• 213 - Hallstatt

    14 juni 2021, Oostenrijk ⋅ ☀️ 19 °C

    Hallstatt ist ein kleiner Ort mit nur 746 Einwohnern, der noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur mit dem Schiff oder zu Fuß erreicht werden konnte.

    Älteste Funde für eine Besiedlung datieren auf etwa 5000 v. Chr. Grund dafür sind die reichen natürlichen Salzvorkommen, die bereits seit Jahrtausenden abgebaut werden. 1846 wurde ein Gräberfeld hoch oben am Salzberg entdeckt. Reger Handel und der damit einhergehende Wohlstand ermöglichten die Entwicklung einer hohen Kultur, die nach den Funden im Salzberghochtal Hallstattkultur benannt wurde, von etwa 800 bis 400 v. Chr. währte und den Namen des Ortes auf der ganzen Welt bekannt machte. Die Region und der romantische Ort wurden 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

    Normalerweise kann man sich in Hallstatt kaum bewegen vor lauter Touristen. 1 Million Touristen haben sich vor Coronazeiten im Jahr durch den pittoresken Ort geschoben. Vor allem die Chinesen sind ganz verrückt nach Hallstatt. In China gibt es sogar eine originalgetreue Kopie der idyllischen Kleinstadt. Man findet „Drohnenverbotsschilder“ in deutsch, englisch und chinesisch.

    Es ist also gerade nicht die schlechteste Zeit, Hallstatt zu besuchen, chinesische Reisegruppen sind nicht zu erwarten. Es ist zwar einiges los im unteren Dorf, auf unserem Bummel durchs obere Dorf begegnen uns aber höchstens eine Handvoll Menschen.
    Unsere erste Station ist die katholische Kirche Maria Himmelfahrt, Maria am Berg. Die 1505 fertiggestellte spätgotische Kirche thront auf einem Felsen über den Dächern des Ortes. Der Turm ist der einzig erhaltene Teil einer Vorgängerkirche aus dem Jahr 1320. Die zweischiffige Hallenkirche beherbergt als kulturhistorisch bedeutendste Sehenswürdigkeit den Hallstätter Marienaltar.

    Auf dem kleinen Friedhof hinter der Kirche ist der Karner zu finden, mit dem kleinen Beinhaus, das ins 16. Jahrhundert datiert. Insgesamt 610 Totenschädel sind auf den Knochen der Verstorbenen übereinander gestapelt. Der Friedhof ist so klein, dass aus Platzgründen nach etwa 20 bis 30 Jahren die Gebeine der Verstorbenen exhumiert, gebleicht und anschließend verziert werden: Auf der Stirn stehen über Geburts- und Sterbedatum meist der Name der Person, bemalt mit dunklen Kränzen aus Eichenlaub, Efeu oder Blumen. Das Beinhaus ist auf der Welt einzigartig, da dort die Gebeine ganzer Generationen vollständig aufbewahrt werden.

    Natürlich müssen wir auch in das Museum hier in Hallstatt, einer Mischung aus Heimatmuseum und Keltenmuseum.

    Angefangen bei der Geologie über die Jungsteinzeitlichen Anfänge, den Prähistorischen Salzbergbau, natürlich die Hallstattkultur und die Kelten, die Römer in Hallstatt, Mittelalter und Neuzeit arbeitet das Museum über 7000 Jahre Geschichte von Hallstatt ab.

    Neben unfassbar gut erhaltenen uralten Funden aus dem Bergwerk, durch das Salz gut konserviert (komplettes Werkzeug aus Holz!), beeindruckt uns am meisten das, weswegen wir hier sind: die keltischen Funde der Hallstattkultur, ca. 2500 Jahre alt. Weshalb die ganze Epoche nach diesem Fundort benannt wurde, erschließt sich uns sofort.

    Ich war schier fassungslos ob des Zustandes der Exponate. Von Gold kennt man das ja, da es nicht korrodiert, aber in Hallstatt wurden keine Fürsten bestattet, daher gibt es hier nahezu keine Goldgegenstände. Aber phantastische Exponate aus Bronze, Kupfer, vielleicht auch Eisen (an den Informationen zu den Fundgegenständen könnte man noch arbeiten...) in einem unfassbaren Erhaltungszustand. Bei manchen kann man es nicht glauben, sie wirken als wären es moderne Repliken...

    Ein Großteil der Funde sind eine Dauerleihgabe des Naturhistorischen Museums Wien, erst 2002 wurde das Museum in dieser Form eingerichtet. Umso schöner, daß nun ein Großteil der Funde auch hier zu sehen ist!

    Auch spannend: wir haben das Museum und seine Schätze fast für uns alleine, uns inclusive besuchen gerade mal 4 Personen eine der bedeutendsten keltischen Sammlungen der Welt.

    Wir können gar nicht fassen, wie es hier ansonsten zur Saison in der Vor-Coronazeit zugegangen sein muß. Einige Lokale haben gar nicht geöffnet, auf den zweiten Blick erschließt sich aber der Grund: sie sind ausschließlich an der chinesischen Klientel ausgerichtet.

    Was für eine gute Entscheidung, jetzt hierherzukommen...

    2 Tage später führt uns unser Ausflug nochmal nach Hallstatt, um nachzuholen, was wir am Montag nicht mehr geschafft haben: die Salzwelten zu erkunden. Das pittoreske Städtchen lassen wir links liegen und fahren direkt mit der - unglaublich steilen - Zahnradbahn auf den Berg hoch zum "Top of Hallstatt".

    Als erstes entern wir die Aussichtsplattform, den schön spitz über den See gebauten Skywalk, um den wirklich großartigen Welterbeblick auf Hallstatt und den Hallstättersee zu genießen.
    Nach dem Skywalk unterhalb des Rudolfsturmes, der auf einen mittelalterlichen Wehrturm aus dem Ende des 13. Jahrhunderts zurückgeht, machen wir uns auf den Weg durch das Hallstätter Hochtal.

    Hier oben wurde ein ausgedehntes Gräberfeld gefunden, mittlerweile sind 1500 Gräber bekannt aus der älteren Eisenzeit (800 bis 450 v. Chr.), die nach dem Fundort als Hallstattkultur bekannt ist. Exemplarisch ist am Wegesrand ein Schaugrab angelegt, um dem Besucher einen Eindruck zu vermitteln.

    Auch eine Kapelle der heiligen Barbara gibt es hier oben, ist die Heilige doch die Schutzpatronin der Bergleute.

    Die Hallstätter Salzvorkommen am Salzberg, auf dem wir uns befinden, werden nachweislich seit 1500 v. Chr. durch Bergbau erschlossen.
    Unsere Führung durch die Salzwelten im ältesten Salzbergwerk der Welt startet - nach intensiver Prüfung unserer Impfpässe - am Kaiserin Christina Stollen und führt uns nicht nur tief in den Berg, sondern dank FFP2-Masken-Pflicht auch kurz vor den Kreislaufkollaps.

    Die Führung ist aber recht kurzweilig: wir rutschen auf Holzrutschen von Horizont zu Horizont (die verschiedenen Ebenen des Bergwerks), lernen wie das Salz vor Millionen von Jahren in den Berg kam, und wie es heute wieder rauskommt. Der spannendste Teil sind aber zweifellos die Funde inklusive einer prähistorischen Holzstiege, über diese Stiege wurde vor 2.800 Jahren das „Weiße Gold“ aus dem Berg getragen.

    Nach gut 90 min geht es mit dem Hund, der Grubenbahn, wieder ans Tageslicht. Halleluja!
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