• Uusikaupunki 2.0 - Orkanstimmung

    1–4 июл., Финляндия ⋅ ☀️ 18 °C

    Seit Tagen schon haben wir die Wetterentwicklung für die nächsten fest im Blick. Sieht jedenfalls nach viel Wind aus, der da auf uns zukommt. Daher haben wir uns dazu entschieden in einen Hafen zu gehen, den wir bereits kennen, und der guten Schutz vor Starkwind bietet. Unsere Wahl fiel auf Uusikaupunki. Wieder in einen Hafen zu kommen, in dem man schon mal war, fühlt sich immer ein bisschen wie heimkommen an. Uusikaupunki empfing uns nach einem herrlichen Segeltag mit Sonnenschein und kurze Hosen Wetter. Das erste Mal seit wir in Finnland sind, gab es sogar 2 Sommertage am Stück. Einziger Wermutstropfen: Der angekündigte Starkwind hatte sich mittlerweile in ein formidables Sturmtief verwandelt, das über ganz Finnland hinwegziehen sollte.

    Man hofft ja immer, dass dann doch alles anders kommt. Dieses Mal war es das Gegenteil. Aus dem Sturmtief war mittlerweile ein Orkantief geworden mit angekündigten Windstärken bis 60 kn, also Windstärke 12, mehr gibt es nicht auf der Skala. Die Warnstufen kletterten von gelb über orange bis tiefrot. Zumindest für das Gebiet rund um Uusikaupunki. Die Radio- und Fernsehkanäle überschlugen sich fast mit Weltuntergangsbotschaften. Hatten wir uns doch falsch entschieden? Denn für da, wo wir herkamen, Rauma, sah es nach deutlich weniger Sturm aus.

    Am Morgen des Sturmtages wachten wir mit Sonne auf, null Wind, die See glatt wie ein Spiegel. Friede pur. Das ist dann der Moment, wo man denkt, das alles nur ein Rechenfehler der Meteorologen war. Dann gegen Abend die ersten sanften Böen, und plötzlich verwandelt sich der bislang friedliche Hafen in pure Geschäftigkeit. Zusätzliche Leinen werden ausgebracht. Weitere Heckbojen gekapert. Alles was wegfliegen oder im Wind umher schlagen könnte, wird akribisch begutachtet und gesichert. Mittlerweile stehen 30 kn im Hafen. Aus Südwest! Angekündigt war Nordwest, was uns mehr Schutz bieten würde. Weitere Leinen werden an Land oder von Boot zu Boot gelegt. Das Wasser steigt pro Stunde um 10 cm. Ich sehe uns schon um Mitternacht über die Mole hinweg ins Hafencafe treiben. Die Böen liegen mittlerweile bei 40 kn, Ahyoka wird ordentlich durchgeschaukelt. Die Leinen ächzen. Gegen 23 Uhr geht Andreja ins Bett. Ich bleibe wach. Wenn das Wasser weiter steigt, müssen die Leinen mehr lose gegeben werden. 0.00 Uhr, Der Wind dreht endlich auf Nordwest. Obwohl der Sturm draußen weiter zulegt (50 kn Mittelwind, Böen noch darüber) kommt jetzt im Hafen nicht noch mehr an. Das Wasser hört sogar auf zu steigen. In unserer Wind-App sehe ich, dass das Zentrum des Orkans nun doch etwas nördlicher durchzieht. In Kylmäpihlaja, wo wir noch vor kurzem gelegen hatten, wird die stärkste Böe mit 115 km gemessen. Krass. Alles richtig gemacht. 1.30 Uhr. Das Wasser geht langsam zurück. Ich beschließe, noch mal raus zu gehen und alle Leinen zu checken und anzupassen. Nicht so einfach, wenn es wie wild wackelt. Geschafft. Ordentlich durchgeschüttelt komme ich ins Boot zurück und laufe gerade Andreja in die Arme. Sie dachte, ich wäre ins Hafenbecken geplumbst. Da der Wind weiter dreht und wir so immer mehr in die Abdeckung der Gebäude kommen, wird es ruhiger. Ich beschließe auch ins Bett zu gehen. Gibt nichts mehr zu tun, den Rest schafft Ahyoka alleine. Noch kurz vor dem Einschlafen denke ich, wie schön ruhig nur noch 30 kn Wind wirken können. Und gut, dass wir uns für den richtigen Liegeplatz im richtigen Hafen entschieden haben, Gute Nacht, mein lieber Orkan.
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