• Abenteuerliche Canyonwanderung

    23. september 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute hatte ich nicht weit zu fahren und so kamen wir schon gegen zwei Uhr an unserer Unterkunft an. Mitten im Grünen gelegen, wie herrlich. Ein großes Zelt war da errichtet mit festlich gedeckten Tischen. Eine kurze Unterredung ergab dann jedoch, wir könnten hier nicht bleiben. Das Haus sei restlos ausgebucht, für eine Hochzeit seien alle Plätze reserviert. Wir bekämen eine andere Bleibe auf der anderen Seite von Boulder, ungefähr 20 km entfernt. Wir waren echt traurig, hatten uns doch schon auf dieses herrliche Plätzchen gefreut. Es half aber nichts. In der Hoffnung, dass unsere neue Unterkunft auch im Grünen lag, fuhren wir weiter. Hier angekommen trafen wir auf ein älteres offenbar Latino-Pärchen. Eine Rezeption oder Ähnliches ließ sich nicht ausmachen zwischen den Scheunen und zwei stattlichen Ferienhäusern am Ende eines Feldweges. Die hilfsbereiten Leute kannten zum Glück die Nummer der Eignerin mit der Doris auch schon telefoniert hatte, und so konnten wir mit ihr alles weitere besprechen. Die Unterkunft, ein Studio in einem der 2 Gebäude, war zwar erst einmal sehr schön, aber noch nicht gereinigt. Dies wurde aber kurz darauf von zwei netten Frauen erledigt. Wir hatten echt Glück, ein kleines Häuschen mitten in der sattgrünen Landschaft. Wir hörten Kühe und Vögel, die Sonne schien, was gibt es Schöneres. Wir verlängerten gleich um eine Nacht, und ich schob am nächsten Tag eine Wanderung durch einen Canyon in der Nähe ein.
    Plötzlich durchzuckt mich ein Gedanke. Vielleicht weil es Abends doch schon kühler werden konnte, dachte ich an meine Jacke, meine geliebte Jacke von Claudio Campione. Mir war irgendwie gleich klar, dass ich sie irgendwie hatte liegenlassen, ohne dass ich noch einmal im Koffer nachschauen musste. Ich hatte sie in Las Vegas in dem großen begehbaren Kleiderschrank vergessen. Oje oje ….
    Ich hatte schon kein gutes Gefühl gehabt, sie da hineinzuhängen, hatte mich aber damit beruhigt, dass wir bei der Abfahrt aus den Hotels immer nochmal einen gründlichen Rundgang zelebrieren. Diesmal war es aber wohl nicht so gewesen. Mir wurde jedenfalls gleich ganz übel. Ging es euch auch schon mal so, wenn ihr ein geliebtes Kleidungsstück verloren hattet? Meine liebe Doris hing sich jedenfalls gleich ans Telefon und rief im Hotel an. Die Rezeption konnte uns aber leider nicht weiter helfen und vom Housekeeping war keiner mehr zu erreichen. Doris schrieb noch eine Mail an das Hotel und sprach auf die Mailbox des Housekeeping, ansonsten musste das Thema bis zum nächsten Tag ruhen. Das machte die Sache jedoch nicht einfacher. Wir ließen uns den Abend aber nicht verderben und fuhren in ein sehr gut bewertetes Restaurant , wo ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Bisonsteak aß. Es war ein Genuss!
    Am nächsten Morgen gab Doris wieder ihr Bestes und erreichte nach mehrerem hin und her doch den Roomservice persönlich, und irgendwann wurde klar, dass an unserem Checkout Termin im Zimmer 732 eine Jacke und ein Hemd gefunden worden waren. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    Nun konnten wir zur Wanderung aufbrechen, die ich für diesen Tag herausgesucht hatte. Zuerst ging es vier Kilometer - es schien endlos - durch Steppe und Flussbett-Terrain. Es war schon recht warm, da wir einige Zeit durch das Telefonieren verloren hatten, und ich hatte etwas zu wenig zum Trinken eingepackt, also musste hier gehaushaltet werden. Irgendwann kamen wir dann an einem Canyon an, dem berühmten Zebra-Canyon. Leider war dieser mit Wasser gefüllt, es hatte ja vor zwei Tagen stark geregnet, so dass wir die eigentliche Attraktion nicht bestaunen konnten, schade. Was soll´s, die Wanderung war ja noch nicht zu Ende, mal sehen was da noch so kommen sollte, und es kam noch Einiges. Zuerst ging es durch ein schmales Stück „Slot Canyon“ mit Kletterpartie. Auf einer Hochebene standen wir vor einem Stacheldrahtzaun. Nachdem wir diesen kurzerhand überwunden hatten, fanden wir immer wieder komische runde schwärzliche „Steinkugeln“. Doris scherzte „es ist bestimmt versteinerte Bisonsch…. !“ Es war aber sicherlich keine. Irgendwelche runden Steine, und wenn sie zerbrochen waren, hatten sie einen helleren Kern und eine dunklere Aussenschicht. Wir wissen bis heute noch nicht was es war. Jedenfalls schwerer als Stein.
    Dann ging es wieder hinab und der nächste Canyon wartete auf uns. Auch hier war natürlich der Regen durchgegangen und es dauerte nicht lange und wir mussten die Schuhe ausziehen, da der Weg unter Wasser stand. Kaum hatte wir die Füße abgetrocknet und die Schuhe wieder angezogen kam die nächste Wasserstelle, also dasselbe von vorn. Es gab keine andere Möglichkeit und umkehren war auch keine gute Option. Diesmal ließen wir gleich die Schuhe aus und das war gut so, denn es sollte noch schlimmer kommen. Der Canyon wurde immer enger, und ich ahnte schon was auf uns zu kam. Nach der nächsten Ecke kam wieder Wasser, diesmal aber nicht nur knietief. Ich zog meine Hose aus, aber das reichte nicht. Ich sagte zu Doris: „hier müssen wir uns nackig machen“. gesagt getan. ich schritt voran und sagte Doris, sie möge sich beeilen, da ich schon Stimmen hinter uns gehört hatte. Langsam watete ich durch das Wasser, an der tiefsten Stelle ging es bis zum Bauchnabel, und dann hatte ich es geschafft. Doris kam auch bald hinterher, Gott sei Dank war der nicht sichtbare Untergrund glatt und sandig. Am Ausgang schien die Sonne und wir ließen uns erst einmal trocknen. Handtücher hatten wir natürlich nicht dabei… Wir machten es uns auf einem Stein bequem und aßen erst einmal eine Banane und tranken vom knappen Wasser. Dann hörten wir wieder Stimmen. Wir waren inzwischen trocken und zogen uns wieder an, als am Ausgang ein Pärchen erschien. Wir kamen natürlich gleich ins Gespräch. Sie mit deutscher Abstammung in Israel aufgewachsen, er ein Amerikaner aus Iowa. Sie hatten sich in Israel beim Studium kennen gelernt. Wieder eine sehr nette Begegnung und Gespräch von vielen die wir hier in den USA hatten. Der junge Biologiestudent rettete noch eine riesige Spinne - er meinte vlt. eine Tarantel - aus einer Wasserstelle. Der Weg zum Auto war dann leider wieder sehr beschwerlich, lang und eher eintönig, und wird Doris deshalb nicht in bester Erinnerung bleiben. Insgesamt war es aber doch wieder ein schönes Abenteuer.
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