• Dünne Luft: 7 Tage in Tibet

    29 settembre 2023, Cina ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach dem entspannten Radeln an den Flusstälern erwartet uns ein neuer Anstieg zum tibetischen Hochplateau. das auf etwa 4000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Die 1500 Höhenmeter des Anstiegs teilen wir uns auf zwei Tage auf. Der Höhe und dem damit verbundenen Sauerstoffentzug müssen wir uns schrittweise anpassen, die Faustregel ist, dass man jede Nacht maximal 500 Meter höher schlafen sollte, als in der vorherigen. Daher suchen wir uns zur Hälfte des Anstiegs einen Zeltplatz. Wir klettern in einer Serpentine über die Leitplanke und stoßen auf einen schmalen Feldweg, auf dem wir mit wunderbarem Blick aufs Tal zelten können.

    Am nächsten Morgen gehen wir die zweite Hälfte des langen Anstiegs an. Eine ältere Dame mit ihrer Enkelin, die unterwegs vor einem Nomadenzelt sitzen, geben uns heißes Wasser und Reis - von uns bekommen sie dafür Obst, das wir noch aus dem Tal dabei haben. Gegen Mittag erreichen wir den Pass, von wo es hinab zum Plateau geht. Während es in Europa in dieser Höhe schon eisig wäre, wachsen hier bis zur Höhe von ca. 3000 Metern noch Äpfel und Wein und auch auf über 4000 Metern ist kein Schnee in Sicht, stattdessen grasen Yaks gemütlich zwischen den blauen Tupfern des Enzians. Auch Mücken und Bienen sind trotz der Höhe noch unterwegs und für uns liegen die Temperaturen bei angenehmenen knapp 20 Grad am Tag und frischen 5 Grad in der Nacht.

    Die Luft ist klar und die Landschaft unendlich weit. Zwischen den runden Bergkuppen breitet sich das gelbliche Grasland aus und nur rund um die seltenen Straßenkreuzungen bilden sich kleine Dörfer, in denen sich dann alle treffen, die hier wohnen oder durchfahren. In dieser Hinsicht erinnert uns die Gegend ein wenig an das australische Outback. Die wenigen Städte wie Sumdü, Litang und Horlung sind ruhig und bieten glücklicherweise alles, was wir hier oben benötigen.

    Auch wenn das Hochplateau eher flach ist, erwarten uns einige kleinere und größere Anstiege, so dass wir in den ersten 3 Tagen gleich vier Mal einen 4500-Meter-Pass erreichen und dann wieder 500 Meter hinabradeln. Der "Rabbit Mountain" ist mit fast 4700 Metern der höchste Pass unserer Reise.

    Es ist anstrengend, doch nicht nur die Höhe, sondern auch die Landschaft raubt uns hier den Atem und führt dazu, dass wir viele (Foto-)pausen einlegen und dabei immer wieder tief durchatmen.

    Auch unserer Ausrüstung geht ein wenig die Puste aus: Rebeccas Hinterrad ist drei Tage hintereinander jeden Morgen aufs neue platt und erst beim vierten Flicken finden wir endlich den Übeltäter: Ein winziges Stück Draht hatte sich so schräg im Mantel versteckt, dass es zwar nicht ertastbar war, aber bei längerer Belastung gerade ausreichte, um den Schlauch anzupieksen. Auch Elias' Isomatte gefällt die dünne Luft wohl nicht - sie "delaminiert" und hat nun eine Beule und wird bald ersetzt.

    Doch wir Harrern den Widrigkeiten und Pitt strahlender Sonne und der magischen Landschaft kommen wir gut voran. Nach ein paar Tagen in der Höhe merken wir nichts mehr vom Sauerstoffmangel und auch die Fahrräder vertragen das Hochplateau gut.
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