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  • Day 147

    Verschnaufpause in Almeria

    November 20, 2023 in Spain

    Gestern, den 20.11., näherten wir uns unter Motor erstmals mit unserem Boot dem spanischen Festland, und die Gegend von Almeria kam in Sicht. Weil die Stadt an sich mehr zu bieten hat als Almerimar, und weil wir in Almerimar wegen der verzögerten Ankunft unserer neuen Lithium-Akkus eh’ noch länger abhängen müssen, strebten wir den Hafen von Aguadulce neben Almerimar an. Die Dame auf Kanal 09 redete wiederholt etwas von „Auswahl zwischen Warten am Tankkai und einem Liegeplatz im „Break-Water Bereich“….was um Himmels Willen war breakwater? Jetzt wissen wir es, da wir diese Variante gewählt haben: gleich rechts nach dem Marinaeingang, wo die „Brecher“ noch ziemlich gut hinlangen….Aha. Das ist also „breakwater“! Aber da der Wind später gegen Null gehen würde, und wir nicht nochmal den Platz wechseln wollten, blieben wir dort.
    Eine schöne, gepflegte Marina (Marina deportivo Aguadulce) mit guten Duschen mit ordentlich heißem Wasser ohne Zeitabschaltung nach 12 Sekunden, wie in Mahón..🙈.
    Entlang der Marina flaniert wurde schnell klar: für die Spanier ist Mitte November Winter, und 85% der Restaurants sind schon in demselben Schlaf versunken. Ein Pizzarestaurant sollte um 19.30 Uhr öffnen. Jetzt war es 18.45 Uhr, was tun? Von den Bars haben komischerweise noch zahlreiche geöffnet: also rein zum Gin-Tonic für 7,- Euro - , und ungelogen mit reichlich Gin, der am Tisch aus der Originalflasche eingefüllt wurde. Auch die Pizza danach war lecker, zum Abschluss gab‘s Tiramisu und danach einen Limoncello gratis… tja, jede Mittelmeerregion hat so ihre Spezialitäten, die man lieben gelernt hat 😍.
    Heute war sightseeing in Almeria auf der Agenda. Der öffentliche Bus brachte uns die 11 km rüber. Der Preis war 1,15 Euro pro Person. Als Erstes gingen wir zur Kathedrale (Catedral de la Encarnación). Das unübersehbare Bauwerk ist deutlich breiter als hoch und vereint viele Baustile wie gotische, barocke, klassizistische und Renaissance Elemente. Sie erinnert mehr an eine mittelalterliche Festungsanlage denn an einen Sakralbau. Aber sie sollte ja auch als Schutzwall gegen Piraten und Raubüberfälle der Berber dienen. Sie verfügt deswegen auch über Zinnen und Schießscharten. In den vier mächtigen Türmen, die das Hauptportal flankieren, lagerten früher Kanonen. Im Inneren sind neben der Größe und den aufstrebenden gotischen Pfeilern und Verzierungen der Chor mit 74 aus Walnussholz geschnitzten Sitzen mit beeindruckenden Verzierungen mit Abbildungen von Heiligen erwähnenswert, außerdem der Sarkophag des hl. Valentin und der barocke Aufsatz des Hochaltares.
    Eine kleine Erfrischung gönnten wir uns mit Blick auf die Festung im „Café-Bar Mirador de la Alcazaba“. Es gab leckere Tapas, Bier, Capucchino, und für Uwe einen Crêpe mit Nutella (1 Tapa mit 1 Getränk 4 Euro). Unbedingt einen Besuch wert ist sie, die ehemalige maurische Festung Alcazaba. Sie wurde im 10. Jahrhundert von einem maurischen Kalifen erbaut und bis ins 15. Jh von muslimischen Statthaltern genutzt. Die gesamte Anlage ist sehr weitläufig und nach der Alhambra die zweitgrößte maurische Festung Spaniens. Der Zustand des Gebäudes ist sehr gut, natürlich wurde viel renoviert, und kaum etwas ist wahrscheinlich original. Für EU-Bürger ist der Besuch übrigens umsonst. Uwe meinte, wir hätten die Instandhaltung als EU-Bürger eh schon zur Genüge mitfinanziert…. Schmunzel, schmunzel. Interessant war auch ein Grüppchen von Archäologen.innen (😂) zu beobachten, die im aktuell abgesperrten Bereich sorgfältig nur mit großen Bürsten als Werkzeug an Mauerresten herumkehrten.
    Nachdem wir den grandiosen Ausblick zwischen die Zinnen hindurch und von Türmen herab auf die Stadt und das Meer erschöpfend genossen hatten, machten wir uns allmählich auf in Richtung Bushaltestelle. Es waren ja noch 20 Minuten Fahrtzeit zu erwarten. Vorher statteten wir den „Cable Inglès“ noch einen kurzen Besuch ab: das ist ein Pier, der von 1904 bis 1970 als Erz- Verladerampe diente. Bei ihrer Inbetriebnahme war die Anlage, erbaut vom schottischen Betreiber der Erzgruben in der Nähe, eine der größten dieser Art im Mittelmeerraum. Die Verladeeinrichtung wurde nach jahrzehntelangem Verfall viele Jahre restauriert und erst im April 2023 wieder für Besucher geöffnet: Sie bestand aus zwei Erzsilos mit je 20 Trichtern. Die Erzzüge erreichten über eine steile Rampe die Oberseite der Struktur, von wo sie das Erz in die darunterliegenden Trichter entluden. Über eine Rutsche konnte das Erz dann allein durch Schwerkraft in die Schiffe verladen werden.
    Ein interessanter Novembertag mit viel Sonne. Wenn diese jedoch untergeht wird es recht kühl, und wir waren heilfroh, Jacken dabeizuhaben, v.a. da der Bus 30 Minuten auf sich warten ließ.
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