Eine Schifffahrt, die ist lustig
26. maj 2023, Savu Sea ⋅ 🌬 28 °C
Indonesien besteht aus mehr als 17.000 Inseln, die durch ein dichtes Netz günstiger Personenfähren miteinander verbunden sind. Die einzelnen Fähren durchqueren das Land in bis zu zwei Wochen auf unterschiedlichen Routen. Durch die unvorhersehbaren Bedingungen auf See wird der Fahrplan immer erst wenige Tage bzw. Stunden im Voraus angekündigt.
Um auf die nächste Insel Flores zu kommen, fahren wir von Kupang nur eine Nacht mit der Fähre. Die Tickets haben wir am Morgen in der Stadt gekauft. Am Hafen müssen diese noch aufwendig und händisch in Bordkarten getauscht werden. Als wir dort vier Stunden vor Abfahrt eintreffen, herrscht bereits ein reges Gewusel. Großfamilien sortieren ihr Gepäck (das oft aus schweren Pappkartons und Reissäcken besteht), sammeln und verabschieden sich. Für die etwa 1000 Passagiere stehen zwei Check-In Schalter zur Verfügung. Zum Glück ist die Schlange gut sortiert und verläuft größtenteils im Schatten. Dutzende Straßenverkäufer:innen bieten derweil Mittagessen, Reiseproviant und Wasser an. Sie laufen von Grüppchen zu Grüppchen und fragen nicht besonders aufdringlich, dafür aber sehr häufig, ob man nun eine Flasche Wasser oder eine Tüte Chips kaufen wolle.
Da es sich um eine reine Personenfähre handelt, nehmen wir die Fahrräder einfach als Gepäck mit an Bord. Wir dürfen sie neben der Eingangsklappe im Fluchtweg abstellen. Es gibt keine Haken oder Ösen, um sie zu befestigen. Wir bauen unsere Packtasche drumherum auf und hoffen, dass die See nicht zu rau wird. Uns beruhigt dabei ein wenig, dass die Schiffe seit den 80ern zuverlässig ihren Dienst tun. Sie wurden (mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit) in Papenburg gebaut und bisher ist noch keines der 24 Schiffe gesunken.
Auf den verschiedenen Decks gibt es jeweils riesige Schlafsäle, in denen sich eine Matratze an die nächste reiht. Unser Wunsch nach einem Schlafplatz ist beim Ticketkauf wohl untergegangen, denn auf unserem Ticket steht an der betreffenden Stelle bloß "n/a". Stattdessen suchen wir uns einen ruhigen Platz auf dem Außendeck, wo wir unsere Isomatten ausrollen. Die Stelle ist etwas ruhiger, weil das Deck weiter hinten abgesperrt ist: Einige Dielen sind herausgerissen und neben einem ungesicherten Haufen Bretter schleift jemand noch schnell den Boden ab.
Links und rechts neben uns haben sich ebenfalls Menschen niedergelassen und sich - meist mit einer Plastikplane - einen Schlafplatz gesichert. Überhaupt sitzt in jeder Nische, in jedem Gang und sogar im Treppenhaus ein Mensch neben dem nächsten. Die Familie neben uns ist auf dem Weg nach Kalimantan und wird die nächsten sechs Tage auf dem Außendeck verbringen. Wir hoffen für sie, dass es nicht regnet. Angenehm warm ist es jedenfalls.
Im Minutentakt kommen eifrige Verkäufer:innen vorbei und schieben sich vollbepackt durch die engen Gänge zwischen den Schlaflagern. Sie verkaufen noch einmal alle für eine Reise möglicherweise notwendigen Artikel: Reispakete ("Nasi, Nasi"), Eistee, Matten, Plastikplanen, Uhren, Brillen, Popcorn, Sitzunterlagen, Umhängetaschen... Unterbrochen wird das Treiben zwischenzeitlich vom Ruf des Muezzins, der die Muslime zum Abendgebet in die Bordmoschee ruft.
Nach einigen Durchsagen und rund 90 Minuten später als geplant verlassen die Verkäufer:innen das Schiff, die Treppe wird eingeholt, die Leinen gelöst. Es ist bereits dunkel, als wir mit einem letzten Hupen in See stechen.
Die Fahrt verläuft dann erfreulich ruhig. Kurz nach der Fahrt gibt es für alle Abendessen, welches im Ticketpreis (von 6€ pP) inbegriffen ist. Alle Passagiere stellen sich auf dem vierten Deck vor der Kantine an und holen sich ihre Ration Reis und Fisch ab. Im Innenraum ist es stickig und drinnen wie draußen wird geraucht, weshalb wir gerne wieder auf das Außendeck zurückkehren und dort eine verhältnismäßig ruhige Nacht verbringen. Bei Sonnenaufgang ruft der Muezzin wieder zum Gebet - da sind wir schon in der Hafeneinfahrt und bereit, die Rampe hinab nach Flores zu rollen.Læs mere














Rejsende
Immerhin wart Ihr nicht seekrank ;)
RejsendeSeid Ihr nicht nass geworden?