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  • Quer durchs Land

    September 20, 2020 in Italy ⋅ 🌙 22 °C

    Heute morgen heißt es zusammenpacken auf dem Campingplatz Internazionale in Sirolo. Nicht nur für mich persönlich, sondern für alle anderen Camper und die Angestellten auch. Heute ist Schließtag des Campingplatzes für dieses Jahr!

    Früh morgens herrscht daher schon geschäftiges Treiben auf dem Campingplatz, einige wollen früh abreisen. Das stört mich - und auch meine Campingnachbarn aus Bayern - gar nicht. Im Gegenteil! Wir lassen uns Zeit und können dann später ganz in Ruhe abfahren. Gemäß meiner neuen Gewohnheit gehe ich erstmal mit meinem Kaffeebecher zum schönen Aussichtspunkt über dem Meer, genieße die Morgensonne und die Ruhe. 😊

    Ganz in Ruhe frühstücke ich dann, räume auf, packe ein. Wenn man allein ist, dauert eben alles seine Zeit. Es geht ja nur ein Handgriff nach dem anderen - das entschleunigt! Ich bekomme noch Hilfe von einem Angestellten beim Fahrrad, dann kann’s losgehen.

    Ich habe mir vorgenommen, ins Landesinnere und dann Richtung Südwesten, evtl. nach Rom und bis zur Amalfiküste zu fahren. Zunächst möchte ich mir noch ein Dörfchen in den Marken anschauen - Treia.

    Der Ort liegt wie viele Dörfer oben auf einem Hügel. Das Besondere ist hier, dass die Häuser durchgehend aus sog..... ockergelben ... Ziegeln gebaut sind und dass man wie von einem lang gezogenen Balkon weit in die Landschaft schauen kann. Eine fantastische Aussicht! Ich schlendere durch das Dorf in der Mittagshitze. Es ist Sonntag mittag, kaum jemand ist zu sehen in den Gässchen, nur wenige Menschen sind unterwegs. Treppauf, treppab, durch Minigässchen, kleine Torbögen, wie ein Labyrinth. Früher oder später lande ich immer wieder an einem der Stadttore, durch die man aus der Altstadt nach draußen gelangt.

    Dann fahre ich weiter Richtung Südwesten. Das Landesinnere ist total abwechslungsreich, es geht durch Hügelketten und Berglandschaften. Eine sehr schöne Landschaft, das hätte ich nicht erwartet! Ich fahre durch unendlich viele Tunnel, immer wieder tauchen neue Bergketten auf. Ich stelle immer wieder fest - Italien ist ein total abwechslungsreiches Land mit so verschiedenen Landschaften!

    Es kommt mir so vor, als ob der Fahrstil der Italiener sich hier etwas ändert. Sie werden ungeduldiger, hupen öfter, überschreiten die vorgegebenen Geschwindigkeiten. Überhaupt verstehe ich die Geschwindigkeitsbegrenzungen hier teilweise nicht. In Baustellen wird häufig 40 (!) km/h gefordert, das ist ja nun wirklich Schneckentempo. Die Italiener hier fahren alle deutlich schneller. Obwohl ich teilweise schon 70 km/h fahre, werde ich noch angehupt🤔. Manchmal gibt es kein Auflösungszeichen, manchmal länger keine Geschwindigkeitsangabe und dann kommt plötzlich wieder eine. Also gehe ich dazu über, « nach Gefühl » zu fahren und mich einfach in den allgemeinen Verkehrsfluss einzureihen.😉 Ich habe auf der Fahrt übrigens auch den Eindruck, dass ich die einzige Touristin weit und breit bin - kein ausländisches Kennzeichen zu sehen! Das finde ich schon erstaunlich um diese Jahreszeit...

    Ich entschließe mich, auf einem Parkplatz mit Aussicht die Nacht zu verbringen - 50 km vor Rom! Das Dörfchen, an dessen Rand der Parkplatz liegt, heißt Montipoli di Sabina und liegt auch auf einem Hügel. Die Aussicht ist tatsächlich fantastisch - ich sehe weit ins Land von meinem Stellplatz! Außer mir ist hier niemand. Zwei verlassene Wohnmobile stehen noch hier sowie ein paar abgestellte gelbe Schulbusse. Es gibt sogar Strom- und Wasseranschlüsse hier und die Möglichkeit, Abwasser zu entsorgen. Der Zustand der Infrastruktur ist allerdings fragwürdig, sieht alles recht alt und ungepflegt aus. Beim Trinkwasser bin ich vorsichtig, als ich darin einige Schwebeteilchen entdecke. Aber das macht ja alles nichts - bin autonom und habe genügend Wasser an Bord.

    Wow, ich habe diese „Terrasse“ für mich ganz alleine! 👍😃 Meinen Campingtisch stelle ich gleich mal ans “Balkongeländer” - es fühlt sich an wie in einem Nobelrestaurant, in dem man den allerbesten Platz zugewiesen bekommt. 😉 Hier gibts erstmal einen Aperitif - Aperol mit Weißwein, dazu Nüsse und Oliven. Eine wunderbare Abendstimmung! Später koche ich mir noch Spaghetti al pesto, dazu gibts frischen Tomaten-Zwiebel-Salat. Naja, ich gestehe, sehr aufwändig möchte ich dann doch nicht kochen und lieber die Stimmung draußen genießen 😊

    Mitten in der Nacht fallen die ersten Regentropfen während meiner Tour, ich höre Gewittergrummeln und sehe Blitze durch das Fliegengitter. Da wird es mir in meinem Dachzelt doch etwas ungemütlich und ich ziehe eine Etage tiefer. Habe ja die Auswahl 😉. Früh morgens wird es dann etwas laut auf dem Parkplatz. Die Busfahrer kommen und lassen gefühlt erst mal stundenlang ihre Motoren laufen. Auch andere Einwohner scheinen den Parkplatz zu nutzen. Ok, der Schlaf kommt in dieser Nacht etwas kurz...

    Die Gewitter haben sich verzogen. Über der Landschaft hängt ein “morning mist”, das sieht mystisch aus! Da ich bei dem Treiben auf dem Parkplatz keine Lust auf Frühstück habe, gönne ich mir Cappuccino, Espresso und ein italienisches Cornetto beim nahegelegenen Tabacchi. Die Preise sind unschlagbar günstig! Ein Cappuccino und Espresso in Spitzenqualität kosten zusammen 2,10 Euro mit Sitzplatz.

    Vor der Abfahrt nutze ich noch die Abwasserentleerungsstelle auf dem Parkplatz. Dazu ist notwendig, den Wagen rückwärts so zu platzieren, dass der Abwasserschlauch über dem im Boden eingelassenen Metalltrichter ist. Ich brauche dafür ohne fremde Hilfe mehrere Anläufe. 😉 Dann ist es jedoch geschafft. Ich bin froh, dass ich auch diese Herausforderung gemeistert habe! 💪
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