Satellite
  • Day 3

    Groß. Größer. Kanada.

    August 29, 2018 in Canada ⋅ ⛅ 15 °C

    Die Äuglein gingen direkt für solide 12 h zu. Habe geschlafen wie ein Murmeltier. Der Tag startete dann mit einem gediegenen Pläuschchen und einem Abstecher zum Stoffladen. Stefanie hat sehr talentierte Finger und verbreitet ihre Kreationen nebenbei online. So hab ich zwischen Kunstleder und Baumwolle noch einen Crashkurs in Stoffkunde bekommen.

    Und weil hier Läden nie allein am Fahrbahnrand stehen, sondern sich immer in elbeparkähnlichen Dimensionen akkumulieren, haben wir auch noch einen Abstecher in einen kanadischen Supermarkt gewagt. Dieser galt für landestypische Verhältnisse noch als klein, für deutsche war er schlichtweg erschlagend. Hier ist alles XXL. Von der Milch über die Möhre bis hin zum Verkäufer.

    Die Supermärkte sind hier auch nicht das Einzige im XXL-Format: ein abendlicher Abstecher auf den Burnaby Mountain hat nicht nur einen Wahnsinnsausblick auf Vancouver geboten, sondern auch auf ein mal eben so hin gezimmertes Monument zur 25-jährigen kanadisch-japanischen Freundschaft. Die Säulen hatten dabei die bescheidene Höhe eines Prohliser Plattenbaus.

    Der Blick auf Vancouver, das idyllisch zwischen Pazifik und seinem Hausgebirge, den Rocky Mountains liegt, war durch den Rauch der hiesigen Waldbrände noch etwas vernebelt. Aufgrund des milderen Klimas und des ein oder anderen Regentropfens, der die letzten Tage hier runter geplätschert ist, hat sich die Situation allerdings schon verbessert. Die Vorstellung, ein Feuer würde auch nur in die Nähe einer Stadt gepustet, ist umso verheerender, wenn man bedenkt, dass die Häuser hier nur aus Spanplatten bestehen, die von Außen aufgepimpt werden.

    Aber auch wenn der solide Hausbau vielleicht nicht das größte Talent der Kanadier ist, dann ist es auf jeden Fall die Freundlichkeit. Das Zusammenleben hier ist geprägt von Multikulturalität, besonders durch indische und asiatische Einflüsse. Der Ton hier ist ganz dem Klischee der Kanadier entsprechend sehr respektvoll und höflich: Der Busfahrer wird beim Einstieg gegrüßt, beim Aussteigen wird sich artig bedankt und einen schönen Tag gewünscht. Dieses kleine Ritual kenne ich noch aus England. Und finde es wirklich schön, es hier wiederzufinden. Denn egal wie oberflächlich diese Höflichkeit ist, geht dieser Umgangston im Vergleich zum heimischen Ellenbogenausfahren butterweich die Seele runter.

    Den Rest des Tages wurde mit Kniffel spielen verbracht und der Entscheidung, morgen zum Footballspiel nach Seattle zu fahren.
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