• .... ohne Worte ....😍
    Uwe wieder einmal beim Bergen des Leichtwindsegels. Der Bergeschlauch wird in Backskiste abgesenkt4 Zeitzonen zu je 1 Stunde haben wir durchquert.

    Überfahrt in die Karibik, Tag 21

    February 18, 2024, Nordatlantik ⋅ ⛅ 28 °C

    Etmal: 145 sm, Wind 4 - 5 Bft., sonnig , 27°C, zurückgelegt 2.859 sm, geplant noch 133 sm

    Nachtrag zum letzten Footprint: es war ein großer Frachter mit über 200 m Länge! Auf dem Schnappschuß vom Bildschirm erkennt man das AIS Signal, das grüne Dreieck zeigt auch an, in welche Richtung das „Objekt“ fährt, also dass es bereits vorbei ist und kein Kollisionskurs besteht. Der rötliche Fleck vor dem grünen Dreieck ist das Radarsignal. Das ist unabhängig logischerweise von GPS, stimmt aber durch Übereinanderlegen der Ebenen schön überein. Das bedeutet für uns, dass auch Objekte, die kein AIS haben, für uns erkennbar sind. Fischerboote haben das öfters nämlich nicht…

    Kurz vor Mitternacht übernehme ich meine Schicht. Bei Doris ist alles gut gelaufen. Wind nicht über 20 kn und die Richtung stimmt einigermaßen. Ich weiß nicht wer hier die Fäden zieht, aber genau zu meinem Schichtbeginn nimmt der Wind zu und dreht weiter auf Nord. Das ist ungünstig, ich kann den Kurs nicht mehr halten. Es geht jetzt eher auf Barbados denn Richtung Martinique. Ich ändere den Kurs, habe jetzt 35° Abweichung. Der Autopilot, sonst die Ruhe in Person, hat schwer zu kämpfen. Die Wellen haben zugenommen, und es sind jetzt unangenehmere kurze Wellen. Wir werden manchmal richtig hin und her geschmissen. Und da passiert es, das Segel fällt ein, zu weit vom Kurs abgekommen. Es rappelt sich wieder auf. Zum Glück knallt es nicht so sehr. Inzwischen habe ich 25 kn auf der Geschwindigkeitsanzeige gesehen. Ich muss den Kurs wieder zurück nehmen, das Segel muss stabil bleiben, sonst geht es kaputt. Lieber am Tag bei weniger Wind etwas anluven (mehr in den Wind gehen). Es klappt tatsächlich, das Segel bleibt jetzt stabil. Hoffentlich nimmt der Wind jetzt nicht noch mehr zu. Ich stelle mich innerlich schon auf eine lange Nachtschicht ein, denn Doris möchte ich bei diesen wechselhaften Windbedingungen nicht alleine lassen. Ich sitze oben am Steuerstand und hole mir eine Decke, es wird doch ein bisschen kühl hier im Wind.
    Der Wettergott hat aber schließlich ein Einsehen mit mir. Nach zwei Stunden lässt der Wind nach und dreht auf Ost. Doris kommt halb drei zu ihrer Wache und ich kann bei guten Bedingungen übergeben, bitte sie aber, mich zu wecken, wenn der Wind wieder stärker werden sollte. Ich kann durchschlafen, der Wind meint es gut mit mir. Auch am Tag kommen wir gut voran

    Ein weiteres Erlebnis auf dieser Überfahrt ist für uns auch eindrucksvoll gewesen: wir haben auf dieser Meeresüberquerung mehrere Zeitzonen durchfahren. Eine Zeitzone ist normalerweise 15 Längengrade breit. Auf unserer Überfahrt müssen wir viermal die Zeit um eine Stunde zurückstellen. V.a. morgens spürt man jeden Tag, dass es später hell wird und die Sonne später aufgeht. Wir mögen das, es vermittelt uns das direkte Erleben unserer langsamen aber stetigen Fortbewegung auf der Erdkugel.
    Außerdem können wir uns den genauen Zeitpunkt des Uhrenumstellens selbst aussuchen, da wir ja keine Termine haben, wo wir zeitgenau erscheinen müssen. Natürlich möchte jeder von uns am liebsten, dass in seiner Nachtwache die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden 😜, aber das wäre ja ungerecht. So machen wir es nach Übereinkunft und wenn wir Lust und Laune haben irgendwann tagsüber. Man merkt dabei, dass die menschliche Zeiteinteilung doch was recht Willkürliches, aber für ein reibungsloses zivilisiertes Zusammenleben an Land Notwendiges ist.

    Kurz vor Sonnenuntergang an diesem Tag nehmen wir das Levante rein. Es sind in Böen bis 27 kn vorhergesagt und den Stress der letzten Nacht möchte ich nicht noch einmal haben.
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