• Wind and Clearwater Cave

    August 15 in Malaysia ⋅ ☁️ 24 °C

    Es war eine angenehme Nacht umgeben von herrlichen Tiergeräuschen. Als ich am Morgen aufwache, ist sofort klar, dass mein Gesundheitszustand nicht passt. Obwohl ich hin und her überlege, was zu tun ist, weiß ich es genau. Ich werde Mulu abbrechen und nach Kota Kinabalu ins Krankenhaus fliegen. Nie hat man irgendetwas und ausgerechnet jetzt und hier. Bevor Moritz zur Höhlentour aufbricht, telefoniere ich mit verschiedenen Kliniken und vereinbare einen Termin. Dann trennen sich unsere Wege. Moritz bleibt im Dschungel. Was soll er in einem blöden KH? Ich benötige ein Flugticket und muss zum Flughafen. Doch bei genau 3 Flügen am Tag, also 3 Landungen und 3 Starts, gibt es nur zu bestimmten Zeiten ein Taxi. Also muss ich laufen. Ich habe Glück und bekomme einen Flug. Als ich klar mache, dass nur mein Ticket storniert wird und Moritz regulär fliegt, heißt es plötzlich, dass mein Ticket einfach auf heute umgebucht werden kann. Keine Kosten. Ein wenig Freude kommt auf. Moritz ist für morgen eingecheckt und ich kann ihm noch die Bordkarte hinlegen. Doch auch für den Rückweg gibt es natürlich kein Taxi. Ich werde auf einem Motorrad mitgenommen. Jetzt muss ich Gas geben. Alles muss umgepackt werden. Schließlich braucht jetzt jeder alles. Dabei hatte ich alles so schön verteilt, um einen der Koffer gerade gar nicht verwenden zu müssen. Geld, Unterlagen, Pass, Instruktionen… alles richte ich noch schnell hin, bevor ich zum Flughafen muss. Ich könnte heulen. Ich sehe Hornbills und kann mich gar nicht daran freuen, Ich hatte mich so auf heute Nachmittag gefreut, um wieder kleine Tierchen zu suchen. Ich gebe das Gepäck auf und bin die einzige am Flughafen, die man kennt. Welch traurige Berühmtheit. Als die Propellermaschine abhebt, geht es mir grausig. Den ganzen Tag denke ich daran, was Moritz wohl macht und was ich mache. Nach einem landschaftlich herrlichen Flug lande ich und bin eine halbe Stunde später bereits im KH. Auch hier weiß man, wer ich bin. Die Voruntersuchungen sind gut und bei der Hauptuntersuchung bin ich angespannt bis zur Zerreißprobe. Die Ärztin meint irgendwann, ich sei aber extrem nervös. Das helfe nicht. Es kommt insofern Entwarnung, dass wir weiter reisen können. Das klingt doch prima. Ich bin unendlich erleichtert. Ich buche mir ein Hotel, organisiere ein Taxi und erreiche meine Bleibe für eine Nacht. Allein. Nichts gegen allein. Aber wenn es anders geplant ist, ist allein nicht gut.
    Während ich alleine im staugeplagten, nach Abgasen stinkenden Kota Kinabalu über den Nachtmarkt laufe und versuche, ihn mir schön zu reden, denke ich daran, dass Moritz jetzt ebenfalls alleine bei Grillen und Froschkonzert zu Abend isst und dann zum Night Walk aufbricht. Ich überlege, was er am Nachmittag wohl für kleine Tierchen entdeckt hat. Hier wird mir so richtig bewusst, wie viel einem die Natur gibt. Was man in ihr erleben kann. Wie viel Zeit man in ihr verbringen könnte und wie wenig die Stadt, zumindest diese, zu bieten hat. Wie oft soll ich nun noch über den Nachtmarkt laufen? Ich habe alles gesehen. Mein unschöner Tag geht zu Ende. Bei Moritz beginnt er nochmals. Direkt unter meinem Zimmer findet eine Kundgebung statt. Es macht keinen Unterschied, ob ich dort stehe oder im Bett liege. Es ist ohrenbetäubend laut. Im Dschungel lauscht man den Nachttieren und genießt. Ein trauriger, einsamer Abend. Aber es musste so sein, sonst würde ich die gesamte Reise keine Ruhe mehr finden. Ruhe finde ich heute Nacht definitiv auch keine. Aber ich bin zufrieden und beruhigt. Das zählt.
    Read more