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  • Day 14

    Fledermaus voraus auf dem Čiro Trail

    October 23, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 20 °C

    In Mostar genießen wir einen entspannten Vormittag in einem Café. Wir beobachten bosnische Schulkinder bei ihren Pausenspielen und lassen die Eindrücke der letzten Wochen Revue passieren.

    Am Nachmittag setzen wir die Tour auf einer alten Bahntrasse, dem Čiro Trail, der bis nach Dubrovnik führt, entlang der Neretva fort. In der Stadt Capljina überholen wir einen Jogger. Als wir wenige Minuten später am Marktplatz unsere Wasservorräte auffüllen und nach W-Lan suchen, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden, holt uns der Jogger wieder ein: Vildan ist in Bosnien geboren, aber als Kind mit seiner Familie vor dem Krieg geflohen und in den Niederlanden aufgewachsen. Seit kurzem lebt er wieder in Bosnien und versucht, niederländische Touristen für das Land zu begeistern. Er fühlt sich in Bosnien sehr wohl und lädt uns ein, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Abends zeigt er uns, was die Kneipenszene von Capljina zu bieten hat ;-)

    Am nächsten Tag geht es steinig weiter: Hatte der Čiro Trail als schöne Asphaltstrecke vielversprechend begonnen, ist er nun sehr steinig. Wir haben das Gefühl, dass auf diesem Teil der Strecke lediglich die Gleise entfernt wurden und der Schotter geblieben ist. Es dauert ewig, um voranzukommen.

    Belohnt werden wir zum einen mit Blicken in das Neretvatal und einen angrenzenden See und zum anderen in den alten Eisenbahntunneln unterwegs: in der Finsternis flattern Fledermäuse durch die Luft. Direkt im ersten Tunnel entdecken wir einzelne Fledermäuse, die an der Decke hängen (Tipp zum Fledermaus finden: frische Kotspuren auf dem Boden suchen, dann nach oben gucken). In den nächsten Tunneln wird das noch bei weitem getoppt: Wir treffen auf ganze Kolonien, die dazu auch ganz aktiv um unsere Köpfe schwirren. Ein einzigartiges Erlebnis.

    Die Bahnstrecke führt durch einsame Täler und teilweise verlassene oder im Krieg zerstörte Dörfer. Sie führt durch die Föderation BiH (von katholisch/kroatischen und muslimischen Bosniern dominiert) und die Republika Srbska (von orthodox/serbischen Bosniern dominiert) - entsprechend durchqueren wir Abschnitte der ehemaligen Front und werden vor Minen rechts und links des Weges gewarnt - die Minenfelder sind zum Glück gut bekannt und ausgeschildert. Trotzdem ist es furchtbar zu sehen, dass der Krieg so viele Spuren in der gesamten Region hinterlassen hat und diese auch nach mehr als 25 Jahren noch so deutlich zu spüren sind.

    Abends zelten wir neben einer alten Brücke direkt an einem kleinen Fluss in der Republika Srbska. Am nächsten Tag begrüßt uns dort der Schäfer mit seiner Schafherde - und wir radeln weiter Richtung Dubrovnik.

    Schon von der Grenze auf ca. 400 Metern kann man das Meer sehen, etwas später auch die alten Festungsmauern und schließlich, beim Einfahren in die Stadt, die schönen Gebäude und Kirchen. Zwischen den TUIristen kommen wir uns mal wieder wie Außerirdische vor, sind in der eigentlich sehr vollen Stadt aber von den vielen freien Bänken und einer Badestelle samt Dusche direkt an der Stadtmauer angetan.
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