• Windkunde

    May 16 in Finland ⋅ ☀️ 14 °C

    Das nächste Ziel nach Tammisaari hieß seit Tagen Hanko. Nur knapp über 20 Seemeilen, erst Richtung Süd und dann nach West. Doch Wind und Wetter waren zunächst gegen uns. Dann für Samstag sah es gut aus. Ab dem späten Nachmittag sollten aus den 20-30 kn sehr böig Nord deutlich weniger Böen und dafür stabilerer Wind werden, später weiter nachlassend, und drehend auf Ost. Perfekt. Vor allem, wenn man am Zielhafen nicht mit 25 Knoten Wind (Hanko ist eine echt zügige Ecke, vor allem bei Ost und Südost). Dazu versprach die Prognose Sonne satt. Sowohl das FMI (finnisches meterologisches Institut) als auch Windy (eine App für sehr detaillierte Windprognosen) sagten das überstimmend voraus. Wir haben uns in Geduld geübt, was nicht gerade unsere Stärke ist, aber wir werden auch darin immer besser. Und dann gegen 15 Uhr finnische Zeit ging es endlich los. Die Sonne kam wie bestellt zum Vorschein, die Böen ließen nach und wir flogen nur mit der Genua, also unserem 65 qm großen Vorsegel, auf schönem Vorwindkurs mit rund 6 Knoten durch das enge Fahrwasser. Wir waren happy und freuten uns auf den weiter nachlassenden Wind, der uns dann in Richtung Hanko tragen sollte.

    Unterwegs merkten wir bald, dass es so mit der Prognose nicht ganz hinhauen wird. Dicke Wolken einer Front verfolgten uns. Der Wind briste entgegen der Erwartung weiter auf. 20 kn im Mittel, wenigstens aus Ost, in Böen deutlich darüber, und das im super engen Fahrwasser, das sich mehrfach verzweigte und daher die Gefahrentonnen teils unübersichtlich daher kamen. Wir wechselten also auf die kleinere Fock um so etwas Tempo raus zu nehmen. Allerdings segelten wir mit jetzt nur noch 50% der Segelfläche immer noch fast genauso schnell wie zuvor. Die Bojen rund um Hanko meldeten in der Spitze bereits knapp 30 kn Wind. Das Anlegen sollte also nicht unbedingt einfach werden. Eine gute Stunde später tauchten auch schon die letzten 3 Gefahrentonnen vor der Hafeneinfahrt auf. Wir starteten den Motor, holten die Fock ein, und zack waren wir auch schon im Hafen, der (natürlich) nach Osten, also in Windrichtung, komplett offen ist. Angesichts der weiter nahenden Regenfront (und weil der Wind ja schließlich irgendwann dann doch mal drehen musste) gaben wir unseren ursprünglichen Plan mit dem Anlegen in der Box auf und entschieden uns für die einfache Variante. Schnell alle Fender umgebunden, die Leinen neu gelegt - und dann ließen wir uns vom Wind bequem längsseits an den Steg schieben. Und wie konnte es anders sein: Schon kurze Zeit nach dem Anlegen ließ der Wind deutlich nach und drehte auf Süd. Jetzt könnte man natürlich amüsiert fragen: Hättet ihr doch einfach noch etwas gewartet. Meine Gegenfrage lautet: Hätte der Wind dann auch nachgelassen? Ich glaube, nein. Egal, es war eine gute Übung, alles hat funktioniert, nichts ist kaputt gegangen, wir waren zufrieden mit uns.

    Am nächsten Morgen übrigens war die See spiegelglatt, null Wind, und wir motorten fast den ganzen Tag rund 25 Seemeilen in ein kleines Paradies, das wir fast für uns allein hatten. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
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