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  • Day 8

    Ein Highlight: Die Samaria-Schlucht

    July 14, 2021 in Greece ⋅ ☀️ 26 °C

    Mein Wecker klingelt heute um 4.50 Uhr! Die lange Wanderung durch die Samaria-Schlucht steht an. Die Schlucht zählt zu den bedeutendsten Naturdenkmälern Europas. Ich freue mich riesig, dass es klappt und bin gespannt und auch ein bisschen aufgeregt! Mit Bergstiefeln, Wanderstöcken und genügend Proviant und Wasser bin ich gut ausgestattet. Es kann losgehen!

    Die frühe Morgenstimmung ist fantastisch! Noch vor Sonnenaufgang laufe ich am Hafen entlang, der menschenleer ist. Das erste zarte Licht ist am Horizont zu sehen. Außer der Müllabfuhr, die die Überreste des vorigen Abends aus den Tavernen einsammelt, ist niemand unterwegs. Eine ruhige und zauberhafte Stimmung an einem Ort, der ab dem späten Vormittag von Touristen gefüllt wird.

    Die Ruhe ist zu Ende, als ich in den Bus der lokalen Reiseagentur einsteige - 48 Personen, wow! Die Samaria-Schlucht ist eben genauso wie Elafonisi eins der großen Highlights der Insel. Und das zu Recht, wie ich später feststelle! Unsere heutige Reiseleiterin und Wanderführerin ist Helena. Sie ist sehr sympathisch und kompetent und erklärt während der Busfahrt alle notwendigen Details für den Tag.

    Wir werden mit dem Bus nach Xiloskalos fahren, wo ich gestern war. Von dort wandern wir 1.200 Höhenmeter abwärts durch die Schlucht zum Meer in Agia Roumeli. Dort können wir baden und fahren dann mit dem Schiff nach Sougia. Es gibt keine andere Möglichkeit, die Schlucht zu durchwandern. Agia Roumeli ist nicht ans Straßennetz angebunden. Von Sougia werden wir dann von unserem Busfahrer Nikos wieder nach Chania zurückgebracht. Wow, ein ereignisreicher Tag wartet auf uns!

    Nikos fährt uns sehr sanft durch die kurvenreiche Strecke zum Ausgangspunkt der Wanderung. Davor bekommen wir noch an einer Taverne die Gelegenheit zum Frühstück. Als wir gegen 8 Uhr in Xiloskalos ankommen, freue ich mich wie ein Honigkuchenpferd😁! Das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt.

    Neben unserem Bus werden noch weitere Wanderer hergefahren, einige kommen auch individuell mit eigenen Autos. Im Gänsemarsch wandern wir den Serpentinenpfad abwärts. Normalerweise mag ich ja solche “Massenwanderungen” nicht. Die Samaria-Schlucht ist allerdings kaum anders zu erleben, auch aufgrund der Öffnung nur während der Sommermonate (Mai-Oktober) und der komplizierten An- und Abfahrt. Da die Wanderung recht lang ist (insgesamt 17 km), treffen sich die Wanderer letztendlich automatisch alle in einem ähnlichen Zeitfenster.

    Und ich empfinde es auch als nett, mit anderen Wanderern in Kontakt zu kommen. Schon auf dem ersten Kilometer nach unten treffe ich auf die Dreiergruppe Sven, Yves und Marina aus Deutschland. Sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt und haben die Schluchtwanderung ganz spontan ohne jegliches Wissen darüber (😉) gebucht. Marina ist Halbgriechin und wird im Anschluss an Kreta noch ihre Oma bei Thessaloniki besuchen.

    Der Wanderpfad nach unten ist toll - viel Schatten durch Pinien, drumherum die hohen Berge. Obwohl wir alle zusammen mit Helena gestartet sind, wandert letztlich jeder alleine den Weg. Das Einzige, auf das wir achten sollen, sind ungefähre Zeitangaben für einzelne Wanderabschnitte sowie der Treffpunkt in Agia Roumeli zwischen 16.45 und 17 Uhr. Das Schiff fährt um 17.30 Uhr ab - es zu verpassen würde bedeuten, die Nacht in dem kleinen Dörfchen zu verbringen 😉. Helena versucht, immer hinter uns zu bleiben auf der Wanderung, falls irgendwas sein sollte bzw. jemand gesundheitliche Probleme bekommt.

    Nach rund 3,5 km komme ich auf dem Schluchtgrund an und zum ersten größeren Picknickplatz. Die Infrastruktur ist übrigens sehr gut, immer wieder gibt es frisches Quellwasser, Toiletten und Abfalleimer. Bei der immensen Hitze ist es besonders wichtig, genügend Wasser zum Trinken und Erfrischen zu haben. Die kretischen Behörden möchten bestimmt auch vermeiden, laufend halb verdurstete und ausgetrocknete Touristen aus der Schlucht zu retten.

    Ab jetzt geht es in der Nähe des Flüsschens entlang. Im Winter rauscht wohl viel Wasser durch die Schlucht, jetzt reicht es zum Erfrischen. Ab und zu überquere ich auf Steinen oder auf Holzstegen den Fluss. Nach rund 7 km erreiche ich das ehemalige Dorf Samaria. Bis in die 60er Jahre war es noch bewohnt, dann wurden die Dorfbewohner evakuiert, wie ich gelesen habe. Die Samaria-Schlucht ist heute Naturschutzgebiet. Heutzutage gibt es hier neben den Häuserruinen viele Picknickbänke im Schatten der Bäume. Hier packe ich gern mein Vesper aus! 😋

    Die Schlucht ist wirklich atemberaubend - hohe und senkrechte Felswände mit unterschiedlichen Gesteinsfarben. Ich genieße die Wanderung sehr! Immer wieder treffe ich auf Sven, Yves und Marina, das ist total nett. Erstaunlich - obwohl wir uns immer wieder verlieren, da wir z.B. unterschiedlich lange Pausen machen, treffen wir uns dann irgendwo wieder. Ich bin so glücklich, dass ich diese Tour gebucht habe! Trotz der Hitze halte ich es gut aus mit viel Wasser und ausreichend Pausen im Schatten. Gegen Ende der Schlucht laufe ich durch die sog. „Eiserne Pforte“, die engste Stelle der Schlucht mit wenigen Metern zwischen den Felswänden. Beeindruckend!

    Danach treffe ich im Café wieder die drei. Marina und ich laufen gemeinsam zum Meer in Agia Roumeli - oh, wie tut das gut, sich im Meer zu erfrischen! Wir genießen es total! Die beiden Jungs kommen hinterher. Später gibts die Schiffstickets von Helena und dann legen wir ab. Die Fähre ist mittelgroß mit zwei Stockwerken - und alle Plätze sind belegt, wow!

    Wir fahren entlang an der wunderschönen Steilküste, einfach herrlich! Viele Wanderer sehen ziemlich erschöpft aus. Ja, 17 km über „Stock und Stein“ bei rund 30 Grad im Schatten hinterlassen ihre Spuren. Ich fühle mich noch ganz gut - Yves bezeichnet Marina und mich als „Powerfrauen“, da hat er recht! 💪

    Jetzt kommt noch eine lange Busfahrt durch die Berge. Gegen 20 Uhr steige ich in Chania aus und verabschiede mich von meinen drei Wanderfreunden. Schön war’s mit Euch! 12 Stunden war ich heute unterwegs - echt ein langer Ausflug! Zufrieden laufe ich in meiner Wanderausrüstung am Hafen entlang zum Hotel, hihi. Hier sind die anderen Touristen in „Ausgehkleidung“ zum Abendessen unterwegs bzw. sitzen bereits auf den Terrassen der vielen Tavernen.

    Im Hotel begrüßt mich die nette Rezeptionistin. Sie beglückwünscht mich herzlich zu meiner Leistung. Sie hätte öfter heute an mich gedacht, wie es mir wohl geht. Kürzlich sei eine 30jährige Hotelgästin auf einer Wanderung an der Südküste verstorben, weil ihr wohl das Wasser ausging und sie zusammenbrach. Man hatte sie leider nicht rechtzeitig gefunden. Das ist natürlich eine total traurige Geschichte. Jetzt verstehe ich auch besser, warum die Rezeptionistin sich solche Gedanken um mich gemacht hat. Sie schenkt mir als Belohnung eine Flasche Weißwein, den hätte ich mir jetzt verdient. Total lieb!

    Nach der wohlverdienten Dusche und einem Glas Wein auf meinem Balkon lasse ich den Abend in der hoteleigenen Taverne ausklingen. Ein wunderbarer Tag geht zu Ende!
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