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  • Day 10

    Passau

    April 13, 2021 in Germany ⋅ 🌧 4 °C

    Nach zwei Tagen mit beschwipstem Gefühl von Frühlingserwachen gehts nach Passau - einem Ort, bei dessen Lage man sich immer fragt, welche Drogen die Böhmisch-bajovarischen Siedler genommen hatten, um eine Stadt zwischen drei ständig über die Ufer tretenden Flüsse zu bauen. Naja, schön ist sie trotzdem und der Lockdown verhindert zumindest, dass man auf zu viele grantige bartzis trifft.

    Auf den fünf Stunden Fahrt gen Südost-Ost-Ost können wir uns nicht so richtig entscheiden, ob der Wechsel zwischen Graupel und Schnee Mitte April oder die Tatsache mehr beeindruckt, dass sich für uns die Strecke anfühlt als führen wir durch eine Provinz in einem uns unbekannten Land vor gar nicht allzu langer Zeit - oh sorry kurz in Karel Gott verfallen, muss an der Gegend liegen...

    Angekommen erwartet uns eine gespenstisch verwaiste Altstadt (ein Begriff, der in Passau wirklich zutrifft) und die Gewissheit, dass Kinderwagen scheinbar im 16. Jahrhundert noch nicht zum Standard gehörten, sonst hätte sich jemand bei der Bürgersteigplanung sicher nicht für 30 cm Breite und Kopfsteinpflaster entschieden. So bleibt uns nichts übrig als Alma Sänftenartig nach unten zu tragen bis wir am wunderschön in einem Hinterhof gelegenen Haus von Kristin und Basti ankommen.

    Und dann treffen auch die beiden kleinen Girls Paula und Alma aufeinander - das Treffen verläuft aber erstmal zögerlich, weil wegen Hunger, müde, pippi und so. Das ändert sich dann aber am nächsten Tag, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem bei Alma so langsam der Rotz im Kopf Überhand gewinnt und unser sonst so quirlig bis Hyperaktives Baby eher wirkt wie ein Wal, den man nur noch ab und zu mit etwas Wasser bespritzt, damit er es schafft, gerade noch die Vitalfunktionen aufrecht zu erhalten. Dazu zeigt sich - wieder mal - das Wetter grau und kalt wie ein Stück Titan... hebt die Laune auch nicht gerade. Einziger Lichtblick ist ein Apotheker, der mit solch einer guten Laune die Testabstriche in unsere Nasenuntiefen rammt, dass wir selbst vom Test ein Urlaubs Gefühl mitnehmen - irgendwie ja auch passend, ist schließlich unsere Eintrittskarte in ersehnte ferne Länder.

    Alma kann dieser Sehnsucht leider nichts abgewinnen und baut weiter merklich ab, dafür macht die Familie Weber noch das beste draus und beglückt uns mit leckerem Essen und einer nach Kristins vorher geschilderten Horrorszenarien überraschend gut gelaunten Paula. Nach längerer Überlegung verschieben wir die geplante Abreise um einen weiteren Tag - in der Hoffnung, dass Alma doch noch ihre Krankheit irgendwie rausschläft. Eine Nacht später, die vor allem durch Almas Darth Vader- ähnliche Geräusche diktiert werden, die eher nach Atem- Versuch als regelmäßiger Sauerstoffaufnahme klingen und einer Luftmatratze, die uns den letzten Nerv raubt, stehen wir statt ausgeschlafen am Rande des Wahnsinns - perfekte Voraussetzungen also für eine sechsstündige Autofahrt mit einem kranken Baby über zwei Landesgrenzen in Zeiten von Corona! Aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben und so machen wir uns am Morgen des 14. April auf den Weg Richtung Süden, übrigens der Tag, an dem die Titanic einen Eisberg rammte - also was soll schon schiefgehen. Servus und Andiamo in Italia!
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