid rotgefäbrten Strand anschauen.
Wir wussten im Vorfeld, dass die Tour eine lange Pause bei einem "Vertragsrestaurant" machen würde, und kalkulierten das mit ein. Die Schweden und Michael, unser Mitreisender aus der Schweiz waren zwar etwas genervt davon, nutzten die Zeit aber für ein Bad im Meer. Bei dieser Gelegenheit schaarte sich ein Haufen peruanischer Kinder um den blonden und recht hellhäutigen Michael und pendelte dabei zwischen Neckereien wegen seiner Blässe und aufrichtiger Begeisterung von ihm.
Wir hatten usprünglich nicht vor nach Nasca zu weiterzureisen, sondern es zu überspringen und direkt nach Arequipa durchzufahren. Da man, um die berühmten Nasca-Linien, sehen zu können, einen Rundflug buchen musste und wir das Geld dafür nicht ausgeben wollte, erschien uns der Ort nicht so recht einladend, zumal wir nach Paracas nicht nochmal in eine ungastliche Wüstenstadt wollten. Da Michael aber einen Zwischenhalt dort einplante und wir die recht lange Fahrt so etwas stückeln konnten, haben wir uns dazu entschieden, dort doch einen Stop einzulegen...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 8
- Wednesday, November 9, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 8 °C
- Altitude: 589 m
PeruBarrio San Carlos14°50’9” S 74°55’58” W
Nasca

Wir sind also am nächsten Tag mit Michael nach Nasca gefahren. Nasca ist weltberühmt für die sogenannten „Nasca-Lines“ - Große, in den Wüstenboden gearbeiteten Linien, die bestimmte Formen, etwa die von Tieren, ergeben. Angefertigt wurden sie von der Nasca-Kultur, die -ähnlich der Paracas-Kultur- schon vor den Inka existierte. Sie sind UNESCO-Weltkulturerbe und wurden maßgeblich durch eine deutsche Auswanderin berühmt gemacht.
Unser Bus hatte Verspätung, was hier allerdings sehr gleichmütig aufgenommen wird. Bei der Gelegenheit erfuhr ich von Michael, der ebenfalls sehr gleichmütig war, dass den Schweizer Bahnen eine enorme Pünktlichkeit nachgesagt wird, außerdem hat er uns seinen Pass gezeigt. Er ist natürlich rot und trägt das weiße Kreuz der Schweiz, von innen aber, ist er mit bunten Bildern der einzelnen Kantone bedruckt. Deutlich schöner als der EU-Pass, wie wir fanden.
Wir saßen diesesmal nicht im VIP-Abteil. Die einzelnen kleinen Bildschirme sind im oberen Busbereich durch große Bildschirme, die von der Decke hängen ersetzt. Wir sahen mehre Filme auf Spanisch, die in einer Höllenlautstärke abgespielt wurden. Der wohl verrückteste von ihnen war „Sneezing Baby Panda“ (https://www.youtube.com/watch?v=TJm9Q7ksohg), dessen Trailer ich hier nochmal ausdrücklich empfehlen möchte. Wohlgemerkt, nur den Trailer, nicht den Film.
Die Fahrt führte uns im Verlauf durch das chaotische Ica, das in der Nähe von Sanddünen liegt und daher von vielen jungen Backpackern zum Sandboarding angefahren wird. Wir waren ganz froh, das übersprungen zu haben, als wir die Verkehrlage vor Ort hautnah mitbekamen. 6 Meter breite Straßen werden hier vierspurig befahren. In einer besonders engen Straße stand auf einmal ein anderer Reisebus vor uns. Beide Busse hupten sich eine Weile an, während ihre Fahrer wild gestikulierten, bis sie beide auf die Bürgersteige auswichen. Dabei krazten die Äste der Bäume auf unserem Dach, wie Fingernägel auf einer Schultafel.
Ich glaube, dass ich inzwischen etwas von dem Hup-System der Peruaner durchschaut habe. Es ist sogar ein recht ausgefeiltes Kommunikationssystem. Verändert werden immer die Intensität des einzelnen Hupens, dessen Länge und die Frequenz der Abfolge. Taxis hupen Fußgänger kurz aber kräftig an, um sie zu fragen, ob sie mitfahren wollen. Will man ein Auto überholen wird kurz und verhältnismäßig sanft gehupt, woraufhin der Vordermann den Blinker nach Links setzt, um dem Überholwunsch statt zu geben. Langes oder hektisches Hupen entspricht, wie bei uns, einem Fluchen auf andere Verkehrsteilnehmer.
Wir fuhren die ganze Zeit auf der Panamerikana, die mit einer unterbrechung bei Panama, den gesamten amerikanischen Kontinent durchzieht. Da die Nasca-Linien so ausnehmend groß sind, dass man sie nur aus der Luft erkennen kann, wurde die Panamerikana quer durch sie hindurch gebaut. Dass man die Lininen nur aus der Luft sehen konnte, war für uns auch der Grund, dass wir erst nicht nach Nasca reisen wollten, da wir keine Lust hatten viel Geld für einen Rundflug zu bezahlen, bei dem im Schnitt 50 % der Passagiere schlecht wird, weil die Piloten über den Figuren Achten drehen, während das Flugzeug auf der Seite liegt. Wir entdeckten allerdings am Abend ein kleines Planetarium, dass genau in dem Hotel aufgebaut war, dass Maria Reichel, eben jener deutschen Auswanderin, die letzten Lebensjahre als Heim gedient hat. Bezahlt hat sie für ihr Zimmer nichts und nach ihrem Tode wurde es dauerhaft versiegelt. Sie kam ursprünglich als Botschaftsangehörige nach Peru und war studierte Mathematikerin. Als sie die Linien entdeckte, begann eine lebenslang währende Obsession. Sie zeltete über Monate in der Wüste und reinigte die nur wenige Zentimeter tiefen Linien mit Schaufel und Kehrblech. Sie entwickelte Theorien über astronomische Konstellationen und die Linienführung und brachte die Linien so zu Weltruhm. Trotz der Tatsache, dass sie ein offenbar sehr entbehrungsreiches Leben geführt hat, wurde Maria Reichel 95 Jahre alt. Noch mit über 50 Jahren soll sie angeblich das Peruanische Militär dazu überrdet haben, sich an die Kufen eines Hubschraubers binden lassen zu dürfen, damit sie die Linien aus der Luft besser erkennen konnte. Bis sie 70 war lebte sie in einem Zimmer in der Wüste, nahe bei ihren Linien. Das Gratishotelzimmer, indem sie die letzten 25 Lebensjahre verbracht hatte, erhielt sie wohl aufgrund der Tatsache, dass sie in Nasca wie eine Heilige verehrt wird. Nasca ist deutlich schöner als Paracas, was wohl maßgeblich mit dem Tourismus zusammenhängt, den es ohne die Linien nicht geben würde.
Bei der Planetariumsshow wurden uns unter anderem die Theorien Maria Reichels vorgestellt. Die wohl eingängigste ist die, dass viele der Bilder so ausgerichtet sind, dass die Sonne an bestimmten Tagen, zum Beispiel der Sommersonnenwende, genau über ihrer Grundlinie aufgeht. Auch die Ausrichtung nach Sternenbildern will sie erkannt haben.
Am nächsten Tag machten wir eine Tour mit einem roten Stahlrohrbuggy, der uns zu einigen interessanten Punkten in der Nähe von Nasca und am Ende auch nochmal in die Sandwüste bringen sollte. Das Motto des Tourbetreibers, eines wirklich netten Mannes namens Eduardo war „Nasca is more than enigmatic lines“, was ungemein passend war. Viele Reisende lassen Nasca wegen der selben Vorurteile, die wir hatten aus. Wir aber, würden jederzeit nochmal herkommen.
Zuerst brachte er uns an eines der Aquädukte der Nasca-Kultur. Verschlungenen Stufengebilden, die manchmal wirbelartig und manchmal in Form von Terassen in die Erde führten. Nascar war schon immer trocken. In den letzten 3 Jahren hat es hier kein einziges Mal geregnet. Die Idee der Aquädukte war eine Kombination aus der Schaffung eines Gefäßes, falls es doch einmal regnen sollte und einem Weg an mögliches Grundwasser heranzukommen. Ganz in der Nähe fuhren wir an riesigen Kaktusfeldern vorbei. Eduardo erklärte uns, dass es dabei weniger um die die Kakteen, als um die auf ihnen lebenden Schildläuse ginge. Aus Schildläusen wird der Farbstoff Karmin gewonnen, der früher auch in Campari drin war.
Kurz danach erreichten wir die Nasca-Pyramiden in Cahuáchi, die vermutlich zur lobpreisung der Götter angefertigt wurden. Sie sind etwa 500 Jahre vor unserer Zeitechnung entstanden und sind zum Teil bis heute, trotz der Tatsache, dass sie nur aus luftgetrockneten Lehmziegeln erbaut wurden, erhalten. Ähnlich wie bei dem Candelabro in Paracas und den Nascalinien liegt dies an der Tatsache, dass Regen hier kaum eine Rolle spielt und ein nachhaltiges Aufweichen der Ziegel kaum möglich ist. Auch waren hier große unterirdische Kühlkammern für Nahrungsmittel angelegt, aus denen, so glaubt man, die Priester immer dann, wenn die Bevölkerung hungerte, Lebensmittel freigab.
Unsere letzte Station vor den Sanddünen führte uns zu einem Nasca-Friedhof, von dem wir glauben, dass er für uns Touristen nochmal hübsch zurechtgemacht wurde. Die Nasca haben ihre Toten die Organe entnommen, sie dann in einer fetalen Haltung zusammengebunden und mit Blick auf die aufgehende Sonne in die Wüste gesetzt. Dies führte zunächst zu einer Mumifizierung und über einen längeren Zeitraum dann auch zu einer teilweisen Skelettierung. Um die Toten herum wurden Tongefäße verstreut, die die Nasca bei allen ihren Ritualen verwendeten. So zum Beispiel wurden auch Unmengen von Scherben auf dne Linien selbst gefunden, von denen man annimmst, dass sie auch aus rituellen Gründen entstanden seien. Da man für die Arbeit mit Ton unweigerlich auch Wasser braucht, wird deutlich, welchen hohen Stellenwert diese Rituale gehabt haben müssen. Ansonsten würde es wohl kaum sinnhaft erscheinen, diese mit wertvollem Wasser angefertigten Gefäße in der Wüste zurückzulassen oder sie auf den Linien zu zerschlagen.
Ganz am Ende der Tour erreichten wir die Sanddünen. Bevor wir mit dem Buggy in sie Hineinfuhren, ließ Eduardo einen Teil der Luft aus den Reifen, damit die Bodenhaftung verbessert wurde. Die Fahrt in der Wüste selbst ist ziemlich schwer zu beschreiben. Es ist ein bisschen, wie Karusselfahren. Eduardo fuhr die Dünen im ersten oder zweiten Gang hoch, nur um auf ihrem Scheitelpunkt nach vorne zu kippen und in eine Mischung aus herunterfahren und herunterstürzen zu verfallen. Nach einer Weile hielt er auf einer besonders hohen Düne an und holte die Sandboards heraus, mit denen wir dann, ähnlich wie mit Snowboards die Abhänge hinunterfahren konnten. Noch Tage später sollten wir Sandreste in unserer Kleidung und sonst überall finden.
Kurz bevor es Dunkel wurde, traten wir den Rückweg an. Dabei sahen wir als letzten Eindruck aus der Sandwüste einen streunenden Hund, der uns neugierig beäugte.
Auf der Fahrt nach zurück ging die Sonne dann endgültig unter, so dass Eduardo den Wagen, im Dunkeln etwa eine halbe Stunde durch die Wüste (die Sandwüste ist von einer Kieswüste umgeben) in Richtung der Hauptstraße steuerte.
Am Abend sind wir dann nocheinmal mit Michael essen gewesen und haben uns dann von ihm verabschiedet, da wir den Nachtbus nach Arequipa nehmen wollten. Vorher allerdings fiel uns noch auf, wie schön der Plaza de Armas in Nasca am Abend ist. Alles scheint auf den Beinen. Eltern sind mit ihren Kindern hier, ein Salsalehrer übt mir einer Gruppe kleiner Mädchen tanzen und von überall her kommt Essensgeruch...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 10
- Friday, November 11, 2016 at 9:00 PM
- 🌙 13 °C
- Altitude: 2,316 m
PeruArequipa16°24’33” S 71°32’15” W
Arequipa I

Nach unserem Abendessen in Nasca sind wir gegen halb 11 zum Busbahnhof gefahren. Dort wollten wir den Nachtbus nach Arequipa nehmen, der eine Stunde später ankommen soll. Wir sind ziemlich darauf bedacht, immer überpünklich loszufahren, da wir weder den Verkehr noch die Gegebenheiten vor Ort einschätzen können. So zum Beispiel gehört es in Peru inzwischen zum Standard, dass man bei Busreisen seinen Pass vorlegt, mit einer Kamera mehr oder minder direkt ins Gesicht gefilmt wird und mehr oder minder ungenau mit einem Metalldetektor untersucht wird. Hintergrund hierfür waren gehäufte Busüberfälle in der Vergangenheit, bei der ein Komplize im Bus saß und den Fahrer dann zum Anhalten in der Pampa zwang, wo andere Diebe auf den Bus warteten. Da unser Bus allerdings um eine Weile verspätet war, unterhielten wir uns mit einem belgischen Pärchen, dass unsere Begeisterung über die Kulturschätze ihres Landes nicht so recht teilen konnte und schauten den Hunden beim Herumstromern zu, die auf dem Busterminal zum Inventar zu gehören schienen. Ganz im Allgemeinen gibt es hier viele Straßenhunde und die meisten sind ungemein nett und an das hektische Leben in den Städten und Orten gewohnt. Nur einmal wurden wir von einem Hund lautstark vertrieben, der seinen Besitz verteidigen wollte. Bei ihm handelte es sich aber um einen Privathund. In dem Buch „Wolkenpfad“ von John Harrison, dass ich vor unserer Reise gelesen habe, berichtet er mehrfach davon, von Hunden angegriffen worden zu sein. Ich hoffe sehr, dass uns das nicht auch noch bevorsteht, bin aber bisher sehr zuversichtlich. Ich habe versucht etwas im Internet zu recherchieren, wie man mit aggressiven Hunden umgeht. Den besten Tipp fand ich, dass man immer ein Stück Fleisch oder eine Hundespielzeug zum Ablenken bei sich tragen sollte…
Die Fahrt selbst war durchwachsen, aber besser als erwartet. Wir haben uns für die 10-stündige Tour extra wieder im VIP-Abteil eingemietet und verhältnismäßig gut geschlafen, obwohl ich immer mal wieder aufgewacht bin. Als wir dann in Arequipa angekommen sind, erwartete uns der größte Busterminal, den wir bisher gesehen hatten. Auf der einen Seite waren dutzende Kabinen von Busanbietern, die marktschreierisch die nächsten Ziele anprisen, auf der anderen Seite waren Verkaufsläden, die alle über das selbe Inventar verfügten (Wasser, Chips, Schokolade, Brötchen, Cola, …) und ebenfalls um Kunden warben.
Unser Unterkunft lag 10 Gehminuten von Plaza de Armas entfernt im Stadtteil Vallecito und war ein ganz beschauliches, familiär gefühtes Hostel. Aufgemacht wurde uns von einem alten Mann, möglichweise dem Großvater der Familie. Er war sehr aufgeschlossen, aber eben auch ein wenig alt und so entwickelten sich in den nächsten Tagen oftmals komische Gesprächssituationen, die in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch bewältigt wurden. Er freute sich immer, wenn er seine rudimentären Deutschkenntnisse anbringen konnte, ähnlich wie es uns freut, wenn man hier mit uns Spanisch spricht. Sein Lieblingssatz war „Entschuldigen Sie mich“, wenn er den Raum verließ. Er sagte uns auch, dass wir ihn unbedingt googeln sollten, ohne uns zunächst seinen Namen zu verraten. Nachdem wir ihn herausbekommen haben, erfuhren wir, dass er als Physiker tätig war und Inca-Stätten untersucht hatte.
Die ersten Stunden in Arequipa verschliefen wir. Am Nachmittag sind wir dann noch zum Plaza de Armas gegangen, der von schönen Balkonbauten und der Hauptkirche der Stadt, die aus Vulkangestein gebaut wurde, eingerahmt ist. Auf einem der Balkone tranken wir einen Kaffee (der wirklich entsetzlich geschmeckt hat) und schauten etwas dem Treiben zu. Der Platz ist, wie in Rom oder Vendig voll mit Tauben. Wir sahen zum Beispiel einen alten Mann, der von oben bis unten mit Tauben bedeckt war, während er sie füttete. Er saß auf einer Bank, die auch voll mit den Vögeln war. Nur seine Hutkrempe schien herauszuschauen. Eigentlich wollten wir an dem Tag noch in ein Museum gehen, nachdem wir aber so erledigt von der Busfahrt waren, entschieden wir uns nur für ein gutes Essen und einen Spaziergang kleinen Spaziergang durch die Straßen des Zentrums, mit all ihren Kolonialbauten, bevor wir nach Hause gingen.
Gegessen haben wir in einem Kartoffel-Laden, dessen Konzept es war peruanische Kartoffeln mit bestimmten Belägen anzubieten. Lange wurde Peru als Ursprungsland der Kartoffel gehandelt. So heißt sie im finnischen auch „Peruna“. Inzwischen geht man aber davon aus, dass sie aus dem gesamten Andenhochland stammt. Arequipa liegt im Übrigen auch schon etwa 2300 Meter hoch, was sich bei mir bereits in einer leicht geringeren Belastbarkeit bemerkbar gemacht hat.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich wieder an einer Free-Walking-Tour teilnehmen. Die war dann aber so furchtbar aufgemacht, dass wir uns nach dem ersten Punkt der Tour heimlich absetzten und in das alte Kloster gingen, dass eine Hauptattraktion von Arequipa ist. Das Kloster ist wirklich eine Stadt für sich, mit bunten Wänden und vielen Orangenbäumen, die auf kleinen ummauerten Plätzen wuchsen. Auch schöne Gärten waren innerhalb der Mauern angelegt. Am beeindruckensten war allerdings ein zerstörter Abschnitt des Klosters, der an ein großes Erdbeben erinnert. Im Verhältnis zur Stärke des Bebens war dieser Abschnitt ungemein klein und dennoch hat er uns daran erinnert, dass wir uns derzeit in einer der seismisch aktivsten Zonen der Erde befinden. Im letzten Monat hat es hier 18 detektierte Beben gegeben, von denen fast alle keine Zerstörung verursacht haben.
Nach dem Kloster gingen wir noch in das Museum, in dem die Mumie von Juanita verwart wird. Juanita war ein Menschenopfer der Inca, die dafür bekannt waren, inbesondere Kinder zu Opfern. Um Arequipa herum befinden sich mehrere Vulkane, die mit Hilfe dieser Opfer beschwichtigt werden sollten. Die Kinder ließen sich dabei, so zumindest wird es vermutet, freiwillig opfern, da sie ihr Leben lang auf diese Rolle vorbereitet waren. Für sie und ihre Familien war dies eine große Ehre, da das geopferte Kind seinen Platz bei den Göttern einnehmen sollte. Juanita wurde zufällig auf der Spitze von Mount Ampato gefunden. Im Gegensatz zu den Nasca mumifizierten die Inca ihre Toten allerdings nicht. Allein die Kälte hat dafür gesorgt, dass Juanita und noch andere gefundene Kinder so gut erhalten sind. Gefunden wurde sie übrigens nachdem die Eisschicht durch das Ausbrechen des Vulkanes Sabancaya, der ganz in der Nähe liegt, geschmolzen war. Die Führung, bei der uns zunächst einige Relikte aus der Incazeit vorgestellt wurden, etwa silberne und goldene Artefakte und wollene Kleidungsstücke endete bei der Präsentation des Leichnams. Natürlich ist Juanita nicht ihr richtiger Name. Er wurde ihr von den Forschern, die sie entdeckten gegeben. Heute liegt sie in einem speziellen mehrwandigen und durchsichtigen Gefrierschrank in besagtem Museum und starrt in einem abgedunkelten Raum in die Ferne. Eisblumen haben sich an den Scheiben gebildet und auch ihr Körper ist stellenweise von einer Frostschicht überzogen.
Ich bin mir, immer wenn ich Museen oder Ausgrabungsstätten besichtige, immer nicht ganz sich, ob diese Form der „Ausstellung“ im Sinne der Verstorbenen gewesen wäre. Immerhin war ihnen niemals bewusst, dass ihr Körper jemals ein eine solche Lage kommen könnte. Ich frage mich dann oftmals, inwieweit das Konzept der Menschenwürde hier anwendbar sein kann und vielleicht sogar muss. Dazu habe ich, nachdem wir Juanita besucht haben, einen schönen Beitrag von der HU-Berlin gefunden. Er ist recht lang, die Lektüre lohnt aber:
http://www2.rz.hu-berlin.de/nilus/net-publicati…
Auf dem Nachhauseweg machten wir noch eine witzige Entdeckung. In Arequipa spielen die Müllwagen laut „Für Elise“ und wohl auch andere Lieder, während sie durch die Straßen fahren. Ich habe im Netz ein Video gefunden, bei dem man das ganz gut hören kann:
https://mosereien.wordpress.com/2016/08/24/elise/
Den Abend verbrachten wir entspannt im Hostel, da wir am nächsten Morgen schon früh zu unserer zweitägigen Tour in den Colca Canyon abgeholt werden sollten...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 11
- Saturday, November 12, 2016
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 3,638 m
PeruChivay15°38’22” S 71°35’57” W
Colca Valley

Während wir morgens auf den Bus zur Colca-Tour warten, unterhielte wir uns wieder mit dem netten Abuelo. Aktuell haben wir das Gefühl seine Lieblingsgäste zu sein, zumindest aber verwendet er viel Zeit auf uns. Die Tochter des Hauses kann uns aus irgendeinem Grunde nicht leiden. Sie hat bisher kein wirkliches Wort mit uns gesprochen und ignoriert uns gekonnt.
Der Bus kommt mit etwas Verspätung, dafür sind wir fast die letzten Passagiere. Touren laufen hier zumeist so, dass der genutzte Bus in der Stadt herumfährt und alle Teilnehmer bei ihren Hotels einsammelt. Entgegen unseren Erwartungen waren neben uns nur vier andere ausländische Touristen dabei, der Rest waren Einheimische. Ähnlich, wie wir es schon in den anderen Städten beobachtet haben, ist der Stadtrand von Arequipa eher heruntergekommen.
Um das Colca-Tal zu erreichen, muss man zunächst über die es einfassenden Gebirgsketten fahren und aufgrund des besonderen Schutzstatus der Region eine Touristengebür entrichten. Bereits kurz nach dieser Bezahlgrenze, sahen wir die ersten Vicuñas, die mit den Kamelen verwand sind. Erst ab 3200 Metern Höhe wächst das in den Anden häufig vorkommende Ichu, eine Grassorte, die den Meschen geerntet als Heu oder als Dachbelag und vielen Tieren als Nahrung dient. Ich schätze also, dass wir die ersten Vicuñas in 3500 Metern Höhe beobachten konnten. Die Tiere sind sehr scheu und können nur aus der Ferne beobachtet werdem. Im Gegensatz zu den domestizierten Alpacas und Lamas leben sie und ihre Verwandten, die Guanakos fast ausschließlich in freier Wildbahn. Dieser 4 Tiere bilden die Gruppe der Neuweltkamele. Im Gegensatz zu ihren Verwandten sind die Vicuñas klein und haben sehr kurzes Haar. Sie erinnern an Rehe mit langen Hälsen. Schon die Incas nutzen ihre Wolle, die heute einen Kilopreis von mehreren hundert Euro hat. Ein paar Socken aus ihr kosten etwa 500 Euro, Mäntel können bis zum 15.000 Euro kosten. Dies liegt daran, dass man sie nur alle zwei Jahren schären kann und von jedem Vicuña nur etwa 150 g Wolle verwendet werden können. Die feinen Haare sind die dünnsten Säugetierhaare, nur Seide und Muschelseide ist dünner. Die Inca wussten, dass die Tiere in einem sensiblen Gleichgewicht mit der Natur leben und fingen sie lediglich für das Scheren ein, um sie danach wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Die Spanier waren da, ganz im Sinne des kirchlichen Gedankens, die Erde sei Untertan des Menschens, deutlich rabiater und dezimierten den Vicuña-Bestand durch Jagt und Vergiftung erheblich. Auch heute gelten die eleganten Tiere noch als bedroht und werden daher, ähnlich der Vorgehensweise der Incas, nur zu Wollgewinnung eingefangen und danach wieder frei gelassen.
Kurz darauf sahen wir die ersten Alpacas, genügsame und gemütliche Hauslamas, die hier, ähnlich wie Schafe in Europa, zur Wollgewinnung enthalten werden. Alpacas sind so sehr in sich ruhende Tiere, dass sie liegend oder langsam unhertrottend und mit gleichmütigen Kaubewegungen alle touristischen Fotosafaris über sich ergehen lassen. Ihre Hirten nutzen dies als zusätzliche erwerbsquelle. Wer ein Foto möchte, muss zahlen.
Unser nächster Halt war eine Gaststätte auf etwa 4000 Metern Höhe. Man riet uns hier zur Bekämpfung der Höhenauswirkungen dazu einen Becher "mate de coca", einen Aufgruss auf Kokablättern zu trinken. Die andinen Völker nutzen den Cocastrauch, der in Europa hauptsächlich, wegen des aus ihm, durch komplizierte chemische Prozesse, hergestellten Kokains bekannt ist, schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze zur Schmerzstillung und zur Abmilderung der Höhenkrankheit, die hier „Sorochi“ genannt wird. Die Blätter werden entweder als Tee aufgekocht oder mit einem Katalysator aus der Asche des Quinoastrauches zusammen gekaut. Im Vorfeld habe ich mich, aus professionellem Interesse heraus etwas informiert. Das in den Blättern enthaltene Kokain ist so gering, dass für einen Rausch, der eine Bedingung für eine Suchtentwicklung ist, eine gigantische Anzahl an Blättern genutzt werden müsste. Es ist kaum mölich, soviel Tee zu trinken, um dieses Maß zu erreichen. Wie aber, ist es beim Kauen von Kokablättern mit einem Katalysator. Hier ist es sogar noch ein wenig spannender. Das Kokain wird durch die Asche, die mit Zucker gesüßt ist, in das nicht suchterregende Ecgonin umgewandelt. Vor dem Hintergrund dieses Wissens, haben wir das Angebot eines Tees natürlich gerne angenommen. Er schmeckt etwas wie Brenesseltee oder grüner Tee und ist auch in etwa so anregend, wie eine Tasse Kaffee.
Der Präsident von Bolivien, Evo Morales, der erste indigene Landesführer Südamerikas, der einst selbst Kokabauer war, setzt sich seit jeher für die Anerkennung des Kokastrauches als kulturelles Erbe der Anden ein. Als der Papst La Paz im Jahr 2015 besuchte, verkündete Evo Morales, dass er mit Sicherheit Kokablätter kauen würde, um gegen die Höhenbeschwerden anzugehen. Franziskus, der einen bekannten Lungenschaden hat, trank tatsächlich einen Kokatee, bevor er in etwa 4.000 Metern gelandet ist. Bei seinem Besuch entstand dieses Bild:
http://bilder1.n-tv.de/img/incoming/origs154743…
Es zeigt Papst Franziskus, von der Höhe sichtlich mitgenommen, nebem Morales, der ihm einen kleinen Beutel mit Kokablättern um den Hals gehängt hat.
Ähnlich wie der Papst, merkte auch ich, trotz des angepriesenen Getränks, die Höhe ziemlich deutlich als wir den höchsten Punkt unserer Reise auf 4.900 Metern erreichten. Die Luft war so dünn, dass man nach nur wenigen Schritten kurzatmig wurde. Eine beeindruckende Erfahrung. Auch ein wenig Kopfschmerz, der leitsymptomatisch für die Höhenkrankheit ist, stelle sich ein. Alles in allem haben wir den Ausflug aber beide gut vertragen. Etwas erfreut war ich darüber, dass auch die einheimische Bevölkerung nicht ganz unbeeindruckt vom abnehmenden Luftdruck geblieben war.
Unser nächster Halt war Chivay, das als Hauptstadt des Colca-Tals gilt. Hier wollten wir uns am nächsten auf dem Rückweg auch absetzen lassen, um weiter nach Cusco fahren zu können. Wir planten dafür einfach eine weitere Nacht in dem abgenutzt wirkenden Ort ein. Wir checkten kurz in unserem Hotel ein und fuhren dann weiter zu den heißen Quellen. Dort gab es auch eine schöne hölzerne Hängebrücke, über einen Fluss, die nach einem Indiana-Jones-Film aussah. Rund um Arequipa und das Colca-Tal liegen eine Vielzahl an Vulkanen, unter anderem der, auf dem Juanita gefunden wurde, von deinen einige noch aktiv sind und so die heißen Quellen speisen. Die Becken lagen draußen und verfügten über einen Heiß- und einen Kaltwasserzufluss, der in den Stein getrieben wurde. Die Umkleidekabinen waren kleine Holzverschläge, die neben den Becken aufgebaut waren.
Die aktiven Vulkane sind auch der Grund, warum viele Orte im Colca-Tal so kaputt aussehen. Ihre seismische Aktivität verursacht in regelmäßigen Abständen Erdbeben. Auch akuell steigt Rauch aus dem Sabancaya auf, was die einheimische Bevölkerung sehr in Sorge versetzt. Uns hat etwas beruhigt, dass unser Hotel über Erdbeben-Zonen verfügte, in denen die Gebäudestatik besonders belastbar ist. Normalerweise gilt bei Erdbeben ja der Grundsatz, dass man sich in einen Türrahmen stelle solle, diese sind hier aber nicht alle so vertrauenserweckend, wie in Altbremerhäusern.
Noch während wir badeten, kam unser Guide auf uns zu, und erzählte uns, dass der Bus, den wir eigentlich am Montag von Chivay nach Cusco nehmen wollten, nicht fahren würde. Er wäre grade von der Travelagency über die wir gebucht hatten agerufen worden. Das war ziemlich schade. Wir hatten uns darauf gefreut, einen Tagesbus nehmen zu können, um die Landschaft beobachten zu können, zumal Colca schon ein ganzes Stück in Richtung Cusca lag. Wir baten ihn infolgedessen darum, unser altes Hostel in Arequipa anzurufen und zu fragen, ob wir am nächsten Tag nochmal dort übernachten konnten.
Als wir am Abend bei der Folkloreshow ankamen, stellen wir fest, dass neben uns nur noch zwei weitere Ausländer vor Ort waren, die wir zudem noch nichteinmal kannten. Die anderen vier von unserer Tour hatten sich wohl gedrückt.
Eine Band, bewaffnet mit einer großen Trommel, Panflöten und Gitarren spielte andine Musik und eine Folkloregruppe zeigte dazu traditionelle Tänze. Die Perunaner waren allesamt begeistert, klatschten im Takt mit, was als von der Gruppe mit dem Schlachtruf „las palmas“ auch aktiv eingefordert wurde, „palmar“ sind dabei die Handinnenflächen.
Der eindeutig merkwürdigste Tanz war eine Art Verfürungsspiel. Es tanzten immer drei Jungs und drei Mädchen. Zunächst umkreisten sie sich, während die Jungs mit einem Apfel vor den Gesichtern der Mädchen herumwedelten. Sie trugen dabei seltsame sturmhaubenartige bunte Masken aus Wolle (https://thumbs.dreamstime.com/x/woven-mask-mark…). Kurz darauf schubsten sie die Mädchen zu Boden, die sich auf den Rücken legten und mit wackelden Beinen ausharrten. Die Jungs nahmen darufhin dicke Stricke aus Wolle, die sie zunächst wie offene Krawatten um ihre Hälse gehängt hatten und schlugen damit die Mädchen auf ihre Körper. Sehr zum Missfallen des Publikums, insbesondere der anwesenden Frauen, die die Jungs lautstark ausbuhten. Evelin, eine Mitreisende aus Lima, erklärte uns, dass sie wohl früher eine traditionelle Art der Betrafung gewesen sei. In modernen Zeiten aber, schein auch hier Gleichberechtigung eingekehrt zu sein. Die Jungs halfen den Mädchen hoch, die daraufhin den Apfel und die Wollpeitsche an sich nahmen, nur um kurz darauf die Jungs auf den Boden zu schubsen und sie ihrerseits mit Schlägen zu bedenken. Das Publikum war hier eindeutig auf Seiten der Mädchen. Nach jedem Schlag wurde „uno más“, „einer mehr“, eingefordert.
Auch mussten wir das ein oder andere Mal mittanzen. Vermutlich um das Trinkgeld nicht zu schmälern, wurde aber auf Gerwalt gegen uns verzichtet...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 12
- Sunday, November 13, 2016
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 3,763 m
PeruCruz del Condor15°36’41” S 71°54’21” W
Colca Canyon

Am nächsten Morgen standen wir um 5 auf, da wir zwischen 8 und 9 beim Mirador „Cruz del Condors“ sein wollten, um einige der größten Vögel der Welt beim Fliegen beobachten zu können.
An dieser Stelle ist das Colca-Tal bereits in die Colca-Schlucht übergegangen. Sie ist die zweittiefste Schlucht der Erde und zieht sich über 160 Kilometer.
Auf dem Weg dorthin hielten wir allerdings mehrfach an kleinen Märkten, an denen Einhemische ihre Waren anboten. Zumeist waren es die für die Andenvölker so bekannten Strickwaren aus Schafs- oder Alpacawolle. Auch wenn es etwas anstregend klingen mag, ist es für uns sehr verständlich, dass sie Touren diese Zwischenstopps machen, um der lokalen Bevölkerung eine Einkommensquelle zu verschaffen. Zwar zählt Peru laut den Zahlen der Weltbank zu den Schwellenländern, dies betrifft aber maßgeblich die Fischerei und den Handel mit Bodenschätzen. Insbeonsdere die Bergvölker sind anhaltend sehr arm und auf diverse Einkommensquellen angewiesen. Hier sind auch Phänomene, wie etwa Kinderarbeit (zum Beispiel als Viehhirten oder bei Textilarbeiten) oder innerfamiliäre Gewalt verhältnismäßig häufig anzutreffen. Die perunaische Zivilgesellschaft wirkt auf mich im Verhältnis aber ungemein progressiv in Bezug auf solche Themen. So haben etwa vor 3 Monaten 50.000 Menschen in Lima gegen „Gewalt gegen Frauen“ demonstriert. Zu den Demonstranten zählten auch der amtierene Präsident Pedro Pablo Kuczynski und mehrere Minister. Kuczynski ist das Kind von deutschen Auswanderern, die vor den Nationalsozialisten nach Peru geflohen sind. Das ist insofern spannend, als dass der frühere Präsident Alberto Fujimori ein Kind von Japanern ist, die in Lima lebten. Damit ist Peru eines der wenigen Länder, in denen regelmäßig Menschen anderer Ethnien zu Staatsoberhäuptern gewählt wurden. Allerdings gilt auch hier, dass ein Staatspräsident in Peru geboren sein muss. Dies scheint bei Fujimori zweifelhaft. Fujimori, der im im Jahr 2000 die japanische Staatsbügerschaft beantragt und erhalten hat, sitzt inzwischen in Peru im Gefängnis. Unter andererem wurde er wegen des Einsatzes von Todesschwadronen und Betrugsdelikten verurteilt. Trotz der Tatsache, dass ihn die japanische Staatsbürgerschaft vor der Auslieferung nach Peru geschützt hat, war er so ungeschickt, nach Chile einzureisen, wo er aufgrund eines internationalen Haftbefehls dann doch noch gestellt und nach Peru überführt wurde. Seine Tochter Keiko Fujimori tritt trotz dessen regelmäßig als Präsidentschaftskandidatin zu den peruanischen Wahlen an. Gemutmaßt wurde unter anderem, dass sie plane ihren Vater als Präsidentin zu begnadigen, was sie jedoch dementierte. Sie steht in Peru für eine Law-and-Order-Politik und die Forderung zur Wiedereinfürung der Todesstrafe.
Die Märkte waren allesamt sehr schön und wir bekamen Gelegenheit, einige Agujas, eine perunanische Greifvolgelart aus nächster Nähe zu sehen, die ähnlich wie bei Falknern, auf den Unterarmen und Schultern von Einheimischen saßen.
Auf einem der Märkte wurde bereits um 6 Uhr morgens eine Tanzaufführung von verschlafenen Jugendlichen in Trachten gezeigt. Dies hat in meinen Augen nochmals die Abhängigkeit der Region vom Tourismus verdeutlicht…
Nachdem wir noch eine Weile über schmale Straßen neben den Schluchtabhängen gefahren waren, sahen wir die ersten Andenkondore über uns kreisen. Sie schlugen kaum mit den Flügeln und glitten, die Aufwinde nutzend, geräuschlos über uns hinweg. Kondore lieben die Stille und geben selbst kaum Laute von sich. Sie können eine Flügelspannweite von bis zu 3 Metern erreichen und gehören somit zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Nur der Wanderalbertross verfügt über eine größere Spannweite. Auch sind sie mit bis zu 16 km Gewicht zudem die schwesten flugfähigen Vögel der Welt. Ich hatte dein Eindruck, dass sie ausnehmend muskulös sind. Auf dem Rückweg hat Silke ein tote Kuh entdeckt, die an einem Abhang lag. Im Internet sollte ich später lesen, dass der eigentlich Aasfressende Kondor gelegenheitlich seine Flügelschläge auszunutzt um Vieh an den Klippen in den Tod zu treiben und danach vor dessen Fleisch zu essen. Ob das auf die gesichtete Kuh zutrifft, können wir natürlich nicht sagen…
Nachdem wir am Abend wieder in Arequipa angekommen waren, wurden wir in gewohnt liebenswürdiger Weise von dem Abuelo unseres Hostels und in gewohnt gleichgültiger Weise von der Tochter des Hauses empfangen. Wir haten dieses Mal ein Zimmer im Erdgeschoss, waren also näher an der Familie, die, so schien es, sich eine kleine Kammer teilte, die auch als Gepäckaufbewahrung diente. Zumindest die Kinder schliefen offenbar in ihr. Vielleicht, so vermutete ich, war das der Grund für die ablehnende Haltung der Tochter. Vielleicht gehörten sie ja trotz des Hauses und des offenbar nicht schlecht laufenden Hostelbetriebs zu den „working poor“? Auch hatte ich den Eindruck, dass es am Abend noch einen Streit gegeben hat. Vielleicht bilde ich mir das alles aber auch nur ein und wir waren ihr schlicht und ergreifend unsympatisch.
Nachts wachte ich noch einmal auf, als ein Betrunkender in unserer Straße „Fuck you, Gringos!“ schrie und offenbar nicht mehr in der Lage war sein eigenes Fahrrad zu schieben. Zumindest das regelmäßige Scheppern des Blechs und das gedämpfe Geräuch einer beim Sturz vibrierenden Fahrradklingel deutete darauf hin. Zwischendrin hörte man immer mal wieder den beruhigenden Tonfall eines offenbar nüchternen Freundes, der beschwichtigtend auf den Fahrradbesitzer einredete.
Unsere Weiterfahrt nach Cusco organisierten wir, nachdem wir uns das Geld von der Travelagency hatten erstatten lassen, mit einer Buslinie, die normalerweise nur von Einheimischen genutzt wird. Die Touristenbusse fahren (derzeit) die größeren Strecken nur Nachts. Wir wollten aber die Veränderung der Lanschaft beobachten, während wir tiefer in die Sierra, das Andenhochland fahren sollten...Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 18
- Saturday, November 19, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 3,338 m
PeruCusco13°31’55” S 71°58’3” W
Cusco I

Am Morgen nahmen wir einen der regionalen Busse nach Cusco. Erst etwas später sollten wir erfahren, dass die Busgesellschaft vom deutschen Konsulat in Cusco wegen der unfallgefahr nicht mehr empfohlen wird. Wobei das auch dramatischer klingt, als es in der Realität ist. Solche Warnungen werden verhältnismäßig früh herausgegeben und wir haben uns im Vorfeld erkundigt und die beste unter den nicht-touristen Linien ausgewählt. Uns war wichtig, dass wir am Tag fahren konnten und so blieb uns keine andere Möglichkeit. Wir hatten uns Plätze in der ersten Reihe ausgesucht, nur um im Bus festzustellen, dass direkt vor uns ein Vorhang und neben uns nur ein kleiner Lichtspalt war. Ich versuchte also mit meinem diletantischen Spanisch irgendwas zu organisieren und entweder mein Spanisch war doch nicht so schlecht oder aber sie hatten einfach Mitleid mit uns. Wir bekamen andere Plätze. Kurz nachdem wir losgefahren waren stand ein Mann im Anzug auf und begann zu predigen. Kurz darauf ging er durch die Reihen und verkaufte alternativmedizinische Tinkturen und Salben. Wenn der Bus anhielt, stiegen Händler ein und boten Getränke, Obst oder Essen an. Kurz vor Cusco warf mir eine ältere Fraue einen Plastikeutel mit Fleisch auf den Schoß, den ich dankend ablehnte.
Mit uns zusammen reisten ausschließlich Einheimische, darunter auch einige Kinder, die die 10-stündige Fahrt bemerkenswert gut durchhielten. Die Filmauswahl war an diesen Umstand nicht angepasst. Neben einem ziemlich blutigen Kampfsportfilm lief auch noch eine Zusammenstellung von Corrida-Unfällen, bei denen die Torreros teilweise ziemlich ernsthaft auf die Hörner genommen wurden. Nicht, dass ich da überschwengliches Mitleid hätte, aber vermutlich hätte das bei uns die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ kassiert.
Die Landschaft wurde, wie es wir uns erhofft hatten, tätschlich immer grüner und irgendwann war das Wüstenambiente durch eine Landschaft ersetzt, die ein wenig an nordische Landschaften, nur mit weniger Bäumen erinnerte.
Als wir nachts in unserem Hostel ankamen, stellten wir fest, dass die komplette zuführende Straße aufgerissen war unser erster Eindruck war also zunächst etwas düster. Dafür war unsere Hauswirtin sehr nett und aufgeschlossen und das Hostelzimmer etwas ramschig, aber wohnlich. Wir hatten mehr Platz als erwartet, dafür kein Fenster nach draußen, weil das Zimmer im Gebäude selbst liegt. Es verfügt aber über eine Milchglastür und lässt so Tageslicht herein. Das Fenster im Bad zeigt auf den Frühstücksraum.
Als wir am nächsten Morgen wach wurden, waren die Dächern um uns herum, das erste was uns sahen, als wir aus dem Fenster im Flur vor unserer Tür schauten. In Cusco hat fast jedes Gebäude ein Dach aus Adobeziegeln (luftgetrockneter Lehm). Das erste, was wir hörten war eine Ziege, die in einem der Höfe der Nachbarhäuser lebte. Nach dem Frühstück gingen wir zu der Sprachschule, die wir in den nächsten Wochen besuchen sollten. Sie liegt nur 3 Gehminuten von unserem Hostel entfernt. Da die Bauarbeiten wieder in vollem Gange waren, mussten wir dazu über einen Sandhaufen klettern, den die Bauarbeiter so aufgeschüttet hatten, dass er einen Damm zwischen den beiden umgebenden Mauern bildet. Mindestens eine davon soll eine alte Incamauer sein. Das besondere an diesen Mauern ist die genaue Passform der Steine, fugenlose Verblockung soll das heißen. In einer Festung über Cusco wurden so bis zu 9 Meter hohe und 300 Kilogramm schwere Steine nahtlos aneinander gesetzt. Dies übrigens ohne den Einsatz von Metallwerkzeugen oder Rädern. Beides war bei den Incas nicht vorhanden. Das Schleifen der Steine erfolgte wohl mit Sand und anderen Steinen, die als Schleifklotz verwendet wurden.
Unsere Sprachschule bietet sowohl Deutsch als Fremdsprache für Peruaner, Spanisch für Reisende und „Volunteers“, als auch Quechua-Kurse an. Quechua ist eine von 3 Landessprachen in Peru und war die Hauptsprache des Inca-Imperiums, das die gesamten Anden durchzog und somit größer war, als das von Napoleon eroberte Reich. Die Inca haben hierfür eine Mischung aus diplomatischer Härte und Kriegszügen verwendet. Ihr Reich endete mit der Landnahme durch die Conquestadoren, allen voran Franciso Pizarro, der in Lima begraben liegt. Quechua selbst hatte nie eine eigene Schrift und so wird heute das lateinische Alphabet, bzw. das castillianische Alphabet verwendet.
Nachdem wir in der Schule alles für unseren ersten Schultag am Mittwoch geklärt hatten, gingen wir, wie immer, wenn wir irgendwo neu sind, zum Plaza de Armas. Hier ließ ich mich von einem Schuhputzer ausnehmen, dessen Freund die ganze Zeit fragte, ob ich ihm nicht meine Uhr schenken würde. Da der Schuhputzer aber ganze Arbeit bei der Reparatur meiner kaputten Schuhsohle leistete, zahlte ich den veranschlagten, eindeutig zu hohen, Preis ohne weitere diskussion. Meine Uhr behielt ich allerdings. Den Nachmittag verbrachten wir damit, uns nach guten Entdeckungstouren und einem neuen Hostel umzusehen. Dabei kamen wir auch in das Künstlerviertel San Blas, in dem es Unmengen alternativer Cafés und ein paar verkrachte Hippies gibt. Dort schienen wir in dem Hostel „Mama Cusco“ zunächst gefunden zu haben, was wir gesucht hatten. „Papa Cusco“, so nannte sich der Hostelinhaber, zeigte uns bereitwillig die Räume, war eine Seele von einem Menschen, gewährte uns einen Rabatt, wenn wir uns bereit erklärten, die nächsten zwei Wochen zu bleiben und stellte uns am Ende auch noch seiner Frau, der echten „Mama Cusco“ vor, die genauso herzlich war, wie ihr Mann.
Als wir aber Zuhause die Reviews des Hostels lasen, erfuhren wir, dass sie offenbar für alles Extragebühren verlangten: Toilettenpapier, Küchennutzung, Heizung…
Wir haderten eine Weile, ob wir das Thema nicht einfach ansprechen sollten, hatten dann aber keine Lust mehr darauf und entschlossen uns auch den Rest der Zeit in Cusco bei uns im Hostel zu verbringen.
Die ersten Unterrichtstage waren ungemein mühevoll. Vier Stunden Konzentration auf ein unbekanntes Schulfach sind tatsächlich enorm viel. Das habe ich auch gleich mal Luna geschrieben, die sich gefreut hat, dass ihr Vater sich jetzt auch mal durch eine der ihr so verhassten Fremdsprachen quälen darf. Das Schlimmste war eigentlich die erste Stunde. Die Schule unterrichtet nach dem Immersionsprinzip, also: Alles auf Spanisch.
Silke und ich brachen uns dann ganz schön einen ab, als wir schon zu beginn erklären sollten, wie ein typischer Tag bei uns so aussieht. Heute, 3 Tage später, fühlen wir uns allerdings schon ziemlich gut mit unserem Spanisch. Das Tempo der Schule ist zwar enorm (Mittwoch das Präsenz und reflexive Verben, Donnerstag das Perfekt und am Freitag die erste Futurform), aber wir haben ja schließlich auch nur 40 Unterrichtsstunden gebucht. Unsere Gruppe besteht aktuell nur aus 3 Leuten, neben uns nur noch ein spätpubertierender, aber netter Kerl, der immer zu spät kommt und nie Hausaufgaben hat. Er hält uns vermutlich für Streber, hat uns aber auch schon offenbart, dass er dankbar ist, dass wir jetzt dazugekommen sind, da er die erste Woche wohl komplette alleine im Unterricht saß.
In Cusco haben wir auch Michael aus Nasca wiedergetroffen und gleich eine Minitrekkingtour mit ihm, den Berg herauf zum Jesusdenkmal und zur alten Incafestung gemacht. Cusco liegt in 3300 Metern höhe und so mussten wir alle naslang stehen bleiben und eine Pause machen, während wir von fröhlich hüpfenden Schulkindern überholt wurden.
Das Jesusdenkmal ist eine weißen, nachts angestrahlte, Statue auf dem Berg über San Blas. Er ist deutlich kleiner als das in Rio, wir schätzen es auf etwa 4 oder 5 Meter, aber vom Prinzip her genau das selbe.
Unsere Schule bietet noch eine Reihe von „Kennenlern-“ und „Sprachvertiefungsprogrammen“ an. So werden wir in der nächsten Woche einen peruanischen Tandempartner erhalten, der seinerseits grade Deutsch lernt. Silke und ich hoffen inständig, dass unsere beiden Partner älter sind als 20. Das haben wir dummerweise vergessen auf unseren „Berwerbungsbogen“ zu schreiben.
Sind wir nicht in der Schule vertreiben wir uns die Zeit mit Lernen oder mit Sightseeing. In Cusco gibt es sowohl ein Schokoladen- als auch ein Kaffeemuseum, die wir beide schon besucht haben. Eine der Legenden, die sich um die Entdeckung des Kaffes ranken, ist die eines äthiopischen Hirten, dessen Ziegen die roten Früchte eines Baumes gegessen haben und in Folge dessen total aufgedreht waren. Dabei viel uns auf, dass der Ziegenhirte auf Spanisch auch mit dem Wort „Pastor“ übersetzt wird, was ein deutlich uncharmanteres Bild als das des „Scharfshirten“ abgibt.
Auch ein kleines Kloster haben wir schon besichtigt. Vor der Zeit der Kolonialisierung (Präkolumbianisch) diente es den Incas als Ort, an dem auserwählte Frauen „mit der Sonne verheiratet“ wurden. Besonders schöne Frauen wurden aus dem gesamten Reich geholt und an diesem Ort eingesperrt, bis sie alt waren und verstarben. Der Gedanke war auch hier der eines Opfers an den Sonnengott, ihm wurden die begehrenswertesten Gemahlinnen geschenkt.
Zudem hängt das Kloster voll mit relativ brutaler sakraler Kunst. Auf einem Bild steigt der Erzengel Michael mit seinem Flammenschwert zur Erde hinab, während Jesus in der rechten Ecke am Kreuze über der Menge schwebt und sein Blut auf sie herabspritzt, während Maria in der linken Bildhälfte einen Milchstrahl aus ihrer Brust abschießt. Auch viele andere Bilder sind ungemein verstörend. Daneben hängen in den früheren Novizinnengemächern überall Geißeln und im Zimmer ihrer Mentorin ein „Cilicium“, ein metallenes Dornenband, dass zur Selbstkasteiung um den Oberschenkel getragen wird.
Die Spuren, die die katholische Kirche in Südamerika hinterlassen hat, sind tief. Ein überwältigender Teil der Bevölkerung ist gläubig und praktizierend. Dabei wurde aber stets vielmehr der Passionsfaktor berücksichtigt. Historiker vermuten, dass die ständige Darstellung von den Leiden Jesu, zur Bekehrung der opferliebenden Inca betragen sollte.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 19
- Sunday, November 20, 2016 at 10:00 PM
- 🌙 13 °C
- Altitude: 2,847 m
PeruOllantaytambo13°15’30” S 72°15’51” W
Valle Sagrado

Heiliges Tal
Eigentlich wollten wir das Wochenende damit verbringen zwei Ausflüge zu machen. Da wir uns aber etwas eingefangen haben, entschieden wir uns, zumindest den Samstag frei zu machen und am Sonntag auf unsere Bergtur zu verzichten. Ich bin am Morgen zum Reisebüro und habe alles organisiert, bzw. abgesagt und bin danach noch in die Apotheke. Ich war ganz dankbar, dass die lateinischen Fachausdrücke sich fast nahtlos ins Spanisch übersetzen lassen. Man drückte mir daraufhin ein paar lose Blister einiger Medikamente in die Hand. Zuhause habe ich erstmal eines davon verworfen, weil in den 80ern fast weltweit vom Markt genommen wurde, da es vermehrt mit der Schädigung des Knochenmarks im Zusammenhang stehen soll. Ein zerstörtes Knochenmark wirkt dann wie eine Mischung aus Immunschwäche und Blutarmut. Also beinahe etwas wie Krebs.
Phenylbutazon ist ein Antirheumatikum, also ein Medikament gegen chronische (autoimmune) Entzündungen, wie etwa Arthritis. Es wirkt aber, ähnlich wie Ibuprofen, auch gut gegen Schmerzen. In Kombination mit Kortison war es als „Thüringer Bombe“ bekannt. Nicht grade vertrauenserweckend, wenn man einfach nur ein Medikament gegen ein wenig Schmerz und Unwohlsein haben möchte.
Hierbei wurde mir nochmal die Bedeutung von Aufklärung in Bezug auf medizinische Leistungen bewusst. In Deutschland haben wir dieses Problem häufig bei Menschen mit einem Fluchthintergrund. Sie müssen dem System mehr oder minder vertrauen, werden aber oftmals eben nicht angemessen aufgeklärt, weil Übersetzer und Zeit fehlen. Eine kleine Rückfallebene in Deutschland ist hier unsere recht strikte Medikamentenkontrolle. Mir sträuben sich ein wenig die Haare, wenn ich mir vorstelle, dass man hier in die Apotheke gehen kann und ohne Rezept Medikamente mit schwersten Nebenwirkungen kaufen kann.
Am nächsten Tag ging es uns wieder so gut, dass wir unseren Ausflug ins Heilige Tal angehen konnten. Es liegt zwischen der früheren Inca-Hauptstadt Cusco, in der wir derzeit „leben“ und dem berühmten „Machu Picchu“. Es diente den Inca zum Ackerbau und zur Agrarforschung. So wurden an den verschiedensten Stellen zahllose unterschiedliche Nutzplanzen angebaut, um zu überprüfen unter welchen Bedingungen sich die besten Erträge erziehlen ließen. Wie immer bei solchen Gruppentouren war unsere erste Station einer kleiner Markt, bei dem wir „nur“ für die Toilette und vielleicht, um etwas Wasser zu erstehen, halt machten. Natürlich blieb es aber nicht dabei. Um uns herum waren wieder die üblichen Verkäufer andiner Strickwaren und kleiner Plastikreliquien. Ich kaufte, sehr zu Silkes, Leidwesen eine Quena, auch Andenflöte genannt, samt Spielanleitung ein. Wenn man sie spielen kann, kann es so klingen:
http://www.los-koyas.com/quena.mp3
Bei mir klingt es nicht so.
Unsere erste Station wirkliche Station war Pisac, mit seiner berühmten Incafestung, die über dem Dorf im Tal thront. Hier konnte man neben den schon erwähnten Incamauern auch eindrücklich den Terassenbau, der als Anbaufläche diente und wabenartige Löcher in den Felswänden sehen, in denen Incagräber gelegen haben sollen. Wir haben inzwischen auch herausgefunden, dass die Inca sehr wohl metallene Werkzeuge zur Steinbearbeitung hatten, es waren im Verhältnis zur eurpäischen Steinmetzkunst nur sehr wenige vor allem aus Kupfer und Bronze. Der Trick, wie sie die riesigen Granitfelsen bearbeitet haben, lag darin, dass sie Holz in die natürlichen Risse eingeführt und es dann gewässert haben. Nach ein paar Tagen der Ausdehnung wurden die Felsen dann an diesen Stellen gesprengt. Den einst berühmten Markt in Pisac soll es, laut unserer Führerin, die den ganzen Tag mit der Unpünktlichkeit vieler unserer Gruppenmitglieder zu kämpfen hatte, nicht mehr geben.
Wir machenten Halt in Urubamba, von wo aus wir auch einen kurzen Blick auf die Salinen von Maras werfen konnten. Silke und ich entschieden uns gegen das Restaurant, das unser Tourbus angesteuert hatte und setzten uns in den Garten eines Hostels, das auch eine Küche hatte. Zwischen unseren Füßen lief dabei die ganze Zeit ein wirklich kleiner Hundewelpe herum und versüßte uns so den Aufenthalt. Allgemein sind Welpen bzw. Tierbabys hier sehr beliebt. Bei einem Stadtspaziergang in Cusco sieht man immer mindestens ein paar Leute, die mit ihren „Kuscheltieren“ auf dem Arm herumlaufen. Das trägt in meinen Augen auch etwas zu der Erklärung bei, wieso es hier so viele Straßenhunde gibt.
Unsere nächste Station war Ollantaytambo, wo wieder eine gigantische Inca-Temeplanlage auf uns wartete. Hier sollen einige Inca-Fürsten ihre Herzen haben bestatten lassen. Dazu finde ich allerdings nichts im Internet, so dass ich mir nicht sicher bin, ob das nicht der Auflockerung der Vortrags diente. Die Terassen hier sind angelegt, wie auf eine seiter einer Pyramide und dienten ebenfalls dem Abau von Nutzpflanzen. Hauptsächlich sollen wohl Quinoa, Mais und Kartoffeln als Grundnahrungsmittel gedient haben. Die Anden haben, aufgrund von Höhe und Klima, die größte Auswahl an Kartoffeln weltweit. Bereits zu Inca-Zeiten waren es mehr als 3.000 Sorten.
Unsere letzte Station vor der Fahrt nach Hause sollte das kleine Dorf Chinchero sein. Auf dem Weg dorthin, von dem ich einen großen Teil verschlief, konnte man Ausgansate und Salkantay, zwei schneebedeckte, gigantische Berge sehen, was ein fabelhaftes Panorama erzeugte.
Auch in Chinchero befindet sich eine Inca-Anlage, die wir (ich vermute, weil unsere Gruppe so disziplinlos war) leider nicht komplett ansehen konnten. Stattdessen gingen wir in die örtliche Kirche und hörten uns einen Vortrag über die Vermischung von Inca-Traditionen und Christentum an, die sehr bewusst genutzt wurden, um die Einheimischen nach der Ankunft der Conquistadoren zu konvertieren. So zum Beispiel ist es keine Seltenheit, dass auf christlichen Gemälden Kleidungsstücke andin wirkenden Kledungsstücke getragen werden. Auch hat Jesus auf vielen Bildern eine dunkle Haut und sieht somit vielmehr aus, wie ein Einhemischer, als in europäischen Christusdarstellungen. Vor der Kirche warteten Kinder und wollten uns kleine Souvenir verkaufen, sie wurden daraufhin von einigen Touristen mit Kleingeld und Süßigkeiten versorgt. Wir sind, auch wenn es uns schwer fiel, eisern geblieben. Kinderarbeit ist in Peru anhaltend ein großes Problem und jeder Cent den die Kinder nach Hause tragen, ist für die Eltern eine Bestätigung ihres Handelns. Was die Süßigkeiten angeht, hat uns ein Einheimischer den Tipp gegeben, dass wir den Kindern lieber etwas Obst schenken sollten. Die zahnärztliche Versorgung auf dem Land ist unterentwickelt und so haben schon viele der Kinder ein stark geschädigtes Milchgebiss. Die Folgezähnen sehen dann natürlich auch entsprechend aus. Chinchero ist berühmt für seine Handarbeiten, die in Kooperativen aus den ansässigen Familien gefertigt werden. Wir schauten uns hierfür eine kleine Show an, bei der uns das Waschen der Alpaca-Wolle mittels eines Extraktes aus einer Wurzel („Inca-Seife“) und das Färben mittels natürlicher Farbstoffe, wie rotem Mais oder Blättern, nahegebracht wurde. Im Gegensatz zu den Arbeiten, die in der Stadt verkauft wurden, waren die Waren hier alle handgefertigt. An einigen Stücken wurde über einen Monat gearbeitet. Die Frauen waren etwas enttäuscht, dass wir nichts gekauft haben. Das Problem hierbei war, dass wir zuvor an sovielen Ständen und verkaufsorten vorbei gekommen waren, dass wir uns bereits vollständig mit Souvenirs eingedeckt hatten. Dabei hätten wir sie gerne unterstützt.
Die Rückfahrt war verhältnismäßig kurz, wir erreichten Cusco allerdings erst gegen 21 Uhr. Auf dem Plaza de San Francisco fand grade ein kleines Fest, mit einer Comedyshow statt. Wir verstanden kein Wort, die Stimmung war aber sehr angenehm und freundlich, so dass wir noch eine kleine Weile blieben und uns das Treiben anschauten.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 21
- Tuesday, November 22, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 3,400 m
PeruPlaza de Armas Cusco13°31’5” S 71°58’39” W
Cusco II

Wieder in Cusco widmeten wir uns erneut dem Spanischunterricht. Das Tempo blieb anhaltend schnell. Nachdem wir uns bereits in jeder Zeitebene bewegt haben, erhielten wir nun Einblick in das Gerundivum und die Personalpronomen von Dativ und Akkusativ, die uns anhaltend Kopfzerbrechen bereiten. Im Grunde entsprechen sie der deutschen Grammatik, zerschießen aber das mühevolle Konzept der spanischen Sprache, dass man sich selbst im Kopf zurechtgelegt hat.
Ein kleiner Eklat in der Schule entstand als unser Mitschüler erzählte, er und ein Freund seien am Sonntag von einer Gruppe Hunde angegriffen worden, als sie versehentlich auf einem Privatgrundstück gelandet waren. Die Gruppe bestand wohl, schenkt man den beiden Glauben, aus über einem Dutzend Tiere, was man sich hier gut vorstellen kann. Sie wurden mehrfach in die Beine gebissen. Die Wunden waren allerdings verhältnismäßig klein, so dass sie annahmen, dass die Hunde sie lediglich für ihren Besitzer stellen wollten. Als der ankam und die Jungs ihn lautstark auf das Verhalten der Hunde aufmerksam machten, zuckte dieser wohl nur mit den Achseln und sagte, man könne da halt nicht viel machen: Hunde seien halt so. Einen ähnliche Reaktion wird auch in „Wolkenpfad“ beschrieben, so dass ich geneigt bin, an ein Muster zu glauben.
Da zumindest einer der beiden nur einen unvollständigen Tollwutschutz hatte, telefonierten die Schulangestellten wie wild herum, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Beide mussten sich daraufhin im Krankenhaus vorstellen. Dabei wurde bei einem vor ihnen noch eine latente Salmonelleninfektion festgestellt und der Verdacht auf Amöbenruhr gestellt, da er seit mehr als einer Woche Verdauungsprobleme hatte. Er hatte wohl versucht Geld zu sparen und ist deswegen immer nur zu Restaurants gegangen, die einen Mittagstisch für 5 Soles anbieten, was in etwa 1,40 Euro entspricht. Ein Mittagstisch beinhaltet zumeist Suppe, Hauptgericht, Nachspeise und Getränk. Man kann sich also gut vorstellen, dass solche Kampfpreise auf Kosten der Sauberkeit gehen können. Am nächsten Tag waren beide nachgeimpft und mit diversen zusätzlichen Medikamenten ausgetattet. Man muss sich vor Augen führen, Tollwut verläuft zu 100% tödlich. Es gibt in der Literatur nur einen einzigen, zudem stark umstrittenen (!), Fall einer überlebten Tollwutinfektion.
Am Abend lernten wir unsere Tandem-Partner kennen, mit denen wir uns regelmäßig zum Spanisch- bzw. Deutschsprechen treffen sollten. Sie waren beide sehr nett, wobei es ungemein anstrengend war jemandem, der gebrochen Deutsch spricht eine lange Zeit zuzuhören. Man kommt sich etwa so vor, als würde man eine monoton gesprochenen Kassette zuhören. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich natürlich sagen, dass das nicht an ihnen lag. Ihr Deutsch ist um Welten besser als unser Spanisch. Wir dürften ähnlich anstregend, wenn nicht sogar weit anstrengender, für unsere Umgebung klingen. Silke traf sich auch am nächsten Abend mit ihrer Partnerin. Meiner hatte keine Zeit, was ich dazu nutze, um Zuhause in Ruhe Musik zu hören und eine Folge von „Die Anstalt“ zu schauen. Die aktuelle Folge ist wirklich empfehlenswert (wie eigentlich immer). Sie setzt sich kritisch mit den Rollen der Großmächte im Syrienkonflikt auseinander:
https://www.youtube.com/watch?v=5GrMo2PfA78
Als Silke zurückkam erzählte sie etwas von ihrem Treffen. Ihre Partnerin arbeitet, wie die meisten, die hier Deutsch lernen, im Tourismusgewerbe. Für sie ist das Thema ein wenig wie Licht und Schatten. Auf der einen Seite finanziert der Tourismus ihr und ihrer Familie das Leben, auf der anderen Seite sorgt der Tourismus dafür, dass nur noch wenige Einheimische sich bestimmte Orte in der Stadt leisten können. Hierzu zählen zum Beispiel das von uns so gemochte Künstlerviertel San Blas oder die Gegend um den Plaza de Armas. Die meisten jungen Menschen leben bis sie heiraten bei ihren Familien und müssen sehr auf ihr Geld achten. Wenn ich bedenke, dass der Mindestlohn in Peru 800 Soles also etwa 220 Euro monatlich beträgt macht mich das ernsthaft etwas traurig. Das ist unser gemeinsames Budget für etwa 2 ½ Tage.
In Cusco lebt arm neben reich. Auf der Straße sitzen an jeder Ecke Frauen, die Handarbeiten verkaufen oder einen zu einem Foto mit einem Tierbaby, meist einem kleinen Schaf, überreden wollen. Kinder verkaufen Andenken und alte Menschen betteln um Nahrung, Wasser und Kleingeld. Ich habe mich sehr über zwei europäische Straßenmusiker geärgert, die wirklich schöne Lieder auf ihren Gitarren gespielt haben, aber eben auf diese Weise der einheimischen Bevölkerung Ressourcen streitig machen. Das Geld auf der Straße ist endlich und es steht in meinen Augen niemandem zu, der sich Flüge für ein paar Hundert Euro nach Südamerika leisten kann, sondern eben den Menschen, die hier tagtäglich um ihre Existenz bangen müssen. Ich hätte sie gerne darauf angesprochen, wusste dann zunächst aber nicht wie und bin dann weiter gezogen. Inzwischen habe ich mir für solche Situationen ein paar Worte auf Englisch und auch auf Spanisch zurechtgelegt. Ähnliches gilt übrigens für die vielen „kreativen Fotografen“, mit ihren Markenklamotten, Hochpreiskameras und Designer-Sonnenbrillen, die durch die Straßen ziehen und die arbeitenden Menschen, etwa eine ältere Frau, die Kräuter verkauft ohne ihre Einwillgung fotografieren.
Dabei sind insbesondere solche Situationen leicht aufzulösen. Um Erlaubnis Fragen ist umsonst, und die kleine Entschädigung, die die Menschen für ein Bild von ihnen haben wollen, liegt zumeist im Bereich von Centbeträgen.
Wir sollten nur für zwei Tage in Cusco sein. Für den Mittwoch planten wir einen Ausflug nach Machu Picchu. An und für sich wollte auch unser Mitschüler, René, in diesem Zeitraum fahren. Da er aber noch weitere Spritzen bekommen sollte, musste er seinen Trip aber verschieben, so dass wir in der Folgewoche nur noch zu zweit im Unterricht sein sollten. Wir nutzten die beiden Tage in Cusco, neben dem Spanischlernen, um uns die Museen der Stadt anzuschauen. Zumindest das Coricancha-Museum des dazugehörenden Sonnentempels ist recht klein und überschaubar. Man erfährt etwas über die Kultur der Inca und der Präincazeit. Am Eindrucksvollsten, zumindest für mich, waren die ausgestellten Schädel mit den den Trepanationslöchern. Sie beweisen, dass auch die Inca in der Lage waren neurochirurgische Eingriffe zur Senkung des Hindrucks, etwa nach Schädelverletzungen durchzuführen. Die Schädel von hochgestellten Inca waren zudem, ähnlich wie in Paracas, durch eine spezielle Bindetechnik länglich oder herzförmig verformt worden. Auch Mumien waren hier ausgestellt. Das Interessante an diesen Mumien war, dass die Religion der Inca davon ausging, dass die Herrscher auch nach ihrem Tod noch einen Anspruch auf den Thron hatten. So wurden sie mumifiziert und dann zu vielen Anlässen, etwa Paraden oder Festen, mitgenommen. Auch wurden verschiedene Mumien zusammen an einen Tisch gesetzt und alleine gelassen, damit sie sich etwas unterhalten konnten. Manchmal führte die Tatsache, dass ein Incakönig nicht aufhörte König zu sein, auch wenn er verstorben und es bereits einen Nachfolger gab, zu Konflikten in Bezug auf die Regentschaft.
Am Abend vor unserer Abreise nach Machu Picchu waren wir noch in einer Kneipe in San Blas, die uns allseitig empfohlen wurde. Da die versprochene Liveband aber nicht spielte und wir am nächsten Morgen um 5 Uhr aufstehen mussten, gingen wir schon nach dem ersten Getränk. Nachts treiben sich Hunde in großen Gruppen durch die Straßen und Plündern die Mülleimer. Wir haben dabei bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Hunde in der Stadt sollen, wegen des ständigen Kontaktes zu Menschen (und der Hoffnung etwas abzugreifen, wenn sie nett genug sind), im Großen und Ganzen sehr harmlos sein. Die Gruppe, die wir beobachtet haben, war ganz witzig. Die kleinen standen Schmiere, während die Großen die Mülltüten aufrissen und sie durchsuchten. Sind sie fündig geworden aßen alle nacheinander und zogen weiter.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 23
- Thursday, November 24, 2016 at 9:00 PM
- ☀️ 0 °C
- Altitude: 2,439 m
PeruMachu Picchu13°9’47” S 72°32’42” W
Machu Picchu

Eines unsere Hauptziele in Cusco war definitiv die alte Incastadt Machu Picchu. Sie liegt in den Bergen der Selva (dem Urwald) und ist nicht direkt mit dem Auto zu erreichen. Einzig eine Zugverbindung, von Hydroelectrica aus, existiert. Diese wurde vor kurzem von den Anwohnern bestreikt. Es ging dabei vornehmlich um die sozialen Konflikte, die sich aus dem Touristenstrom und der Abgeschiedenheit von Aguas Callientes, dem Ort am Fuße von Machu Picchu ergeben. Ein großes Problem ist hier zum Beispiel die Trinkwasserversorgung. Auch die Anlieferung von Waren ist ungemein schwierig und nur über den Schienenweg möglich. Neben dem Zug führt noch der berühmte Incatrail über die Berge nach Macchu-Picchu. Er darf allerdings nur von einer bestimmten Anzahl an Personen pro Tag begangen werden, so dass er bereits Monate im Voraus ausgebucht ist. Zunächst wollten wir eine Kombination aus Fahrrad- und Wandertour nach Aguas Callientes machen, entschieden uns aber aufgrund des Wetters dagegen. Wir wollten unbedingt an einem Sonnentag in Machu Picchu sein und die Regenzeit rückt immer näher. Aktuell befinden wir uns genau auf der „meterolgischen Grenze“, wenn man das so sagen kann.
Wir planten also mit dem Auto nach Hydroelectica zu fahren und von da aus zu Fuß durch den Urwald an den Schienen entlangzulaufen, bis wir in Aguas Callientes eintrafen. Am nächsten Morgen sollte es dann weiter nach Machu Picchu gehen. Die Autofahrt führte uns zunächst über ein Hochgebirge. Ich war noch in Cusco eingeschlafen und erwachte als wir auf der Bergspitze ankamen. Um uns Herum überall Urwald und unter uns die Wolken. Dieser Blick war einer der besten auf dem gesamten Ausflug. Im Vorfeld wurden wir gewarnt, dass die Straßen nach Hydrelectrica ziemlich schlecht sein sollten. Zunächst konnten wir nicht verstehen warum. Als wir aber im Verlauf auf einer unbefestigten Straße an einem Bergpass fuhren, neben uns nur der Abgrund und wir unseren Fahrer dabei beobachten konnten, wie er „Selfies“ mit seinem Handy machte, konnten wir nachvollziehen, was man uns im Vorfeld vermitteln wollte. Die Straße war grade so breit, dass zwei PKW aneinander vorbei passten. In jeder Kurve, hupte unser Fahrer, damit es nicht zu einer Kollision kam. Am Rand der Straße standen regelmäßig Kreuze, meist mit einheimischen Namen versehen. Von unsere Sprachschulleriterin, die gleichzeitig als deutsche Honorarkonsultin arbeitete, erfuhr ich, dass auch Touristen hier bereits zu Tode gekommen waren. Allerdings sei die Zahl der Touristen, die beim Fotografieren einen Berg hinterfallen deutlich größer:
https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix…
Nach diesem etwas aufregenden Streckenabschnitt erschien vor uns plötzlich Santa Teresa, eine ganze Stadt auf einem Hochplateau, mitten in den Bergen. Sie war zwar nicht schön, aber die Tatsache, dass sie hier, einfach so, mitten in den Bergen, existieren konnte, war atemberaubend.
Kurz darauf erreichten wir Hydroelectrica und aßen dort zu Mittag. Der Ort ist nach dem dortigen Wasserkraftwerk benannt und besteht auch nicht aus viel mehr. Die einzigen Häuser, hier hier stehen scheinen Behelfsunterkünfte für die Arbeiter zu sein. Zudem existierten noch einige Restaurants und ein paar Souvenirshops. Hydroelectrica dient lediglich als Zwischenstation. Viele Trecks und alle Autos kommen hier an und ab hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt den Zug nach Aguas Callientes oder man läuft die Strecke. Wir liefen natürlich und hatten so das erste Mal die Gelegenheit, etwas vom peruanischen Urwald zu sehen. Dieses erhabende Gefühl wurde von den vielen anderen Menschen, die ebenfalls liefen und zumeist Postpubertäre in der Selbstfindungsphase waren, zumindest für mich, etwas getrübt. Silke ist da immer deutlich entspannter. Am meisten nervten mich die Leute, die während des Wanderns laut Musik auf ihren Handys abspielten. Immer wenn wir auf solche Trafen, ließen wir uns wieder ein Stück zurückfallen, so dass wir zwar etwas länger liefen, die meiste Zeit aber für uns sein konnten. Am Schienenrand wuchsen Kaffeesträucher und von überall hörten wir exotische Vögel. Wir haben sogar ein Opossum gesehen. Es war allerdings tot und lag am Straßenrand, so dass es sich nicht mehr vor unseren Augen verstecken konnte. Nach etwa 3 Stunden kamen wir in Aguas Callientes, das seinen Namen wegen der naheliegenden Thermalquellen trägt, an. Wir lagen jetzt tiefer als Cusco, so dass uns die Höhe nicht mehr viel zu schaffen machte. Wir warteten im Ort etwas auf dem Plaza de Armas, bis ein Guide zu uns stieß und uns den jeweiligen Hostels zuwies. Am Abend sollten wir uns alle nochmal ein einem Restaurant einfinden, um alles für den kommenden Tag besprechen zu können.
Wir hatten gehört, dass Aguas Callientes kein schöner Ort sein soll, können das aber nicht bestätigen. Er ist ungemein touristisch, wir würden aber jedem, der mit dem Auto nach Machu Picchu fährt zu einer zusätzliche Nacht im Ort raten. Dann hat man mehr Zeit, um sich in der Incastadt umzuschauen. Wir sollten am nächsten Tag nur von 6 bis 11 Gelegenheit dazu haben.
Wir standen also um 4 auf, und machten uns auf den Weg zum Berg, auf dem Machu Picchu lag. Vor den Toren, die erst um 5 öffnen sollten, stand bereits eine lange Schlange von Menschen. Auch einige Hunde warteten sehnsüchtig, dass sich die Pforten öffneten. Sie stürmten voller Tatendrang noch vor den ersten Menschen hinein. Vor uns lag nun ein Aufstieg von 700 Metern über in den Fels eingebrachte Treppen, der sich auf eine Länge von etwa 1,6 Kilometern hinzog. Die Steigung war entsprechend hoch und wir brauchten mehr als die veranschlagte Stunde. Im Verlauf des Tages sollten wir einen Israeli kennenlernen, die die Strecke in 39 Minuten geschafft hatte. Ich vermute, dass er grade seinen Militärdienst hinter sich hatte. Die Aussicht war dafür, selbst in der Dämmerung, unglaublich. Es bestand auch die Möglichkeit von Aquas Callientes mit einem Bus hoch zu fahren, wobei wir uns fragte, wie umständlich es gewesen sein muss, diese in einen Ort ohne Straßenanbindung zu transportieren. Wir aber wollten uns den Aufstieg nicht entgehen lassen und waren dementsprechend Stolz als wir oben ankamen.
Die ersten zwei Stunden wurden wir von einem Guide durch die Ruinenstadt geführt. Lange war sie vergessen, doch Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie von Einheimischen entdeckt. Berühmt wurde sie allerdings erst, als eine Expedition von Hiram Bingham sie „wiederenteckte“. Dabei lebten wohl noch zwei Familien an diesem Ort, die, als den peruanischen Behörden die Bedeutung des Ortes bewusst wurde, kurzerhand umgesiedelt wurden.
Wir verließen die Führung etwas vorzeitig, um auf einer der Terasse frühstücken zu können und die Gelegenheit zu haben, uns in der Sonne aufzuwärmen und ein paar gute Fotos zu machen. Unser Ziel danach sollte die Incabrücke sein. Man erreicht sie auf einem kleinen Pfad, der an einer Felskante entlangführt. Sowohl die Brücke, die nicht mehr begehbar ist, als auch der Pfad wurden von den Inca in mühevoller Arbeit in den Felsen eingebracht, wobei die Brücke aus gesetzten Steinen aufgebaut ist.
Wir schauten uns nach unserer Rückkehr von der Brücke, die etwas abseits von Machu Picchu selbst lag, noch etwas in dem Ort um. Spannend war, das die Steine für die Gebäude nicht nach oben getragen, sondern direkt dem umliegenden Felsen entnommen wurden. Dies führte Dazu, dass sich mitten in einigen unfertigen Gebäuden riesige Felsbrocken befanden, die einfach noch nicht zum Abbau benutzt wurden. Der Ort selbst diente, ähnlich den vielen Orten im „Heiligen Tal“, sowohl als heilige Stätte als auch als Versuchszentrum für Agrartechnik und Astronomie.
Inzwischen war es voll geworden und später, als wir angenommen hatte. Wir verzichteten auf die Wanderung zum Sonnentor. Was wir bei unserem nächsten Besuch dringend nachholen möchten und begannen mit dem abstieg. Wieder begleitet von ein paar Hunden. Unten angekommen stand uns noch die Wanderung an den Schienen entlang bevor. Etwa zu diesem Zeitpunkt stellten wir fest, dass unsere Fitness definitv nicht so groß war, wie wir gehofft hatten. Trotzdem entschieden wir uns auch für den Rückweg nicht den Zug zu nehmen, sondern zu laufen. So kamen wir gegen kurz nach 2 in Hydroelectrica an. Das Auto würde bis 3 Uhr auf uns warten, so hatte man uns am Vortrag instruiert und wir nutzten die Zeit um etwas zu Essen. Dabei viel uns dass sehr distanzlose Mädchen von einer der Kellnerinnen auf, die mit ihren vielleicht 5 oder 6 Jahren, eine junge Gruppe von Touristen ärgerte, indem sie sie mit Stiften anmalte oder ihnen unvermittelt auf den Schoß sprang. Die Sprachbarriere war der Seite des Mädchens und so war die Gruppe ihr etwas hilflos ausgeliefert.
Wir kamen um Viertel vor 3 auf dem Parkplatz an, nur um zu erfahren, dass unsere Plätze bereits an andere Leute vergeben waren. Leider war unser Spanisch noch nicht so gut, dass wir lautstark einfordern konnten, diese Leute einfach wieder raus zu schmeißen. Wir verbaten uns aber die Idee der Guides, uns auf zwei Autos aufzuteilen. Man war über uns wohl nicht sehr glücklich, wir ignorierten das aber gekonnt. Nachdem unser Auto weggefahren war, wurden wir gemeinsam in ein anderes Auto mit einem älteren Fahrer gesetzt. Das war eine recht glückliche Fügung, denn er fuhr die Straße an den Steilhängen deutlich zurückhaltender. Nur einen Anruf von seiner „Mamita“ nahm er zwischendrin an, den er aber, wohl gegen ihren ausdrücklichen Willen, schnell wieder beendete.
Die meiste Zeit des Rückwegs befanden wir uns in einem Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlafen. Die bereits eingebrochene Dunkelheit sorgte auch dafür, dass wir kaum noch etwas von dem schönen Ausblick des Hinwegs hatten. So kamen wir ziemlich geschafft aber glücklich gegen Abend wieder in Cusco an.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 25
- Saturday, November 26, 2016 at 8:00 PM
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 3,338 m
PeruCusco13°31’55” S 71°58’3” W
Cusco III

Den Freitag nach unserer Rückkehr aus Machu Picchu haben wir mehr oder minder mit Nichtstun verbracht. Am Abend waren wir im wöchentlichen Kaffee unserer Sprachschule, haben etwas Glühwein getrunken (auch hier wird Weihnachten gefeiert) und kleine Dekohäuschen für das Weihnachtsfest der Sprachschule gebastelt. Das klingt alles ein bisschen albern – War es auch. Aber beim gemeinsamen Basteln gibt es viele Sprachanlässe und Gelegenheiten für uns, unser Spanisch zu trainieren. Mein Tandempartner war auch da, auch wenn er nach nur kurzer Zeit wieder verschuwunden ist. So richtig klappt das gemeinsame Trainieren noch nicht.
Im Anschluss sind wir noch mit Michael, den wir in Nazca kennen gelernt haben in eine Bar. Wir waren mit die einzigen Gäste. Aus diesem Grunde konnten wir auf das gemütliche Sofa. Allerdings spielte direkt vor uns eine wirklich gute, dafür sehr laute Band. Der Sänger entschuldigte sich zwischen den Liedern immer, dass er während der Lieder immer wieder nach dem Text schauen musste.
Am nächsten Tag hatten wir versprochen bei einem Straßenfest für leukämiekranke Kinder, die unter anderem von unserer Sprachschule aus organisiert wurde, zu helfen. Der Hintergrund der Kampagne ist, dass es in Peru, inbesondere auf dem Land keine angemessene Gesundheitsaufklärung gibt. Dies führt dazu, dass viele Erkrankungen, grade bei Kindern, nicht oder erst zu spät erkannt werden. In dem Wikipediaeintrag über Evo Morales, dem Präsidenten von Bolivien, der einer armen Familie von Kokabauern entstammt, findet sich hierzu folgendes Zitat seiner Schwester: „Meine Mutter behandelte unser Fieber allein mit Koka und Zucker. Manchmal heilte uns das. Wenn das Fieber so hoch war, dass es wehtat, bekamen wir Koka und Zucker unter die Achseln gedrückt, um unsere Füße wurde ein schwarzes Tuch gewickelt. Was so viel bedeutete wie: Du wirst durchkommen oder musst sterben.“
Zudem gibt es einige Fälle, in denen die Kinder, wenn sie in der Klinik sind und die Diagnose gestellt wurde, von ihren Eltern verlassen werden. Das Kampagnenziel ist also, neben Forderungen an die Politik, vor allem die gesundheitliche Bildung. Wer sich einen Einblick verschaffen möchte:
https://scontent.fgru3-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-9…
Bei dem Fest tobten auch einige der kranken Kinder herum. Man erkannte sie an den Gesichtsmasken, die sie Tragen mussten, um wegen der Knochenmarksunterdrückung durch Krankheit oder Chemotherapie keine Infekte zu bekommen, die für solche Patienten tödliche Folgen haben können. Sie amüsierten sich ganz köstlich und insbesondere freute uns, dass eines der Mädchen, von dem wir wussten, dass es von seinen Eltern verlassen wurde, besonders aufgeweckt und glücklich war. Ansonsten war es, wie ein Straßenfest, das man so kennt: Musik, Essen, Unterhaltungen… Mit der Ausnahme, dass es unter anderem Meerschweinchen zu essen gab. Auf peruanisch heißt es Cuy und gilt seit Incazeiten als Mahlzeit. Es ist sogar so, dass die in Europa so beliebten Hausmeerscheinchen ganz ursprünglich aus Südamerika stammen.
Die Organisation des Festes war, sagen wir, typisch peruanisch. Alles lief, die Menschen waren mit Essen und Unterhaltung versorgt, die Spendenkasse klingelte, aber es waren zuviele Helfer da. Peru hat eine ungemein niedrige Arbeitslosigkeit von aktuell etwa 6% (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/…).
Dabei ist allerdings mein persönlicher Eindruck, dass viele Jobs vom Efizienzstandpunkt ausgehesehen nicht notwendig wären. Fast überall herrscht Überbesetzung. Das ist hier natürlich ungemein wichtig. In einem der letzten Beiträge erwähnte ich ja, dass es kein soziales Sicherungssystem gibt. Insofern ist die einzige derzeit mögliche Lösung, soviele Menschen, wie möglich in Lohn und Brot zu bringen. Dennoch waren wir über. Alles lief und wir standen mit unseren weißen Trikots herum. Also meldeten wir uns bis zum Abbauen ab und gingen in das Museum der moderenen Künste. Vieles hier war für uns wenig verständlich. Allerdings gab es eine Abteilung, in der sureale Kunst eines Limaers ausgestellt wurde, die indigene Motive mit Comicartigen Szenen kombinierte. Die hat mich wirklich begeistert.
Als wir wieder nach Santiago, dem Stadtteil von Cusco, in dem das Fest stattfand, zurückkehrten stellten wir fest, dass wieder nicht so recht viel für uns zu tun war, weil ein Großteil der Zelte für den nächsten Tag stehen bleiben konnte. Nach einer Weile beendeten wir also unseren Hilfseinsatz mit dem Gefühl nicht so recht viel beigetragen zu haben. Aber der Wille zählt…
Santiago ist, obwohl zentrumsnah, ärmer als die zentralen Stadtviertel, in denen wir uns bisher viel bewegt haben. Viel mehr Händler und viel weniger Touristen sind auf der Straße. Außerdem lag, zumindest an dem Tag, als wir da waren, ein Geruch über der Gegend, der den Abwasserkanälen zu entspringen schien.
Als wir Zuhause ankamen, versuchten wir früh ins Bett zu gehen, da wir am nächsten Morgen um kurz vor 3 aufstehen mussten, um zum Rainbow Mountain zu fahren.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 26
- Sunday, November 27, 2016 at 10:00 PM
- ☁️ 10 °C
- Altitude: 3,338 m
PeruCusco13°31’55” S 71°58’3” W
Hausaufgaben

Ich erzählte ja bereits, dass wir in der Schule im Eiltempo voranschreiten. Dementsprechend intensiv sind auch unsere Hausaufgaben. Wobei wir in diesem Fall natürlich auch etwas Kürzeres hätten schreiben dürfen. Silke und ich versuchen aber die "Motivations-Fahne" etwas hochzuhalten. Darum dachte ich mir (da ich von eingen von Euch weiß, dass sie Spanisch sprechen), dass ich Euch einmal eine Hausaufgabe vorstelle, bei der wir die Vergangenheitsform trainieren sollten. Es handelt sich allerdings um die unkorrigierte Fassung :-)
"Machu Picchu
Tuvimos un buen tiempo en Machu Picchu. A la mañana de miercoles nos esperamos a frente de la agencia de viajes. Primero nadie vino y nos preocupamos de que nuestro viaje no se llevaría a cabo. Por último, nos recogieron todavía. En autobús dormí rapidamente. Me desperté a la cumbre de un alto montaña. Por todas partes había niebla. Me ha gustado. Un poco después nos condujimos por un camino de terra, a lado de una faya. Nuestro conductor tomó „Selfies“. Eso nos preocupamos. Cuando llegamos en Hydroelectrica nos quedamos muy contentos.
Después del almuerzo fuimos a Aguas Callientes. Caminamos a través de la selva a pie. Mientras que vimos algunas pajarós. Después de tres horas llegamos muy cansados. En la Plaza de Armas esperamos de el guía y el nombre de nuestro hostal. Fuimos al grupo para cena y fuimos en la cama temprano.
Nos levantamos a las 4 en la mañana. Nos lavamos, nos cepillamos los dientes y bebimos un café. Después de eso fuimos a la entrada de Machu Picchu que abierto a las 5. La fila estuvo 50 metros de largo. Simultánamente con el primero hombres algunos perros fueron en el territorio. Ahora teníamos que subir las escaleras más de una hora. Llegamos muy sudorosos. Antes podimos explorar los restos en solitario, escuchamos al guía. Hemos aprendido mucho acerca de las Incas. Después eso desayunamos en una terraza y entonces fuimos al „puente del inca“. Eso fue bastanto alto pero muy agradable. Mientras llegaron demasiado de hombres en Machu Picchu. Sin embargo, disfrutamos mucho el estadia.
Bajamos de nuevo, para no perder nuestro autobús. Otra vez debimos caminar a través de la selva a pie. Nos descansamos para beber, pero caminamos bastante de prisa. Llegamos a Hydroelectrica a las 2:15 en la tarde y decedimos comer algo. Tuvimos tiempo a las 3. Esperamos un rato, comimos rapidamente y fuimos para el estacionamento. Desafortunadamente estuvieron nuestras asientos occupados. Disputamos durante algún tiempo con las guías. Ellos proponieron seperarnos a dos autobuses. Naturalmente lo negamos. Otra vez debimos esperar. Una media hora tarde pudimos conducir a casa. Durante la vuelta dormí mucho tambien. El conductor estuvo muy cauto. Solamente a par de las fayas el telefoneó a su „mamita“ que nos preocupamos una otra vez. Llegamos en Cusco aproximadamente a las 9:30 en la noche. Tuvimos una buen viaje."Read more

Familie KnoxDa habt ihr aber wirklich ein ganz schönes Tempo vorgelegt. Lesen klappt noch, verfassen könnte ich so einen Text wohl nur, wenn ich vorher wieder Unterricht nehmen würde.
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 26
- Sunday, November 27, 2016
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 5,964 m
PeruOcongate13°47’47” S 71°14’43” W
Rainbow Mountains

Heute ist wohl der Tag an dem wir, bezogen auf unsere gesamte Reise, am bisher frühesten aufstehen mussten. Um 2 Uhr 50 klingelte der Wecker, denn unser Führer sollte schon um 3 Uhr 20 vor unserer Tür stehen. Wir fuhren dann eine Weile mit einem kleinen Minibus durch Cusco und sammelten die anderen Teilnehmer unserer Gruppe ein. Dabei gab es kurz einige Unklarheiten, als wir „Samuel“ am Straßenrand auflasen, der aber, wie sich im Verlauf herausstellte, gar nicht Teil unserer Tour sein sollte. Insgesamt waren wir dann am Ende zu siebt: Zwei Deutsche, zwei Mexikanerinnen, ein Irländer, eine Französin und eine Peruanerin. Was zunächst klingt, wie der Anfang von einem schlechten Witz, hat sich im Laufe des Tages als tolle Gruppe herausgestellt.
Wir fuhren zu den Rainbow Mountains (in peruanischer Mundart: Vinicunca), die etwa 5 Stunden Autofahrt von Cusco entfernt liegen. Sie tragen ihren Namen, da sie insgesamt 7 verschiedene, klar abgrenzbare farbige Streifen aufweisen. Jede Schicht trägt dabei eine individuelle Zusammensetzung an Mineralieren, die für die Färbung verantwortlich sind. Die Plattentektonik von einigen Millionen Jahren hat sie dann ineinander geschoben.
Die Fahrt verlief ähnlich, wie viele Fahrten in Kleinbussen in der Nähe von steilen Abhängen in Peru verlaufen. Wir dachten mehrfach, dass wir sterben müssten. Wir sind uns bei einigen Kurven sogar sicher, dass die Hinterachse mehrfach weggerutscht ist. Dabei waren sowohl unser Fahrer, als auch unser Führer, unglaublich nette und zuvorkommende Menschen. Nach einigen panischen Momenten kamen wir auf 4.300 Meter Höhe am Startpunkt unserer Wanderung an.
Bevor wir losgingen, wurden wir in ein kleines Häuschen des vor uns liegenden Dorfes gebeten. Hier hatten wir Gelegenheit uns als Gruppe kennenzulernen und ein wirklich gute Frühstück einzunehmen. Auch erhielten wir nochmal einige Sicherheitsunterweisungen. Der Weg selbst stellt keine große Herausforderung dar. Eine einfache Strecke beträgt etwas weniger als 10 Kilometer und steigt lediglich um 700 Meter an, was einer mittleren Steigung von etwa 7 % entspricht. Das Problem ist jedoch die Höhe. Das Ziel unserer Wanderung, ein Hügel vor den Rainbow Mountains lag 5.020 Meter hoch. Wir erhielten also Tipps in Bezug auf das richtige Einteilen unserer Kräfte und Maßnahmen, die im Notfall zu ergreifen seien. Zudem ermpfahl man allen Küstenbewohnern, also auch uns, ein Pferd zu mieten, das, geführt von einem Einheimischen, einen Großteil der Strecke genutzt werden konnte. Da wir allerdings schon seit einigen Wochen dauerhaft auf über 3.000 Meter leben und wir uns etwas geweigert haben, ein Tier unsere Arbeit machen zu lassen, haben wir uns dagegen entschieden.
Der Aufstiegt kostete insbesondere mich, einiges an Kräften. Auch Silke war angestrengt, mir aber immer ein paar Meter voraus. Wir liefen in einem schmalen Tal zwischen zwei Bergzügen, in dem im regelmäßigen Abstand kleine Dörfer der einheimischen Bevölkerung lagen. Diese schien sich auch komplette auf den Beinen zu befinden. Alle paar Dutzend Meter stand ein lächelnder Talbewohner, der einem ein Pferd anbot, wenn man auch nur den geringsten Anschein erweckte, das der Aufstieg anstrengend sei. Mir wurden dementsprechend mehr als einmal Reitgelegenheiten angeboten, die ich aber stets höflich ablehnte. Unser Ire war in der Zwischenzeit schon hinterm Horizont verschwunden. Später sollten wir erfahren, das er die Strecke, für die wir 3 Stunden brauchten, in nur einer Stunde gelaufen war. Habe ich erwähnt, dass er riesengroß und zudem noch Landwirt war?
Zusätzlich zu den Pferdemitgelegenheiten, gab es auch regelmäßige kleine Stände, an denen man Wasser kaufen konnte. Auch waren in regelmäßigen Abständen Plumpsklos aufgestellt. Diese fügten sich teilweise sogar recht gut vor dem schönen Bergpanorama ein. Zumindest die aus Holz, einige bestanden lediglich aus einem Metallrahmen, der mit einer Faserplane bespannt war. Teilweise sah die Umgebung aus, wie in Öl gemalt. Bereits ab der Hälfte der Strecke, konnten wir Ausangate, einen gigantischen schneebeckten Berg, mit seinem Gletscher am Fuße sehen.
Kurz vor dem Ziel dachte ich zunächst für eine Weile, dass ich nicht mehr weiterlaufen konnte. Ich hatte mich schon vorher eher an den langsamer gehenden Mexikanerinnen orientiert, die so nett waren und mit mir mein Spanisch trainierten. Buchstäblich mit letzter Kraft schaffte ich es doch noch zum Gipfel. Ich hatte Silke zuvor schon angekündigt, dass ich nicht mit auf den Hügel kommen, sondern mir die Rainbow Mountains nur an ihrem Fuße ansehen würde. Als wir aber da waren, waren wir von der unglaublich schönen Landschaft so begeistert, dass es einfach nur schade gewesen wäre, nicht auf den Aussichtshügel zu steigen.
Bisher hatten wir, trotz der Jahreszeit, unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt. Auch auf dem Hügel erreichte uns noch die Sonne, obwohl ein eisiger Wind aufzog, der jetzt durch nichts mehr aufgehalten wurde. Nach einer Weile bekamen wir allerdings die ersten Hagelkörner ab. Sie waren etwa erbsengroß und prasselten zunehmend auf uns ein. Wir traten den Rückweg an. Immer noch schlugen wir dabei die Angebote zu Reiten aus. Wir waren über den Hagel gar nicht so unglücklich, da wir nicht so nass wurden, wie als wenn es geregnet hätte. Trotzdem kam uns der Rückweg deulich länger als der Hinweg vor.
In der kleinen Hütte in der wir gefrühstückt hatten, wartete schon das Mittagessen auf uns. Unser Fahre hatte gekocht und war sogar so nett gewesen mir statt Spaghetti ein Omlett zu machen, nachdem ich ihm von meiner Glutenunverträglichkeit erzählt hatte. Die stellt uns hier manchmal vor ein paar größere Herausforderungen. Grade jetzt (ich schreibe diesen Text in Puno), sitze ich aber vor einem riesen Stück glutenfreien Kuchen und bin ganz selbstzufrieden.
Die Rückfahrt war wie die Hinfahrt, nur dass die Straße nass war, was uns noch zusätzliche Sorgen bereitete. Wir hatten auch ein Mädchen aus einem der Dörfer dabei. Sie ließ sich auf dem Weg nach Cusco absetzen. Wir haben inszwischen schon häufiger erlebt, dass die Touristentouren für Botengänge, Personentransport oder Lebensmittellieferungen benutzt wurden. Hier sind die Peruaner ungemein erfinderisch und alltagspraktisch. Am frühen Abend kamen wir Zuhause an, gaben unserem Guide noch etwas Trinkgeld und wären sofort ins Bett gefallen, wenn wir nicht noch Hausaufgaben machen hätten müssen.
Wer sich einen Einblick verschaffen möchte. Diese Tour ist zwar nicht von uns, aber spiegelt recht genau das wieder, was wir erlebt haben:
https://www.youtube.com/watch?v=vsX5-Q-Lsj8Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 32
- Saturday, December 3, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 10 °C
- Altitude: 3,338 m
PeruCusco13°31’55” S 71°58’3” W
Cusco IV

Die letzte Woche in Cusco brach an. Wir sollten jetzt an jedem Tag Spanischunterricht haben und planten für die Nachmittage einige kleinere Ausflüge. Im Kurs waren wir nun alleine, weil René nach Machu Picchu aufgebrochen war. Das erhöhte für uns das Tempo noch ein klein wenig. Im Laufe der letzten 5 Tage sollten wir noch drei weitere Zeitformen kennenlernen. Ich hatte in der zwischenzeit begonnen, täglich zusätzliche Vokabeln zu lernen. Zum Mittagessen waren wir mit der Nichte unserer Schulleiterin weg, die uns erzählte, wie sie und ihr Mann sich vor knapp 40 Jahren in Cusco kennengelernt haben. Sie hatten sich wohl morgens zufällig auf dem Plaza de Armas getroffen und seither Briefkontakt gehabt. Daraus entstanden ist dann unter anderem die Schule, an der wir eine wirklich schöne Zeit hatten und die wir jedem, der nach Cusco kommen und Spanisch oder sogar Quechua (eine der drei Landessprachen) lernen möchte, ans Herz legen möchten.
Einige Planungen mussten wir verschieben, weil uns die Regenzeit einholte. Unter anderem wollten wir eine Tour mit Quads nach Maras und Moray machen. Bei nasser Fahrbahn hatten wir da allerdings nur wenig Lust zu. Stattdessen verbrachten wir den Montag komplett im Hostel, lasen und vertrieben uns die Zeit mit Faulenzen. Am Dienstag gingen wir nach Sacsayhuamán, einer Tempelanlage über der Stadt, hinauf. Als Merkhilfe für Touristen wird immer gesagt, man könne es fast wie „Sexy Woman“ aussprechen. Wir wären an diesem Tag auf jeden Fall hinaufgewandert, da unser „boleto turistico“, eine Art „Kurkarte“, mit der man verschiedene Sehenswürdigkeiten in und um Cusco besichtigen kann, ansonsten abgelaufen wäre. Das Wetter war uns aber, zumindest eine Weile, gewogen. Die Tempelanlage ist zwar absolut sehenswert, wir müssen aber zugeben, dass wir nachdem wir schon so viele andere Incastätten besichtigt hatten, etwas müßig über das Gelände trotteten. Die Anlage diente vor allem als Festung und wurde auch erfolgreich gegen die Conquistadoren verteidigt. Dabei war die klassische Incabauweise, mit den leicht angeschägten Wänden (die auch der Erdbebensicherheit dienten) und den gigantischen ineinander verzahnten Steinen, von herausragender Bedeutung. Der größte Stein soll Maße von 9x5x4 Metern haben, den haben wir allerdings nicht finden können. Unabhängig davon, sind auch die anderen Steine gigantisch und alleine das Aufrichten muss eine unvorstellbare Arbeit gewesen sein, von der Bearbeitung ganz zu schweigen.
Für den Mittwoch waren wir von einer unserer Lehrerinnen zum Essen eingeladen worden, nachdem wir uns bereit erklärt hatten, unseren Freitagsunterricht mit ihr auf einen Nachmittag zu verlegen, damit sie ihre Kinder in Lima besuchen konnte. Nach den ersten 4 Unterrichtsstunden fuhren wir also gemeinsam zu ihr. Witzigerweise war es etwa die Stelle, an der wir vor ein paar Tagen irrtümlicherweise Samuel eingesammelt hatten. Sara und ihr Mann waren unheimlich zuvorkommend. Ich schätze sie beide als eher konservative Menschen ein, zumindest scheinen sie Probleme mit den linken Regierungen in Südamerika zu haben, von denen es ohnehin kaum noch welche gibt. Morales gerät wegen der Wasserknappheit in Bolivien zunehmend unter Druck und Venezuela ist, wobei hier die Amerikaner nicht ganz unschuldig sind, zu einem humanitären Desaster mutiert, was Maduro zu schaffen macht... (...wer sich dafür interessiert:
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Ven…).
Unabhängig davon waren sie liebenswerte Gastgeber. Saras Mann erzählte uns von einer Arbeit bei der UN. Es ginge dabei um den wirtschaftlichen Aufschwung in der Selva (dem Regenwald), der vor allem durch „Narcos“ und andere kriminelle Gruppen ausgebremst werde. Sowohl Sarah als auch ihr Mann stammen aus der Selva und seine Eltern haben dort immer noch einen „Campo“ (eine Art Bauernhof), von dem sie immer frische Früchte, Kakao und Kaffee beziehen. Der Kaffee in Peru wird auf eine besondere Weise zubereitet. Zunächst wird in einer speziellen Kanne mit wenig Wasser ein Konzentrat hergestellt, dass dann für ein bis zwei Tage verwendet werden kann. Es muss allerdings in einer luftdichten Flasche oder einer verschließbaren Kanne gelagert werden, um das Aroma nicht zu gefährden. Möchte man etwas Kaffee trinken, nimmt man etwas von dem Konzentrat und verlängert es mit heißem Wasser. Da der Campo der Eltern recht viele Pflanzen beherbergt, schmeckt der Kaffee unheimlich vielfältig. Kaffeebohnen haben wie auch Kakao oder Wein die Angewohnheit ihren Geschmack je nach umgebender Flora zu verändern. Zum Abschied schenkte Sara uns auch noch einen Block puren Kakao, den wir, gemeinsam mit einigen Souvenirs am Freitag nach Deutschland schicken sollten, damit wir nicht soviel mit uns herumtragen müssen. Darunter war auch meine Flöte, was Silke sicher gut gefallen hat. Nach dem Essen gingen wir noch zum Salsaunterricht, der von unserer Schule ausgerichtet wurde. Der Tanzlehrer war ganz begeistert von meinen Oberkörperbewegungen und nicht so begeistert von meinen ungelenken Tanzschritten. Silke, die für etwa ein Jahr kubanischen Salsa getanzt hatte, kam jedoch vollumfänglich gut an, was ihr auch den letzten Tanz mit dem Lehrer einbrachte.
Mit unserem Ausflug nach Maras und Moray, den wir eigentlich schon abgeschrieben hatten, sollten wir noch Glück haben. Jeden zweiten Donnerstag macht unsere Schule einen Ausflug und wir konnten erreichen, dass es nach Maras gehen sollte. Moray würen wir zwar verpassen, da unser „Boleto“ aber bereits abgelaufen war, hätten wir dort ohnehin nicht mehr reingekonnt, ohne nochmal eine verhältnismäßig große Summe zu bezahlen. Maras ist ein Ort im heiligen Tal, der für sein Salz weltweit berühmt ist. Hierfür haben die Einheimischen Terassen angelegt. In den Bergen über Maras befindet sich eine Quelle, aus der ein kleiner Strom entspringt, der durch ein Salzvorkommen fließt. Die Terassen, die nur wenige Zentimeter tiefe Becken enthalten, dienen dazu das salzhaltige Wasser aufzuhalten und es von der Sonne verdunsten zu lassen. Das Ergebnis ist das besondere Salz, das von den dort lebenden Familien abgebaut wird. Trotz der Tatsache, dass das Salz einen ungeheuren Kilopreis auf dem Weltmarkt hat, erhalten die Familien nur einen Bruchteil davon. Bei dem nachfolgenden Spaziergang ins Tal, angeführt vom Mann unserer Schulleiterin, Flavio, der auch die Aktion für die leukämiekranken Kinder angeführt hatte, ging er plötzlich auf einen Jungen auf der Straße zu und fragte: „Hay Chicha?“, was soviel bedeutet, wie: „Gibt es hier Chicha?“ Im Spanischen gibt es zwei Formen des Seins („Ser und Estar“) und zwei Formen des Habens bzw. der Existenz „Tener und Haber“. Wann man welche verwendet hängt vom Umstand ab. Genauer gesagt bedeutet „Hay Chicha“ also, „Existiert hier Chicha?“.
Chicha gibt es in verschiedenen Varianten. Die Chicha Morada, wird oft zu den Mittagsmenüs gereicht und ist ein süßen und gutschmeckendes Getränk aus roten Mais. Bei der klassischen Chicha handelt es sich aber um eine Art Maisbier, das zur Gärung angeregt wird, indem die Brauerinnen hineinspucken. Ich brauch wohl nicht zu erwähnen, dass Silke und ich dankend abgelehnt haben. Auf dem Weg ins Tal unterhielt ich mich eine Weile mit Flavio, der mir auch erzählte, dass er den Tourismus zwiespältig betrachtet. Insbesondere der Drogenkonsum und -einfluss auf die Stadt nehme kontinuierlich zu. Im Gefägnis von Cusco wären von allen Insassen etwa 20 % Ausländer, die wegen Drogendelikten einsäßen. Das Gefängnissystem in Peru ist, nebenbei bemerkt, eine absolute Katastrophe. Das Gefängnis „Penal Castro Castro“ in Lima gilt als eines der härtesten der Welt. Es ist organisiert, wie eine freie Marktwirtschaft. Es besteht ein einfacher Deal zwischen den Inassasen und der Anstaltsleitung:
Die Gefangenen dürfen bestimmte Zonen nicht verlassen, dafür haben sie das Recht ihre eigene Gesetzgebung zu verfassen, was fast immer auf Kosten der Schwachen geht (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Penal_Castro_Castro).
An unserem letzten Schultag erhielten wir unser Zeugnis, dass uns ein Spanischlevel von A2 bescheinigt. Das ist formal recht gut, insbesondere für die nur zwei Wochen Unterricht, die wir hatten. Wir haben da aber unsere eigene Meinung zu und würden uns eher weiter unten ansiedeln, wobei wir gestehen müssen, dass wir bestimmte Gesprächssituationen fast fließend abwickeln können, was uns jedes Mal mit etwas Stolz erfüllt. Auch hatte an diesem Tag Lisa Geburtstag, die bei ACUPARI (unserer Sprachschule) ein Praktikum machte. Lisa hat Spanisch und Pädagogik studiert und ist dementprechend tief in die Szene rund um die Schule integriert, was am Abend zu einer ausgelassenen Party geführt hat. Vorher hatten wir uns noch Coricancha angeschaut, das eine Fusion aus Incatempel, Kloster und Museum ist.
Den Abend verbrachten wir zunächst in einem Club in der Nähe des Plaza de Armas, indem bis 11 Salsa getanzt wurde. Danach gingen wir zu einem Konzert in einen anderen Club. Auf dem Weg dorthin wurden wir mehrfach von „Koberern“ angesprochen, die aus unerklärlichen Gründen, wie bei „The Purge“ geschmickt waren. Das Konzert war von einer hier sehr beliebten Indio-Rockband, die unter anderen ein wirklich gutes Cover von „Cariñito“ spielten.
(Original: https://www.youtube.com/watch?v=S5fA1N1ca1Y)
Da ich hundemüde war und Silke noch etwas tanzen wollte, ging ich etwas früher nach Hause. Auf dem Weg wurde ich von einem alten Mann ohne Schuhe angesprochen, der in eine Plastikplane gehüllt war. Ich hab ihm etwas Geld und er rief mir nach, ob ich nicht mehr für ihn hätte.
In mir keimte kurz das Gefühl auf, dass diese Bitte unverschämt war, doch als ich mich umdrehte und ihn so sah, dachte ich daran, dass mein letzter Gintonic das dreifache von dem gekostet hatte, was ich ihm gegeben hatte. So machte ich meine Taschen leer und gab ihm auch noch die grade erworbene Flasche Wasser, um kurz darauf in meinem bequemen Bett liegen zu können.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 34
- Monday, December 5, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 9 °C
- Altitude: 3,967 m
PeruPuno15°49’49” S 70°2’2” W
Puno

Puno und der Titicacasee
Wir verließen Cusco am Morgen des ersten Sonntags im Dezember. Wir hatten uns entschieden, einen Tourbus zu nehmen, der auf dem Weg nach Puno mehrfach anhalten würde. Wir waren eine recht kleine Gruppe, die inklusive unserem Führer nur 9 Personen betrug. Unser erster Stop war eine berühmte Kirche in Andahuaylillas, die auch als die „Sixtinische Kapelle der Anden“ bezeichnet wird. Wie in vielen Bauwerken hier sind Fotografien, auch ohne Blitzlicht verboten. Wir erhielten allerdings am Eingang eine Foto-CD, die wir uns in Deutschland anschauen können. Die Kirche wies, wie so oft im spanischen oder portugiesischen Einflussraum, einen gigantischen vergoldeten Altar auf, der zudem noch reich dekoriert war. Die Wände und die Decken waren mit Wandgemälden bemalt.
Unser zweiter Stop führte uns zu einer alten Inca-Anlage in Raqchi, an der noch ein kleines Stück des alten „Camino Real“ erhalten war, den John Harrison in „Wolkenpfad“ entlanggelaufen war. Allerdings ist er „nur“ von Quito in Ecuador, bis nach Cusco gewandert. Er dürfte also kaum in Raqchi vorbeigekommen sein. Dafür haben wir in der Sprachschule vor etwa einer Woche einen Menschen kennenglernt, der sich, gemeinsam mit einem Freund, aufgemacht hat, um von Cusco bis nach La Paz zu wandern. Bolivien bereitet uns aktuell ein paar kleinere Sorgen. Vermutlich bedingt durch den Klimawandel, hat sich die Regenzeit schrittweise nach Hinten verschoben, so dass es in den großen Städten aktuell kein oder nur kaum Leitungswasser zu geben scheint. Evo Morales hat vor etwa zwei Wochen den Notstand ausgerufen. Erschwerend kommt ein Streik der Müllabfuhr hinzu.
Außerdem gab es vor guten 5 bis 10 Jahren eine Welle von Raubüberfällen, bei denen die beraubten Touristen teilweise als Geiseln genommen wurden, bis man ihre Kreditkarte hatte leeren können. Das soll deutlich abgenommen haben. Dennoch haben wir uns bereits Strategien für die kommenden zwei Wochen zurechtgelegt. Insbesondere auf falsche Polizisten solle man Acht geben.
Bolivien gilt allgemein als das Armenhaus Südamerikas, obwohl Evo Morales durch massive Verstaatlichungen, das Staatseinkommen um fast 500 % erhöhen und zahlreiche soziale Projekte anstoßen konnte. Ihm wird allerdings, wie es in Südamerika ein üblicher Vorwurf ist, auch massive Korruption unterstellt. Aus der Ferne ist das ungemein schwer zu beurteilen. Mein persönlicher Kritkpunkt an Morales ist ein Gesetz, dass es Kindern gestattet ab ihrem 10. Geburtstag einen Beruf anzutreten. Unter anderem Arbeiten viele Kinder in der Silber-Mine in Potosí. Begründet wurde dieser Schritt mit der „Ausbildung sozialer Verantwortung durch Arbeit“.
Auch in Peru ist Kinderarbeit, vor allem in den kleinen Dörfern, ein tägliches Problem. Allerdings beschränkt sich diese meist auf das Hüten von Vieh, das Anfertigen von kleineren Textilien, etwa Armbändern und dem gewinnbringenden Verkauf mit Hilfe der großen Kinderaugen. Auf unserem Weg nach Puno, sollten wir auch nochmal durch das Industriezentrum Juliaca fahren, dass so ziemlich die hässlichste Stadt war, die wir bisher in Peru gesehen haben. Alles wirkt unfertig. Nur die Hauptstraße ist streckenweise befestigt, zwischen den beiden Spuren sind gigantische Baustellen, die allerdings nicht mehr bearbeitet werden. Es sieht so aus, als hätte hier eine Art Gasse mit Bänken und Grünflächen entstehen sollen. Im Vorfeld wurden wir etwas vor Juliaca gewarnt. Die Kriminaliät soll hoch sein, der Schwarzmarkt umfangreich und auch der allgemeine Ruf Juliacas ist seit den Aktivitäten von Sendero Luminoso vor knapp 25 Jahren ungemein fraglich.
Ich hörte während der Fahrt alte Vorträge von Ernst Bloch. In einem davon, der etwa Mitte der 70er Jahre aufgenommen worden sein dürfte, überlegte er laut, ob der Stalinismus eine Folge des Marxismus gewesen oder ob der Marxismus lediglich nicht ausreichend gegen den Stalinusmus abgesichert gewesen sei. Er hat einen wirklich sympathischen Stil. Im Verlauf sprach er auch darüber, dass der britische Urkapitalismus nicht mehr der selbe sei, wie er es in den 70ern nun wäre. Ein Unterschied sei unter anderem, dass einem deutschen Arbeiter eben (etwas) mehr ausgezahlt werde, als zur Wiederherstellung seiner Arbeitskraft nötig sei. Also Essen, Unterkunft und so weiter. Hier ist das anders. Viele Menschen arbeiten täglich, um ihre Arbeitskraft für den nächsten Tag zu erhalten. Dabei gibt es hier auch ungemein viele „Selbstständige“, die kleine Stände oder Bauchläden haben, an denen sie Waren verkaufen, die sie oft bis spät in die Nacht geöffnet lassen müssen. Das umschreibt den in Deutschland derzeit so gerne genutzten Begriff der „Eigenverantwortung des Bürgers“ für mich ungemein. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ steckt als Botschaft in dieser Formel. Nur leider ist es eben nicht so, dass die alte Frau mit dem Bauchladen die Chance hätte, irgendwann etwas anderes aus ihrer Existenz zu schmieden als eigenverantwortliches (nicht eigenverantwortetes) Elend. Aber auch viele Angestellte scheinen hier stellenweise nur grade so eben ihre Reproduktionskraft zu erhalten. Sie sind, teilweise sogar obwohl sie gleichzeitig ihre kleinen Kinder betreuen, oft mehr als 12 Stunden in den Geschäften am Straßenrand beschäftigt und können, insbesondere während der betriebsarmen Mittagszeit, auch mal angetroffen werden, während sie und ihr Kind auf einem Stuhl erschöpft vor sich hindösen.
Bevor wir Julica durchfuhren hielten wir noch zum Mittagessen und schauten uns noch eine weitere archeologische Stätte an. Ich muss allerings gestehen, dass ich langsam genug alte Steine gesehen und genug Klassiker der 80er und 90er Jahre auf Panflöten interpretiert, gehört habe, wie sie gerne in den Restaurants erklingen. Gerne würde ich im Verlauf unserer Reise tiefer in manche Themen einsteigen und die oberflächlich touristischen Attraktionen etwas hinter mir lassen.
In Puno ist uns das noch nicht so recht gelungen, obwohl wir das natürlich nicht bereuen. Puno liegt am Titicaca-See dem höchstgelegenen und größten Gebirgssee der Erde. Wir buchten für den Montag eine Fahrt auf die Inselgruppe der Urus und nach Taquille. Wir fuhren dazu in einem großen Touristenboot los, unter anderem begleitet von ein paar naiven minderjährigen deutschen Mädchen und einer Portugiesin, die (jetzt habe ich Vorurteile) schon zu Beginn der Reise mehrfach so komisch genießt hat, dass ich insgeheim wusste, dass noch etwas witziges mit ihr passieren würde.
Unser erster Halt waren die Inseln der Urus. Künstlich angelegte Inselgruppen, die aus schwimmenden Wurzeln, die mit Schilf bedeckt wurden, erbaut waren. Die Urus leben hier seit Urzeiten, haben aber ein wenig von dem Stolz, mit dem sie sogar kurz den Inca haben trotzen können, eintauschen müssen. Unter anderem singen sie „Vamos a la playa“, wenn man sie besucht. Auf der Insel, die wir besuchten, lief ein kleines Uru-Mädchen herum und die Portugiesin (ich wusste, dass es noch witzig wird) versuchte in einem Anfall von Fürsorge die ganze Zeit das Kind, das sein ganzen Leben auf der schimmenden Schilfinsel verbracht hatte, von der Wasserkante fernzuhalten, um es zu beschützen. Später sollte sie sie für ein Foto noch mit Küssen bedecken, was ich als ungemein übergriffig empfunden habe. Wir waren Gäste der Inselbewohner und sollten uns dementsprechend auch anständig benommen haben.
So richtig gelang das den deutschen Mädchen auch nicht. Als wir von dem aktuellen „Präsidenten der Insel“, die Präsidentschaft wird immer durch die Familien gereicht, mit dem Schilfboot herumgefahren wurden, tauschten sie sich lautstark auf Englisch darüber aus, dass das ja kein Leben für sie wäre, dass die Inselanlagen einen komischen Geruch hätten und das es auf den Inseln ja auch „eigene Gesetze“, wie etwa die Todesstrafe für kleinere Vergehen geben könnte. Ich war fassungslos darüber, dass sie so abfällig über das Leben des Mannes, der uns auf seine Insel eingeladen hatte und der uns in seinem Boot herumfuhr sprachen und das auch noch in einer Sprache, die er womöglich verstanden hat. Ich ärgere mich etwas über mich selbst, dass ich ihnen das nicht im rechten Moment gesagt habe. Allerdings war ich so wütend, dass mir kein netter Umgangston möglich gewesen wäre.
Silke meint, dass ich mich nicht so ärgern solle. Jugendliche seien halt so. Und sie hat ja nicht unrecht. Ich war keinesfalls besser. Aber das sollte einen doch zum Nachdenken anregen, ob die Haltung gegenüber der Welt und ihren Bewohnern, die wir glauben in Deutschland zu vermitteln, ausreichend ist.
Unser nächster Halt sollte Taquile, eine Insel außerhalb der Bucht vor Puno, sein. Die Insel bestand aus massivem Felsen, in die allseitig Terassen eingehauen waren. Sie war ruhiger, als die Inseln der Urus. Die Bevölkerung trug traditionelle Trachten. Das besondere an diesen war, dass man an den Hüten ablesen konnte, ob ein Mann verheiratet oder unverheiratet bzw. Witwer war. Die Färbung deutete auf diesen Umstand hin. Ganz besonders bunte Mützen wurden nur von den insgesamt 28 „Autoriäten“ der Insel getragen. Nach dem Mittagessen liefen wir noch eine Weile in der Sonne über die Terassen und genoßen den Ausblick auf den See und die Stimmung auf der Insel.
Kurz bevor wir wieder ablegten, sahen wir der Bevölkerung noch eine Weile bei den Hafenarbeiten zu. Offenbar waren sie dabei eine Vertiefung bei den Anlegern durchzuführen. Dafür wurden in den vorderen Reihen Steine geschlagen und Sand geschaufelt. Alles wurde dann über lange Menschenketten nach hinten transportiert. Zwischendrin lief ein sehr alter Mann herum, der immer mal wieder einen Stein von vorne nach hinten trug und dann eine Weile auf der Stelle stand und eine Pause machte, nur um kurz darauf einen neuen Stein herbei zu holen. Die Szene war wirklich beeindruckend. Man hat ihm angesehen, dass er die Teilnahme für seine Pflicht hält, trotz allen Alters und aller Gebrechen.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 35
- Tuesday, December 6, 2016 at 9:00 PM
- ☀️ 11 °C
- Altitude: 3,855 m
BoliviaCopacabana16°9’59” S 69°5’10” W
Copacabana

Am Morgen des Tages, als wir nach Bolivien aufbrechen wollten, liefen wir nochmal über den Plaza de Armas in Puno. Hier wurde grade ein Polizeiparade abgehalten. Offenbar stand jeder verfügbare Beamte hier in seiner Einheit bereit und hörte mehr oder minder interessiert einem Redner zu. Sogar die Spurensicherung war dabei, inklusiven weißen Laborkitteln und metallenen forensischen Koffern, die neben ihnen abgestellt waren.
Allerdings ist sogar mir, als ehemaligem Zivildienstleistenden, aufgefallen, dass es nicht wirklich gut um die Diziplin der Truppe stand. Die meisten der Polizisten unterhielten sich mit ihrem Nebenmann oder alberten herum. Vor meinem inneren Auge liefen sämtliche Teile von Police Academy ab. Leider habe ich keine Fotos und wenn man Videos von der peruanischen Polizei sucht, findet man meistens welche davon, wie Straßenblockaden aufgelöst oder Streiks beendet werden. Aktuell versuche ich mir einen guten Einblick in das südamerikanische Leben zu verschaffen und lese mehrere (Online-)Zeitungen. In einer davon habe ich auch gelesen, dass die peruanische Polizei nicht ganz ohne ist: https://amerika21.de/2016/08/158867/toetungen-p…
Neben https://amerika21.de/ kann ich euch noch wärmstens http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/ ans Herz legen. Wer sogar etwas Geld investieren möchte kann über ein Probeabo (10 Euro für 3 Ausgaben) von der kritischen, in Berlin aufgelegten, Zeitschrift „Lateinamerika Nachrichten“ (http://www.lateinamerikanachrichten.de/) erwerben.
Aus diesen Medien haben wir auch unsere Informationen über die derzeitige politische Lage in Bolivien. Dort, insbesondere in La Paz, soll es zu einer massiven Wasserknappheit gekommen sein. Dies sorgt für Unmut in der Bevölkerung, die solche Konflikte gerne mit Straßenblockaden klärt. Wir sind also sehr gespannt, wie weit wir unbehelligt reisen können. Im Grunde sind wir aber recht positiv gestimmt.
In Puno haben wir, kurz bevor der Bus nach Copacabana gehen sollte, noch ein veganes Restaurant gefunden, in dem ich Ceviche probieren konnte. Normalerweise wird dieses Gericht mit rohem Fisch zubereitet, der in Limettensaft eingelegt wird. Durch dessen Säure kommt es zu einer Veränderung der Proteine im Fisch, ähnlich wie beim Kochen. Die Version, die ich gegessen hatte, wurde mit Soja (das ja auch ungemein proteinreich ist) und ein paar Algen gemacht. Wirklich empfehlenswert!
Die Busfahrt über die Grenze verlief ohne größere Besonderheiten. Nur das Fenster, das Silke zu Anfang geöffnet hatte, ließ sich auf einmal nicht mehr schließen und zwei Amerikaner, die wir dort kennengelernt haben waren etwas erschrocken darüber, dass sie Visa für umgerechnet 320 Dollar kaufen mussten. Selst die Grenzüberquerung verlief ausnehmend unspektakulär. Man steigt aus dem Bus aus, geht nacheinander in beide Grenzhäuschen, bekommt Stempel und ein Einlegekärtchen ausgehändigt und steigt dann auf der bolivianischen Seite wieder in den Bus ein. Weder die Landschaft, noch die Menschen haben sich nennenswert verändert. Dies liegt vermutlich stark in der Tatsache begründet, dass die andinen Völker grenzübergreifende Identitäten und Traditionen haben.
Wir liefen, nachdem wir ins Hotel eingecheckt hatten, noch etwas durch die Stadt. Uns fiel auf, dass ausnehmend viele Hippies aller möglicher Nationen hier unterwegs waren. Copacaba gilt ja als Geheimtipp für Backpacker. Wir hatten allerdings den Eindruck, dass der Ort gar nicht mehr so gemein war, wie in unseren Reiseführern angekündigt. Aber genau die Tatsache, dass so viele (auch alternative) Menschen in diesen Ort gekommen waren, um sich dort ein Existenz aufzubauen, macht ihn tatsächlich unheimlich sympathisch und voller kleiner Ecken, die man entdecken kann. Am Abend gingen wir noch Essen. Dabei trank ich meinen ersten bolivianischen Wein. In Peru musste der Wein immer aus Chile oder Argentinien importiert werden und war somit ungemein teuer. Bolvien hingegen verfügt über ein eigenes Weinanbaugebiet in Tarija, was spannenderweise das höchste der Welt ist. Da Bolivien zu dicht am Äquator liegt bzw. über keine Meeresküste verfügt, sind die Bedingungen für den Weinanbau denkbar ungeignet. Die Höhe ermöglicht durch das milde Klima und die intensive Sonne, den Abau einer sehr süßen Traube, was sich auch im Geschmack des Weines bemerkbar macht.
Am folgenden Tag fuhren wir zur Isla del Sol (nächster Beitrag). Wir hatten aber beschlossen, danach noch für einen Tag in Copacabana zu bleiben, um uns etwas auszuruhen. Den Tag verbrachten wir dann auch entsprechend entspannt. Wir lernten ein älteres, amerikanisches Paar kennen, die dort im Rahmen einer kirchlichen Tätigkeit, eine Bäckerei und Pizzaria eröffnet hatten. Die Schwester der Bäckerin wäre fast an einem zöliakiebedingtem Turmor verstorben, so dass sie auch einen (wirklich großartigen) glutenfreien Pizzateig im Angebot hatte. Wir unterhielten uns noch lange mit den beiden, um uns ihre Perspektive auf Bolvien anzuhören. Eine Geschichte war besonders spektakulär. Vor einigen Jahren wurde Copacabana wegen einer politischen Angelegenheit von (vermutlich) Minenarbeitern belagert. Ganze 3 Wochen konnten weder Lebensmittel noch andere Verbrauchsgüter in die Stadt gebracht werden. Dies führte soweit, dass die Bevölkerung verdorbene Speisen essen musste. An einem Tag standen die Belagerer auf den Hügeln der Stadt in engen Reihen und warfen Dynamit nach unten. Dabei handelte es sich um eine Einschüchterungstaktik – niemand wurde verletzt. Dennoch hat es den Einwohner, verständlicherweise, große Angst eingejagt. Als die Belagerer schließlich die Stürmung der Stadt planten, kam den Einwohnern das Militär zu Hilfe. Das ganze sei dann wohl, ähnlich wie die Parade in Peru, etwas unorganisiert gewesen, denn die Soldaten hatten kein Essen für sich mitgebracht. So dass Einwohner und Soldaten sich die Notrationen teilen mussten.
Neben den wirklich offenherzigen Amerikanern haben wir auch noch einen netten Hippie, der umheimlich gutes Deutsch sprach und mir glutenfreies Brot organisiert hat und einen Iren kennengelernt, der mit seiner bolivianischen Frau ein Kaffee in der Stadt betreibt.
Insbesondere der Ire hat uns wirklich gute Tipps gegeben und uns erzählt, dass viele Nachrichten in Bolivien nur über Facebook ablaufen, da die meisten Nachrichtenquellen in staatlicher Hand seien. Zu der Wasserknappheit in La Paz geht das Gerücht um, dass die Wasserreserven von den Minenbetreibern angezapft werden würden. Das ist allerdings unbestätigt und auch in den nächsten Tagen konnte ich dazu nichts herausfinden.
An Sehensürdigkeiten bietet Copacabana, neben dem See mit seinen Inseln, leider nicht sehr viel. Lediglich die Kirche ist, insbesondere von Außen, sehenwert. Sie verfügt über einen sehr großen Hof und gilt als der Hauptwallfahrtsort Boliviens.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 39
- Saturday, December 10, 2016 at 9:00 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 3,987 m
BoliviaCerro Puscallani16°1’2” S 69°10’41” W
Isla del Sol

Von Copacabana aus machten wir einen Ausflug zur Isla del Sol. Sie trägt ihren Namen aufgrund ihrer hervorstechenden Bedeutung in der Inca-Mythologie. Auf sie soll nämlich der Sonnengott Inti seine beiden Kinder, den ersten Inca und seine Frau, zur Erde hinabsteigen haben lasen.
Von Copacabana aus fahren täglich mehrere Boote ab, die die nahegelegene Insel in etwas mehr als einer Stunde erreichen. Sie ist sehr langgestreckt und beherbergt 3 Gemeinden der indigenen Bevölkerung. Wir haben uns entschieden uns auf der Nordseite der Insel absetzen zu lassen, dort zu übernachten und am nächsten Morgen zur Südseite zu wandern.
Als wir auf der Insel ankamen, brachte man uns keinerlei Aufmerksamkeit entgegen. Grade so, als habe man beschlossen, die ankommenden Touristen stillschweigend zu akzeptieren, ihnen aber nicht auf besondere Weise entgegen zu kommen. Ganz im Gegensatz zu Peru, wo man an jeder Ecke angesprochen wurde, war es hier so. als wäre man gar nicht da. Das wirkte auf uns keineswegs unhöflich, nur reserviert und zurückhaltend. Sprach man die Menschen nämlich an, etwa um nach dem Weg zu fragen, etwa einzukaufen oder einen Kaffee zu bestellen waren sie ungemein freundlich und zugewand. Die ganze Insel war voller Tiere. Bis zu dieser Stelle hatten wir es hauptsächlich mit Lamas, Alpacas und Hunden zu tun gehabt. Auf der Insel trafen wir aber auch eine Vielzahl an Schweinen, Eseln und Schafen an, die teilweise angebunden waren, teilweise aber auch frei über die Insel liefen. Insbesondere die Schweine mochten es gestreichelt zu werden und warfen sich dabei teilweise in Schaaren vor einen, sobald sie sahen, dass man sich mit einem von ihnen beschäftigte. Ein ungemein cleveres Verhalten für eine Gruppe von Tieren, die gemeinhin als wenig einfallsreich angesehen wird. Tatsächlich aber besitzen ausgewachsene Schweine eine mit Primaten vergleichbare Intelligenz. Untrsuchungen der Universität Leipzig zeigen, dass sie in der Lage sind, einen ihnen gegebenen Namen zu verstehen und ihn sich einzuprägen. Zudem erkennen sie sich selbst in einem Spiegel, was sie auf die selbe Ebene, wie Delphine stellt. Vermutlich, aber das ist nur meine Vermutung, haftet ihnen ihr etwas elendiges Image an, weil sie nicht der menschlichen Vorstellung von Zivilisiertheit entsprechen. Sie fressen sprichwörtlich, „wie die Schweine“, suhlen sich im Dreck und gelten in mindestens 2 großen Religionen als „unrein“.
Nachdem wir, kurz nach unserer Ankunft, etwas in der Nähe des Anlegers herumgelaufen waren und eine Karte gekauft hatten, wurde uns von einer Frau mittleren Alters ein Hostelzimmer angeboten, das wir gerne annahmen. Die Familie hatte für das Hostel einfach ein zusätzliches Gebäude auf ihrem Bauernhof errichtet, der ganz dicht an der Inselspitze lag und somit einen wunderbaren Blick auf die beiden nahegelegenen Buchten bot. Das Zimmer war einfach, verfügte aber über eine Toilette und Elektrizität. Wir luden unser Gepäck ab und machten uns zunächst auf den Weg unsere Inselhälfte zu erkunden. Ein langer Pfad führte zu einigen Incastätten. Eine bestand lediglich aus zwei ovalen Auslassungen im Boden, die mit etwas Phantasie wie die Fußabdrücke des auf die Erde hinabgestiegenen ersten Inca aussahen. Zudem war ein Opferschrein auf einer der Landzungen aufgebaut. Ganz Lateinamerika hat eine lange Opfertradition. Zwar waren Menschenopfer bei den Inca im Vergleich zu den Azteken seltener, kamen aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor. Allerdings wurden Menschen zumeist nicht, wie in Mittelamerika üblich, ausgeblutet, sondern in der Kälte, manchmal unter Drogeneinfluss, ausgesetzt. Der Opfertisch wird also vornehmlich Tieropfern gedient haben. In den sehr traditionellen Bergregionen Boliviens werden beim Bau von Häusern noch häufig getrocknete Lamaembryonen mit verbaut, um es zu segnen.
Um auf der Isla del Sol herumlaufen zu können, mussten wir im Verlauf der nächsten beiden Tagen insgesamt 3 Passierscheine kaufen. Hierzu standen gefühlt an jeder Ecke einheimische Männer herum und kontrollierten, ob alles seine Richtigkeit habe. Von einem Australier, mit dem wir bereits einen Tag vorher etwas gesprochen hatten meinte, dass ein Freund von ihm ihn davor gewarnt habe. Wir allerdings hatten keine wirklichen Probleme mit den Verkäufern. Wir bezahlten, wie angekündigt, drei Mal für die Passierscheine und konnten dadurch überall hin. Nur an einer Stelle schienen wir bei einem „nicht-offiziellen“ Verkäufer gekauft zu haben. Ein späterer Kontrolleur wirkte nämlich etwas verdutzt über unsere Aussage, wir hätten die Karten von einem Mann auf einem Bergpass erhalten. Er winkte uns dann aber trotzdem durch.
Am Abend des ersten Tages aßen wir mit einem französischen Pärchen, das wir im Hostel kennengelernt hatten zu Abend. Sie wollten am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang aufstehen und dann einmal die Insel umrunden. Als wir aufstanden waren sie schon weg. Die Nacht tobte aber ein so ungeheures Unwetter, dass ich mir nicht sicher bin, ob sie bei ihren Plänen geblieben waren. Unser Hostel hatte ein Blechdach unter das Nachts der Wind polterte und dem Unwetter Nachdruck verleite. Offenbar sind solche Unwetter auf der Isla del Sol, zumindest in der Regenzeit, aber keine Seltenheit. Ein paar Tage später lernten wir einen Kanadier kennen, der, als ein Gewitter hereinbrach, direkt auf einer Bergspitze stand. Er war somit der höchste Punkt der Insel, an dem bekanntlich gerne der Blitz einschlägt und dementsprechend nachhaltig hat ihn diese Erfahrung beeindruckt.
Wir brachen am Vormittag auf, um die Insel zu überqueren und zum Nachmittag am Hafen der Südseite sein zu können. Auf dem Weg wurden wir von einem netten Hund begleitet, den wir Django tauften. In den einzelnen Gemeinden sieht man kaum Hunde und jedesmal, wenn wir an Menschen vorbeikamen zog unser Begleiter die Ohren an und klemmte seinen Schwanz an. In einem Dorf sahen wir ein kleines Kind von etwa 3 Jahren einen Stein aufheben als es Django sah. Zeitweise begleitete unser sogar noch ein weiterer Hund, den wir allerdings ungetauft ließen, da er uns nicht lange die Treue hielt. Django hingegen ging fast die gesamten 10 Kilometer des Küstenverlaufs mit uns. Immer wenn wir anhalten mussten, um unsere Passierscheine vorzuzeigen, legte er sich ins Gras und döste vor sich hin. Kurz vor dem Ziel aber kamen uns zwei andere Reisende entgegen denen sich unser bis dahin so treuer Weggefährte plötzlich anschloss, ohne sich auch nur einmal nach uns umzudrehen.
Am Anleger stellten wir dann fest, dass wir nicht genügend Bolivianos für die Rückfahrt bei uns hatten und waren froh zu hören, dass man auch unsere Dollars akzeptieren würde. Der Wechselkurz war natürlich dementsprechend schlecht. Die Perspektive ohne Geld auf der Insel bleiben zu müssen war aber denkbar schlechter und für genau solche Fälle tragen wir immer etwa 100 Dollar in Bar mit uns rum. Wir haben auch gehört, dass man in Bolivien auf diese Weise Probleme mit der Polizei „lösen“ kann. Insbesondere in La Paz, unserem nächsten Ziel, soll es ab und zu vorkommen, dass man in problembehaftete Situationen kommt.Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 42
- Tuesday, December 13, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 3,628 m
BoliviaVilla Pabón16°29’23” S 68°7’9” W
La Paz

Wir haben im Vorfeld viel über Korruption, Ressourcenknappheit und Kriminalität gelesen und waren entsprechend vorsichtig in La Paz.
Die Busfahrt begann in Copacabana und wurde bereits nach etwa einer Dreiviertelstunde unterbrochen. Wir mussten einen Ausläufer des Titicacasees überqueren, über den es allerdings keine Brücke mehr gab. Alle Bussen wurden also geleert und setzten mit Fähren über, während wir mit kleinen Booten an das andere Ufer gebracht wurden. Dort trafen wir auch auf den Kanadier, der im Sturm auf einem Berg der Isla del Sol gewesen war. Viel Zeit zum Unterhalten bliebt uns allerdings nicht, dafür waren die Abläufe bei der Überquerung viel zu routiniert. Das ist zumindest von außen betrachtet für Südamerika schon auffällig. Viele Menschen gehen es hier unglaublich locker an. Öffnungszeiten sind Richtzeiten und organisiert wird das Meiste im Vorbeigehen. Ich lese aktuell die Biografie von Che Guevara, da ja mehrfach mit Teilen seiner Einheiten in Moskau zu Gast war. Dort empfand man ihn im Kontrast zu seinen Begleitern als ungemein penibel und ordnungsliebend. Man nannte ihn schon „fast einen Deutschen“. Er ist vor seiner Zeit als Revolutionär durch ganz Lateinamerika gereist und es ist schön, die selben Orte sowohl im Buch als auch in der Realität zu besuchen. Grade zu Bolivien hatte Che Guevara eine tiefe Liebe. Er war begeistert von La Paz und plante von den Anden ausgehend die Revolution auf den gesamten Kontinent zu tragen. Allerdings fand er in Bolivien auch sein Ende. Heute wird er hier bewundert. In der Oberstadt von La Paz, El Alto, steht eine gigantische Statue von ihm, die mit ihrem Stiefel einen Adler auf den Boden drückt. Sie besteht größtenteils aus Altmetall und wird von den Bolivianern als Zeichen gegen den US-Amerikanischen Einfluss in Südamerika bewundert:
https://laurencecoulton.wordpress.com/2013/07/2…
Bevor man allerdings in El Alto ankommt beginnt die Stadt ganz unscheinbar. Die wüstenartige Einöde weicht zunehmend leer stehenden oder zumindest leerstehend wirkenden Gebäuden, die aus roten Steinen aufgebaut sind. An vielen Straßenlaternen hängen lebensgroße Puppen, von denen wir ersten dachten, dass sie ein politisches Zeichen gegen den aktuellen Präsidenten seien. Im Nachhinein erfuhren wir aber von Ernesto, einem aus La Paz stammenden Ingeneur, der in Mannheim studiert hatte und mit dem wir eine Tour in die Salzwüste unternahmen, dass das eine Warnung an Verbrecher sei. Man könne sich in Bolivien nicht auf die Polizei verlassen, also würden inbesondere in den Vororten viele Menschen auf Selbstjustiz setzen. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Fall aus dem Jahr 2013, bei dem Dorfbewohner einen mutmaßlichen Vergewaltiger und Mörder, bei der Beerdigung des Opfers mit begraben haben:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2337264…
Als wir am Hostel ankamen fand grade eine gigantische Weihnachtsparade statt, die einen (im Kontrast zu der erwähnten Statue) sehr an die Weihnachts- oder Thanksgiviungumzüge in den Vereinigten Staaten erinnert hat. Wir kämpften uns durch die Mengen, bis wir in unserem Hostel ankamen. Wegen der Parade, die die gesamte Straße verstopfte, entschieden wir uns, die Stadt erst am nächsten Tag zu besichtigen.
La Paz liegt in einer Höhe von 3.200 bis 4.100 Metern und ist somit der höchstgelegene Regierungssitz der Welt. Die Hauptstadt Boliviens hingegen ist Sucre, das auch als „weiße Stadt“ bezeichnet wird. Leider haben wir es nicht mehr bis dorthin gechafft. La Paz verfügt über eine Unterstadt, sozusagen das eigentliche „La Paz“ und eine Hochebene, die „El Alto“ genannt wird. Durch die große Höhe ist es oben kälter als unten, was dafür gesorgt hat, dass in El Alto die ämere Bevölkerung der Stadt lebt. Dort haben wir am Nachmittag unseres ersten Tages in La Paz auch eine Show der „Wrestling Cholitas“ besucht. Cholitas sind die traditionellen Frauen der Anden mit ihrer typischen Bekleidung. Ursprünglich war das Wrestling, ein Showkampf, der in den vereignigten Staaten aus dem klassischen Ringkampf entstanden ist, nur Männern vorbehalten. Vor etwa 20 Jahren aber, kam der Präsident eines Wrestlingclubs auf die PR-Idee auch Frauen zuzulassen. Das Ganze entwickelte sich dann zu einem Selbstläufer. Heute sind die Frauen der Hauptteil der Show, die Männer fungieren nur noch als schmückendes Beiwerk. Gewalt gegen Frauen ist in Bolivien, bzw. in ganz Südamerika, häufig und in meinen Augen sind die kämpfenden Cholitas ein dahingehend sehr emanzipiertes Projekt. Bereits Kinder schauen bei den Kämpfen zu, bei denen nicht selten der männliche Schiedsrichter Partei für eine Seite ergreift und manchmal sogar gegenüber einer Kämpferin selbst handgreiflich wird. Das wird aber im Verlauf des Kampfes von der „betrogenen Cholita“ gerächt, indem sie es mit ihrer Rivalin und dem kurrupten Schiedsrichter aufnimmt. Dies ist eine schöne Erzählung über Ungerechtigkeit und den Mut dagegen vorzugehen, die dankbar von den jubelnden Publikum aufgenommen wird.
Zudem ist das ganze natürlich herrlich albern und schafft es so, auch die kleinsten für ein bis zwei Stunden zu fesseln.
Am nächsten Tag liefen wir noch etwas durch La Paz und schauten uns die Stadt an. Wir fuhren zum Beispiel mit den relativ neuen Telefericos, Seilbahnen, die die Bergviertel mit der Unterstadt verbinden. Die rote Linie führt direkt über den gigantischen Stadtfriedhof, der über zahlreiche Grabkammern in langezogenen Mauern verfügt. La Paz schließt sich also hier der spanischen Tradition der „Ägyptischen Initiation“ an, bei der der Leichnahm einbalsamiert und oberirdisch verwahrt wird, damit er bei den entsprechenden klimatischen Bedingungen nicht in der Erde verwest und das Grundwasser vergiftet.
Ein anderer spannender Ort in La Paz ist das Gefängnis „San Pedro“, das unter Selbstverwaltung der Gefangenen steht. Dies geht soweit, dass es in San Pedro Arztpraxen, Geschäfte und sogar ein Kokainlabor geben soll. Die Familien der Inhaftierten sind in Bolvien sozial nicht abgesichert und wohnen so mit ihnen im Gefängnisgebäude. Die Frauen und Kinder können im Gegensatz zu ihren inhaftierten Vätern bzw. Ehemännern ein- und ausgehen, wie es ihnen passt. Die Männer selbst gehen im Gefängnis einer Arbeit nach, die ihnen ermöglicht zu überleben. Gegen Bestechungsgelder können Touristen das Gefägnis besichtigen. Sie erhalten sogar einen Leibwächter zu ihrem Schutz. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden. Genauso, wie wir die Minen in Potosí nicht besichtigen werden, nur um unseren Voyerismus zu befriedigen. Immerhin sind wir nicht als Menschenrechtler oder Autoren, wie der Autor Rusty Young hier, der ganze 3 Monate in San Pedro gelebt hat, um ein Buch darüber zu schreiben.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/…
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Organisationen für unseren Trip in die Salzwüste nach Uyuni. Wir sollten das erstemal in Südamerika einen Zug nehmen und eine Menge netter Menschen kennenlernen. Und wir mussten unsere Meinung über Bolvien revidieren. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es besonders bedrohlich oder problematisch ist hier zu sein.
Oh, einen Nachtrag habe ich noch...
Eine großartige Idee aus La Paz sind die Zebras, die an den "Zebrastreifen" den manchmal etwas ruppigen Verkehr vereinfachen sollen:
http://www.abendblatt.de/reise/article107985987…
http://www.magicalandes.com/-/galleries/bolivia…Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 46
- Saturday, December 17, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 18 °C
- Altitude: 3,645 m
BoliviaProvincia Nor Lípez20°8’2” S 67°29’21” W
Salar de Uyuni

Um zum Zug nach Uyuni zu gelangen, mussten wir ersteinmal mit dem Bus nach Ururo fahren. Noch am Busbahnhof in La Paz lernten wir Ernesto kennen, der zu Besuch bei seiner Familie in Bolivien war. Er hatte grade seinen Master in Deutschland beendet und schloss sich uns für die nächsten Tage an, weil der Freund, mit dem er eigentlich in die Salzwüste fahren wollte, kurzfristig abgesprungen war. In Ururo aßen wir gemeinsam zu Mittag und stiegen dann in den Zug um. Wir hatten Sitze in der ersten Klasse gebucht und freuten uns über die gute Aussicht, während die Wagen gemütlich nach Links und Rechts schaukelten. Schon früh kamen wir an einigen Seen vorbei, in denen Flamingos badeten, die leicht orange gefärbte Federn hatten.
In Uyuni kümmerten wir uns um die Einkäufe für die Reise und die Auswahl des richtigen Reiseanbieters. Im Vorfeld hatten wir im Internet recherchiert, worauf wir achten sollten. So zum Beispiel ist es wichitg, nach der Personenanzahl zu fragen, die einen auf der Tour begleiten. Wir haben von Fällen gelesen, wo nicht 7, sondern 9 Menschen in den kleinen Geländewagen gequetscht wurden. Auch sollte man nicht im untersten Preissegment anfangen. Bei einem Fall nämlich, mussten die Tourteilnehmer den Wagen zurückfahren, weil der Fahrer zu betrunken dafür gewesen war. Der teuerste Anbieter schied aus, weil er einen Zusatzaufschlag für Bolivianer berechnen wollte, was Ernesto betroffen hätte. Man versuchte das auf meine Nachfrage mit irgendwelchen Steuern zu rechtfertigen, wir hatten aber das Gefühl, dass es einfach nur darum ging, die Touren mit Ausländern zu besetzen. Da alle Touren relativ viel Geld gekostet haben, mussten wir mehrfach abheben. Gleich beim ersten Mal hielt ein Taxi neben uns und eine leicht bekleidete, betrunkene Frau schob sich heraus und drängelte sich vor. Als ich sie darauf hinwies, lallte sie, dass sie nur den Platz für ihren „Esposo“, ihren Mann, freihalte. Der stieg nicht minder betrunken aus und ging mit ihr in die Kabine, um Geld für sie abzuholen. Nach einem Ehering haben wir nun nicht geschaut, wir sind uns aber sicher, dass die beiden ein anderes Verhältnis als das eines Ehepares hatten.
Am Morgen als unsere Tour begann, lernten wir auch unsere Begleiter kennen: Russlan, ein in New York lebender gebürtiger russicher, nicht-praktizierender Muslime, Sangeet, ein kenianischer Staatsbürger indischer Herkunft, der in London lebt und Katalina, halb Schwedin, halb Chilenin, die grade ihre Schule beendet hat und nun durch Südamerika reist. Mit uns dreien und dem Fahrer waren wir also zu siebt. Wir sollten die nächsten Tage zusammen verbringen und dann, ausgenommen Ernesto, der in Bolivien blieb, auch gemeinsam die Grenze nach Chile überqueren.
Unser erster Halt war der Eisenbahnfriedhof von Uyuni. Mehrere alte Dampfloks hatten hier ihre letzte Ruhe gefunden und rosteten nun, in Anbetracht des seltenen Regens, sehr langsam vor sich hin. Das spannende hier war, dass viele von ihnen nicht mehr komoplett waren, man also einen kleinen Einblick in ihren Aufbau erhielt. Man sah die Feuerbüchse, in der der Anheizer die Kohle brennen ließ, die Heizrohre, die die Hitze in den Kessel übertrugen und die Übersetzung für den Dampfdruck in mechanische Energie.
Kurz darauf fuhren wir weiter in Richtung unseres eigentlichen Ziels, der Salzwüste oder genauer der „Salzpfanne“ mit dem schön klingenden Namen „Salar de Uyuni“.
Die Salat de Uyuni beherbergt mehr als zehn Milliarden Tonnen Salz und umfasst gut 11.000 km². Sie ist somit die größte Salzpfanne der Erde. Sie ist durch das Austrocknen eines gigantischen Salzsees, des Paläosees „Tauca“ entstanden. Durch ihre enorm flache Struktur ist sie für Fotos beliebt, bei denen mit der Perspektive im Raum gespielt wird. Unser Guide war hier sehr erfinderisch und schlug uns immer wieder neue Motive vor. Aktuell geht auch die Ralley Dakar durch die Salzwüste. Ihr ist auch eine gigantische Statue aus Salzgestein gewidmet. Ich empfand die Ralley ja schon in Afrika als ungeheuren Blödsinn, der nicht nur umweltverschmutzend ist, sondern auch mehr als ein Todesopfer gefordert hat. Dabei kamen neben einigen angetretenene Fahrern und Journalisten, unter anderem auch Kinder aus den Dörfern durch die Gefahren wurde, ums Leben. Da man etwa 50.000 Euro benötigt, um starten zu dürfen und sein Fahrzeug (bei dem „wenigen“ Geld, handelt es sich lediglich um ein Motorrad) die ganze Ralley über fahrtauglich zu halten, kann man hier wohl auch nicht von einem Vergnügen für Jedermann, sondern hauptsächlich für idiotische Europäer, Australier und Amerikaner sprechen, die mit ihrem Geld auch etwas sinnvolleres anstellen könnten. In Bolvien und Argentnien scheint die Ralley dennoch beliebt. Sie wurde wegen der Sicherheitslage in Afrika vor einigen Jahren hierher verlegt.
In der Salzwüste befindet sich auch die Isla Incahuasi („Haus der Inca“), die aus der flachen Ebene des Altiplano hervorragt und über und über mit Kakteen bewachsen ist. Wir vebrachten eine Weile dort, Tranken Kaffee und lernten uns in der Gruppe besser kennen, bevor wir uns noch gemeinsam den Sonnenuntergang in der Salzwüste anschauten.
Bei der folgenden Autofahrt hatten sowohl Silke als auch Katalina mehrfach das Gefühl, dass uns unser Fahrer umbringen wollte, zumal unser Jeep kaum noch über soetwas wie ein Reifenprofil verfügte. Wir hatten damit also unser Thema für das gemeinsame Abendessen in unserem Hotel, das komplett aus Salz gebaut war, gefunden. Katalina erklärte sich dazu bereit, am nächsten Morgen mit unserem Guide zu reden. Und tatsächlich waren die nächsten beiden Tage fahrerisch deutlich entspannter. Einmal platzte uns ein Reifen, was uns eine gute Stunde Zeit kostete. Ein andermal mussten wir bei der Panne eines anderen Fahrzeugs unterstützen, dem 4 von 6 Radbolzen gebrochen waren. Alles in allem, hatten wir aber einen ungemein freundlichen und zugewandten Guide. Das merkten wir besonders, als Katalina am Folgetag krank wurde.
Am zweiten Tag fuhren wir mehrere Lagunen an, die außerhalb der Salzwüste lagen. Hier begegneten wir wieder Lamas und Alpacas, aber auch Flamingos und Vizcachas, kleinen hasenartigen Wesen mit langen Schwänzen, die man mit Keksen anlocken konnte. Aus dem Auto konnten wir sogar für einen kurzen Moment einen Andenschakal sehen. Den Abend verbrachten wir dann in einem Hotel, das kurz vor der Grenze zu Chile lag. Russlan hatte, ganz dem Klischee folgend, eine Flasche Schnaps und etwas Cola eingekauft, wir hatten noch eine Flasche Wein dabei. Da wir diese Nacht zu sechst in einem Zimmer schlafen sollten, hatte das Ganze eine gewisse Schullandheimatmosphäre.
Am nächsten Morgen mussten wir um vier hoch. Dora, die ältere Hauswirtschafterin, mit der Ernesto am Vorabend scherzhaft herumgeflirtet hatte, hatte uns Frühstück gemacht, das wir gerne aßen. Katalina allerdings begann den Tag im übertragenden Sinne genau andersherum.
Unser Guide, Ephraim, hohlte sofort eine Sauerstoffflasche, weil er davon ausging, dass sie Höhenkrank war – Wir hatten auf 4.300 Metern übernachtet. Ich hingegen hatte das Gefühl, dass es mehr in Richtung einer Infektion oder einer Lebensmittelvergiftung tendierte. Ich hielt mich allerdings zurück, ließ Ephraim machen und erklärte ihr schrittweise meinen Verdacht und gab ihr Medikamente von uns, die sie leider gleich wieder erbrach. Ihr fehlte das typische Symptom der Höhenkrankheit, der Kopfschmerz. Zwar gibt es Fälle, bei deneen die Höhenkrankheit ohne Kopfschmerz auftritt. Diese sind aber in der Literatur anders beschrieben und gehen zumeist auf die Leistungsfähigkeit und Bewusstsein. Bei Katalina stand allerdings der Magen im Fokus. Die Situation war für mich insofern recht spannend, als dass ich überlegen musste, wie ich auf der einen Seite Katalina unterstützten konnte und auf der anderen Seite unserem Guide, der sich ja selbst verantwortlich fühlte nicht auf den Schlips trete. Dabei war die Versorgung von Anfang an etwas diletantisch. Es war eine Sauerstoffmaske angelegt, aber nur ein Fluss von 3l/Minute eingestellt. Ein Anfängerfehler, da der Fluss nicht ausreicht, um die Maske nach jedem Atemzug freizuspülen und somit dafür sorgt, dass der Patient keinen reinen Sauerstoff erhält, sondern seine eigene Ausatemluft rückatmet. Alles in allem lief es aber ganz gut. Katalina ging es die ganze Fahrt über nur mäßig gut, durch die zunehmende Höhe wurde die Situation auch nicht besser, sie hielt sich aber stabil.
Wir besichtigten dann noch Eilig die Geysire, die heißen Quellen und einen See, bevor Ephraim froh war uns an der chilenischen Grenze übergeben zu können. Ihm hatte die Situation richtig sorgen bereitet.
Sangeet hingegen war ziemlich ungehalten, dass wir uns so beeilten und konnte nicht so recht verstehen, dass die Gruppe das im Sinne der Kranken so akzeptierte. Das Hauptproblem war ja, dass wir irgendwo ein Bett für Katalina auftreiben mussten und das nunmal erst in Chile ging. Bis dahin lag eine unagenehme Zeit vor ihr. Sangeet aber war etwas beleidigt und wirkte mit seiner über den Kopf gezogenen Kaputze nicht mehr wie Mitte Zwanzig, sondern wie Zwei.
Leider mussten wir uns an der Grenze von Ernesto verabschieden, von dem wir hoffen, dass er demnächst nach Hamburg ziehen wird. Er wird die Feiertage mit seiner Familie in Bolvien verbringen. Wir hätten ihn allerdings gerne mit nach Chile genommen. Als wir ihm das erzählten, sagte er uns, dass er eh keine aus Prinzip Chilenen möge und dass, hätte es den Salpeterkrieg nicht gegeben, Nordchile immer noch zu Bolvien gehören würde. Wir also zuszuagen noch eine Weile in Bolvien seien. Er revidierte das aber recht schnell, als ihm einfiel, dass auch Katalina zur Hälfte Chilenin war. Wir hatten das Gefühl, dass er sich wohl etwas in sie verguckt hatte…Read more
- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 49
- Tuesday, December 20, 2016 at 9:00 PM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 2,433 m
ChileSan Pedro de Atacama22°54’31” S 68°11’59” W
San Pedro de Atacama

Der Ursprung des Namens Chile ist nicht abschließend geklärt. Ausgeschlossen wir aber eine Verwandschaft mit dem Wort „Chili“, das aus Mittelamerika stammt. Die Chillischote selbst heißt hier auch „Aji“ und wird gerne für eine Art gelber Mayonaise verwendet. Sehr wahrscheinlich ist, dass der Name des Staates aus dem Aymara, einer Andensprache, abgeleitet wurde und so etwas wie „Ende der Welt“ bedeutet.
Bei der Grenzüberquerung wurden wir mehrfach aufgefordert, alles was wir an Obst, Gemüsen oder Samen im Gepäck hatten wegzuwerfen oder zumindest anzugeben. Chile ist sehr bedacht auf den Schutz der heimischen Flora und kontrolliert entsprechend stark seine Grenzen. Da aber zumindest der Nordteil von Chile auch noch das Ausdehnungsgebiet der Anden umfasst, macht das Ganze in Bezug auf die dort heimischen Produkte nur wenig Sinn.
Chile verfügt über einen ungeheuren Artenreichtrum in seiner Tier- und Planzenwelt. Durch seine lange Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 4000 Kilometern umfasst es mehrere Klimazonen. Neben den Bergregionen sind die Atacama-Wüste, die als trockenster Ort der Erde gilt und Patagonien, das auch eine subpolare Zone enthält von Bedeutung. Wir kamen in der Wüstenstadt „San Pedro de Atacama“ an. Ursprünglich hatten wir vor, uns Russlan anzuschließen, der sein Hostel online reserviert hatte. Für uns war es das erste mal, dass wir, im Glauben, dass wir schon etwas finden würden, nichts vorgebucht hatten. Als wir bei dem Hostel, was sich als einfaches Wohnhaus entpuppte, ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass man Russlan, während wir in der Salzwüste waren, eine Nachricht habe zukommen lassen: Seine Buchung sei storniert.
Wir liefen also, vollgepackt, wie wir waren, eine Weile durch den Ort und stellten schnell fest, dass Chile unser bisher teuerstes Urlaubsziel sein würde. Wir fanden kein Zimmer unter 45 Euro und so beschlossen wir, uns noch für ein paar Tage ein Zimmer zu dritt zu teilen. Abends trafen wir uns mit Sangeet, Katalina war noch krank, um unsere weiteren Planungen zu besprechen. Ursprünglich hatten wir nämlich vereinbart, gemeinsam ein Auto zu mieten, um die Wüste zu erkunden. Am nächsten Tag jedoch erzählte Katalina uns, dass sie sich zum einen noch nicht wohl fühlen und zum anderen die Anwesenheit von Sangeet nicht mehr ertragen könne, der tatsächlich einen etwas selbstsüchtigen Eindruck machte. Wir blieben allerdings bei unserem Plan mit dem Auto.
San Pedro ist zwar ein ungemein teurer, aber gleichzeitig Ort mit gemütlichen Gassen und roten Lehmhäusern. Hunde streifen herum und hippieartige Verkäufer bieten auf der Straße ihre Waren an. Die Umgebung selbst ist ungeheuer spannend, insbesondere, wenn man vorher nicht in Bolvien oder Peru war. Für uns gab es hier, außer der Tatsache, dass wir am trockensten Ort der Erde waren, leider nicht viel neues. Bei unserem Ausflug in das Valle de la Luna, das seinen Namen aufgrund seiner Oberflächenbeschaffenheit trägt, konnte uns einzig die gigantische Düne wirklich nachhaltig beeindrucken, deren nahegelegnene Bergkämme ein Ausblick auf Salzhaltige Felsen und die Kraterlandschaft boten.
In bzw. bei Chile liegt der sogenannte „Ring of Fire“, die vulkanisch und seismisch aktivste Region der Erde. Etwa 10% der aktiven Vulkane der Welt liegen hier. Dementsprechend häufig kommt es, im Verhältnis zu anderen Regionen der Erde, zu Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen. Ich habe mir aus Spaß einmal das „Merkblatt Erdbeben“ des GeoForschungszentrum in Potsdamm durchgelesen. Intuitiv wäre ich bei einem Erdbeben hinaus auf die Straße gerannt, sie raten davon ab. Beim Durchqueren der Tür könnten Fassadenteile auf einen stürzen. Sie empfehlen stattdessen unter großen und massiven Möbelstücken, etwa einem Tisch, Deckung zu suchen. Ich bin da noch ein wenig misstrauisch. Die meisten Möbelstücke, die wir so auf unserem Zimmer haben wirken, entsprechend der von uns gewählten Zimmerpreisklasse, eher etwas klapprig.
Unsere Tour am nächsten Tag, diesesmal mit dem eigenen Auto, führte uns an verschiedene Lagunen, teilweise wieder von Flamingos bevölkert. Die Tiere waren, wie immer beeindruckend. Wir haben sogar eine kleine Eidechse, die erste, die wir in Südamerika gesehen haben, entdecken können. Eine andere sehr kleine Lagune war früher ein beliebtes touristisches Ziel, weil sie so salzhaltig ist, dass man in ihr nicht untergehen kann. Leider, so hat man vor einiger Zeit, festgestellt, enthält sie neben dem Salz auch noch Arsen und ist somit nicht mehr zum Schwimmen freigegeben. Nachts wird sie sogar von einem Parkranger bewacht. An der größten Lagune konnten wir auch nochmal Vicuñas beobachten.
Das Spannendste waren wohl die „Piedras Rojas“, die gar nicht so rot waren, wie ihr Name vermuten lässt. Vielmehr sind sie lehmfarben. Nahe bei ihnen liegt aber ein oberflächlicher Salzsee, der den gesamten Boden in ein krustiges Weiß versetzt. Wir kamen erst wieder gegen Abend in San Pedro an. Ursprünglich hatten wir geplant am Vormittag in den Süden und am Nachmittag in den Norden zu den Geysiren zu fahren. Weil aber der Mensch von der Autovermietung am Morgen erst mit einer halben Stunde Verzögerung auftauchte und die Übergabe so lange dauerte, kamen wir erst so spät wieder zurück, dass es sich nicht gelohnt hätte, noch in den Norden zu fahren. Stattdessen gingen wir essen und machten nochmal zwei Stunden Pause, bevor wir zur Sternenbeobachtung in die Wüste fahren wollten.
Wir kauften etwas Wein, Sangeet erklärte sich, zum Erstaunen der Gruppe zum Abstinenzler, der uns zurückfahren würde und brachen gegen 10 Uhr abends in Richtung Wüste auf. Schon beim Verlassen der Stadt fiel uns auf, dass wir mit jedem Meter etwas mehr von dem Sternenhimmel zu sehen bekamen. Als wäre er in hintereinanderliegenden Schichten aufgebaut. Die Atacamawüste gilt als einer der besten Orte der Erde, um die Sterne zu beobachten. Es gibt weder Wolken noch viel Hintergrundstrahlung von Städten oder Siedlungen, so dass der Himmel bei Nacht sprichwörtlich „sternenklar“ ist. Besonders schön war, dass man -neben der Milchstraße- auch ihre beiden Begleiter, die Magellanschen Wolken sehen konnte: https://de.wikipedia.org/wiki/Magellansche_Wolken
Wir haben beschlossen, die nächsten Tage in Taltal, einem kleinen Küstenort in Nordchile zu verbringen. Wir planen nicht viel zu tun, sondern nur etwas zu entspannen, bevor wir zu den Festtagen weiter nach La Serena fahren. So mussten wir uns dann also am nächsten Tag von unseren liebgewonnenen Reisegruppe verabschieden...Read more