• Segel gerissen, was nun?

    March 17 on the Bahamas ⋅ ☁️ 25 °C

    Heute nun sollte es weiter von den Turks and Caicos nach Gerorge Town auf Great Exuma gehen, nachdem wir uns gestern von unseren lieben Freunden verabschiedet hatten. Den Start hatte ich für gegen 14:00 Uhr festgelegt. Bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 6 Ktn sollte das genügen. Der Wind wehte auch schon ziemlich stark, so dass ich in meiner Berechnung unterstützt wurde. Die verbleibende Zeit nutzte Doris zum Backen von leckeren Zimtschnecken, und ich machte mich mit Tauchausrüstung an die Reinigung unseres Unterwasserschiffes. Um 14:00 Uhr ging der Anker auf, wir winkten nochmal zum Abschied zu Andrea und Pauli hinüber. Zuerst mussten wir durch die Untiefen des vorgelagerten Riffes, aber alles ging gut. Nun hieß es Segel setzen. Doch was war das? Der Wind hatte merklich nachgelassen und kam nicht aus der erhofften Richtung. Mit Gennaker und Groß segelten wir Richtung Nordkap der Insel Long Island. Ich konnte aber den Kurs mit dem Leichtwindsegel nicht halten, und so fiel ich etwas ab. Mit etwas über 4 Ktn waren wir außerdem viel zu langsam. Am nördlichen Ende von Crooked Island entschloss ich mich unser anderes Leichtwindsegel, das Oxley, zu setzten. Etwas zu früh, wie sich nach 15 min herausstellte. Der Wind frischte auf fast 16 Ktn und drehte in seiner Richtung seitlicher. Das wäre wieder passender Wind für Groß und Gennaker gewesen, aber die hatten wir ja gerade runter genommen. Was soll’s, mit unserem Levante machten wir auch gut Fahrt zwischen 7 - 8 Ktn. Der scheinbare Wind hielt sich dabei mit ca 13 Ktn. in Grenzen. 15 Knoten sollen hier laut Refftabelle nicht überschritten werden. So ging es in die Nacht hinein. Die Ankunftszeit an der Nordspitze verringerte sich wieder auf 4:00 Uhr morgens, und so lagen wir wieder im Plan.
    Kurz vor 21 Uhr gab es dann eine lauten Knall. Ich war gerade dabei gewesen, mich in die erste Schlafschicht zu verabschieden. Auf der rechten Seite am Niederhalter war unser Segel abgerissen und flatterte nun laut im Wind. Es mußte jetzt möglichst schnell geborgen werden, um durch das freie Flattern nicht noch mehr Schaden zu nehmen. Doris übernahm die Bootssteuerung und ich eilte aufs Vordeck, um den Bergeschlauch über den hin und her wehenden Stoff herunterzuziehen. Leider vergaß ich in der Eile das eine Ende der Bergeleine zu lösen und wunderte mich, warum ich den Bergeschlauch trotz Einsatz meiner ganzen Kraft plus Körpergewicht nicht herabzuziehen vermochte. So stark war ja der Wind nun auch wieder nicht mit ca. 15 Ktn. Wir hatten das Segel schon bei stürmischeren Bedingungen geborgen. Irgendwann realisierte ich meinen Fehler, und nach dem Lösen der Leine konnte ich die Schutzhülle gut über das beschädigte Segel ziehen und dann beides durch Lösen des Falls einholen. Es schmerzte uns unsäglich, dieses tolle Segel nun in zwei Teilen liegen zu sehen. Traurig setzten wir die Fock und wenig später noch das Großsegel, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. In der Dunkelheit ist das natürlich auch viel schwieriger als am Tag. Weit nach 22 Uhr verzog ich mich erschöpft ins Bett, wohl wissend, dass ich viel zu aufgewühlt war, um einschlafen zu können.
    Wir waren jetzt natürlich wieder komplett aus unserem Zeitplan gefallen und erreicht erst gegen 7 Uhr das nördliche Kap von Long Island.
    Nach der Halse ging es dann aber recht zügig mit am Wind Kurs Richtung George Town. Es hatten sich gleich vier Segelboote versammelt, die dem gleichen Ziel entgegenstrebten. Um 10:45 erreichten wir die Durchfahrt durch das Riff und um … 11:30 Uhr ankerten wir vor George Town um noch am gleichen Tag einzuklarieren.
    Wie konnte aber nun das Segel reißen? Die Windparameter wurden eingehalten. Was ich leider nicht beachtet hatte, war der seitliche Schwell. Da der Wind mit 100° grad ziemlich seitlich einfiel, machte sich dies natürlich auch am Segel bemerkbar. In den großen Wellen hatte sich das Boot mehrfach schnell auf die rechte Seite geneigt. Diese seitliche Beschleunigung, die zusätzlich zum normalen Wind hinzugerechnet werden muss, hat das Segel letztendlich nicht vertragen. Das seitliche Horn Steuerbord ist glatt oberhalb der Verstärkung abgerissen.
    George Town war hübsch und freundlich, das Einklarieren lief problemlos, das Supermärktchen hatte eine gute Auswahl zu nicht exorbitant hohen Preisen. Aber wir hatten erstmal keine Freude an nichts…. Doris hatte schon nachts, kurz nach dem Drama, an den Oxley Vertreter in Deutschland, Herrn Sven Mohr, von dem wir das Segel bezogen hatten, eine Eilmeldung mit Hilferuf ausgesandt. Würde er sich melden und helfen können?
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