Satellite
Show on map
  • 1463 Polar Camp Hilstad nach Reipå

    July 7, 2022 in Norway ⋅ 🌧 11 °C

    Kurz vor Mitternacht habe ich noch einmal aus dem Fenster geschaut und ich traue meinen Augen nicht. Die Sonne wirft ihre Strahlen in den Fjord. Meine erste Mitternachtssonne. Hier ist alles ein bisschen verkehrt: zur Mitternacht steht die Sonne am Horizont, am Morgen ist sie hinter schweren Wolken versteckt und schläft wahrscheinlich.
    Aber es hilft nicht. Heute kann ich nicht im Bett bleiben, ich muss weiter. Um 08:30 Uhr verlasse ich den Campingplatz und fahre nur ein paar Kilometer bis zur Fähre nach Kilboghamn, welche mich nach Jektvik bringt. An diesem Fähranleger gibt es sogar einen kleinen Imbiss und da ich noch 30 Minuten auf die nächste Fähre warten muss, gönne ich mir ein kleines Frühstück. Sobald ich auf der Fähre bin, beginnt es schon wieder zu tröpfeln und in Jektvik regnet es. Nicht stark, aber es regnet. Ich bin froh, dass ich bereits am Campingplatz meine Regenkleidung angezogen habe. Bis zur nächsten Fähre sind es 28 Kilometer und ich rechne mit ca. 2 Stunden Fahrzeit.
    Ich schaffe es in eineinhalb Stunden. Während der Fahrt kommen mir ein paar Radlerkollegen entgegen, für mehr als ein Hei, hallo und ein Handzeichen ist heute keiner aufgelegt.
    Bei diesen Verhältnissen fahre ich fast lieber bergauf als bergab, da bergauf meine Geschwindigkeit nicht mehr als 8 – 10 km/h ist und daher die Regentropfen nicht besonders stören. Bergab aber, bei 30 km/h oder auch ein paar mehr, spürt man die Regentropfen dann doch ganz nett im Gesicht und auf den Händen. Der Verkehr ist nicht sehr stark. Nur von Zeit zu Zeit überholt dich oder kommt dir ein Pulk von Fahrzeugen, meist Motorräder und Wohnmobile, entgegen. Dann ist wieder die Fähre angekommen und alle begeben sich auf die Weiterreise. Sind die an dir vorüber, hast du die Straße wieder für dich.
    In Ågskardet steht bereits die Fähre und kaum bin oben, legt sie auch schon ab. Das Ziel, Forøy, ist in wenigen Minuten erreicht und vor mir liegen die nächsten 30 Kilometer bis zur Fähre in Vassdalsvik, welche mich weiter nach Ørnes bringt.

    Bevor ich aber weiterfahre, gehe ich noch in das Wartehäuschen, um etwas aufzutrocknen und in der Hoffnung, dass der Regen doch etwas nachlässt. Dort treffe ich einen Norweger, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs und ziemlich sauer über das Wetter ist. Er ist vollkommen durchnässt, ihm ist saukalt und er hat die Schnauze voll. Er bricht hier die Tour ab und wartet jetzt noch 3 Stunden auf den nächsten Bus nach Bodø. Da der Regen doch nicht weniger wird, begebe ich mich wohl oder übel wieder in den Regen und strample Vassdalsvik entgegen. Nach knapp 2 Stunden habe Vassdalsvik erreicht und muss jetzt fast eine Stunde auf die nächste Fähre warten. Gottseidank gibt es auch hier ein kleines Wartehäuschen, in dem ich mich ein bisschen aufwärmen kann. Trotzdem kühlt man aus und es ist nicht sehr angenehm. Die Finger sind ganz klamm und ich fröstle. Auch auf der Fähre ist es nicht viel besser.

    In Ørnes angekommen schaue ich noch beim Spar rein und kaufe mir ein paar Sachen fürs Abendessen. Das Übliche: Brot, Schinken, Bananen, Bier. Dann noch die letzten 7 Km bis zum Campingplatz. Diesmal habe ich eine 4-Bett Kabine für mich allein. Die habe ich gestern schon reserviert. Ohne diese Reservierung hätte ich heute nichts mehr bekommen.

    Ich habe jetzt nochmals meinen Tourplan geändert. Ich werde morgen mit dem Hurtigbåt nach Bodø fahren und dort übernachten. In der Nähe von Bodø befindet sich der Salttraumen, einer der größten Strudel der Welt und den möchte ich unbedingt sehen. Am Samstag fahre ich dann auf die Lofoten und hoffe, dass das Wetter, so wie prognostiziert, besser wird.
    Read more