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  • Day 23

    Wo die wilden Tiere wohnen

    November 1, 2022 in Greece ⋅ ☀️ 23 °C

    Der Rückenwind treibt uns voran und wir erreichen kurz vor Sonnenuntergang die albanisch-griechische Grenze. Wir werden, wie bisher, quasi durchgewunken, während LKWs und Autos recht streng kontrolliert (u.a. LKW Durchleuchtung, Drogenspürhunde, ...). Außerdem finden wir es lustig, dass große EU-Schilder auf Wölfe und Bären hinweisen - auf albanischer Seite schien das nicht so wichtig zu sein.

    Kurz nach der Grenze wird es gegen 18 Uhr dämmrig und wir machen uns auf die Suche nach einem Ort zum Zelten. Das erste Dorf lassen wir links liegen, da wir nicht direkt an der Grenze zelten möchten. Doch nach dem ersten Ort kommt lange nichts und es wird dunkel. Danach sehen wir ein hell erleuchtetes Dorf in dem wir lauthals begrüßt werden - allerdings nur vom Gebell mehrerer Straßenhunde. Von den Straßenlaternen und den Hunden abgesehen wirkt es wie ausgestorben. Wir fahren also weiter und wiederum warnen uns Schilder vor "Wildlife Crossing". Es wird auf Bären und Wölfe hingewiesen. Bei der Häufigkeit der Schilder wird uns etwas mulmig - und wir entscheiden uns, lieber noch etwas zu fahren, als zu wild zu Zelten...

    Nach weiteren 15 Kilometern durch die pechschwarzen nordgriechischen Wälder, während denen uns nur zwei Autos begegnen, erreichen wir endlich ein belebtes Dorf. Ein Mann am Supermarkt empfiehlt uns ein Hotel, bei dem wir zelten können. Der Hotelbesitzer Jorgos spricht deutsch und willigt ein. Wir zelten vor dem Hotel. Auf knapp 1000 Höhenmetern ist es nachts wieder relativ kalt (unter 10 Grad). Wir sind nun zwar in Sicherheit vor den wilden Tieren, aber nachts werden wir von einem Schnaufen und Klappern geweckt. Ein Hund hat sich an unser Zelt getraut, um unsere noch davor liegenden Töpfe auszuschlecken. Die sich darin befindenden Gabeln klappern so laut, dass wir aufwachen. Der Hund schaut schuldbewusst und verzieht sich, als Elias nach draußen geht.

    Morgens kommt ein Stammtisch von Jorgos Freunden zum Kaffee vorbei und wir brechen gen Süden auf. Nach einem Bad in einem kleinen Fluss erreichen wir Kastoria, die hübsche Welthauptstadt der Pelzherstellung. Die Recherche während der Mittagspause am See bestätigt unser Gefühl: In Nordgriechenland gibt es europaweit die höchste Dichte an Braunbären. In der Regel meiden diese zwar den Menschen, aber man sollte es nicht darauf ankommen lassen ;-)

    Nach einigem Auf uns Ab bricht am Nachmittag eine Speiche an Elias' Hinterrad, weswegen wir uns entscheiden, bis zur nächsten größeren Stadt mit Fahrradwerkstatt durchzufahren. Wir erreichen Grevena bei Einbruch der Dunkelheit. Die Speiche ist schnell getauscht, es fehlt nur der Schlafplatz. Zwei Passanten auf der Straße und der Mann aus der Fahrradwerkstatt empfehlen uns den Stadtpark als möglichen Zeltplatz. Als wir ankommen ist die Polizei allerdings auch schon da und sagt ganz ohne Referendum "Ochi" und "wild camping is forbidden by Greek law". Wir entschließen uns also, weiterzufahren. Einige Kilometer hinter der Stadt soll man an einem Fluss gut zelten können.

    Wiederum fahren wir durch die Dunkelheit und werden dabei vom Gebell wilder Hunde (die uns teilweise auch einige hundert Meter hinterherrennen), Rascheln in der Böschung und Warnschildern begleitet. Das eigentliche Gebiet der Bären haben wir zum Glück bereits verlassen. Kurz vor der angepeilten Stelle erblicken wir dafür ein Wildschwein am Straßenrand, das uns aber ignoriert.

    Der Platz am Fluss erscheint uns sicher und so bauen wir unser Zelt unten im Laub auf und schlafen ohne wilde Tiere ein (Laub ist unsere große Herbst-Zelt-Entdeckung: eine Schicht unter dem Zeltboden ist weich, hält trocken und isoliert).
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