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  • Day 349

    Shangri-La: Fünf Sterne für die Harmonie

    September 23, 2023 ⋅ ☁️ 18 °C

    Die sagenhafte Himalaya-Stadt Shangri-La, ein Ort an dem Frieden und Harmonie herrschen, ist mittlerweile geflügeltes Wort und Luxus-Hotelkette zugleich. Doch gibt es diesen Ort auch für diejenigen, die nicht in 5-Sterne-Hotels absteigen möchten? Eigentlich nicht, denn der Name wurde 1931 vom britischen Autor James Hilton frei erfunden. In China gibt es Shangri-La aber trotzdem, denn dort wurde die Stadt Zhongdian vor etwa 20 Jahren kurzerhand als Shangri-La auserkoren und umbenannt.

    Das Marketing funktioniert: Wir sind neugierig und radeln auf das 3000 Meter hohe Plateau, das zugleich den Eingang nach Tibet markiert. Nach einem langen zweitägigen Anstieg landen wir plötzlich auf einer sonnigen, steppenhaften und von Pferden und Yaks beweideten Ebene. Dass wir die kulturelle Grenze zu den Tibeter:innen durchbrochen haben, erkennen wir schnell an den bunten Gebetsfahnen und Stupas am Wegesrand, an der Kleidung der Menschen und den Häusern, die, für harte Winter gewappnet, nur kleine Fenster haben und viel klotziger wirken, aber mit filigranen Verzierungen in Ocker und Weinrot bemalt sind.

    Dann rollen wir im eigentlichen Städtchen ein, dessen historischer Kern aus eleganten Holzhäusern die heile-Welt-Utopie tatsächlich verkörpern könnte. Vor allem chinesische Tourist:innen sind auf den großen gepflasterten Gassen unterwegs und suchen nach Frieden und Harmonie. Vielleicht hilft ihnen dabei die chinesische Wohlfahrtslotterie, die sich auf dem Marktplatz heute als große Glücksbringerin präsentiert.

    Auch wir melden uns zum kostenlosen Glücksspiel an und erspielen uns mit Pfeil und Bogen, Puzzle und beim Ringe werfen etwas Reiseglück. Zur Belohnung bekommen wir eine Powerbank und ein USB-Kabel - diese beiden Gegenstände hatten wir ohnehin auf unserer Einkaufsliste. Danke, liebe Lotterie.

    Hatten wir den Buddhismus in Kambodscha hinter uns gelassen, so haben wir ihn nun wieder erreicht. In der Stadt entdecken wir die ersten Mönche, die nun nicht mehr in gelben, sondern in roten Roben unterwegs sind. Wir besteigen den Klosterberg in der Stadtmitte, bestaunen die große goldene Buddha-Figur und die vielen Räucherstäbchen. Zum Abschied drehen wir noch eine Runde an dem riesigen, ebenfalls goldenen Gebetsrad, das man nur mit den vereinten Kräften von etwa zwanzig Menschen bewegen kann.

    Vielleicht bringt uns das ja die nötige Ausdauer und Energie für die nächsten Etappen. Unser Plan ist, noch etwas mehr tibetische Höhenluft zu schnuppern. Zwar kann man die Autonome Region Tibet derzeit nur mit Sondergenehmigung und einem Tourguide besuchen, doch das tibetische Hochplateau und das Siedlungsgebiet der Tibeter:innen ist deutlich größer und umfasst auch Gegenden in den Provinzen Yunnan und Sezuan, die von Ausländern ziemlich frei bereist werden können. Wir nehmen also Kurs auf Nordost - und nach oben.
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