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- Tag 12
- Dienstag, 17. Juni 2025 um 13:59
- ☀️ 20 °C
- Höhe über NN: 1.346 m
TürkeiDerinkuyu İlçe Merkezi38°22’27” N 34°44’7” E
Derinkuyu - unterirdische Stadt

Die unterirdische Stadt Derinkuyu ist die tiefste und wohl eine der beeindruckendsten unterirdischen Städte in Kappadokien. Sie erstreckt sich in einem völlig irren Tunnel- und Höhlensystem über mehr als 55m in die Tiefe und umfasst acht Stockwerke. Derinkuyu konnte bis zu 20.000 Menschen Schutz bieten und verfügte über alles Notwendige für eine lange Zeit im Untergrund – inklusive Kirchen, Schulen, Lagerhallen und sogar Ställen für Tiere. Besonders sind die mehr als 15.000 85m tiefen, ausgeklügelten Lüftungs- und Bewässerungsschächte, die dafür sorgten, dass die Menschen in der unterirdischen Stadt Schutz vor Verfolgung suchen konnten. Kein Wunder, dass Derinkuyu übersetzt „tiefer Brunnen“ heißt. Eine Belagerung bedeutete jedoch kein Tageslicht über lange Zeit, kleine Schlafhöhlen, Wohnbereiche und schmale, niedrige Gänge, die sich durch die unterirdische Stadt ziehen. Eine klaustrophobisch-gruselige Vorstellung.
Beeindruckend ist im siebten Stockwerk die sogenannte „Kleeblatt-Kirche“, die 25m breit und 3m hoch ist. Es ist sehr imposant, die verwinkelten Tunnel, geheimen Gänge und gut erhaltenen Räume, die einst als Wohnungen, Kirchen, Lager und Ställe dienten, zu erkunden. Das Gefühl, durch diese unterirdischen Labyrinthe zu wandern, ist unbeschreiblich und lässt nur ansatzweise erahnen, wie es gewesen sein muss, in solch beeindruckenden Bauten - vor allen Dingen bei Angriff des Feindes - zu leben. Auch hier gibt es die charakteristischen Rollsteintüren, mit denen die Gänge verschlossen werden konnten. Es ist faszinierend, sich vorzustellen, dass hier Tausende von Menschen während Angriffszeiten für Wochen oder Monate gelebt haben. Aber ein Vergnügen war dieses Leben nicht. Wir sind nun wahrlich nicht korpulent und dennoch sind die Gänge oft gerade mal so breit wie meine Schultern. Für breite Menschen wird es mehr als eng. In einigen Gängen ist es eine Wohltat sich kurzzeitig zu recken und den Rücken durchzustrecken. In den meisten Gängen geht es aber nur in stark gebückter Haltung vorwärts. Ständig muss man auf seinen Kopf achten, auf den Untergrund, damit man nicht stolpert und die Gangbreite, damit man überhaupt durchkommt. Wir haben immer wieder Glück und sind ganz alleine. Dieses Gefühl in der Tiefe zu sein und die Stille - das ist unglaublich. Wir erkunden viele kleine Kammern und Tunnel, in denen es keine Beleuchtung mehr gibt und sich sonst auch niemand hin verirrt. Diese sind besonders spannend. Doch leider kriechen immer wieder ganze Busladungen durch die Gänge. Da mich die unterirdische Stadt ohnehin an einen Ameisenhügel erinnert, kriecht die Busladung wie Arbeitsameisen hindurch. Mit dem kleinen Unterschied, dass Ameisen leise sind. Diese Ameisen müssen aber Gruppenfotos machen und der Guide beschallt die Gänge mit seinem Vortrag. Wir warten lange in einer der Nischen, bis die gut 60 Ameisen an uns vorbeigetrottet sind. Erst dann können wir selbst weiter kriechen. Das sind die Momente, in denen dieser außergewöhnliche Ort seine besondere Atmosphäre verliert. Schade. Aber wenn wir wieder in kleine, tiefe Tunnel kriechen, und die Stille uns umgibt, ist es ein unglaublich beeindruckender Ort.Weiterlesen