• Viele neue Freunde (und Fotos mit ihnen)

    21. maj 2023, Indonesien ⋅ ☁️ 27 °C

    Nach einer knappen Woche in Timor-Leste erreichen wir die Grenze zu Indonesien. Beide Länder teilen sich eine Insel - im Nordosten liegt Timor-Leste, die süd-westliche Hälfte gehört zu Indonesien.

    Indonesien hat mit einem neuen, klimatisierten und top-modernen Grenzterminal groß aufgefahren: Das Visum konnten wir bereits online beantragen und bezahlen und vor Ort füllen viele routinierte Beamte die Gesundheits- und Zollerklärung ebenfalls digital aus. Wir sind die einzigen Reisenden weit und breit, wodurch die breiten Straßen und die riesigen Baumonumente noch imposanter wirken.

    Wir kalibrieren unseren Wechselkurs-Kopfrechner auf indonesische Rupiah (16.000 : 1) und begrüßen die Menschen nun mit "Selamat siang". Ansonsten ist auf dieser Seite der Insel vieles sehr ähnlich. Die erste große Stadt Atambua ist trubelig und rund um den zentralen Sportplatz reihen sich gemütliche Cafés und Street-Food Stände aneinander. Grundvokabeln wie "Nasi" (= Reis) oder "Air" (= Wasser) lernen wir schnell, da hier kaum jemand Englisch spricht.

    Wir überqueren die grüne Mitte Timors und radeln an der einsamen Südküste entlang. Auch hier gibt es viele kleine Örtchen, die fließend ineinander übergehen und in denen neben einfachen, aber modernen Steinhäusern auch viele traditionelle schilfgedeckte Pfahlbauten stehen. Die einzige Touristen-Unterkunft der Gegend ist inselweit bekannt. Das Meer sieht unglaublich türkis aus, doch die starke Strömung und die Krokodilgefahr halten uns vom Schwimmen ab. Wir müssen uns noch eine Insel lang gedulden.

    Ähnlich wie in Timor-Leste sind wir auch hier ein echtes Highlight. Die Menschen rufen "Hello, Mister, Mister!", das wahlweise von "How are you?" oder "I love you!" gefolgt wird. Wenn wir anhalten, zücken immer gleich einige Menschen ihr Smartphone und wollen eifrig Fotos mit uns machen. Während uns die meisten erst schüchtern nach einem gemeinsamen Foto fragen, wenn wir ein paar Worte gewechselt haben oder in ihrem Laden etwas gekauft haben, begrüßen uns manche auch direkt mit einem lauten "Foto! Foto!". Nach dem ersten Foto wird dann oft noch ein Freund, der Großvater oder ein zunächst schüchternes Kind für weitere Aufnahmen herbeigerufen.

    Die Kunde von Besuch aus der Ferne verbreitet sich schnell und so spricht uns der lokale Journalist Wilfrid in einem Restaurant an. Er lädt uns zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Dort folgt ein traditioneller Empfang, bei dem wir in Sarongs gekleidet werden, Tee trinken und Betelnüsse kauen. (Wir erfahren erst danach, dass es sich dabei um ein leichtes, in ganz Südostasien beliebtes Rauschmittel handelt, das bei hohem Konsum erhebliche Gesundheitsprobleme mit sich bringen kann).

    Zum traditionellen Dorfleben gehört hier an vielen Stellen auch noch eine für uns ungewohnte Rollenverteilung: Den ganzen Abend sitzen wir (immerhin wir beide) mit den Männern zusammen, von denen außer dem Journalisten allerdings keiner Englisch spricht, und die sich auch nicht weiter am Gespräch beteiligen. Währenddessen wird von den Frauen fleißig gekocht und der "Tisch" gedeckt. Gegessen wird nämlich auf dem Holzboden einer der Pfahlbauten. Auch beim Essen sitzen die einheimischen Frauen leider in der zweiten Reihe.

    Für eine besonders steile Passage am nächsten Tag verladen wir unsere Räder in einen Bananenlaster. Bereits der erste LKW hält an und nimmt uns bereitwillig mit. Der Fahrer Pita ist gerade auf dem Rückweg seiner zwei-täglichen Inselrunde. Auf dem Hinweg verteilt er Waren aus der Inselhauptstadt Kupang auf der ganzen Insel, auf dem Rückweg bringt er Bananen vom Land nach Kupang zurück. Für unseren Transport Geld anzunehmen kommt für ihn nicht in Frage, stattdessen trinken wir zum Abschied noch einen Tee und knipsen natürlich ein paar Fotos.

    Der letzte Zwischenstopp vor Kupang ist wieder eine besondere Begegnung: Wir fragen an einer Kirche, ob wir dort zelten können. Eine junge Frau, die zufällig vorbeikommt, lädt uns zu sich nach Hause ein. Nita und ihr Mann Pato sind so alt wie wir und kommen von einer kleinen Nachbarinsel. Sie haben zwei Kinder und erzählen uns, dass sie bereits 10 Jahre zusammen waren, bevor sie vor kurzem geheiratet haben.

    Anders als vor zwei Tagen fühlen wir uns hier wieder mehr auf Augenhöhe - während Nita kurz noch mit dem Roller wegfährt, kocht er schon das Abendessen. Beide haben in Kupang studiert, anschließend aber keine Jobs gefunden. Nun gehört ihnen ein kleiner Betrieb mit einem angestellten Fahrer, der mit einem LKW Sand nach Kupang bringt und dort verkauft. Obwohl wir nur mittels Google Translate kommunizieren können, verbringen wir einen sehr schönen gemeinsamen Abend
    auf der Terrasse vor ihrem Haus. Dabei erfahren wir viel über ihre Heimatinsel Sawu (Begrüßungsritual: Nasenkuss, Hochzeitskleidung: aufwendige Sarongs, beliebte Süßigkeit: Sawu-Zucker aus Palmharz) und lassen den Abend mit einer Dose Bier ausklingen.
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