• Ein Hurrikan kommt selten allein ..

    6. Oktober 2024 in den USA ⋅ 🌧 27 °C

    Schon auf der Fahrt von New Orleans Richtung Tallahassee wurden wir von sehr viel Regen begleitet, teilweise so stark , dass der Scheibenwischer in die höchste Stufe gestellt und die Geschwindigkeit stark reduziert werden mussten. Umso schöner war es die erste Etappe nicht so weit gewählt zu haben. Am nächsten Tag hielt sich der Regen zum Glück in Grenzen. Von Gainsville zu den Everglades kam das Nass von oben wieder zurück, die Straßen am Zielort waren teilweise schon überflutet. Bei der Ankunft goss es gerade wieder wie aus Kannen, so dass das Einchecken ins Hotel erst einmal warten musste. Barfuß wateten wir schließlich zur Rezeption in Everglades City.
    In den Everglades hatten wir eine Kanutour miterleben wollen, aber sollte es übermorgen morgen auch so feucht werden? Bei genauerem Studium des Wetters vor zwei Tagen hatte sich herausgestellt, dass ein starkes Tiefdrucksystem im Anmarsch war, mit der Gefah eines starken Sturmes. Das sollte dann auch so kommen. Als wir dies alles realisiert hatten, waren wir gerade auf der Höhe der Stadt Tampa, der Stadt, die es am schlimmsten treffen sollte. Aus dem Tiefdrucksystem bildete sich der Hurrikan Milton, der sich innerhalb 24 Stunden von einem Hurrikan der Klasse 1 zum Majorhurrikan der Klasse 5 entwickelte.
    Wir mussten nun beratschlagen, wie es für uns weitergehen sollte. Unsere Kanutour hatten wir vorsorglich schon von Montag auf Dienstag verschoben. Würde das Wasser noch höher steigen, hätten wir aber evtl. Probleme nach Miami, unserem Abflugsort am Donnerstag den 10.10., zu kommen. Schwierige Situation. Im Ort begannen schon die ersten Arbeiten zur Absicherung der Häuser, Sandsäcke wurden aneinandergereiht, die Gaststätten hatten fast alle schon geschlossen. Letztlich sagte der Veranstalter alle Kanu-Touren bis Mittwoch von sich aus ab, so gab es auch für uns kein Halten mehr.
    Ich buchte eine schöne kleine Ferienwohnung in Miami, und so machten wir uns schon montags auf Richtung Stadt. Eine Anfrage bei unserer Fluglinie für eine Umbuchung war leider erfolglos, alle wollten wegen des Hurrikan eher fliegen. Wir mussten also bis nach dem Durchzug des Sturmes ausharren. Was tun? Den Montag nutzten wir noch, um uns einen kurzen Eindruck vom Everglades Nationalpark zu verschaffen. Wir hofften auf etwas weniger Regen. Erst ging unser Wunsch nicht in Erfüllung, dann wurden uns aber doch noch zwei Stunden ohne Regen geschenkt. Wir fuhren hinunter bis zum südlichsten Punkt zum Ort Flamingo. Hier siedelten früher Menschen unter fürchterlich harten Bedingungen. Gemeint sind u.a. die Mücken. Wir erlebten dies am eigenen Leib bei einem kurzen Spaziergang : Innerhalb kürzester Zeit flogen mehrere Biester gleichzeitig direkt ins Gesicht und bohrten ihren Rüssel in die Haut. Schnell hatte ich einige Stiche im Gesicht und am Hals. Wir brachen den zweiten Erkundungsgang ab. Den ersten Trail - es führen immer so kurze Bohlenrundwege auf Stelzen über die Wasse/Graslandschaft - hatten wir noch relativ glimpflich überstanden. Der Besuch im Visitorcenter war da viel angenehmer. Hier wurde viel über Flora und Fauna der Everglades berichtet, u.a. wie man das amerikanische Krokodil vom amerikanischen Alligator unterscheidet ( man will ja schließlich wissen, wer einen gebissen hat); aber auch über die ersten Siedler, die damals hier lebten. Ständig trugen sie Rauchtöpfe gegen die Mückenplage bei sich.

    Am Mittwoch mussten wir unbedingt noch vier Dokumente für die Wiedereinreise nach Trinidad ausdrucken. Dies war uns in den ganzen acht Wochen nicht gelungen, da in keinem Hotel, in dem wir übernachteten, angeblich ein Farbdrucker vorhanden war 😳. Im Copyshop wurden wir dann vor neue Probleme gestellt. Die Prozedur verlangte, dass wir eine E-Mail mit dem File an eine E-Mailadresse schickten, die dann vom Drucker empfangen und ausgedruckt werden sollte. Das Problem, die Datei mit unseren Dokumenten war verschlüsselt und der Drucker konnte die gemailt Datei somit nicht lesen. Nach zwei Stunden hatte wir mit der gemächlichen Hilfe eines Mitarbeiters doch noch einen Weg zum Ausdruck gefunden. Doris wäre fast verzweifelt.
    Mittlerweile war es Nachmittag und wir fuhren noch einmal nach Miami Beach um den teuersten Eisbecher meines Lebens zu essen. Sage und schreibe 16 Dollar bezahlten wir für drei Kugeln Eis pro Person, irre. Dem Strand statteten wir auch noch einen kurzen Besuch ab. Hier konnte man schon die ersten Auswirkungen von Milton spüren. Sand wehte mit dem starken Wind durch die Luft. Starke Wellen liefen auf den Strand zu und brachen sich und Palmen bogen sich im Wind. Viele Schaulustige waren zugegen, aber nichts von Aufregung zu spüren. Auf dem Weg zum Hotel ging es noch bei Subway vorbei und rein, für das Frühstück musste ja auch gesorgt sein. Der Wind nahm allerdings hier nicht weiter zu, und so stieg unsere Hoffnung, dass am nächsten Tag unser Flugzeug pünktlich nach Trinidad abheben würde. Eigentlich stand dann zum Abendbrot noch McDonald’s auf dem Plan (wir hatten ja schon länger keinen Burger mehr zu uns genommen 🤣), der wurde aber kurzfristig geändert. Wir kehrten doch in die urige Kneipe im Hotel ein, eine typische amerikanische Sportsbar mit Blick auf 8 Bildschirme gleichzeitig. Zum Abschied gab es, wie sollte es anders sein, natürlich auch Burger, aber es war gemütlicher hier, und mit Bier vom Fass.
    Unser Flug sollte um 15:10 starten, und so hatten wir am Morgen alle Zeit der Welt. Ein Blick aus dem Fenster sagte uns, der Flug müsste pünktlich gehen, es gab kaum noch Wind. Und so kam es dann auch, kurz nach drei hoben wir Richtung Trinidad ab. Und die Dokumente zur Einreise waren auch am Checkin-Schalter unbedingt erforderlich gewesen, allerdings reichte die Version auf dem Handy aus 🙄. Aber wir wollten ja schon immer den Betrieb eines amerikanischen Copyshop kennenlernen…
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