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  • Day 89

    Udaipur, Indien

    May 6, 2017 in India ⋅ ☀️ 39 °C

    Nachdem wir also fast schon nicht mehr daran geglaubt hatten, saßen wir nun tatsächlich im Bus nach "Udaipur", auch die "weiße Stadt" genannt. Der Bus war komplett ausgebucht. Auch in Indien, ähnlich wie in Malaysia, gestaltet sich die Reise mit dem Bus mitunter ziemlich abenteuerlich, da die Straßenverhältnisse nicht immer die besten sind, die ein oder andere Kuh den Highway kreuzt oder nervenaufreibende Überholmanöver gestartet werden. Auch die obligatorische Essens- und Toilettenpause darf nicht fehlen, wobei einem nach dem Toilettenbesuch jeglicher Appetit vergeht.
    Nach 4,5 Stunden erreichten wir Udaipur. Die Fahrt endete jedoch nicht wie erwartet an einem Busbahnhof oder dergleichen, sondern einfach irgendwo mitten in der Stadt an einem Straßenrand. Die indischen Fahrgäste waren etwas ungeduldig und standen bereits 10 Minuten vor Ankunft mit ihrem Gepäck in der Hand im Gang des Busses. Sobald der Bus stand, drängten sich auch schon alle zur Tür hinaus. Es war bereits dunkel und kurz vor 20:00h. Auch hier wurde man von den Riksha-Fahrern erwartet, die anfangs utopische Preise aufriefen. Nach etwas Verhandlung konnten wir uns mit einem der Fahrer auf einen Preis einigen. Er selbst fuhr allerdings nicht, sondern schickte einen der jüngeren los. Manchmal scheint es, als gäbe es einen "Zuständigen", der alle anderen Fahrer koordiniert, wenn man es so nennen kann. Jedenfalls waren wir nun auf dem Weg zu unserem Guesthouse. Als wir an der Buchungsadresse angekommen waren, schien es das Haus bzw die Hausnummer aber einfach nicht zu geben. Unser Riksha-Fahrer versuchte mit seinem Telefon den Besitzer der Unterkunft zu erreichen, dieser nahm aber nicht ab. Nachdem wir die Strasse ein paar mal auf und ab gelaufen waren, hatte Lars glücklicherweise jemanden gefunden, den man nach dem Weg fragen konnte. Denn bisher war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Er winkte uns zu sich und der nette Herr meinte, sein Guesthouse hätte den gleichen Namen, wie das Guesthouse nach dem wir suchten, er habe es allerdings vor einiger Zeit umbenannt und er habe auch keine Buchung von uns erhalten. Nachdem er einen Moment überlegt hatte, fiel im plötzlich ein, dass sein Freund ebenfalls ein Guesthouse mit dem besagten Namen habe und ließ sich die Telefonnummer, die bereits unser Riksha-Fahrer versucht hatte zu erreichen, von uns zeigen. Er zeigte uns dann die eingespeicherte Nummer in seinem Handy inklusive Namen und rief seinen Freund sofort an. Und tatsächlich schien dies der Besitzer unseres Guesthouses zu sein und der Typ lief mit dem Telefon in der Hand los zu dem Haus seines Freundes, unser Riksha-Fahrer fuhr ihm nach. Nach ein paar Metern fragten wir uns allerdings, wie gut die beiden befreundet sein mussten, denn offenbar wusste der Typ nicht so genau, wo das Haus war uns ließ sich an jeder Straßengabelung von dem Mann am anderen Ende des Telefones erklären, ob wir links oder rechts abbiegen mussten. Aber wie wir bisher schon festgestellt hatten, benutzte jeder ganz gern diese Bezeichnung, da wird der Nachbar, der Shop-Besitzer nebenan, der Hotelmanager oder der Riksha-Fahrer mal schnell zum "Freund", da es so wahrscheinlich vertrauenserweckender für die Touristen wirken soll, vor allem dann, wenn jemand etwas verkaufen will. Oder aber es werden einem Fotos von Ausländern auf dem Handy gezeigt, die Freunde aus aller Welt seien. Von uns wurden mittlerweile auch schon so viele Bilder gemacht, dass der ein oder andere Tourist sicher auch in Zukunft mit unserem Foto zum Kauf von Schmuck, einer Riksha-Fahrt oder einer Tour zu einem Touristen-Hotspot überzeugt wird.
    Aber zurück zum eigentlichen Thema - wir hatten unser Guesthouse und dessen Besitzer mittlerweile gefunden und konnten unser Zimmer beziehen. (Die Adressangaben waren hier in Indien nie so genau, wie wir in den kommenden Tagen noch das ein oder andere mal feststellen mussten. Also muss man immer etwas Geduld und Zuversicht haben und vielleicht einfach mal ein paar Strassen weiter von der eigentlichen Anschrift nach dem Zielort suchen. 😉)
    Das Guesthouse wurde von einem Inder, der im Dachgeschoss des Hauses ein Architektenbüro sowie eine Architekturschule führte und dessen Eltern geführt. Er selbst war eigentlich ein ziemlich netter Typ, zeigte uns die Räumlichkeiten der Schule und war sehr darauf bedacht, unsere Kontaktnummern und Gästebucheinträge in mehrfacher Ausführung überall zu dokumentieren, für den Fall, dass es ihm für sein Business hilfreich sein könnte. Auch hier wurden wieder einmal unzählige Fotos von uns gemacht. Davon abgesehen war er aber wirklich sehr hilfsbereit, gab uns Auskunft über Sehenswürdigkeiten oder fuhr uns mit dem Auto irgendwohin. Sein Vater hingegen schien ein kleiner "Diktator" zu sein, er war sehr genau bei der Kontrolle unserer Personalien, hatte immer ein Adlerauge auf uns gerichtet und kam zur Kontrolle regelmäßig in die untere Etage des Hauses, wo sich die Gästezimmer befanden. Wir waren die einzigen Gäste. Die Mama dagegen war herzallerliebst. Sie bereitete morgens das Frühstück für uns vor, erkundigte sich immer nach unserem Wohl, machte sich Sorgen, wenn wir aus dem Haus gingen und hatte immer diesen Blick, den Mütter eben so haben. 😊
    Drei Nächte blieben wir in Udaipur. Mathilde hatte uns auch hier ein paar hilfreiche Tips gegeben und so sahen wir uns den "City Palace", verschiedene Tempel und die alte Stadtmauer mit einem höher gelegenen Aussichtspunkt, zu dem wir in der Hitze gelaufen waren, an. Wir schlenderten durch die unzähligen kleinen, engen Gassen, stöberten durch die kleinen Läden mit all ihren Gewürzen, Schmuck, Teppichen, Ledertaschen, Kleidern (wo wir am liebsten alles mitgenommen hätten), setzten uns in Cafés, tranken einen "Chai-Tea" und ließen das Treiben einfach auf uns wirken. Die Stadt wurde um drei größere Seen errichtet und auch im Umkreis der Stadt gab es weitere Seen. Damit entstand ein besonderes Flair, was wir uns bei einem Abendessen in einem der Streetfood-Restaurants an der Promenade an einem der Seen anschauten. Hier traf man sich zum essen, flanieren, Selfies machen 😁 und unterhalten. Bei unserem Besuch hatte es zu regnen und blitzen begonnen, was auch für die Inder ein kleines Highlight zu sein schien.
    Am 06.05. sollte unsere Reise weiter nach "Jodhpur" gehen. Wir hatten uns in einer der Agency's ein Busticket für einen der großen, klimatisierten Busse gebucht und am Nachmittag sollte es 15:30h los gehen. Als wir, diesmal pünktlich, 15:00h an der Agency ankamen, stand allerdings nicht der gebuchte große Reisebus zur Abfahrt bereit, sondern ein viel kleinerer. Angeblich hatte der große Bus einen technischen Defekt. Komisch nur, dass die Anzahl der Fahrgäste genau auf den kleinen Bus abgestimmt war und sich hier offenbar niemand wunderte. Auf unsere Nachfrage, dass wir doch aber etwas anderes gebucht hatten, entgegnete man uns nur mit einem Lächeln, dem üblichen Kopfwackeln und der Frage "It's okay, no!? It's okay." Naja, eigentlich war es nicht okay, aber was blieb uns anderes übrig. Wenigstens hatte der Bus die gewünschte Klimaanlage. Wir teilten uns die letzte Reihe mit zwei Jungs aus Kanada und im Endeffekt waren wir mit dem kleinen Bus sogar schneller unterwegs.
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