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  • Day 3

    Teotihuacán, Ort, an dem man Gott wird

    November 11, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 19 °C

    Der Name bedeutet so viel wie "Der Ort, an dem der Mensch zu Gott wird"...

    Klingt erst mal ganz schön größenwahnsinnig, ich bin gespannt. Immerhin ist es UNESCO-Weltkulturerbe.

    Nicht mal 50 km von Mexiko-Stadt entfernt ist die archäologische Ausgrabungsstätte, über deren Bewohner bislang nichts bekannt ist, da alle Hinweise auf sie durch die Spanier vernichtet wurden, danke auch.

    Namensgeber der Fundstätte waren die Azteken, als sie um 1400 in das Gebiet einwanderten und die Ruinen entdeckten.

    Entstanden ist die gigantische Tempelanlage um 250 v. Chr., das Gebiet war aber schon um 600 v. Chr. besiedelt.
    Kaum zu glauben, dass hier vor 2000 Jahren noch alles Regenwald war... 🤨

    Vermutlich hat ein verheerender Vulkanausbruch um 200 v. Chr. der Stadt zur Blüte verholfen, als Massen von Menschen ihre Heimat verlassen mussten und hier Zuflucht fanden.

    In der Hochzeit zwischen 100 v. Chr. bis ungefähr 600 n. Chr. wohnten bis zu 200000 Menschen hier, womit sie die bedeutendste Stadt in Amerika und eine der größten Städte der Welt war.

    Und das Areal ist wirklich riesig.

    Am Anfang (oder am Ende? 🙃) der Stadt ist eine recht gut erhaltene Ecke mit einem kleinen Becken, das früher vermutlich mit Wasser gefüllt wurde, und so als Spiegel des Himmels als Observatorium diente.

    Auf den Ruinen sind 2 Vögel erkennbar, wobei der Quetzal für die Sonne steht und gen Osten ausgerichtet ist und die Eule gen Westen.

    Alle Farben hier haben eine Bedeutung. Überwiegend waren die Tempel in rot und weiß gestrichen, wobei das rot die Farbe der Götter sein soll, was dann auch die Verbindung zum Blut der dargebrachten Menschenopfer erklärt.

    Wir starten bei der Mondpyramide, mit Blick auf die Sonnenpyramide.
    Klettern über steile Stufen ist angesagt, aber es geht schneller als gedacht und der Ausblick ist es wert.

    Wieder unten fragt der Guide, ob wir uns vorstellen können, dass hinter der Pyramide ein Berg sei. Blöde Frage, natürlich nicht, das würde man doch sehen, oder? Und außer der Pyramide ist da nichts... 🤨 Auflösung folgt.

    Auf dem Weg zur Sonnenpyramide folgen wir einer gigantischen Straße und erfahren, dass das meiste der Anlage noch verdeckt ist, nur 10% sind bis jetzt freigelegt. Unter einigen bewachsenen Hügeln kann man auch Tempel oder Pyramiden erahnen.

    Es wurden viele Relikte aus Obsidian gefunden, der übrigens immer noch in der Umgebung abgebaut wird und ein gutes Exportprodukt z. B. für Waffen ist.

    Je weiter wir gehen, taucht plötzlich hinter der gerade verlassenen Mondpyramide ein riesiges Gebirge auf. Keine Ahnung, wie die Erbauer das geschafft haben, aber es ist eine genial konzipierte optische Täuschung, weil der Weg in einer Senke ist und die Berge "verschwinden".

    Apropos verschwinden: wie die Stadt untergegangen ist, kann man erahnen.
    Aus den Fundstücken wird klar, dass ein Feuer die Ursache zu sein scheint.
    Es ist aber auch erkennbar, dass die niedergebrannten Gebäude ausschließlich Politikern gehörten.

    Die Vermutung liegt nahe, dass die Stadt ihr Ende durch zu intensiven Raubbau an der Natur gefunden hat.
    Für die Expansion wurden die fruchtbaren Regenwälder massiv abgeholzt, wodurch es wahrscheinlich zu großem Ressourcenmangel in der Stadt kam.

    Anscheinend lehnte sich am Ende das Volk gegen seine Herrscher auf, was den ersten Putsch in der Aufzeichnung der Geschichte darstellen könnte.

    Noch schnell auf zwei weitere Pyramiden geklettert geht es nachmittags zurück in die Stadt, wo wir bei einem Gourmet - Markt meine kleine achtbeinige Freundin finden 😍
    Gott sei Dank wollte sie von unserer Gruppe heute keiner essen 👌

    Den restlichen Tag schlendere ich durch die Straßen und gerate wohl aus Versehen in eine Demonstration... So ganz kann man das hier bei den ganzen Polizeipfiffen aber auch nicht ausmachen 😅
    Im Ernst, die pfeifen immer, egal ob zum Verkehr oder zum Spaß.
    Aber ein netter älterer Mann hilft mir, als ich fast von einem Polizeiauto angefahren werde, das um die Kurve prescht, während die Fußgängerampel grün ist.
    Bietet mir sogar an, mich in die Parallelstraße zu begleiten, die ruhiger ist.
    So viel Freundlichkeit hatte ich dem verrufenen Mexiko-Stadt nicht erwartet 😊
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