• Comuna 13

    May 21, 2024 in Colombia ⋅ ☁️ 24 °C

    Heute ein hippes Viertel mit Graffitis, Breakdance und Rap Sessions, damals eins der gefährlichsten Viertel der Welt.

    Das berüchtigte Medellín Kartell hatte großen Einfluss auf die Comuna 13 und regelmäßig fanden hier Straßenschlachten zwischen dem Kartell, der Polizei oder dem Militär statt. Die Comuna 13 war ein Kriegsgebiet.

    Bis 2002 waren auch die Guerillas hier noch präsent. In einer großen Operation „Orion“ ließ der Präsident den Stadtteil mit Hubschraubern und Panzern angreifen, welche dutzende Opfer forderte, vor allem in der Zivilbevölkerung. Zahlreiche Bewohner der Stadt schwenkten weiße Bettlaken und Tücher, um eine Feuerpause einzufordern. Ohne Erfolg. Die Kämpfe hielten über vier Tage an. Heute erinnern einige der Graffitis im Stadtteil an diese schrecklichen Tage der Gewalt.

    Auch hier wurde nach den 4 Tagen ein Kopfgeld auf die Leichen der Guerilla ausgesetzt. Und so begannen die Bewohner zu verschwinden. Wenn man oben steht, hat man einen guten Blick auf die gegenüberliegenden Berge, dort wurde ein riesen Massengrab gefunden, dennoch werden immer noch Leute vermisst und die Regierung hat die Forderung weiter nach den Leichen zu suchen abgelehnt, stattdessen haben sie an der Stelle des Massengrabs eine Müllhalde hingesetzt.

    Unser Guide Jonny hat dies miterlebt. Er meint, dass die ältere Generation wie sein Vater die Operation für notwendig und gut halten. Er meint, anders wäre sie die Guerilla nicht losgeworden. Die jüngere Generation sieht das anders, sie sehen es als unnötiges Blutvergiessen.

    Auf meine Frage, ob es von den Tagen noch Hinterlassenschaften gibt, sagt Jonny dass die Regierung vor ein paar Jahren ein Team geschickt hat, dass die durchschossenen Mauerteile zerstört haben. Ihnen hat wohl nicht gefallen, dass diese in den Führungen gezeigt wurden.

    Er zeigt uns auch die unsichtbare Grenze, die es damals zwischen den unterschiedlichen Gangs gab. Heute arbeiten alle für dasselbe Kartell, also gibt es keine Kämpfe mehr. Das sagte er uns ganz nüchtern, als wäre es das normalste der Welt.

    Das ungewöhnlichste hier sind allerdings die open air Rolltreppen. Diese verbinden einen kleinen Teil der oberen Ebenen mit den unteren. Vor allem für die älteren Bewohner ein Segen, da diese die vielen Treppen und steile Hänge nicht mehr schaffen und sich sonst ein anderes Haus weiter unten suchen müssten, was viel teurer ist.

    Hier kann man sich übrigens Waschmaschinen stundenweise ausleihen, man muss sie nur zu sich schleppen 🙈😂

    Es war schon eine skurrile Erfahrung. Von dem ganzen Leid sieht man unter den bunten Graffiti und den hippen Bewohner fast nichts mehr, wenn man nicht genau hinschaut. Dann sieht man überall die Trauer und Wut verarbeitet.
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