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- Day 1–7
- April 8, 2025 at 8:25 PM - April 14, 2025
- 6 nights
- ☁️ 8 °C
- Altitude: 8 m
SwedenMalmo55°36’51” N 12°58’50” E
Sehn sucht Wasser - und findet es
Apr 8–14 in Sweden ⋅ ☁️ 8 °C
Unsere Ahyoka liegt noch schlafend in ihrem warmen Nest - sprich im Winterlager östlich von Helsinki. Doch bei uns wurde die Sehnsucht nach dem Wasser Tag für Tag größer und größer. Und wer die Sehnsucht kennt, der weiß: Sie findet Wege und Lösungen. Kurz gesagt: Anfang April sind Andreja & ich zusammen nach Hamburg aufgebrochen: Ich zum Seegesundheitskurs (ich habe gelernt, Seekrankheit ist keine Krankheit, sondern nur mein Nervensystem, das mich retten will und es dabei etwas übertreibt) und Andreja auf der Durchreise nach Ostholstein, um dort die Praxis für den Sportseeschifferschein zu machen. Passenderweise auf einem Boot mit finnischem Namen: „Merenneito“, auf deutsch „Meerjungfrau“. Wobei es die Finnen mit der Jungfräulichkeit hier nicht so genau nehmen. Wörtlich übersetzt heißt Merenneito „Marinemädchen“. Aha.
Hoffentlich geheilt von der Seekrank…, ne, is ja keine. Also: Hoffentlich erlöst von gelegentlicher Übelkeit auf See hieß mein nächstes Ziel dann Travemünde - und von dort weiter nach Malmö. Nach gemütlichen 9 Stunden bei herrlichem Sonnenschein auf der glitzernden Ostsee hat mich die Fähre Finnswan schließlich an der südwestschwedischen Küste abgesetzt. Und schon wieder so ein Wortspiel mit dem Bootsnamen: Die Finnswan erinnert mit ihren 2 dominanten Heckflügeln tatsächlich an einen Schwan, wenn auch an einen hässlichen. Eine Eigenschaft, die auf Malmö nun so gar nicht zutrifft. Malmö ist einfach wunderbar. Und einzigartig. Und visionär. Ein kühnes Tomorrowland mit vielen bezaubernden Ecken. Ich kenne keine andere Stadt, die es so hervorragend versteht, moderne Architektur mit historischem Gebäudebestand zu vereinen. Es gibt in Malmö Tausende Orte, an denen man einfach nur verweilen möchte. Und dazu viel Wasser, viele Gemütlichkeit und viele, viele Brücken, die man am liebsten allesamt überqueren möchte. Die Stadtväter (ja, und auch -mütter) tun sehr viel dafür, dass sich möglichst alle Menschen, die hier leben, wohl fühlen. Ein hohes Ziel, wenn man an die Problemviertel wie z.B. Rosegard denkt. Jedenfalls ist überall in Malmö viel Raum für die schönen Dinge, vom Urban Gardening über Outdoor-Bouldering bis hin zum puren Genießen der Sonne auf den vielen Stegen entlang der Kanäle. Hier steht wirklich Jedem alles offen. Hier darf Jeder einfach sein. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Ort - und nicht den mondänen Nachbarn Kopenhagen - als Durchgangsstation in den Norden gewählt habe. Und das, obwohl ich Kopenhagen überaus liebe und schätze. Es wäre mir wirklich etwas anderes Schönes entgangen. Nämlich Malmö. Nächster Halt: Stockholm. Bin gespannt.Read more
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- Day 7
- Monday, April 14, 2025
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 31 m
SwedenStockholm59°19’11” N 18°4’9” E
Stockholm - ziemlich überbewertet
April 14 in Sweden ⋅ ⛅ 14 °C
6 Tage Stockholm. Klingt toll, war aber eher so lala. Im letzten Jahr sind wir mit unserem Boot Stockholm links bzw. an Backbord liegen gelassen, und haben das in diesem Jahr über den Landweg erfahren. Der Schnellzug hat uns von Malmö von West nach Nordost einmal quer durch Schweden gefahren. Was gleich am Bahnhof zu spüren war: Die pulsierende Hauptstadt ist auch im April bereits ausreichend von Touristen besucht. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das hier im Sommer zugeht. Natürlich haben wir uns auch den berühmten Wasahafen angeschaut. Fast jeder, der mit dem Boot nach Stockholm fährt, liegt im zentral gelegenen Wasahafen. Wir waren ziemlich enttäuscht. Da der Hafen ungeschützt zwischen gut besuchten Museen liegt und dem Schwell des öffentlichen Bootsverkehrs ausgesetzt ist. Auch die Heckbojen haben uns nicht gerade einen vertrauenswürdigen Eindruck vermittelt.
Insgesamt haben wir das Gefühl, dass sich Stockholm lange Zeit auf seinem guten Ruf ausgeruht hat und daher irgendwann zwischen 1990 und 2000 stehen geblieben ist. Die Stadt wird momentan modernisiert, was sie zwar nicht für den Moment, aber für die Zukunft wahrscheinlich schöner macht. Unsere Unterkunft war nahe dem Slussen, einer seit sieben Jahren! bestehenden Großbaustelle. Dafür hatten wir es sogar recht ruhig. Fazit: das beste an Stockholm sind das Künstlerviertel SoFo, das Fotomuseum, die Boulderhalle mitten im Einkaufszentrum und (ja, ich weiß, das ist super tourimäßig) das ABBA-Museum. Ansonsten ziemlich überbewertet. Finnland wir kommen.Read more
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- Day 14
- Monday, April 21, 2025
- ☁️ 7 °C
- Altitude: 3 m
FinlandHelsinki60°10’13” N 24°57’44” E
Wintergefühle in Helsinki
April 21 in Finland ⋅ ☁️ 7 °C
Eine gute Woche sind wir nun in Helsinki. Gefühlt haben wir im Frühjahr, also Anfang April Süddeutschland verlassen und sind hier wieder im Winter angekommen. Helsinki ist im April noch reichlich kalt. Wir haben es gewusst und auch nichts anderes erwartet. Aber wenn man sieht, dass man im Badener Land schwitzt und den Schatten sucht, während man selbst jeden einzelnen Sonnenstrahl sucht und genießt, kommt man sich etwas komisch vor.
Das wichtigste aber ist, dass wir glücklich sind, auf dem Boot, am Wasser und in Helsinki zu sein. Egal, was das Wetter macht und wie doll der Wind bläst, auf dem Boot ist es einfach schön. Und wann erlebt man schon in einem Jahr 3x die Kirschblüte. Erst in Deutschland, dann in Schweden und nun in Helsinki.
Am 30.4. verabschieden die Finnen mit dem Vappu-Fest offiziell den Winter und die Studenten feiern ihren Semesterabschluss. Man erkennt jeden Studenten an den auffälligen Overalls in bunten Farben, bestückt mit zahlreichen Stickern. Der Startschuss für Vappu in Helsinki ist das Waschen der Statue Havis Amanda am Marktplatz. Mit einem Kran werden Studenten über die Statue geführt. Es ist eine spektakuläre Waschzermeonie. Zum krönenden Abschluss bekommt Amanda eine Kapitänsmütze aufgesetzt, die jeder Abiturient in Finnland erhält. Alle setzten sich die Mütze auf und feierten zusammen.
Der 1. Mai ist hier ein besonderer Feiertag. Das Frühjahr wird von Tausenden Menschen mit einem den ganzen Tag dauernden Picknick im Kaivopuisto Park gefeiert. Es war toll anzusehen, wie die Finnen feiern. Alle Nationalitäten sind willkommen. Jeder auf seine Art. Der eine mit klassischer Musik und Champagner, der andere mit Chips, Gummibärchen und makkara (grillwurst). Nirgends Gegröhle oder Randale. Nur fröhliches Feiern und Spaß an der Unbeschwertheit. Wohl auch deswegen gehören die Finnen zu den glücklichsten Völkern auf dieser Welt.Read more
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- Day 30
- Wednesday, May 7, 2025
- ☁️ 6 °C
- Altitude: 7 m
FinlandHelsinki60°10’11” N 24°57’50” E
Strecke machen ist nicht alles
May 7 in Finland ⋅ ☁️ 6 °C
Anfangs waren wir uns nicht sicher, wegen der niedrigen Außentemperaturen (um die 5 Grad), aber nach 2 Tagen waren wir uns klar, dass der Kühlschrank tatsächlich nicht kühlt. Erst haben wir den Hafenmeister gefragt, da wir uns selbst nicht dran trauten. Dann haben wir doch selbst Hand angelegt, alle Steckverbindungen gelöst und wieder verbunden. Außer, dass das Licht dann wieder funktionierte, hat sich nichts verändert. Dr.Google meinte, es liegt am Kühlgas. Sirius hingegen meinte, am Kühlgas kann es nicht liegen, das hatten “wir” noch nie…. Erfolglos haben wir eine gute Woche lang versucht, jemanden zu finden, der uns helfen kann. Und dann haben wir beschlossen, trotzdem loszufahren und uns unterwegs um den Kühlschrank zu kümmern. “Sonnst hängen wir ja für immer in Helsinki fest”.
Kurz vor unserer Abreise sind wir noch eben zu Marinekauppa (ein riesiges Marinefachgeschäft) gefahren, um uns mit Seekarten und Hafenhandbüchern für den Bottnischen Meerbusen einzudecken. Der Verkäufer war sehr hilfsbereit und stellte am Ende seine Routinefrage: “Kann ich sonst noch etwas für euch tun”? Und Jürgen antwortet prompt: “Nein, danke, es sei denn Sie können unseren Kühlschrank reparieren”. So was braucht man hier in Finnland nicht 2x sagen. Die Hilfsbereitschaft kennt hier nahezu keine Grenzen. 2 Telefonate später hatten wir eine eMail-Adresse, eine Telefonnummer und schon für den nächsten Tag einen Termin mit Mika, dem Kühlschrank-Experten, der eigentlich Heizungen baut. Aber was in die eine Richtung funktioniert, funktioniert auch in die andere. Mika kam, inspizierte kurz den Kühlschrank und stellte fest, oh Wunder, dass Kühlgas fehlt. Der Fehler, der uns eine Woche beschäftigt hatte, war in eine halben Stunde behoben. Hurra, jetzt stand unserer Abreise aus Helsinki nur noch die Ankunft des Paketes von La Vialla, mit unserer heiß geliebten italienischen Pasta im Weg. Hoffentlich haben die La Vialla Leute in der Toskana noch ein bisschen Wärme mit ins Paket gepackt.Read more

TravelerOb es dicht ist, wissen wir nicht. Das kann man nur prüfen, wenn man den Kühlschrank ausbaut. Ist also recht aufwändig und was für die Winterliste. Aber kühlen tut er sensationell. 🥳
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- Day 31
- Thursday, May 8, 2025
- ☁️ 7 °C
- Altitude: 6 m
FinlandEspoo60°9’21” N 24°46’14” E
Geduldige Segler haben den besten Wind
May 8 in Finland ⋅ ☁️ 7 °C
Immer noch kein heißersehntes Paket mit toskanischer Pasta. Das schöne am digitalen Paket-Tracking ist, dass man sehen kann welch aufregende Abenteuer eine Lieferung zu Dir erleben darf. Unseres reiste von einer kleinen Postfiliale in der Toskana zuerst nach Hamburg, um dort ein paar schöne Tage zu verbringen. Während DHL dann das Paket bereits in Finnland wähnte, wusste die finnische Posti (ja, das heißt wirklich so) die Auskunft davon noch nicht. Dann plötzlich tauchte das Paket in einem finnischen Ort auf, den nicht mal Google maps kannte 😂und dann verschwand es wieder. Von soviel Reiselust angesteckt, hielten wir es auch nicht mehr aus. Pfeif auf die schlauen Sprüche aus irgendwelchen Seefahrerkalendern. Nach 2 Wochen Helsinki waren wir einfach bereit und wollten uns den Wind nicht mehr am Steg, sondern auf dem Wasser um die Nase wehen lassen. Auch Ahyoka war startklar. Die Reise konnte beginnen. Also entscheiden wir uns für einen nahen Ortswechsel. Zum einen, um einen anderen Hafen zu entdecken, und zum anderen, um das Paket noch nicht ganz aufzugeben. Unser Ziel war das 10 sm entfernte Haukilahti bei Espoo. Wir sind immer neugierig, wie andere Häfen so sind und freuen uns auf den Flair, den eine neue Anlegestelle so mit sich bringt. Im Vertrauen darauf, dass bei so einem Wetter (bewölkt, fieser Wind aus Nord, um die 6 Grad auf der Skala, gefühlt null), niemand freiwillig auf dem Wasser unterwegs ist, freuten wir uns darauf, den einzigen Gästesteg des Hafens ganz für uns zu haben. Tja, Überraschung, als wir in Haukilahti einliefen, war der Steg komplett belegt. Wir haben gerade überlegt, weiter zu fahren, da rief und winkte jemand von einem Segelboot: “Sucht ihr einen Liegeplatz ? Hier wird gleich was frei!” Tatsächlich fuhr eines der Boote vom Steg weg und wir hatten einen wunderbaren Platz direkt am See-Restaurant Strindholm. Es war der Hafenmeister, der uns ansprach und seine zweite Frage war nicht, wie lange wollt ihr bleiben oder ähnliches, sondern: “Wollt ihr auch in die Sauna? Sie ist zwar nur für Mitglieder, aber ich mache euch auf. Ist aber inoffiziell“ So sind wir zu einem Liegeplatz mit 4-Sterne-Sauna gekommen. Was angesichts des Schneeschauers, der uns beim Anlegen überraschte, ein Geschenk des Himmels (oder des Universums, je nachdem, woran man glaubt) war.Read more
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- Day 33
- Saturday, May 10, 2025 UTC
- ☁️ 8 °C
- Altitude: Sea level
FinlandKirkkonummi59°59’0” N 24°25’27” E
Porkkala
May 10 in Finland ⋅ ☁️ 8 °C
Highend und lowcost - oder annersrum
Eine Highend-Marina. So steht es unter Porkkala Marina im Hafenhandbuch. Highend? Vor meinen Augen waberten Bilder. Weiße Sonnenstühle auf liebevoll gepflegten Holzterrassen, mit großen Carrara-Fliesen geflieste Bäder (mit beheizten Toilettenbrillen) und sonnengebräunte, gut gebaute Damen und Herren, die einem mit riesigen Palmwedeln die Cocktails kühl halten. Kurz nach dem Festmachen in Porkkala kamen sofort erste Zweifel auf. Keine Sonnenstühle, keine Palmwedel. Dafür shabby Stege, eine so lala Kneipe mit einer interessant gekleideten Mittvierzigerin, einigermaßen genießbaren Pommes und einem Mädchen, die erst mal mit einem Eimer zum Toilettenputzen geschickt wurde. Hätte sie sich auch sparen können. Denn die Toiletten waren so eiskalt, dass man nicht ernsthaft in Erwägung zog, sich dort niederzulassen. Beim Bezahlen der Sauna wurde mir dann mit einem Schlag klar, was die Hafenbetreiber unter Highend verstanden: 50€ für eine Stunde in einer Ganz-okay-und-nicht-richtig-heiß-Sauna. Ja, das ist tatsächlich Highend. Aber egal. Wir genossen die Wärme der Sauna, die Schönheit der Bucht um uns herum und das gute Gefühl, wieder 20 Seemeilen mehr im Kielwasser zu haben.Read more
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- Day 34
- Sunday, May 11, 2025
- ☀️ 11 °C
- Altitude: 4 m
FinlandIngå59°58’44” N 23°54’38” E
Wir lieben Elisaari
May 11 in Finland ⋅ ☀️ 11 °C
In Elisaari haben wir uns schon im letzten Jahr verliebt. Somit war von vorn herein klar, dass wir diesen zauberhaften Ort sowohl am Saisonbeginn, als auch am Saisonende besuchen werden. Besonders schön daran ist, dass man dort unabhängig vom Wind hin kann, da man bei allen Winden gut geschützt ist. Dieses mal hatten wir den Steg für uns alleine und im ganzen Hafen waren nur 2 weitere Besucher. Obwohl wir den engen Zufahrtsweg bereits gefahren sind und die Gewissheit der ausreichenden Wassertiefe hatten, war es wieder sehr spannend, sich durch das außerordentlich enge, mit Schilf bewachsene Fahrwasser zu quetschen. Langsam, mit 2 Knoten sind wir durch das Wasser geschlichen.
Da das Café nur am Wochenende auf hat und wir am Sonntag nachmittags ankamen, waren wir ganz einsam, schön einsam. Nur Vogelgesänge waren in der Stille wahrnehmbar.
Die wärmenden Sonnenstrahlen haben uns zum ersten Mal zum draußen sitzen inspiriert. Und ebenfalls zum ersten Mal in dieser Saison, tatatataaaa, gab es das Abendessen draußen in der Blicht.
Gerne wären wir ein paar Tage länger geblieben, aber die kommenden Windfenster sahen gruselig aus: gar kein Wind oder zu viel und aus der falschen Richtung, also aus West. Im Klartext bedeutete das für uns: Motoren, entweder gegen die Flaute oder gegen viel Wind. Wir haben uns für ersteres entschieden, am nächsten Tag das Eisensegeln ausgepackt und uns unter Maschine weiter gen Westen gearbeitet.Read more
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- Day 35–38
- May 12, 2025 - May 15, 2025
- 3 nights
- ☀️ 15 °C
- Altitude: 5 m
FinlandRaseborg59°58’41” N 23°25’57” E
Tammisaari: Passt nicht, macht nix
May 12–15 in Finland ⋅ ☀️ 15 °C
Langeweile kommt im anspruchsvollen und abwechslungsreichen Archipelago mit dem engen Fahrwasser auch nicht beim Motoren auf. Und wenn dann noch die Sonne scheint, ist unsere Welt in Ordnung. Wir hatten zwar gehofft, das der wenig angekündigte Wind segelbar ist, aber diese Rechnung ging gar nicht auf. Es war unser vierter Tag in Folge, unterwegs zu sein und wir waren immer noch am Ankommen, sich an die Fahrwasser gewöhnen und auf das Bootsleben einstellen.
Nach der Winterpause sind viele Handgriffe eingerostet und der Körper muss sich erst einmal wieder erinnern, bis die Routine wieder eintritt. Das ist irgendwie sehr schön, denn man hat das Gefühl, wie zum Beispiel beim Segel anschlagen, dass man das gerade zum ersten Mal macht. Liegt man morgens im Bett und ruft die Bilder der Reihenfolge des Segelanschlagens ins Gedächtnis, kommt ein Bild mit Boot ohne Segel und eines beim Segeln direkt. Ja, aber was war da noch dazwischen.? Kein Bild. Macht man sich dann ganz mutig dran und packt das Segel dann aus der Tasche, weiß man intuitiv, was zu tun ist. Schwupp di wupp ist das Segel dann angeschlagen. Plusminus. Aus dem Motorboot ist wieder ein Segelboot geworden. Genau so ist es mit dem Fahrwasser - boa, welche Tonnen muss man nun wie umfahren? Wer hat Ausweichpflicht, und wer ist kurshaltepflichtig? Glücklicherweise ist es dann doch nur ins Hinterstübchen gerutscht, weil es im Winter nicht gebraucht wurde. Hat man das Vertrauen, dass alles da ist, wenn man es braucht, klappt es dann auch ganz flott wieder routinemäßig.
Je näher wir unserm Zielhafen Tammisaari kamen, umso böiger wurde der Wind. Klar, wie immer, damit man es beim Anlegen nicht ganz so einfach hat. Und was immer noch im Hinterstübchen versteckt war, kam nun auch wieder ins Gedächtnis zurück.: Die Häfen sind IMMER in einem wesentlich schlechteren Zustand, als es im Hafenhandbuch steht. Zumindest zu 99%. Im Hafenhandbuch wird Tammisaari als ein Juwel Finnlands beschrieben. Der Hafen als gut geschützt. Da dachten wir: Da müssen wir hin! Das Juwel Finnlands wollen wir erleben. Tatsächlich ist der Hafen nur von 2 der 4 möglichen Seiten gut geschützt; bei Süd und bei Ost liegt man hier prächtig. Selbstverständlich hatten wir in der Zeit, in der wir da waren, West und Nord, wo sich noch eine prächtige Düse aufbaut. Bei der Suche nach einem geeigneten Liegeplatz haben wir uns wegen zu viel Seitenwind gegen die Heckbojen entschieden. Obwohl kaum Besucher da waren, war es ausdrücklich verboten, längsseits fest zu machen. Alle anderen Alternativen waren von Ortsansässigen belegt. Eine etwas zu kleine Lücke hinter einem riesigen Motorboot fiel mir ins Auge. Beim Inspizieren dieser Lücke kam dann die Eignerin der Motoryacht heraus und fragte uns, ob wir hinter ihnen anlegen wollen? Das wollten wir! Denn der Wind an diesem Liegeplatz wurde von einem großen Gebäude prima abgeschirmt. Alle haben mitgeholfen, uns in diese Lücke zu quetschen. Boote wurden verholt, Leinen entgegen genommen, gute Ratschläge erteilt usw. Letztendlich hat Ahyoka dann im zweiten Anlauf (beim ersten war der 60kg! Anker der Motoryacht im Weg) genau gepasst und wir haben ein paar windige Tage in Tammisaari (schwedisch: Ekenäs, deutsch Eicheninsel) angenehm abgewettert. Das Juwel Finnlands hat sich dann als ganz netter Ort mit etwa 10 Eisdielen, ein paar in die Jahre gekommenen Cafés und Kneipen sowie einer wunderbaren Altstadt mit pittoresken Holzhäusern entpuppt. Ein kostenloses Freibad mit Salzwasserbecken und 9 Grad Wassertemperatur gab es auch noch. Auf die Gefahr hin, dass man uns deutsche Weicheier abstempelt, haben wir uns dann doch lieber für die 80 Grad Sauna mit Salzwasserblick entschieden.Read more
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- Day 39
- Friday, May 16, 2025
- ☀️ 14 °C
- Altitude: Sea level
FinlandHanko59°49’9” N 22°57’59” E
Windkunde
May 16 in Finland ⋅ ☀️ 14 °C
Das nächste Ziel nach Tammisaari hieß seit Tagen Hanko. Nur knapp über 20 Seemeilen, erst Richtung Süd und dann nach West. Doch Wind und Wetter waren zunächst gegen uns. Dann für Samstag sah es gut aus. Ab dem späten Nachmittag sollten aus den 20-30 kn sehr böig Nord deutlich weniger Böen und dafür stabilerer Wind werden, später weiter nachlassend, und drehend auf Ost. Perfekt. Vor allem, wenn man am Zielhafen nicht mit 25 Knoten Wind (Hanko ist eine echt zügige Ecke, vor allem bei Ost und Südost). Dazu versprach die Prognose Sonne satt. Sowohl das FMI (finnisches meterologisches Institut) als auch Windy (eine App für sehr detaillierte Windprognosen) sagten das überstimmend voraus. Wir haben uns in Geduld geübt, was nicht gerade unsere Stärke ist, aber wir werden auch darin immer besser. Und dann gegen 15 Uhr finnische Zeit ging es endlich los. Die Sonne kam wie bestellt zum Vorschein, die Böen ließen nach und wir flogen nur mit der Genua, also unserem 65 qm großen Vorsegel, auf schönem Vorwindkurs mit rund 6 Knoten durch das enge Fahrwasser. Wir waren happy und freuten uns auf den weiter nachlassenden Wind, der uns dann in Richtung Hanko tragen sollte.
Unterwegs merkten wir bald, dass es so mit der Prognose nicht ganz hinhauen wird. Dicke Wolken einer Front verfolgten uns. Der Wind briste entgegen der Erwartung weiter auf. 20 kn im Mittel, wenigstens aus Ost, in Böen deutlich darüber, und das im super engen Fahrwasser, das sich mehrfach verzweigte und daher die Gefahrentonnen teils unübersichtlich daher kamen. Wir wechselten also auf die kleinere Fock um so etwas Tempo raus zu nehmen. Allerdings segelten wir mit jetzt nur noch 50% der Segelfläche immer noch fast genauso schnell wie zuvor. Die Bojen rund um Hanko meldeten in der Spitze bereits knapp 30 kn Wind. Das Anlegen sollte also nicht unbedingt einfach werden. Eine gute Stunde später tauchten auch schon die letzten 3 Gefahrentonnen vor der Hafeneinfahrt auf. Wir starteten den Motor, holten die Fock ein, und zack waren wir auch schon im Hafen, der (natürlich) nach Osten, also in Windrichtung, komplett offen ist. Angesichts der weiter nahenden Regenfront (und weil der Wind ja schließlich irgendwann dann doch mal drehen musste) gaben wir unseren ursprünglichen Plan mit dem Anlegen in der Box auf und entschieden uns für die einfache Variante. Schnell alle Fender umgebunden, die Leinen neu gelegt - und dann ließen wir uns vom Wind bequem längsseits an den Steg schieben. Und wie konnte es anders sein: Schon kurze Zeit nach dem Anlegen ließ der Wind deutlich nach und drehte auf Süd. Jetzt könnte man natürlich amüsiert fragen: Hättet ihr doch einfach noch etwas gewartet. Meine Gegenfrage lautet: Hätte der Wind dann auch nachgelassen? Ich glaube, nein. Egal, es war eine gute Übung, alles hat funktioniert, nichts ist kaputt gegangen, wir waren zufrieden mit uns.
Am nächsten Morgen übrigens war die See spiegelglatt, null Wind, und wir motorten fast den ganzen Tag rund 25 Seemeilen in ein kleines Paradies, das wir fast für uns allein hatten. Aber das ist dann eine andere Geschichte.Read more
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- Day 40–45
- May 17, 2025 - May 22, 2025
- 5 nights
- ☁️ 9 °C
- Altitude: 4 m
FinlandKimitoön59°57’41” N 22°21’46” E
Der Zauber der Zarenbucht
May 17–22 in Finland ⋅ ☁️ 9 °C
Kejsarhamnen ist ein 5 Sterne Naturhafen zwischen den Inseln Högsåra und Nömanön und wird noch zusätzlich gut beschützt vom Inselchen Killingholm. Die Bucht verdankt ihren Namen Zar Alexander III, der hier wohl besonders gerne zum Ankern herkam. 10 Sommer soll er hier herkommen sein. Der schönen Bucht und der Insel wohnt ein besonderer Zauber inne. Friedliche Stille breitet sich in uns aus. In der gut geschützten Bucht leben Menschen und Tiere im Einklang. Sogar 2 Bären sollen hier leben. Gestern haben wir 2 Greifvögel auf Beutejagt beobachten können. Sie haben sich ein paar Gänsekücken auserkoren, die mit Ihren Eltern im Wasser schwammen. Die Gänseeltern haben ein lautes Geschrei veranstaltet und habe sich beim Gegenangriff weit aus dem Wasser gehieft um Ihre Kleinen zu beschützen, aber letztendlich waren die Adler doch erfolgreich. Ein spektakuläres Schauspiel.
Und wer wird schon am Morgen vom Gesang eines Kranichs geweckt? Da wir die meiste Zeit die alleinigen Besucher im Hafen sind, haben wir das Gefühl, die Insel ganz für uns alleine zu haben. Zum perfekten Zeitpunkt am perfekten Ort zu sein, hat uns verzaubert.
Ich spüre heute noch diese friedliche Stille von Kejsarhamnen.
Die interessanten Geschichten der Hafenmeisterin, die Dorfgemeinschaft und all die kleinen liebevollen Details. Die Hafenmeisterin erfüllt den Hafen mit Liebe und hat ein Händchen dafür, das wenige, was da ist, stilvoll in Szene zu setzen. Das winzige Hafenmeisterbüro ist Café, Kiosk und Souvenierladen in einem. Es gibt sogar ausgezeichneten Cappuccino aus der Siebträgermaschine und im Sommer gibt es selbst gemachten Kombucha mit Preiselbeeren aus dem heimischen Wald (das wissen wir noch vom letzten Jahr). In der Sauna beispielsweise sind in einer Ecke Rosenquarze und man genießt durch beide Fenster den Blick aufs Wasser. Der Steg macht einen sehr stabilen Eindruck, an dem wir mit unseren 13 Tonnen sorgenfrei liegen, auch bei 30 Knoten aus Nord, Ost und West.
Die sanitären Einrichtungen sind sauber und gepflegt. Sogar das Wasser ist hier so sauber, dass man den Grund sehen kann. Das haben wir in der Ostsee bisher selten erlebt. Nach dem Saunieren sind wir in das eiskalte Wasser gegangen. Zwar nur bis zu den Knien, aber immerhin. Das was eine Wohltat.
Hier warten wir auf den ersehnten Südwind, der uns als nächstes weiter Richtung Turku bringen soll und so lange genießen wir die zauberhafte Stille, die uns erfüllt und glücklich macht.Read more
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- Day 46
- Friday, May 23, 2025
- ⛅ 10 °C
- Altitude: 11 m
FinlandPargas60°8’58” N 22°17’4” E
Boot zu groß oder Fingersteg zu klein 🤔
May 23 in Finland ⋅ ⛅ 10 °C
In den Schären sind wir gerne nur mit dem Vorsegel unterwegs. Die Fahrwasser sind eng und so man kann schnell das Vorsegel einrollen und auf Motor umstellen, wenn es nötig ist. Kommt man in die Abdeckung von Inseln, küselt meist der Wind, was fatale Folgen haben kann. Vor allem, wenn Steine und Inseln gefährlich nahe sind. Es kommen zwar immer wieder kurze Strecken, wo das Fahrwasser breiter ist und man entspannt mit “Vollzeug”segeln könnte, aber ehrlicherweise ist uns das zu viel Gedöns für wenig Ertrag.
Der Tag des Südwindes kam am Freitag und wir haben Kejsarshamnen mit nachlassendem Regen Richtung Nordwest verlassen. Knapp 12 Seemeilen später haben wir Paraisten portti erreicht. Die Bucht sollte in unserem Kopf ganz okay bei Südwind sein. Tatsächlich aber baut sich bei Südwind einen mächtige Düse im Fahrwasser auf. Hier entscheiden manchmal Nuancen, z.B. ob der Südwind noch eine östliche oder westliche Komponente enthält über ruhig oder kabbelig im Hafen. Wir haben uns entschieden, trotzdem festzumachen, weil wir neugierig auf das gute Restaurant, den Whirlpool und die Sauna waren.
Den ersten Anlegeversuch haben wir abgebrochen, da die Fingerstege überraschend kurz waren und wir doch ordentlich Seitenströmung hatten. Irgendwie hatten wir vergessen, wie man am Fingersteg anlegt und mussten unser Anlegemanöver erst noch optimieren. Der Hafenmeister stand auch schon da, um uns als seinen ersten Gästen die Leinen abzunehmen, also starteten wir den zweiten Versuch. Steuerbod ansteuern und am Steg mit der Achterspring festmachen. Ohne Fahrt werden wir sofort auf die linke Seite den Fingersteges vertrieben. Das ist verstanden! In die Spring einzudampfen ist da eine sichere Nummer. Am Fingersteg angekommen wurden wir natürlich vertrieben. Zum Eindampfen war der Steg für unser Boot definitiv viel zu kurz und bis der Hafenmeister, der vermutlich ein Student ohne jegliche Bootserfahrung war, die Leine zurückgeben wollte, waren wir auch schon auf der anderen Seite des Fingersteges angekommen. Glücklicherweise war die Box insgesamt so klein, dass unser Boot ohnehin zwei Plätze ausfüllte. 🤣
Letzten Endes haben wir uns dann mit Manneskraft wieder nach Steuerbord verholt und alles war gut. Wir hatten noch ein bisschen Sorge, ob der Steg unsere 13 Tonnen auch bei permanent 20 Knoten Wind und mehr halten würde. Letztendlich aber vertrauten wir auf die finnische Holzbauweise und entspannten uns. Das Essen im Restaurant war prima und nur für uns zubereitet. Der Whirlpool allerdings war kaputt, die Sauna hingegen bot ein schönen Blick auf Wald und Wasser, aber war dafür nur so lala heiß (oder sind wir saunamäßig bereits zu Finnen mutiert und fühlen uns erst ab 120 Grad richtig wohl). Wenigstens waren die Toiletten warm. 😊 Klingt banal, ist für verfrorene Boaties aber echt wichtig.Read more
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- Day 47
- Saturday, May 24, 2025
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 8 m
FinlandNaantali60°22’43” N 21°56’57” E
Rymättylä- die Bucht der Schmuggler
May 24 in Finland ⋅ ☁️ 11 °C
Aus dem Hafenhandbuch haben wir über Rymättyläs Geschichte gelesen und sind neugierig geworden. Die Geschichte besagt, dass es auf Rymättylä während der finnischen Prohibition kein Haus gab, in dem nicht von Schnapshandel die Rede war. Schmuggler galten damals in den Augen der Bevölkerung eher als Wohltäter denn als Kriminelle. Schließlich erhielten die Einheimischen ihren Anteil an den Schmuggelgewinnen, in Naturalien, sprich den so wertvollen Alkohol. Da die Gemeinde praktisch ihr gesamtes Einkommen lediglich aus der Fischerei bezog, war jede zusätzliche Einnahme willkommen. Schnaps wurde fast überall versteckt: im Meer als Torpedos, unter Heringsladungen, unter Scheunen und auf Dachböden. Zu verschiedenen Jahreszeiten gab es verschiedenfarbige Kanister, die in Rymättylä als „Kekku“ bekannt waren. Der heutige Ausdruck „olla kekkulissa“ (wörtlich: „in Kekku sein“), der „betrunken sein“ bedeutet, könnte daher stammen. Die Winkeleisen für die Schmuggel-Torpedos wurden im Geschäft „Wiklund“ in Turku gekauft, dessen Verkäufer die benötigte Anzahl für die speziellen Torpedos genau kannten. Es blieb nur noch, einen Draht durch den Kiel des Schleppbootes zu spannen und die Torpedos mit Gewichten am Meeresboden zu halten. Später wurden ein Korken und ein Beutel Salz an einem Seil befestigt, um die Position des Torpedos anzuzeigen. Der Schwimmer blieb am Boden, bis sich das Salz aufgelöst hatte.
Erwischt zu werden war ein schmerzlicher Verlust. Der Staat konfiszierte sämtliche Ausrüstung: Boote, Pferde und Schlitten, Autos, praktisch alles, was beim Schmuggel dabei gewesen sein könnte. Der Täter erhielt eine hohe Geldstrafe oder wurde inhaftiert. Gerichtsunterlagen belegen, dass Rymättylä ein Schmugglerdorf war. 160 Menschen wurden gefasst. Wie viele weitere am Schmuggel beteiligt waren, ist unbekannt. Wie die Einheimischen zu sagen pflegen: „Ei täst oikke bruukat puhu.“ (= Darüber reden wir nicht.)
Auch für uns war es sehr abenteuerlich, nach Rymättylä zu fahren. Nicht wegen dem Alkohol an Bord. Der ist in Finnland mittlerweile legal. Vielmehr, weil das Fahrwasser verwinkelt und eng ist. Landschaftlich absolut sehenswert. Der Hafen jedoch bekommt nur 1 von 5 Sternen und den auch nur, weil der Supermarkt so nah und die Umgebung so idyllisch ist. Man liegt nahe an der Straße, der Landstrom besteht aus 4 Schuko-Steckdosen. Wenn man die Kabeltrommel mit der Salatschüssel als Regenschutz überhaupt Landstrom nennen möchte. Über die Toiletten brauchen wir gar nicht sprechen. Allerdings haben wir auch kein Hafengeld bezahlt. 24 Stunden darf man in Rymättylä kostenlos liegen. Festgemacht an der Heckboje fühlte es sich fast so an wie beim Ankern. Man schwoit sanft hin und her, und wir waren ganz alleine. Schon am nächsten Tag sind wir aufgebrochen, um zu unserem ersten Etappenziel Turku zu segeln. Nach der vielen Natur etwas Stadtleben schnuppern, Bouldern gehen, einkaufen, Yogastunden genießen und unsere Tochter Mara an Bord nehmen.Read more
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- Day 48–55
- May 25, 2025 at 12:59 AM - June 1, 2025
- 7 nights
- ☁️ 7 °C
- Altitude: 10 m
FinlandTurku60°26’25” N 22°14’44” E
Wir sind zu verwöhnt
May 25–Jun 1 in Finland ⋅ ☁️ 7 °C
Wenn man nach so traumhaften Orten wie Helsinki, Elisaari und Kejserhamnen in einen neuen Ort einläuft, dann hat es dieser verdammt schwer. Das geht auch Turku, der ehemaligen finnischen Hauptstadt, nicht anders. Wahrscheinlich ist es eine wunderbare Stadt, und doch haben wir es in einer ganzen Woche nicht geschafft, den Zauber Turkus zu erfahren. Und das obwohl uns viel Schönes widerfahren ist. Wir lieben das Cafe Art mit seinem großartigen Cappuccino und der leckersten veganen Mandelikierre (wörtlich übersetzt: Mandelspirale) auf diesem Planeten. Andreja war jeden Tag in Yoga. Ich genoss mein Me-Time auf dem Boot oder beim am Wasser entlang Bummeln. Zusammen waren wir 2x bouldern. Und wir erlebten in Turku die ersten Tage mit T-Shirt-Wetter. Okay, genau genommen war es einer. Auch genossen wir es, für ein paar Tage wieder ganz alleine im Hafen zu sein. Und wir mochten die kleine alte Fähre, die uns über den Fluß zum nächsten Supermarkt gefahren hat. Wunderbar ist auch, dass unsere Tochter Mara in Turku für eine Woche an Bord gekommen ist, um mit uns ein Stück in Richtung Norden zu segeln. Und schließlich: wir haben noch keine Idee, wie wir die nächsten Monate ohne die Bäckerei Gryn und ihrem extra knusprigen Roggenbrot überleben sollen. Dennoch wird uns Turku nicht fehlen. Städte, egal ob groß oder klein, haben immer eine bestimmte Atmosphäre. Sind voll positiver Energie wie Malmö oder Helsinki, oder fühlen sich für uns einfach kühl an, so wie Stockholm oder eben Turku. Vielleicht sind wir mittlerweile auch einfach nur sehr verwöhnt. Was man dagegen tut? Keine Ahnung. Vielleicht einfach weitersegeln. Neue kleine Paradiese entdecken. Und sich freuen wie ein Schnitzel, wenn man einen weiteren zauberhaften Ort gefunden hat.Read more
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- Day 55–56
- June 1, 2025 - June 2, 2025
- 1 night
- ☀️ 15 °C
- Altitude: 6 m
FinlandNaantali60°19’57” N 21°53’34” E
Iso Maisaari
Jun 1–2 in Finland ⋅ ☀️ 15 °C
Turku verlassen wir zu dritt. Seit gestern ist Mara mit an Bord und wir sind gespannt auf die kommende Woche. Unser erstes Ziel ist Iso Maisaari. Nördlich der Insel hoffen wir, bei Südwind ruhig zu liegen. Die Anfahrt auf die Insel ist kurvenreich und wir sind etwas irritiert, da drei Kardinaltonnen sehr dicht beieinander liegen. Wir entscheiden uns für die Anfahrt, die auch im Plotter vorschlagen wird. Der Seitenwind beim Anlegen führt dazu, dass uns die Nachbarn recht aufmerksam beobachten, um im Fall der Fälle mitzuhelfen. Mara steht aber auch mit einem Lauffender bewaffnet parat. Seit dieser Saison haben wir einen neuen Bojenhaken und in Helsinki haben wir uns im Marinekauppa dazu noch eine 12m lange Leine mit einem eingespleisten Auge geleistet. In Kejsarhamnen haben wir zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass die 12 m durchaus locker nicht reichen können. Trotzdem haben wir weder etwas an unserem System geändert, noch uns etwas überlegt, sollte die Heckbojenleine wieder zu kurz sein. Wäre ja auch zu einfach. Bei, Anlegen in Iso Maisaari ist es dann tatsächlich wieder passiert. Diesmal habe ich die Leine gleich an der Klampe belegt statt diese in der Hand zu führen. War auch eine gute Idee, ändert aber nix dran, dass die Leine zu kurz war und erst gar NICHT bis zum Steg gekommen sind. Der Nachbar war so nett und hat unsere Vorleinen abgenommen und wir waren erst einmal fest, auch wenn wir nicht von Bord konnten. Immerhin konnten wir uns in Ruhe eine neue Lösung erarbeiten. Verschiedene Versuche, die gespannte Heckleine zu verlängern, scheiterten. Mittlerweile haben fast alle Nachbarn abgelegt und wir entschieden uns dazu, ebenfalls,abzulegen und uns an einer dem Steg näher gelegen Boje wieder neu festzumachen. Beim Ablegen haben wir dann zuerst eine Boje zu spät gesehen und diese fast überfahren. Diese ist etwas unter unser Heck gerutscht und hat fürchterlich gegen unseren Rumpf gedonnert. Vorwärts eingekuppelt kam sie schnell wieder zum Vorschein und alles war fein. Beim Anlegen hat sich unsere Achterleine etwas mit der Boje vertüddelt und ich habe durch diese Ablenkung deutlich zu spät aufgestoppt, so dass sich unser Anker mit einem lauten metallenem Geräusch im Holzsteg verewigt hat. Damit war das Hafenkino für die letzten verbliebenen, hoch interessierten Zuschauer dann auch beendet. Durchatmen, daraus lernen, und weiter gehts. Ein kurzer Spaziergang führte uns dann zum Hafenmeisterkiosk und zu einer sehr leckeren, hausgemachten Pizza. Den ersten ereignisreichen Segeltag zu dritt samt spektakulärem Hafenkino ließen wir dann in der Holzofensauna (mit Dusche und Steg) und einer erstklassigen Abkühlung in der Ostsee ausklingen.Read more

TravelerUi was für eine aufregende Aktion! Belohnt mit schönem Hafen. Ich hoffe, euer "innerer Richard" konnte im Debriefing etwas beitragen 🤠

TravelerSelbstverständlich war Richard bei der Nachbesprechnung dabei. Den habe ich ohnehin sehr oft im Ohr. 🥰

TravelerIch musste ziemlich schmunzeln bei deiner Beschreibung 😃 definitiv ganz großes Hafenkino für alle
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- Day 56–58
- June 2, 2025 - June 4, 2025
- 2 nights
- ☀️ 14 °C
- Altitude: 9 m
FinlandKustavi60°32’2” N 21°22’14” E
Lootholma
Jun 2–4 in Finland ⋅ ☀️ 14 °C
Mittlerweile haben wir uns an die nüchtern betriebenen, oft lieblos gepflegten Häfen gewöhnt. Man nimmt, was man bekommt. Und dann kommt so etwas wie Lootholma um die Ecke! Loothoma ist ein traumhaft schönes Urlaubsdomizil. Die Anlage hat einen rundum geschützten Hafen mit sehr guten Stegen und Heckbojen. In der großzügigen 5 Sterne Sauna genießt man den Blick aufs Wasser. Die Anlage hat ebenfalls einen Campingplatz mit Jurten, kleinen und größeren chicen Ferienhäusern mitten im Wald oder am Wasser. Als Gast hat man die Wahl zwischen 3 Saunen, die morgens und abends laufen. Die gepflegte Waschmaschine ist im Hafengeld inbegriffen. Wir sind im totalen Glück und beschließen 2 Nächte zu bleiben. Zumal die Bucht ein Traum ist, eine Idylle, in der man den Rest der Welt für eine Weile vergisst. Den fast schon heißen Sonnentag (17 Grad und kein Wind) nutzen wir zum Lesen in der Boots-Hängematte, Faltkajak ausprobieren und zum Erkunden der Insel. Dabei werden wir im etwas verwunschenen Wald von fiesen, riesengroßen Ameisen angegriffen und somit ist das Waldabenteuer schnell beendet. Wahrscheinlich sehen die Ameisen das komplett anders: Da stapfen doch einfach so ein paar Idioten…
Nach einem wunderbaren Abend (zum ersten Abendessen draussen) und einer ruhigen Nacht segeln wir dann beseelt weiter - mit dem großartigen Gefühl, einen ganz besonderen Ort gefunden zu haben.Read more
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- Day 58–62
- June 4, 2025 - June 8, 2025
- 4 nights
- ⛅ 17 °C
- Altitude: 12 m
FinlandUusikaupunki60°47’55” N 21°24’24” E
Uusikaupunki- da müsst ihr hin!
Jun 4–8 in Finland ⋅ ⛅ 17 °C
Wir lieben Städte. Sie liefern immer schöne Kontraste zu den beschaulichen und idyllischen Naturhäfen. Da sieht man sich in gemütlichen Cafés mit Aussicht Cappuccino trinken, Supermärkte mit frischem Bio-Gemüse einkaufen und ein bisschen durch die Läden bummeln. All das findet man in Uusikaupunki genau nicht. Die Gemüseauswahl in den Supermärkten ist sehr spärlich, Cafés gibt es, aber nur mit dem klassischen Filterkaffe oder Cappuccino aus Vollautomaten und bummeln kann man, wenn man auf Mode der 80 er oder Krimskrams aus “Made in China” steht. Der Ort ist verschlafen, der Alterdurchschnitt nach Maras Worten: „…nur alte Leute“.
Trotzdem hat Uusikaupunki was. Der alte Ortskern mit den alten Holzhäusern und den gekiesten Straßen versetzen einen in eine andere Zeit und laden zum Träumen ein.
Der Hafen ist süß angelegt, es gibt eine Sauna, gute Duschen und saubere Toiletten. Im Hafenbüro bekommt man Souvenirs, eine Riesen-Auswahl an Fudges und lokales Kunsthandwerk sowie eine kleine Auswahl an frischen heimischen Gurken und Salaten. Was man halt so in einem klassischen Hafenbüro erwartet. Im Hafencafé direkt am Steg herrscht reger Betrieb. Von früh morgens bis spät abends bekommt man hier frisch gebackenen Kuchen, und diverse fiese süße Stückchen. Die Munkis sind eine finnische Spezialität und für uns sehen sie aus wie frittierte Dougnuts in reichlich Zucker gewälzt. Oder einfach Krapfen mit Loch statt Marmelade.
Mara geht hier von Bord und fährt mit dem Bus nach Helsinki und dann zurück nach Deutschland. Die Woche mit Mara war wunderschön und als sie wieder abreist, denke ich, dass es für Kinder, egal welchen Alters, schön ist bei Ihren Eltern ein Nest zu haben. Ein zu Hause. Wo auch immer das ist. Und wenn den Kindern Flügel wachsen und sie die Welt erkunden, sollen sie immer mit dem Wissen gehen, jederzeit ein zu Hause zu haben, das Ihnen bei Bedarf Halt gibt.
Wir bleiben windbedingt noch 2 weitere Tage in Uusikaupunki (auf deutsch: Neustadt) und planen mit dem nächsten Westwind weiter Richtung Norden zu segeln. Unterwegs zu sein ist schön, und herausfordernd zugleich. Alle paar Tage woanders. Umgebung erkunden, Einkaufsmöglichkeiten rausfinden, außergewöhnliche Läden und Orte entdecken. Und zu sehen wie Leute in einem anderen Land ticken. Sehr spannend! Was aber manchmal richtig nervt ist, dass Pläne (ständig) angepasst und geändert werden müssen. Weil das Wetter das so diktiert. Klar kann man bei jedem Wind und jedem Wetter segeln, aber das ist meines Erachtens fahrlässig und macht keinen Spaß, egal wieviel Erfahrung man hat. Gleichzeitig ist ja gerade diese Unverbindlichkeit so reizvoll. Es ist schön, wenn man die Fähigkeit hat, sich treiben zu lassen und keinen Plan hat. Wir arbeiten daran…Read more
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- Day 62–64
- June 8, 2025 - June 10, 2025
- 2 nights
- ☀️ 11 °C
- Altitude: 2 m
FinlandRauma61°8’37” N 21°18’19” E
Kylmäpihlaja: Die kalte Eberesche
Jun 8–10 in Finland ⋅ ☀️ 11 °C
Es ist durchaus empfehlenswert die finnischen Namen der Orte, die man anläuft, vorher zu übersetzen. Denn die Finnen neigen dazu, die Dinge so zu benennen, wie sie nun mal sind. Elisaari z.B. ist die Elchinsel, weil ihre Form etwas daran erinnert. Kejserhamnen ist die Bucht, wo ein Kaiser mehrfach ankerte. Und Kylmäpihlaja heißt übersetzt: kalte Eberesche, auch bekannt als Vogelbeerstrauch. Und auch das passt wie A… auf Eimer. Wohin man auch blickt, kommt eine Eberesche um die Ecke. Und dazu ist es auf Kylmäpihlaja saukalt. Von den 12 bis 17 Grad, die wir aktuell im finnischen Frühsommer haben, bleiben da noch so um die 10 Grad. Eben sind ein paar Finnen bewaffnet mit Handschuhen, Winterjacke und Mütze zum Grillplatz gelaufen, um da ein paar Makkara auf den Rost zu werfen. Danke, dass diese Würste - was bei den Temperaturen durchaus verständlich wäre - nicht in der Sauna aufgelegt werden, was Finnen tatsächlich manchmal auch tun. Abgesehen von der Kälte ist die Insel mit dem Leuchtturm-Hotel ein wahres Paradies. Hier brüten Tausende Enten, Gänse, Blaumeisen und viele andere Vögel. Man findet zauberhafte Steinlandschaften, wilde Natur, schmale Pfade und genießt einen wunderbaren Blick auf den bottnischen Meerbusen. Sogar 2 holzbefeuerte Jacuzzi mit freiem Blick aufs Meer laden Dich ein. Als uns dafür dann der Preis genannt wurde, habe ich kurz überlegt, ob wir schon in Schweden sind und ich die Zahl durch 11 teilen muß. Nein, gemeint waren tatsächlich 375€ und nicht schwedische Kronen. Da haben wir zum Aufwärmen doch lieber wieder unseren Heizlüfter im Boot angeworfen. Strom ist hier nämlich inklusive. Trotzdem: Kylmäpihlaja ist auf dem Weg in den Norden ein Muss. Die Insel ist absolut einzigartig und sehenswert. Und wir sind sehr dankbar, dass Wind und Wetter uns hier her geschickt haben.Read more
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- Day 64–68
- June 10, 2025 - June 14, 2025
- 4 nights
- ☁️ 14 °C
- Altitude: 2 m
FinlandRauma61°8’26” N 21°28’23” E
Rauma
Jun 10–14 in Finland ⋅ ☁️ 14 °C
Über Rauma haben wir schon viel gehört. Die einen sagen, es lohnt sich nicht, hinzufahren und die anderen sagen das genaue Gegenteil. Wir hören uns die Geschichten voller Neugierde an und schauen, was es mit uns macht. Eigentlich hat uns dort nichts hingezogen. Wir wollten nach dem Abstecher nach Kylmäpihlaja weiter gen Norden, aber Rauma wollte uns einfach haben! Oder das Universum. Oder beide. Und das war gut so. Kräftiger Nordwind mit Böen über 30 Knoten kündigte sich an und in Kylmäpihlaja würden wir blank liegen. Und so entschlossen wir unser kurzerhand zu einer Planänderung.
Am nächsten Morgen nutzten wir ein kleines Windfenster mit schwächerem Wind, um die 6 sm nach Rauma zu segeln. Der Hafen dort ist vor allen Winden gut geschützt; vor allem, wenn man so wie wir, direkt vor dem Hafencafe liegt. Waschmaschinen. Duschen und Toiletten sind im Hafengeld mit drin. Die öffentliche Floß-Sauna, die wir nach 1 Gehminute erreichen, ist topmodern und kostet 10 € pro Nase. Prima Einkaufsmöglichkeiten gibt es in der Innenstadt oder im Vorort Merirauma in ca. 15 Minuten Entfernung. Vom Hafen Syvärauma führt ein 40 minütiger Fußmarsch direkt in die zauberhafte Innenstadt. Und die hat uns tatsächlich umgehauen: Nicht umsonst wurde die mittelalterliche Altstadt 1991 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Rauma ist eine der ältesten Städte Finnlands. Die gesamte Altstadt (Vanha Rauma) mit rund 600 Holzhäusern ist bezaubernd. Über 300 Jahre kein Brand – für eine Stadt rein aus Holz eine absolute Seltenheit. Wunderschöne alte Holzhäuser, liebevoll eingerichtete Läden, gemütliche Cafés und ein Gemüsemarkt mit lokalem Gemüse. Dazu die wohl engste Straße Finnlands, eine mystische Kirchenruine aus dem Mittelalter, viel Kultur und sogar eine Strandbar mit Palmen (okay, die waren aus Plastik, aber egal). Liebes Starkwind aus Nord: Danke, dass Du uns hierher geschickt hast.Read more
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- Day 68–69
- June 14, 2025 - June 15, 2025
- 1 night
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 4 m
FinlandMerikarvia61°51’8” N 21°28’48” E
Karaoke in Merikarvia
Jun 14–15 in Finland ⋅ ☁️ 17 °C
Von Rauma nach Merikarvia war führt uns bislang der längste Schlag, morgens um 7 abgelegt und nach rund 50 spannenden Seemeilen (rund 93 km) gegen 20 Uhr wieder angelegt. Als Belohnung wartete auf uns: Karaoke. Und zwar Open Air, keine 20 Meter von unserem Bug entfernt. Über Musik und Gesang kann man streiten, aber die positiven Vibes des Events waren unschlagbar. Es war einfach schön mitanzusehen, wie mutig sich jeder in der Hafenbar vor den Monitor mit den Songtexten schmiss, sich das Mikro schnappte, noch fröhlich ins gespannte Publikum winkt und loslegte wie die Feuerwehr. Und es war beeindruckend wie herzlich alle applaudierten, auch wenn mal eine Menge schräger Töne dabei waren oder man viel Phantasie brauchte, um das Lied wiederzuerkennen. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Promille im Blut und Schrägheit im Song ließ sich im weiteren Verlauf des Abends nicht weg diskutieren. Von Joe Cocker bis finnischem Tango, von Baltikum-Rap über Metallica bis zum skandinavischen Trinklied genossen wir ein breites Musikangebot und staunten über manch lustige Bühnenshow. Das wichtigste vor allem war: alle hatten einen Riesenspaß, ließen sich vom Publikum feiern und gingen schließlich mit einem guten Feeling nach Hause. Ob angesichts des vielen Alkohols sich auch nach dem Aufwachen ein gutes Gefühl einstellte, entzieht sich unserer Kenntnis. Wahrscheinlich nicht. Wir jedenfalls wurden mehr oder weniger sanft in den Schlaf gesungen und schliefen den Schlaf der Segler, die einen sehr langen (und auch erfolgreichen) Tag hinter sich hatte. Was nicht selbstverständlich ist: Richtig dunkel wird es so weit im Norden zu dieser Jahreszeit nicht mehr. Zwei Uhr morgens zum Beispiel sieht so aus wie in Deutschland die fortgeschrittene Dämmerung. Ansonsten gibt es über Merikarvia nicht viel zu sagen. Waren ja auch nur wenige Stunden da. Deswegen auch so wenige Fotos. 24 Stunden darf man jedenfalls umsonst dort liegen. Strom gibt es am Steg (Schuko! schon wieder). Toiletten und Dusche waren schön warm :)
Unseren nächsten Spaß hatten wir dann gleich am nächsten Morgen, als wir durchs enge, gut betonnte Fahrwasser Richtung offene See fuhren. Denn die landestypischen Topzeichen haben’s uns einmal mehr angetan. Die Skandinavier und auch die Finnen haben auf ihren minimalistischen Stengeltonnen nicht, wie z.B. in Deutschland, ein Topzeichen, sondern sie sind oben einfach nur flach. Das machen sich oft Vögel zunutze, als Rastplatz mit Seeblick oder mit freiem Blick aufs Frühstück, das im Wasser schon ungeduldig wartet. Für uns sieht das dann vor allem von Weitem sehr lustig aus, weil man erst mal überlegt, was da gerade für eine Tonne steht. Erst wenn man näher kommt, wird dann klar: Backbordtonne mit Möwe schaut nach rechts oder Steuerbord mit Möwe schaut nach links. Woher die Vögel wissen, in welche Richtung sie schauen müssen, ließ sich bislang nicht klären :)Read more
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- Day 69–76
- June 15, 2025 at 4:23 PM - June 22, 2025
- 7 nights
- ☁️ 18 °C
- Altitude: 8 m
FinlandKristinestad62°16’22” N 21°22’47” E
Bye, bye Kristiinankaupunki
Jun 15–22 in Finland ⋅ ☁️ 18 °C
Okay. Wir geben es zu. Uusikaupunki und Kristiinankaupunki wollten wir vor allem wegen den lustig klingenden Namen anlaufen. Der alte Stadtkern von Kristiinankaupunki besteht, wie auch Rauma, aus sehr gut erhaltenen und liebevoll gepflegten alten Holzhäusern aus dem 17.Jahrhundert. In Kristiinankaupunki haben zudem recht einflussreiche und wohlhabende Menschen das Stadtbild mit gestaltet, was heute noch Früchte trägt. Die Stadt ist schön, überschaubar und reich bestückt an Museen.
Eine ganze Woche hingen wir dort fest. Unser Gemütszustand hat in dieser Zeit so einige Phasen durchlebt. Von Trauer über Wut und der Tatsache der Machtlosigkeit, dem Wetter ausgeliefert zu sein, war alles dabei. Auch sehr schöne und glückliche Phasen.
Die ein oder andere Sinnfrage, die wir uns stellten war:
Sind wir hier richtig?
Was tun wir hier eigentlich?
Haben wir zu wenig Durchhaltevermögen?
Will uns das Universum etwas sagen?
Sind wir dem Universum egal?
Müssen wir uns in mehr in Achtsamkeit üben?
Im Annehmen?
In Dankbarkeit?
Das Hier und Jetzt zu genießen wird zur Herausforderung.
Nüchtern betrachtet ist eine Woche nicht lang. Trotzdem stampft der Klabautermann im Kopf wütend mit den Füßen auf den Boden herum und jammert einem die Ohren voll. Ich will weiter segeln, ich will dort sein und nicht hier, ich will schönen warmen Wind der mich dort hin bläst wo ich gerade hin will und wärst du bloß gleich weiter gesegelt, als es noch ging, u.s.w.
Irgendwann fingen wir an, unsere Optionen mit unseren Wünschen zu betrachten, um so herauszufinden, was uns eigentlich wirklich wichtig ist.
Wollen wir Strecke machen?
Wollen wir uns treiben lassen?
Wollen wir das Leben genießen?
Bis gestern führte uns unser Weg und unsere Vision in den Norden. Trotz längeren und sich ständig wiederholenden Nordwind-Phasen. Trotz der kalten Temperaturen. Und pbwohl die Strecke seit Uusikaupunki stets anspruchsvoller wurde. Man kann sich nur in den engen betonnten Fahrwasserstraßen bewegen oder ganz weit draußen auf der offenen See. Und dort warten sogar in den “weißen” Bereichen, die an sich eine Mindesttiefe von 10 Metern garantieren, gibt es Bereiche, wo einfach mal eine unbetonnte Untiefe von 0,5 Metern Tiefe oder sogar ein herausragender Stein mitten im “Nichts” beim Hineinzoomen in die Seekarte auftaucht. Da sollte man sich schon für den richtigen Weg entscheiden.
Unser Bootsnachbar erzählte uns, dass es in den 70 Seemeilen nach Vaasa nicht wirklich gute, geschützte Häfen gibt. Nicht für unsere Bootsgröße. Das gab uns zu denken. Für den einen mögen 70 Seemeilen kein Problem darstellen. Stimmen die Bedingungen, trauen wir uns mittlerweile so eine Strecke auch zu. Wir sind jedoch noch nie 70 Seemeilen am Stück zu zweit gesegelt. Da braucht man einen guten Plan und gute Bedingungen. Anfang der Woche sah es auch danach aus, als würde der perfekte Tag, mit dem perfekten Wind kommen. Aber das Universum hatte wieder mal seine Finger im Spiel, hat gewürfelt oder der kanadische Waldbrand samt Jetstream-Turbo hat den perfekten Tag auf einen anderen Zeitpunkt verschoben. Ein Tief nach dem anderen zieht jetzt bei uns durch, mit starken Böen und literweise Regen.
Regen, Regen, Regen.
Wenn ich noch einmal höre, dass die Natur den Regen braucht, laufe ich grün an.
Schließlich haben wir den Beschluss gefasst, wieder zurück in Richtung Süden zu segeln. Wir wollen mit Freude segeln. Wenn sich etwas schwer anfühlt, ist das eine liebevolle Botschaft des Lebens an einen selbst. Das zu erkennen fordert Achtsamkeit und Mut. Mut einen Schritt zurück zu gehen, die Blickrichtung verändern.
Der Beschluss wieder Richtung Süden zu fahren, fühlt sich für mich erst einmal, wie eine Niederlage an. Ich fühlte mich klein, schwach und hilflos. Ich war traurig. Nachdem sich die Traurigkeit ihren Raum eingenommen hatte, gefühlte Liter Tränen geflossen und zahlreiche Taschentücher in den Müll gewandert sind, bin ich nun dabei, die Entscheidung anzunehmen. Leichtigkeit kommt langsam ins Leben zurück. Das ist eine Selbsterfahrung, der man sich wohl leichter bewusst wird, wenn man sich den Naturgewalten aussetzt und extremes Wetter mit Hitze, Kälte, Wind oder Regen spürt. Egal, ob bei man wandert, segelt oder ähnliches draussen macht.
Am Ende spürt man Dankbarkeit für diese wertvolle Erfahrung. So verlassen wir Kristiinankaupunki gen Süden. Bye bye Oulu, hello Ålands. Wir haben viel erlebt in dieser Woche in Kristiinankaupunki und behalten das Schöne im Herzen. Der tolle Naturpfad, bei dem aus dem Nichts eine atemberaubende Hängebrücke auftauchte. Der Hauch der Bootsbaugeschichte, die den Ort prägte. Den Springbrunnen mitten in der Hafenzufahrt. Die liebevollen Dekos zu Mittsommer. Die Tage, die so unendlich lang sind. Und die Nächte, in dem es nicht dunkel wird. Ach ja: Die regen- und windreichen Tage haben unseren Lederpolstern im Salon eine feine Pflege verschafft und der einen oder anderen UV strapazierten Holzoberfläche eine satte Einölung. An einem sehr windigen Tag hat uns unser Hafennachbar mit seiner kleinen Jolle geholfen, an einer zweite Heckboje fest zu machen, da wir bei dem vielen Wind sehr stark hin und her geschwoit sind und wir uns an nur einer Boje nicht sicher fühlten. Das war ein lustiges Abenteuer. Und natürlich wurde jede Sonnenstunde extra gefeiert.Read more

TravelerEs ist vielleicht besser, die Kraft zum Umdrehen zu haben, als an etwas festzuhalten, was seinen Sinn verloren hat. Ich wünsche euch viel Wärme und Entspannung für die nächste Zeit!
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- Day 76–80
- June 22, 2025 - June 26, 2025
- 4 nights
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 14 m
FinlandPori61°36’60” N 21°26’24” E
Südwärts nach Reposaari - Gefühls-Chaos!
Jun 22–26 in Finland ⋅ ⛅ 14 °C
Auf dem Weg zurück in den Süden Finnlands wollen wir Häfen anlaufen, die wir auf der Hinfahrt ausgelassen haben. Dazu gehört auch Reposaari. Der kleine Ort auf der atollartigen Halbinsel vor Pori ist sehr überschaubar und der Hafen liegt mächtig geschützt in einer Lagune mit mehreren Wellenbrechern. Die scheinen wohl notwendig zu sein. Denn Reposaari liegt recht exponiert, ohne Inseln drumherum. Lediglich ein großer Windpark durch den sogar unsere Route führt umgibt die Halbinsel. Und wo es Windräder gibt, gibt es wohl auch ausreichend Wind. Hm. Jedenfalls freuen wir uns, neues kennen zu lernen. Im Gegensatz zu den andern nördlicheren Häfen fühlen wir uns hier richtig willkommen und dürfen sogar längsseits liegen anstatt an der Heckboje mit dem wackeligen in die Jahre gekommenen Steg. Der etwas shabby daher kommende Hafen hat dennoch seinen Charme. Das Hafencafé ist total verbaut, aber es bietet von allen Seiten gemütliche Sonnenplätze sowie Windschutz (!) samt Sommerparty-Schummer-Beleuchtung. Sogar wenn das Café geschlossen ist, darf kann man sich irgendwo „rein“ setzen. Wir mögen die Merilokku Marina jedenfalls auf Anhieb.
Die Fahrt hierher war gefüllt mit gemischten Gefühlen. Schließlich haben wir eine andere Richtung als gewünscht eingeschlagen. Wir haben dann ausreichend (bei 10 Stunden Fahrt hat man ja ausreichend Zeit) analysiert, was hinter dem ganzen Gefühlschaos steckt und sind auf folgendes gekommen: Ich bin eher der Draufgänger: höher, schneller, weiter. Habe ich ein Ziel erreicht, feiere ich weder mich noch das Ziel ausgiebig, sondern bin schon beim nächsten Thema. Das ist anstrengend für alle Beteiligten, weil die immer das Gefühl haben „hinterher“ zu sein - und für mich genau so, weil ich mich ja selbst immerzu antreibe. Und da mir „niemand“ auf die Schulter klopft und sagt, dass ich das toll gemacht habe, renne ich weiter. Außer natürlich Jürgen, der muss das ja schließlich, ist ja mein Mann. Dabei ist es so einfach: ich darf lernen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, anstatt nach Anerkennung anderer zu buhlen. Gleichzeitig habe ich Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und sie dann auch zu tragen. Es auszuhalten, dass jemand anderer Meinung ist. Ich möchte Fehler vermeiden. Das ist eine Challenge, die ich immer verliere. Da habe ich gerade wieder Richard im Ohr: „ Hurra, ich habe einen Fehler gemacht“. Von ihm habe ich das erste mal gehört, dass man Fehler auch feiern kann. Ein großer Dank an Richard.
Jürgen im Gegensatz ist vorsichtig. Bevor er etwas macht, überlegt er sich ganz genau, was das in der Konsequenz bedeutet. Alles wird bis ins letzte Detail recherchiert und detailliert betrachtet. Und natürlich gibt es immer Pläne B, C und manchmal auch D. Und wenn sich etwas schwer anfühlt, handelt er und schlägt eine leichtere Richtung ein. Das hat sich bewährt, denn dann macht das, was man tut, viel mehr Spaß. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn diese 2 Welten aufeinander treffen! Das ist dann wie, wenn der stürmische Westwind über das beschauliche Reposaari fegt. Die Wogen wogen und glätten sich wieder. Das haben wir dann auch 2 Tage erlebt. Wo es danach hingeht? Na, immer weiter - oder auch wo anders hin. Hauptsache, es fühlt sich gut an.Read more
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- Day 80–85
- June 26, 2025 - July 1, 2025
- 5 nights
- Altitude: 2 m
FinlandRauma61°8’26” N 21°28’23” E
Heimatgefühle in Rauma
Jun 26–Jul 1 in Finland
Ja, wir sind wieder nach Rauma gefahren. Wir sind sogar mit unserem Code Zero hingesegelt; und wie schön. Mit 4-8 Knoten Wind sind wir 3-6 Knoten geseglt. Das war sensationell. Es war so beschaulich und ohne Welle ist unsere Dicke Lady durchs Wasser geglitten. Das war reinstes Seelenfutter.
Für die nächsten Wochen haben wir uns ganz doll vorgenommen, all unser Equipment zum Einsatz zu bringen und unsere Skills zu verfeinern. Und da gehört der Code Zero auch dazu. Seit er im vorletzten Jahr beim Bergen einen Riss abbekommen hatte, war er nicht mehr richtig im Einsatz. Im letzten Jahr haben wir ihn mit Mara kurz ausprobiert, ob alles funktioniert und dann ist er tief unten in der Backskiste verschwunden.
Rauma deswegen, weil wir zum einen keinen besser „neuen“ Hafen gefunden haben, der uns beim (wieder mal) kommenden Starkwind guten Schutz bietet und zum anderen, weil wir bequem waren. Im Rauma wussten wir, was wir bekommen! Obwohl nicht viel Zeit vergangen war - gerade mal 12 Tage - seitdem wir den Hafen nordwärts verlassen haben, fühlt es sich viel länger an. Wir dachten in der Hochsaison wird es schwierig in dem beliebten Hafen einen Platz zu bekommen, trotzdem spekulierten wir wieder auf den gut geschützten Liegeplatz hinter dem Hafencafé. Zu unserer Überraschung waren die Gastliegeplätze spärlich belegt und in dem Moment, als wir die Hafeneinfahrt passiert haben, hat tatsächlich ein Segelboot „unseren“ Liegeplatz hinter dem Café frei gemacht. Wir haben uns gefreut wie Bolle. Da kommen gleich so was wie Heimatgefühle auf. Bekannter Hafen, gleicher Liegeplatz. Sogar auf die gut besuchte, gemischte Sauna haben wir uns gefreut. Getoppt wurde unsere Freude mit Saunagutscheinen - für jeden Tag, für 2 Personen. Das ist mal eine netter Zug.
Auf dem Markt wurde wieder frisches Gemüse verkauft und das beste Sauerteig-Brot, das wir je gegessen hatten. Das gibt es alles in Rauma. Jürgen hat ein Waffelhaus mit Holzofensauna und Meerzugang ausfindig gemacht und da haben wir unseren 29. Hochzeitstag verbracht. Google führte uns einen spektakulären Weg durch den Wald. Die Sauna hatten wir ganz für uns und wir haben uns sogar ins Wasser zum Abkühlen (14 Grad) gewagt. Danach gabs noch eine glutenfreie und vegane Waffel. 😋
Mit etwas Bangen beobachteten wir die Wetterlage für die nächsten Tage.. Ein Riesen-Tief mit Sturmböen kündigte sich an. Bis zu 60 Knoten in den Böen waren die Berechnungen in den Prognosen. Die ganze Finnische Küste sollte betroffen sein.
Guter Rat war also teuer. Noch mal 3 Tage in Rauma bleiben? Weiter fahren? 3 Tage vorher hat man noch genug Zeit, sich zu bewegen und einen sicheren Hafen anzulaufen. Doch wohin. Beide hatten wir großen Respekt. Man will sich ja richtig entscheiden.
Nach hitzigen Diskussionen und langem Hin und Her, haben wir uns dazu entschlossen, abzulegen, um nach Uusikaupunki zu fahren. Noch mal ein Hafen den wir kannten, aber eigentlich den Ort dazu nicht so gut fanden. Jedoch dachten wir uns diesmal, dass der Hafen uns den besten Schutz bieten kann.. Das war Grund genug ihn anzulaufen. Mal sehen, ob die Rechnung auch aufgeht.Read more
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- Day 85–88
- July 1, 2025 at 12:47 PM - July 4, 2025
- 3 nights
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 12 m
FinlandUusikaupunki60°47’53” N 21°24’19” E
Uusikaupunki 2.0 - Orkanstimmung
Jul 1–4 in Finland ⋅ ☀️ 18 °C
Seit Tagen schon haben wir die Wetterentwicklung für die nächsten fest im Blick. Sieht jedenfalls nach viel Wind aus, der da auf uns zukommt. Daher haben wir uns dazu entschieden in einen Hafen zu gehen, den wir bereits kennen, und der guten Schutz vor Starkwind bietet. Unsere Wahl fiel auf Uusikaupunki. Wieder in einen Hafen zu kommen, in dem man schon mal war, fühlt sich immer ein bisschen wie heimkommen an. Uusikaupunki empfing uns nach einem herrlichen Segeltag mit Sonnenschein und kurze Hosen Wetter. Das erste Mal seit wir in Finnland sind, gab es sogar 2 Sommertage am Stück. Einziger Wermutstropfen: Der angekündigte Starkwind hatte sich mittlerweile in ein formidables Sturmtief verwandelt, das über ganz Finnland hinwegziehen sollte.
Man hofft ja immer, dass dann doch alles anders kommt. Dieses Mal war es das Gegenteil. Aus dem Sturmtief war mittlerweile ein Orkantief geworden mit angekündigten Windstärken bis 60 kn, also Windstärke 12, mehr gibt es nicht auf der Skala. Die Warnstufen kletterten von gelb über orange bis tiefrot. Zumindest für das Gebiet rund um Uusikaupunki. Die Radio- und Fernsehkanäle überschlugen sich fast mit Weltuntergangsbotschaften. Hatten wir uns doch falsch entschieden? Denn für da, wo wir herkamen, Rauma, sah es nach deutlich weniger Sturm aus.
Am Morgen des Sturmtages wachten wir mit Sonne auf, null Wind, die See glatt wie ein Spiegel. Friede pur. Das ist dann der Moment, wo man denkt, das alles nur ein Rechenfehler der Meteorologen war. Dann gegen Abend die ersten sanften Böen, und plötzlich verwandelt sich der bislang friedliche Hafen in pure Geschäftigkeit. Zusätzliche Leinen werden ausgebracht. Weitere Heckbojen gekapert. Alles was wegfliegen oder im Wind umher schlagen könnte, wird akribisch begutachtet und gesichert. Mittlerweile stehen 30 kn im Hafen. Aus Südwest! Angekündigt war Nordwest, was uns mehr Schutz bieten würde. Weitere Leinen werden an Land oder von Boot zu Boot gelegt. Das Wasser steigt pro Stunde um 10 cm. Ich sehe uns schon um Mitternacht über die Mole hinweg ins Hafencafe treiben. Die Böen liegen mittlerweile bei 40 kn, Ahyoka wird ordentlich durchgeschaukelt. Die Leinen ächzen. Gegen 23 Uhr geht Andreja ins Bett. Ich bleibe wach. Wenn das Wasser weiter steigt, müssen die Leinen mehr lose gegeben werden. 0.00 Uhr, Der Wind dreht endlich auf Nordwest. Obwohl der Sturm draußen weiter zulegt (50 kn Mittelwind, Böen noch darüber) kommt jetzt im Hafen nicht noch mehr an. Das Wasser hört sogar auf zu steigen. In unserer Wind-App sehe ich, dass das Zentrum des Orkans nun doch etwas nördlicher durchzieht. In Kylmäpihlaja, wo wir noch vor kurzem gelegen hatten, wird die stärkste Böe mit 115 km gemessen. Krass. Alles richtig gemacht. 1.30 Uhr. Das Wasser geht langsam zurück. Ich beschließe, noch mal raus zu gehen und alle Leinen zu checken und anzupassen. Nicht so einfach, wenn es wie wild wackelt. Geschafft. Ordentlich durchgeschüttelt komme ich ins Boot zurück und laufe gerade Andreja in die Arme. Sie dachte, ich wäre ins Hafenbecken geplumbst. Da der Wind weiter dreht und wir so immer mehr in die Abdeckung der Gebäude kommen, wird es ruhiger. Ich beschließe auch ins Bett zu gehen. Gibt nichts mehr zu tun, den Rest schafft Ahyoka alleine. Noch kurz vor dem Einschlafen denke ich, wie schön ruhig nur noch 30 kn Wind wirken können. Und gut, dass wir uns für den richtigen Liegeplatz im richtigen Hafen entschieden haben, Gute Nacht, mein lieber Orkan.Read more

TravelerWow, was für ein Erlebnis! (sagt man dann, wenn alles gut gegangen ist) Jetzt kommt hoffentlich wieder Sommer 🙏🏖️😎
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- Day 88–90
- July 4, 2025 - July 6, 2025
- 2 nights
- 🌬 13 °C
- Altitude: Sea level
FinlandKustavi60°36’51” N 21°10’41” E
Katanpää - wilde Schönheit
Jul 4–6 in Finland ⋅ 🌬 13 °C
Ab jetzt beginnt das Inselhopping. Wir sind im Turku- Archipelago angekommen. Jetzt müssen nur noch die Temperaturen steigen und die Sonne scheinen, dann ist es perfekt. Am Freitag Abend nach dem Sturm, als der Wind allmählich nachgelassen hat, haben wir abgelegt. Die Hoffnung, mit dem NW Wind noch gut segeln zu können ging leider nicht auf, da der Wind schon auf SW gedreht hatte. So liefen wir unter Maschine. Trotzdem waren wir froh, abgelegt zu haben, denn die darauf folgenden Tage versprachen nur Südwind. Und wir wollen ja nach Süden,
Vorfreude kam über uns, haben wir doch schon so viel gutes über diesen Ort gehört. Wir waren neugierig. Katanpää war früher eine Festungsinsel. Anfang des 20. Jahrhunderts hat Zar Nikololaus II eine Art „Festungskette“ entlang der Küste errichtet, wovon Katanpää ein Teil war. Finnland war jahrhundertelang ein Teil Schwedens, geriet dann zunehmend unter den Einfluss des russischen Kaiserreiches und wurde diesem 1809 als „Großfürstentum Finnland“ einverleibt. Nach der finnischen Unabhängigkeit 1917 wurde Katanpää zunächst zu einem Gefängnis samt Steinbruch, und später zu einem wichtigen Standort für die finnische Marine. Seit 2012 ist die Insel nun für den Tourismus frei gegeben. Noch heute kann man die militärischen Gebäude, wie Bunker, Kanonen und Beobachtungstürme besichtigen. Und, noch spektakulärer: hier haben wir die ersten wilden Blaubeeren und Walderdbeeren des Jahres gefunden und gleich in den Bauch gepackt.
Wir haben die Zeit in Katanpääs steiniger und wilder Schönheit sehr genossen. Aber ganz ohne Regen machen wir es dieses Jahr einfach nicht. Bei Sonne angekommen, regnete es am nächsten Tag gleich Bindfäden. Weiterhin üben wir uns in Flexibilität und Dankbarkeit. Das Wetter immer so zu nehmen, wie es kommt, ist immer wieder auf’s Neue eine intensive Übung.Read more
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- Day 92–93
- July 8, 2025 - July 9, 2025
- 1 night
- 🌩️ 16 °C
- Altitude: 8 m
FinlandKustavi60°29’43” N 21°26’31” E
Saunagespräche in Kustavi-Peterzéns
Jul 8–9 in Finland ⋅ 🌩️ 16 °C
Inselhopping pur. Gegen den Wind beschließen wir, nur ein kleines Stück in den nächsten Hafen zu motoren. Irgendwie fühlt es sich so an, als würden wir in diesem Jahr überhaupt sehr, sehr viel das Eisensegel, also die Maschine nutzen. Egal, unser nächster Hafen wird Lootholma sein, und wir freuen uns schon. In der 5 Sterne Marina waren wir bereits mit Mara, so mussten wir nicht zweimal überlegen, wo es hin gehen soll. Wir sehnten uns nach gepflegten, sauberen sanitären Anlagen und auch danach, mit einer sagenhaften Sauna in den Tag zu starten.
In Finnland ist es recht unüblich, schon morgens in die Sauna zu gehen. Für viele Finnen ist der Saunagang ein Abendritual. Da kommt die Familie zusammen und man redet über die Tagesereignisse. Und wer immer behauptet, Finnen reden nicht gerne, der soll hier bitte mal in die Sauna gehen. Wir jedenfalls lieben es und feiern es jedes Mal, wenn ein Hafen Morgensauna anbietet.
Nach 2 Nächten in Lootholma haben wir uns dann weitere 3 sm südlich nach Kustavi Peterzéns verholt, so heißt der Hafen bei Paratulla bei allen Einheimischen. Es ist ganz interessant, mit den besten Tipps kommt Jürgen immer nach der Sauna zurück. Die Männer kommen meist recht leicht miteinander ins Gespräch. Sei es, weil die Männer neugierig sind, wo wir herkommen, oder weil wir so ein besonderes Boot haben. In der Frauensauna kommen selten Gespräche zu Stande. Meistens liegt das jedoch daran, dass viele Frauen kaum oder schlecht englisch sprechen. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich das verstanden hatte. Aber in Lootholma bin ich dann tatsächlich mit einer Frau ins Gespräch gekommen und konnte dann auch mal mit einem Hafentipp glänzen. Iniö soll schön und gut geschützt sein. Mal sehen, ob wir da auch mal landen. Unsere Pläne führen uns jedenfalls erstmal ostwärts.Read more























































































































































































































































TravelerIch wünsche euch eine wunderschöne Saison … !!!