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  • Day 30

    Steile Wege: San Sebastián - Hermigua

    May 6, 2019 in Spain ⋅ ☀️ 18 °C

    Trotz Ohrstöpsel, weil noch etwas länger Lärm von draußen rein kam, haben wir gut geschlafen - für unsere Verhältnisse. Nach dem Aufstehen ging es in das Erdgeschoß von dem Hotel. Dort gab es ein Frühstücksbuffet. Gute Auswahl, Qualität war okay.

    Danach zogen wir los und wie gestern Abend noch abgesprochen, wollen wir mit dem Bus eine lange Station in die Berge fahren und uns so 1000 m Aufstieg ersparen. Aber zuerst ein Souvenir gekauft - Kühlschrankmagnet. Von jeder Insel haben wir jetzt einen und für meine liebe Schwester bringen wir auch von jeder Insel einen mit. Dann noch kurz den "Torre del Conde" - ein alter Wachturm - angesehen. Danach gingen wir zur "zentralen" Busstation und nahmen in einem doch recht großen Bus Platz. Die Fahrt zu dem ersten Busstop dauerte ca. 30 Minuten und war sehr, sehr, sehr kurvenreich und es ging nur aufwärts.

    Wir stiegen am Mirador "Dellogada de Peraza" aus. Nicht nur ein Aussichtspunkt, sondern auch Knotenpunkt von Wanderwegen und Busstation. Irgendwie war ich von der Bustour so angetickert, dass ich gleich beim Aussteigen merkte, das wird schwierig heute mit der Höhe. Und so war es auch. Sogleich sagte ich zu Olaf "Diesen Weg dort kann ich nicht gehen ...". Die Anspannung stieg und wurde durch einen kleinen Hund, der beim Mirador frei herum lief, etwas aufgelöst. Olaf freundete sich mit dem kleinen, süßen Hund an und er folgte uns dann noch ein kleines Stück. Nach etwa 10 Minuten versuchte ich den den Weg zu gehen und rechts ging es steil hinunter. Ich konnte förmlich die Kraft spüren, welche mich in den Abgrund ziehen wollte.

    Eine Weile gingen wir so weiter und die Beschaffenheit des Weges wurde etwas besser und sogar richtig gut. Eine Zeitlang dachten wir, als wir so über Wiesen gingen, wir sind in Österreich. Dann erreichten wir die Kapelle "Ermita de Nuestra Señora de las Nieves" mit herrlichen Ausblicken ins Tal und auf den Teide von Teneriffa. Wirklich wunderbar.

    Weiter ging es dann erst durch einen kleinen Wald und dann wieder an die Straße, welche immer etwas parallel von uns verlief. An einer Stelle war für Fußgänger eine Art "Gang" gebaut worden. Mit Geländer und der Fußweg aus Gitterrost. Rechts ging es steil hinunter. Das war etwas zu viel des "Guten". Laut singend (um mich abzulenken) überquerte ich diese ca. 20 Meter lange Stelle - gefühlt eine Ewigkeit. Dann kamen wir zu einem anderen anderen "Mirador Del Morro De Agando". Erneut nahm ich meine Kraft zusammen und bestieg den Wanderweg steil nach oben. Wobei es rechts und links dann steil runter ging. Plötzlich war es vorbei. Ich konnte weder vorwärts noch rückwärts gehen. Auf "allen Vieren" ließ ich mich nieder, unfähig auch nur irgend einen Schritt zu machen. Die Gedanken rotierten in meinem Kopf und die Tränen kamen mir. Nach einer Weile riss ich mich zusammen und ging zurück zum Ausgangspunkt.

    Olaf war sehr einfühlend und nahm Rücksicht. Wir gingen ein gutes Stück die Straße nach oben - natürlich. Dort erreichten wir wieder einen Mirador und wir machten eine Pause. Es war ganz ruhig zwischen uns beiden.

    Dann sagte ich, wir müssen jetzt losgehen, sonst gehe ich nicht mehr weiter. Gesagt getan. Es ging rechts auf einem Weg parallel etwas abgesetzt an der Straße weiter zu einer Kreuzung. Bis dahin gingen wir durch einen kleinen Wald. Zwar ging es rechts immer noch ziemlich steil hinunter, aber das wurde durch die Bäume etwas verdeckt.

    An der der Kreuzung würde es dann besser. Denn es ging nicht mehr nur bergauf, sondern auch bergab. Wir gingen ähnlich wie vor der Kreuzung zwar an steilen, aber sehr dicht bewachsenen Hängen entlang. Es war sehr schattig und auch sehr schön. Mal war der Weg sehr breit, dann wieder schmal. Mehrmals besprachen wir die geplante Route. Ob wir die so weiter gehen wollen oder auf der Straße. Wir wählten die von uns geplante Route und das war auch gut so. Denn die landschaftlichen Erlebnisse waren einfach ein Traum. Anders kann ich es nicht sagen. Nach dem ich mich auch wieder etwas "beruhigt" hatte, konnte ich all das Schöne im uns herum auch genießen. Alles war so grün und friedlich. Die Vögel zwitscherten, die Bienen summten. Es blühte und grünte überall. Hier und da ein kleiner Wasserfall und die Ausblicke waren der Hammer. Selten so viel grüne Schönheit gesehen.

    In der Ferne sahen wir dann auch schon unser heutiges Ziel - " Hermigua". Ein weit verzweigter und verstreuter Ort. Ein Ortskern war nicht auszumachen. Es war zwar noch entfernt, aber wir sahen auch, dass wir noch ziemlich tief hinab mussten. Und das bedeutete auch wieder ein paar Herausforderungen für mich. Aber irgendwie lief es seit dem "Vorfall" wo mir die Tränen kamen, etwas besser und so meisterten wir auch dieses letzte Stück.

    Wir gingen zu unserem Appartement und checkten ein. Erschöpft und glücklich tranken wir eine Flasche Wein, welche wir uns schon am Vorabend für das Appartement bestellt hatten. Dann duschten wir und gingen kurz in der Ort, schauten uns das kleine 400 Jahre alte Konvent mit der Kirche an, kauften in einem Supermarkt Wasser und was zu knabbern. Dann gingen wir in einem Restaurant etwas essen. Auch das war sehr lecker.

    Dann zogen wir uns in unser schönes Appartement mit den Panoramafenstern und herrlichem Bergblick zurück und genossen dort das Knabberwerk und eine zweite Flasche Weißwein aus "La Gomera".
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