• die gestrigen Stufen von unten
    Blick auf ReineBlick auf HamnøyaStrand bei Ramberg

    1039 Moskenes nach Leknes

    11 Temmuz 2022, Norveç ⋅ ☁️ 13 °C

    Die paar Stufen in das Bad bin ich heute nicht so locker nach unten gegangen als noch gestern. Die 1.300 Stufen haben meinen Oberschenkeln doch mehr abverlangt als ich gestern dachte. Weniger das Hinaufgehen als das Hinuntergehen.

    Da ist mir die heutige Etappe mit rund 60 km sehr gelegen gekommen. Ich konnte mir heute richtig Zeit lassen und die Fahrt genießen. Es ist einfach beeindruckend. Kaum biegst du um eine Kurve, überwältigt dich eine neue Landschaft. Du willst alle paar hundert Meter stehen bleiben, schauen und fotografieren.

    Die Tour führte mich heute von Moskenes vorbei an Reine nach Hamnøya. Alles Kleine pittoreske Fischerdörfer, die heute natürlich auch stark vom Tourismus profitieren. Ich kam an Trockengerüsten vorbei, an denen Tausende von Fischköpfen hingen. Die werden angeblich nach Nigeria exportiert und landen dort in der Fischsuppe. Aber ohne Zunge. Die werden gleich nach dem Fang von einheimischen Schülern aus den Köpfen geschnitten, gelten als Spezialität und die Schüler bessern dadurch ihr Taschengeld auf.

    Die norwegische Regierung und die Fischindustrie ist sehr erpicht darauf, die Fangquoten so zu steuern bzw. die Fangmethoden so zu regulieren, dass der Fischbestand steigt. Als in den 80-er Jahren der Fischbestand sank und damit auch die Fangquoten sanken, hat man zu drastischen Maßnahmen gegriffen. Seit damals arbeiten Behörden, Wissenschaft und Fischereiflotte Hand in Hand zum Wohle aller. Die Fischbestände werden wissenschaftlich erfasst und auf dieser Basis die Fangquoten pro Fischart festgelegt. Dass die Fangquoten von den Fischern auch eingehalten werden, dafür sorgt die norwegische Küstenwache mit laufenden, unangekündigten Kontrollen.
    Die Fischindustrie ist nach der Ölindustrie der wichtigste Industriezweig Norwegens. Ohne diesen wäre weite Teile der norwegischen Küste nicht mehr bewohnt, da in diesen Gebieten sonst kaum andere Einkommensmöglichkeiten existieren.

    Nach Hamnøya änderte sich die Landschaft überraschend. War vorher alles eng, schroff und steil, wird es jetzt weiter und flacher. In Ramberg liegt auf einmal ein weißer Sandstrand vor mir. Ein paar Verwegene wagen ein Bad, manche verweilen länger, manche sprinten nach einem kurzen Untertauchen wieder aus dem Wasser. Der Wind bläst ununterbrochen. Da beobachte ich das Geschehen lieber im Trockenen.

    Dann geht es weiter quer durchs Land nach Napp. Kurz darauf erreiche ich den Nappstraumtunnelen, meinen ersten Tunnel, der unter dem Fjord zur gegenüberliegenden Insel führt und den ich mit dem Rad durchfahren muss. Zuerst 900 m nach unten, dann wieder 900 m nach oben, darüber nur Wasser. Gottseidank gibt es auf der linken Seite eine Art Gehsteig, der von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann. Der Lärm ist beträchtlich und ich bin froh, als ich wieder im Freien angekommen bin.

    Jetzt sind es nur mehr ein paar Kilometer bis in mein Ziel, Leknes. Da war ich auch überrascht, als ich da angekommen bin. Erwartet habe ich das übliche kleine Dorf, aber Leknes dürfte ein wichtiger zentraler Ort sein. Viele Geschäfte gibt es hier, auch Restaurants und Hotels. Ich habe mich heute für einen Italiener entschieden, um meine Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Ich hoffe, meine Oberschenkel freuen sich über die Kraftnahrung.

    Jetzt werde ich noch meine Knie mit Voltadol Forte verwöhnen und dann die Füße hochlagern.
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