Schlussspurt

Wahrscheinlich ist es noch zu früh, die übriggebliebene Strecke als Schlussspurt zu bezeichnen. Morgen allerdings unterschreiten wir die 300 km und da ich weiss, wie schnell die das letze Mal verstrichen sind, kann man das schon Schlussspurt bezeichnen. Jedenfalls überkam mich heute das erste Mal ein Gefühl der Wehmut.
Der Camino ist seit zwei Monaten mein zu Hause, am Laufen bin ich schon seit fast drei Monaten. Jede Nacht habe ich an einem anderen Ort übernachtet. Jeden Morgen bin ich aufgewacht und habe noch nicht gewusst, wo ich an diesem Abend einschlafen werde. Da gewöhnt man sich natürlich schon dran. Das Laufen gehört mittlerweile schon so zum Tagesablauf, dass ich es mir gar nicht mehr wegdenken kann. Das wird bestimmt ein sehr, sehr seltsames Gefühl, plötzlich nach Hause zu kommen und nicht mehr weiterziehen zu müssen. Daran will ich jetzt aber gar noch nicht allzu viel denken.

Der Tag sonst war super heute. Hügel, Bäume und Wasser machen alles so viel angenehmer, auch wenn es noch immer sehr heiss ist. Die Kilometer schwinden aber definitiv schneller unter den Füssen mit einer abwechslungsreicheren Landschaft.

Louis geht es wieder besser und er ist heute wieder losgelaufen. Da aber mittlerweile 80 km zwischen uns liegen, fange ich an zu bezweifeln, dass er mich noch einholen kann. Ich lasse mich aber natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen.Read more