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  • 1570 Sandnessjøen nach Polar Camp

    July 4, 2022 in Norway ⋅ 🌧 14 °C

    66° 33' – Der Polarkreis. Ich habe ihn fast erreicht. Mir fehlen noch 1,5 Minuten oder 2.775 Meter in den Norden, dann habe ich den Polarkreis überschritten. Das geht hier aber nur mit der Fähre, denn er verläuft direkt durch den Sjørfjord.

    Jetzt aber zu meinem Radltag. Laut dem gestrigen Wetterbericht sollte es heute bis ca. 15:00 Uhr sonnig und warm sein, danach war mit Regen zu rechnen. Um das schöne Wetter zu nutzen, bin ich um 07:30 Uhr gestartet, vorbei an den sieben Schwestern Richtung Nesna. Kurz nach Sandnessjøen überquere ich auf der mächtigen Helgelandbrua, einer Schrägseilbrücke, den Leirfjord. Sie ist 1065 m lang, 12 m breit und besitzt eine Durchfahrtshöhe von 45 Metern.
    Da die Etappe von Sandnessjøen Camping bis nach Nesna mit 53 km inklusive Fähre relativ kurz ist, binich bereits um 10:30 beim Fähranleger in Levang. Auf der Fahrt bis zum Fähranleger habe ich mir immer wieder überlegt, ob ich nicht doch noch von Nesna mit der nächsten Fähre nach Stokkvøgen fahren und mir hier in der Nähe eine Unterkunft für die nächsten 2, 3 Tage wegen des prognostizierten Regens suchen sollte. In Nesna angekommen musste ich feststellen, dass das Hurtigbøt nach Stokkvøgen bereits vor einer halben Stunde abgelegt hat und das nächste erst um 17:00 Uhr kommen wird. Jetzt war guter Rat teuer. Soll ich die Fähre um 17:00 Uhr nehmen und mit Sicherheit in den Regen kommen, oder soll ich hier in Nesna eine Unterkunft suchen und trocken bleiben.

    Ich versuchte es am Campingplatz. Leider gab es keine Hütte mehr und für ein Hotelzimmer wollte ich nicht 1.180 norwegische Kronen pro Nacht ausgeben. Also doch die Fähre um 17:00 Uhr. Jetzt musste noch das Unterkunftsproblem gelöst werden. Ich fand dann auf Google-Maps das Polar Camp in Hilstad, 25 km von Stokkvøgen entfernt. Das wird sicher eine nasse Anreise.

    Da jetzt alles geklärt ist und ich genügend Zeit habe, schreibe ich schon zu Mittag den ersten Teil meines Berichts und danach gehe ich Mittagessen. Wer weiß, wann ich am Polar Camp ankomme.

    Wisst ihr wie es sich anfühlt, wenn man nach gefühlt einer Ewigkeit wieder etwas Richtiges zu essen bekommt? Spaghetti Carbonara und wirklich gut. Es ist himmlisch.
    Ich sitze hier in Nesma im Restaurant 66° Nord und verbringe die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre um 17:00 Uhr mit Lesen. Um 15:30 Uhr klopfen die ersten Regentropfen an die Fenster. Der blaue Himmel ist wie weggeblasen, dunkle Wolken verbergen den Himmel, grauer Nebelschleier liegt über dem Fjord. Ich überlege, ob ich bereits meine Regenkleidung auspacken und anziehen soll oder doch noch warten. Es sind ja noch eineinhalb Stunden bis zur Abfahrt. Ich lasse es vorerst einmal bleiben. Genauso schnell wie der Regen gekommen ist, ist der Spuck auch wieder vorüber. Der Regen hat aufgehört, aber die Wolken bleiben. Vereinzelt lugt die Sonne durch Wolkenlöcher.

    Kurz vor 17:00 Uhr legt das Hurtigbøt am Kai an und pünktlich legt es auch ab. Nach 25 Minuten bin ich in Stokkvøgen. Während der Fahrt hat es wieder zu tröpfeln begonnen und der Himmel sich verfinstert. Ich ziehe mir im Wartehaus meine Regensachen an, man weiß ja nie. Jetzt aber los. Auch heute lasse ich mich auf den letzten 25 Kilometern vom Motor unterstützen. Man muss nicht länger im Regen fahren als notwendig. Das Tröpfeln geht in einen Regen über, lässt wieder nach und verstärkt sich wieder auf den letzten Kilometern. Trotzdem, die Landschaft ist überwältigend. Mir gefällt diese Stimmung. Die wolkenverhangenen Bergrücken. Die spiegelglatte Wasseroberfläche der Fjorde. Vereinzelt pflügt eine Fähre oder ein Fischerboot seine Spuren in den Fjord. Am Horizont sieht man Regenschauer niedergehen. Alles ist ruhig, manchmal überholt mich ein Auto.

    Nach gut eineinhalb Stunden bin ich angekommen. Außen nass vom Regen, innen nass vom Schweiß. Kaum habe ich eingecheckt und alles eingeräumt, stehe ich schon unter der heißen Dusche. Wie neu, gönne ich mir noch zum Abendessen Fish & Chips und ein kleines Bier.

    Da in den nächsten Tag heftiger Regen angesagt ist und ich meinen Knochen und Muskeln auch gerne etwas Ruhe gönne, bleibe ich jetzt 2 Tage hier. Ich werde faulenzen, lesen, das Wetter beobachten und danach meinen nächsten Etappen planen.
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