• Konya flasht

    I går, Tyrkiet ⋅ 🌙 19 °C

    Die erste Hälfte unserer Reise ist vorbei. Wir verlassen die Küste und fahren über Konya ins Landesinnere nach Kappadokien. Hoch hinaus geht es in die Bergwelt. Kahle, baumlose Bergspitzen starren uns entgegen. Die Vegetation verändert sich völlig und das Thermometer zeigt plötzlich nur noch 20 Grad an. Ein kleiner Temperatursturz von 15 Grad. Gestern noch geschimpft über Hitze und vor allen Dingen Schwüle, meckere ich nun, dass es kalt ist. Nie kann es recht sein. Aber so kalt ist es nicht. Es ist herrlich angenehm und der erste Tag, an dem ich überhaupt nicht schwitzen muss. Allerdings wird es am Abend deutlich kühl und wir verschwinden gerne im Hotelzimmer. Während unserer Fahrt entdecken wir imposante kleine Bergformationen, halten an und machen eine kleine Wanderung. Die Vorfreude auf die Felsen in Kappadokien ist geweckt. Interessante Insekten leben hier. Die Ausblicke sind schön. Schließlich erreichen wir Konya. Eine große Stadt, die klein und gemütlich wirkt. Keine riesigen Hochhausblocks. Wir fahren in die Innenstadt, parken das Auto am Hotel und besuchen das Mevlana Museum. Bei Museum hat jetzt jeder eine bestimmte Vorstellung, was ihn erwartet. Ich auch. Nein, kein Ausstellungsraum, sondern eine traumhaft schöne Moschee. Der Prophet Mevlana ruht hier. Somit ist der Ort ein Pilgerort und entsprechend voll. Nicht angefüllt mit Touristen aus dem Ausland, sondern mit Besuchern aus der Türkei. Ausländische Touristen verirren sich nicht hierher. Der Grabraum mit dem Sarg ist wunderschön gestaltet und beeindruckt. Die Farben sind unglaublich intensiv. Umgeben ist die Moschee von kleinen Kuppelräumen, wie wir sie von Istanbul bereits kennen. In anderen Räumen befinden sich ebenfalls Särge von wichtigen Persönlichkeiten. Wir umrunden die Moschee mehrfach, beobachten die Männer beim Waschen der Füße und beim Trinken des Wassers.
    Schließlich reißen wir uns los von diesem Ort, der eine besondere Anziehungskraft ausübt. Über eine sehr schöne, neu gestaltete Fußgängerzone geht es in den Basar. Er ist viel ursprünglicher als der aufgeräumte, saubere Touristenbasar in Istanbul. Souvenirs sucht man hier vergeblich. Es gibt alles, was man zum Leben braucht. Es ist aber auch kein Basar, bei dem man vor lauter Begeisterung, Eindrücken und Gerüchen nicht weiß, wo man hinsehen soll. Er zeigt uns das geruhsame, türkische Leben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Einige Straßen mit Kleidern, dann Schuhen, Goldschmuck, Haushaltsartikel und weiter außerhalb kommen Handwerkszeug und kleine Handwerksbetriebe. Dort ist es besonders schön. Es klopft, hämmert, werkelt. Über den Fleisch- und Obstmarkt kommen wir zu Tee und Gewürzen. Hier duftet es herrlich und wir stellen fest, dass wir Hunger haben. Dort, wo die meisten Einheimischen sitzen, schmeckt es. Wir ergattern den letzten Tisch und es gibt Köfte. Nebenan ist eine gemütliche Teestube. Natürlich gibt es vorneweg Fladenbrot mit Ayran und Bohnen-Eier-Salat. Moritz fällt das Ei auf den Tisch. Kommt vor. Wir essen und ich bemerke, dass ich die ganze Zeit beobachtet werde, von dem Mann, der hinter Moritz sitzt. Ein komischer Typ. Ist das unangenehm. Und zu welchem Zweck? Alle Wertgegenstände sind gut verstaut. Dennoch entscheiden wir uns, recht schnell zu zahlen. Während ich mit der Kreditkarte zahle, bemerke ich gar nicht wirklich, was passiert. Allerdings fällt mir auf, dass das Ei nicht mehr auf dem Tisch liegt und Moritz bereits Tränen lacht. Wir gehen und Moritz berichtet. Der Typ hing schon geraume Zeit auf der Stuhllehne unseres Tisches. Als ich zahle, greift er blitzschnell auf den Tisch, schnappt sich das Ei mit Daumen und Zeigefinger, sieht es kurz an und isst es auf. Er hatte die ganze Zeit das Ei im Visier. Sonst nichts. Erschreckend, er hatte offenbar Hunger. Er hätte gerne den gesamten Bohnensalat haben können. Die Art wie Moritz berichtet führt auch bei mir zu einem Lachkoller. Selbst jetzt beim Schreiben muss ich bei der bloßen Vorstellung schon wieder Tränen lachen. Dabei gibt es absolut überhaupt nichts zu lachen. Die ganze Situation ist eigentlich nur traurig.
    Ich hatte von Konya nicht viel erwartet. Es war ein Zwischenstopp mit zwei Museen. Einen so authentischen, türkischen Basar zu entdecken und diese wunderschöne Moschee bestaunen zu dürfen, haben wir nicht erwartet. Wir sind geflasht. Konya ist definitiv eine Reise wert.
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