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  • Day 150–152

    Per Anhalter in den Iran

    December 13, 2023 in Iran ⋅ ☁️ 7 °C

    Die Grenze zum Iran erreichen wir im LKW mit dem netten Hamed, von dem wir das erste Wort auf Farsi lernen: Berf. Das heißt Schnee.
    Davon begegnen wir auf dem Weg über den 3600m hohen Pass auch richtig viel.

    Und dann rollen wir auf die Grenze zu. Im Duty-free-Shop gönnen wir uns noch ein kleines Bitburger und Jens ist auf der anderen Seite dann ein wenig betrunken. Allerdings nicht vom Bier.
    Die mit so viel Freude und vielen Euros gekaufte „Inge“, die wir in Eriwan (s. Eriwan ;-)) erstanden haben, haben wir schlicht vergessen. Doch der iranische Grenzbeamte findet das gar nicht witzig und Jens muss den guten Cognac ins Klo schütten. Und was macht der Verrückte? Er schüttet einen Teil unter Aufsicht des Grenzbeamten (der hinter der Klotür steht) in sich hinein.

    Per Anhalter, bzw. wie sich herausgestellt mit dem Taxi, erreichen wir Hadishahr, von wo wir eigentlich den Bus nehmen wollen und uns dann doch noch ein Taxi mit zwei Japaner:innen teilen, um nicht zu spät in Täbriz anzukommen.

    Bereits bei unserem ersten Stopp beim Warten auf den Bus lernen wir die iranische Gastfreundschaft kennen: Ein Herr hatte uns bei der Ankunft am Busbahnhof geholfen und kam kurze Zeit später mit zwei Freundinnen und Limos und Gebäck zurück, um uns gebührend im Iran willkommen zu heißen.
    Sie schießen jede Menge Selfies und Fotos mit uns, als wären wir Stars (das wird uns ab jetzt begleiten) und sind kurze Zeit später wieder weg.

    Die ersten Schritte im Iran bin ich definitiv überfordert. Ich bin total unsicher und wahrscheinlich leide ich einfach an einem Kulturschock. Alles erscheint mir so fremd. So undurchsichtig. Und erst später werde ich verstehen, warum.
    Denn die Menschen hier lächeln, freuen sich, starren uns an, heißen uns willkommen, schenken uns Souvenirs, laden uns ein, wollen wissen, woher wir kommen und sind alle so fröhlich.

    Doch im Hintergrund steht etwas anderes. An das man schwer rankommt: Die riesige Angst vor den Repressionen dieser brutalen Regierung und die Frustration über die erneut gescheiterte Revolution und die Jahrzehnte andauernden Sanktionen.

    Es ist beeindruckend, in welchem Zwiespalt die Gesellschaft lebt. Die Freude ist genauso ernst wie die Angst.
    Mich persönlich überfordert es und bedrückt mich sehr.
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