• Erster Advent auf 6.119 m

    1. desember 2024, Nepal ⋅ ☀️ -12 °C

    An Schlaf ist kaum zu denken, als wir um 18 Uhr mit all unseren Klamotten in die Schlafsäcke kriechen. Es ist viel zu kalt und wir sind viel zu aufgeregt, denn bald geht es los, hinauf in unser bisher höchstes Abenteuer, dem Gipfel des Lobuche East auf 6119 m.
    Es ist alles bestens vorbereitet, der Rucksack ist gepackt, wir sind gut akklimatisiert, bisher gesund und vom Camp-Koch mit übermäßig viel Essen und Trinken versorgt worden.
    Am Vortag haben wir noch schnell eine Einweisung in das Steigen mit Steigklemme und ins Abseilen bekommen.

    Um 1 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist es sternenklar und windstill. Gut, dass es endlich los geht, zum Schlafen ist es eh zu kalt.
    Das Frühstück geht um die Uhrzeit nur schwer runter. Um 1:30 Uhr laufen wir los, hinein in die finstere Nacht. Ab jetzt sind es noch 4 h bis zum Sonnenaufgang.
    Wir folgen den Lichtkegeln unserer Stirnlampen über vom Gletscher abgeschliffene Felsbrocken. Trotz den ca. -15/-20 Grad sind erstaunlicherweise nur die Zehen kalt.
    Nach einer Stunde kommen die ersten „Fixseile“. Auch wenn es heißt, dass sie angeblich jedes Jahr ausgetauscht werden, können wir das nicht ganz glauben. Zuhause würde man solche Seile maximal noch als Deko verwenden, aber ganz bestimmt nicht zur Sicherung im alpinen Gelände. Naja, wir kommen nicht drum herum diesen Seilen einfach zu vertrauen.
    Nach 2,5 h wechseln wir unsere Ausrüstung und ziehen uns Gurt und Steigeisen an und holen die Eispickel raus. Ab jetzt geht es in der Seilschaft weiter. Der Weg schlängelt sich über steile Eispassagen und wir sind froh über unsere Steigklemmen. Gut, dass die Sonne noch nicht draußen ist, sonst hätten wir gesehen, wie lange und steil es noch ist. So trotten wir langsam unserem Guide hinterher. Jeder kämpft selbstständig an den Umschlagpunkten mit den dicken Handschuhen die eigene Sicherung ins nächste Seil einzuhängen.

    Endlich wird es langsam heller. Wir können die Taschenlampen ausmachen und sehen direkt vor uns den Gipfel. Die Luft ist dünn, aber Kraft und Wille sind noch genügend vorhanden.
    Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den Gipfel und strahlen vor Freude. Was für eine Abenteuer! Das Erscheinen der riesigen Berge aus der Dunkelheit ist ein magischer Moment. Der Übergang von Nacht zum Tag hat in den Bergen noch einmal eine eigene und besondere Stimmung.

    Aber noch ist es nicht zu Ende. Wir müssen auch wieder sicher runter kommen. Es braucht ein paar Meter, um den Steigeisen auch bergab zu vertrauen, danach geht alles recht zügig.

    Schon vor unserem Urlaub haben wir diesem Tag entgegen gefiebert. Was erwartet uns wohl? Nachdem wir die Kälte und die unendlichen Eismassen im Everestgebiet gesehen und gefühlt haben, waren wir plötzlich nicht mehr so mutig. Das bis zum Ende alles so reibungslos funktioniert hat ist ein Wunder.
    Zurück im Highcamp schauen wir zurück auf den Gipfel. Das war ein besonderer erster Advent. Wir sind stolz und glücklich.
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