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  • Dia 356

    G318: Must go in your life

    30 de setembro de 2023, China ⋅ 🌙 8 °C

    In Litang erreichen wir die Fernstraße G318, die von Shanghai bis in die tibetische Hauptstadt Lhasa und an die Grenze nach Nepal führt. Die längste Straße Chinas ist mittlerweile sehr kultig - viele Autos sind mit dem Slogan-Sticker "Must go in your life" geschmückt. Gelb-schwarzen Merchandise und Foto-Aufsteller findet man regelmäßig entlang der Straße.

    Und auch an Autos mangelt es hier diese Woche nicht: Han-Chinesen fahren ihre weißen SUVs und orangenen Jeeps durch Sezuan und Tibet spazieren. Neben dem Sticker sind sie meist mit Dachbox, Smartphone-Halterung und anderen Accessoires ausgestattet. Die Strecke nach Lhasa scheint beliebt zu sein: Besonders am Vormittag reihen sich die Autos auf der Gegenspur aneinander.

    Der Grund für diese Rallye ist der chinesische Nationalfeiertag und die damit verbundene Goldene Woche, in der das ganze Land in den Kollektivurlaub geschickt wird. Daraus resultieren - wer hätte es bei über einer Milliarde Menschen gedacht - einige Verteilungsprobleme: Unterkünfte sind entweder ausgebucht oder bieten Zimmer zum dreifachen Preis an, die Straßen sind voll und voller Stau und sämtliche Sehenswürdigkeiten überfüllt.

    An den Aussichtspunkten der G318 rollen im Minutentakt die Reisebusse ein und hunderte Menschen sammeln sich rund um die Fotopunkte, teilweise werden Pferde für ein Foto im Sattel angeboten und Quads für kurze Ausfahrten in die Graslandschaft vermietet. Lokale Spezialitäten wie Yak-Fleisch und getrocknete Pilze werden per Megafon an die Massen verkauft. Kaffee gibt es wiederum als westliches Lifestyleprodukt, aber nur zu exorbitanten Preisen: Ein Kaffee ohne Milch kostet etwa das doppelte einer großen Portion Nudelsuppe (bei der es unbegrenzt grünen Tee gratis dazu gibt).

    Auch im Trend sind Einweg-Sauerstofffläschchen, für all jene, die keine Zeit für eine ordentliche Akklimatisierung hatten, weil sie frisch aus Peking oder Shanghai eingeflogen sind. Für knapp 2 € hilft eine Flasche wohl zur kurzen Besänftigung der Höhen-Kopfschmerzen. Ein beliebtes Foto-Accessoire sind sie auch.

    Uns bereitet hingegen der Fahrstil vieler SUV-Fahrer:innen Kopfschmerzen: Es wird fleißig und waghalsig in ansteigenden Kurven trotz durchgezoger Linie überholt, Blinker werden nur selten benutzt, statt in die Spiegel zu schauen und im Zweifelsfall zu warten, wird lieber mit der Hupe auf sich aufmerksam gemacht und einfach drauflosgefahren. Wir lernen schnell, dass hier gilt: Autos, die Hupen, bremsen nicht. Besonders um die Aussichtspunkte herum kommt es daher zu vielen gefährlichen Situationen, wenn Leute acht- und blinkerlos ausparken und gleichzeitig auf der Straße acht- und rücksichtslos überholt wird.

    Schwere Unfälle sehen wir glücklicherweise nicht, aber den ein oder anderen Blechschaden sowie die Reste von Motorhauben, Blinkern und Spiegeln liegen auf der Straße. Manches Auto tritt den Nachhauseweg auf dem Abschleppwagen an - vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr noch einmal mit einer Fahrt auf der legendären G318.
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