• Letzter Stopp Cusance

    7月17日〜18日, フランス ⋅ 🌙 28 °C

    Nun komme ich nach und nach dem Ende dieser Reise entgegen.
    Ich dachte mir zunächst dass ich mich kurz fasse; aber nein, angesichts der Kuriositäten und zum Teil unglaublichen Dinge die passierten, schreibe ich ausführlich.
    Zunächst galt es nach einem herzlichen Abschied am Morgen in Laure-Minervois einige km beschaulicher Landstraßen bis Beziers zu fahren. Auch an diesem Tag wurde es wieder sehr warm und ich prügelte die brave Transalp auf der Rhonetalautobahn bis hinter Lyon. Abgesehen vom extrem blasenden Mistral, wo auf kerzengerader Fahrbahn zum Teil erhebliche Schräglagen gefahren werden müssen, kam ich gut voran. (Wer dort mit dem Motorrad schon unterwegs war, weiß wovon ich schreibe). Hinter Lyon wechselte ich auf gut ausgebaute Landstraßen bis nach Besancon.
    Ab dort wurde es abenteuerlich: Bis zu meinem letzten Zwischenziel sollten es noch um die 30km sein. Die Stadt Besancon war zu dieser Zeit eine einzige große Baustelle. Überall Umleitungen, gesperrte Straßen usw., somit waren auch Navi und Google maps derart überfordert, daß ich praktisch in der Stadt mehrfach im Kreis fuhr. Selbst als ich Schildern nach Baume-les-Dames folgte, welches meinem Ziel sehr nahe lag, gab es erneut eine Strassenabsperrung, und die fortschreitende Zeit bewegte sich Richtung Sonnenuntergang. Dieses Stück abgesperrter Straße umging ich kurzerhand in Eigenregie, schlenzte mich an der Absperrung vorbei auf die andere Seite der Baustelle.
    Schließlich erreichte ich Baume-les-Dames und musste "nur" noch bis Cusance....
    Mittlerweile wurde es immer dunkler und ich war wie zuvor auch mit "routes barre" und Baustellen konfrontiert.
    Zum Schluß fuhr ich auf Feldwegen, welche nicht mal mehr asphaltiert waren und landete auf einem Bauernhof im Nirgendwo. Der Weg war vermeintlich zu Ende. Zum Glück sah ich den Bauern in seinem Toyota Landcruiser sitzen und fragte ihn in meiner Hilflosigkeit "pardon, je cherche une route a cusance"??
    An dieser Stelle gilt dem hilfsbereiten Bauer nochmal mein ausdrückliches "merci beaucoup"! Er gab mir zu verstehen, daß es einen kurzen "Weg" nach Cusance gibt, der zwar auch gesperrt, aber für ein Motorrad wie die Transalp durchaus passierbar wäre.
    Der freundliche Mann fuhr mit seinem Landcruiser ein paar km Feldweg voraus, bis zu einer Stelle, wo ein hoch aufgeschütteter Erd- und Steinhügel die Weiterfahrt zumindest für Vierradfahrzeuge verhinderte. Dort angekommen verdeutlichte er nochmals, daß es von hier nur noch "une kilometre" bis Cusance hinab seien, ich sollte nur um den Erdhügel rumfahren, der Rest sollte "pas de problemes" sein.
    Gesagt, getan. Nachdem ich um den Hügel rumhoppelte zuckelte ich zunächst auf dem schon ordentlich mit Pflanzenbewuchs übersätem Feldweg steil bergab.
    Und plötzlich: Die komplette linke Seite des Wegs war nicht mehr da! Ein regelrechter Bergrutsch. Im Scheinwerferlicht sah ich auf einer Länge von etwa 20m nur noch maximal den halben Feldweg auf der rechten Seite. Was nun? Panik oder Gottvertrauen? Ich konnte nur vorwärts, umdrehen unmöglich: Fass dir ein Herz und: ich zirkelte die Transalp durch, wohlgemerkt in stockdunkler Nacht. Keine 500m weiter stand ich im Tal auf der Straße, an der rechten Seite direkt mein Hotel !!
    ( Andreas du weißt Bescheid: das war Pension Hubert, Tschechien in sehr verschärfter Form)
    Ich konnte während dieser nächtlichen Aktion natürlich keinerlei Fotos schießen, daß müsst ihr einfach glauben)
    Ein Glück daß ich im Hotel meine Verspätung beizeiten telefonisch ankündigte, in der Küche brannte noch Licht und ein Angestellter war noch zu Gange, der mich sehr freundlich empfing, mir die Zimmerschlüssel aushändigte und meinen Wunsch nach zwei Bier und einer Flasche Wasser spontan erfüllte. Das sind die Momente, wo ein frisch gezapftes Bier am besten schmeckt.
    Als ich mein Zimmer betrat haute es mich sprichwörtlich aus den Schlappen: Ein riesiges Zimmer, sehr geschmackvoll und mit allerlei erlesener Kunst versehen, sowie einem großen Bett.
    Am Morgen sah ich erstmal in welch einer bezaubernden Umgebung ich mich befand, dem Tal der Cusance, einem kleinen Nebenfluss des Doubs, auf den ich noch zu sprechen komme.
    Auch das Restaurant, wo ich ein leckeres Frühstück einnahm, sah nach sehr geschmackvollem Ambiente aus.
    Schade daß ich nicht zeitig abends ankam, das Essen bei Maitre Turillon wäre bestimmt ein ganz besonderes Erlebnis gewesen.
    Das nächtliche Abenteuer war zu Ende, die letzte Etappe nach Hause stand bevor.
    Daß ich das Tal des Doubs als letzten Stopp aussuchte kommt nicht von ungefähr: Schon Ende der 70er Jahre, als ich mit Freunden die ersten Male gen Südfrankreich fuhr, faszinierte mich diese Gegend und insbesondere der Fluß.
    Er hat etwas magisch-mystisches, naturbelassen, mit nur wenig Gefälle und stellenweise riesigen Seerosenteppichen. Und von der Quelle bis zur Mündung einen bemerkenswert ungewöhnlichen Verlauf.
    Das letzte Mal vor etwa zwei Jahren ließ ich mir es nicht nehmen, mit einer dicken BMW GS, die ich für die Firma in Zürich abholte, einen Abstecher in diese Gegend zu machen.
    So tuckerte ich auch dieses Mal auf dem Heimweg mit der Transalp auf Landstraßen flussaufwärts bis ich schließlich im südlichen Elsass war, um dann über den Rhein ins Südbadische und auf die Autobahn zurück nach Hause zu fahren.
    Wieder ist eine unvergessliche Motorradreise mit Wahnsinns Eindrücken und Erlebnissen zu Ende: Gespickt mit tollen Landschaften, Bergen, Wälder, sehenswerter Städte, wüstenähnlicher Steppe und dem atlantischen Ozean.
    Und wieder auch auf ausschließlich freundliche und offene Menschen getroffen.
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