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  • 894 Rasttag in Melbu

    July 14, 2022 in Norway ⋅ 🌧 11 °C

    Ich sitze hier im Café Havsula und frühstücke gemütlich Kaffee und Brötchen. Kaffee heißt, das ist ein warmes Getränk, welches man sich aus einer großen Thermoskanne herunterlässt, durchsichtig und fast ohne Geschmack ist. Aber es ist heiß. Das gibt es überall. Meistens bezahlt man einmal und kann dann, sooft man will, nachholen.

    Mir gegenüber sitzen sieben ältere Einheimische und diskutieren sicher den neuesten Tratsch in der Gemeinde. Es scheint überall dasselbe zu sein: die älteren Herrn retten am Vormittag die Welt, während sich das weibliche Geschlecht ums Mittagessen kümmert.

    Ich hadere ein wenig mit mir selbst, ob es richtig war, heute einen Ruhetag einzulegen und nicht erst morgen. Der Grund, heute ist es zwar stark bewölkt, aber es regnet nicht, für morgen ist den ganzen Tag heftiger Regen angesagt. Aber mein Körper sagt mir, dass ich heute diesen Ruhetag unbedingt brauche. Schön langsam merke ich, dass diese Reise doch an meinen Kräften zerrt, körperlich als auch mental. Am meisten belastet mich das schlechte Wetter. Bei Sonnenschein läuft alles leicht von der Hand, aber wenn dann wieder 4 oder mehr Regentage hintereinander in der Wettervorhersage aufscheinen, dann ist das sehr zermürbend. Vor allem jetzt, wo es ans Ende der Reise geht und ich die Schönheiten der Landschaft gerne bei Sonnenschein, oder zumindest nur mit Bewölkung, erleben möchte. Aber ich habe es ja gewusst, aber vielleicht doch nicht in dieser Intensität wahrhaben wollen. Das ist auch das Spannende an dieser Reise, mit solchen Umständen klarzukommen und sie irgendwie zu lösen. Daher werde ich heute Ruhe geben, um neue Kräfte für die nächsten Reisetage zu sammeln.

    Außerdem habe ich für mich beschlossen, dass ich, falls es wirklich morgen stark regnet, die nächste Etappe per Bus zurücklege. Das wären rund 55 Kilometer. Am Samstag soll wieder die Sonne scheinen, perfekt für die letzte Etappe auf den Lofoten.

    Heute möchte ich euch noch ein bisschen über das Einkaufen in Norwegen erzählen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es in jeder kleineren Stadt einen Supermarkt gibt, manchmal auch mehrere. Diese haben ein meist eingeschränktes, vorwiegend norwegisches Warenangebot, ähnlich unseren Lidl- und Hofermärkten. Dazu gehören die Märkte von Rema 1000, Kiwi, Coop Prix und Coop Extra und diese sind relativ günstig. Am anderen Ende der Preisskala finden man die Märkte Meny, Coop Mega, Coop Obs und Eurospar. Diese findet man vor allem in Städten über 20.000 Einwohner und in regionalen Zentren. Hier gibt es auch internationale Spezialitäten. Dazwischen liegen noch die Sparmärkte. Diese sind aber nicht so weit verbreitet.

    Das augenfälligste in norwegischen Supermärkten ist das Fehlen von Frischfleisch- oder Käsetheken. Außer ein paar Obstsorten ist alles fein säuberlich abgepackt und vorportioniert. 10 dag von hier und 15 dag von da, ja, und von dem auch noch 5 dag und die Frage „darf es ein bisschen mehr sein“, gibt es hier nicht. Auch keine Beratung, welches Fleisch ist geeigneter für mein heutiges Menu: Nuss oder Wade, Kalb, Schwein oder doch Huhn. Es gibt auch sehr viel Vorgekochtes, das man nur mit heißem Wasser zubereitet. Wasser aufkochen, beimengen, warten, essen. Ja, und das mit den Getränken steht sowieso auf einem anderen Blatt. Selbst Fisch wird vorportioniert und in Vakuum verpackt angeboten. Außer man kauft ihn direkt beim Fischer oder fischt ihn selbst, was wahrscheinlich die meisten Norweger machen. Das klingt jetzt so, als ob es hier weniger zu kaufen gäbe. Bei weitem nicht. Nur das Einkaufserlebnis ist sicher bedeutend anders als bei uns. Ich habe auch keine entsprechenden Spezialgeschäfte gesehen, keine Metzger, Käse- Fisch oder Obstläden. Nur Bäckereien mit kleinem angeschlossenem Café. Ja, und das Brot ist auch etwas eigenartig. Es schmeckt gut, und ich habe das Gefühl, es wird nie alt oder hart. Es hat fast immer die gleiche Konsistenz. Andere Länder, andere Sitten.

    Ich jedenfalls freue mich schon wieder auf das Einkaufen zu Hause, egal ob im Supermarkt, auf der Schranne oder am Grünmarkt.

    Heute habe ich mir wieder einmal Spaghetti und Pesto gemacht. Ich brauch dringend etwas anderes als Burger und Würstchen mit Pommes Frites.

    Sonst habe ich mich heute noch einmal über die Details meiner letzten Touretappen gemacht und die täglichen Ziele genau festgesetzt. Auch die Unterkünfte sich Großteils schon gebucht. Laut Plan möchte ich am 20. Juli von Tromsø auf die letzten 8 Etappen gehen. Da bleiben glücklicherweise genügend Reservetage, um das Nordkap auf alle Fälle und eventuell auch bei Sonnenschein zu erreichen und am 1. August die MS Nordkap in Honningsvåg zu besteigen, um einen Großteil der Reise nochmals vom Schiff aus in umgekehrter Reihenfolge zu genießen.
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